Wohl kaum ein Wahrzeichen repräsentiert Deutschland mehr auf der ganzen Welt als das sagenumwobene Schloss Neuschwanstein am Fuße der Allgäuer Alpen. Allein im Jahr 2013 wurden hier 1,5 Millionen Besucher gezählt, die tagtäglich aus aller Herren Länder anreisen – bevorzugt aus dem asiatischen Raum. Warum dessen Erbauer gerade diesen Ort wählte, kommt nicht von ungefähr. Denn das Allgäu hat landschaftlich wirklich jede Menge zu bieten. Das erkannte auch der Märchenkönig Ludwig II und streifte zu seiner Zeit regelmäßig durch die Gegend – hoch zu Ross und mitsamt seinem Gefolge. Heute zählt die Region zu einer der beliebtesten Feriendomizile und Naherholungsziele, die sich über den südlichen Teil des bayerischen Regierungsbezirks Schwaben, das äußerste südöstliche Baden-Württemberg sowie einige zu Österreich gehörende Grenzgebiete hinweg erstreckt.
Wer den Pfaden des einstigen bayerischen Königs folgen will, kann das Allgäu seit dem Juli 2014 auf einem riesigen Weitwanderwegenetz für sich entdecken, das in ganz Europa wohl seinesgleichen sucht. Gleich 33 Partnerorte haben sich unter der Federführung der Allgäu GmbH für dieses einzigartige Tourismus-Konzept zusammengeschlossen, um die gesamte landschaftliche Vielfalt auf ganz besondere Weise zu präsentieren. Seitdem können Wanderer und Bergsportler jeden Alters auf mehr als 876 km Wegstrecke und drei Hauptrouten sowohl durch sanfte Hügel-, Fluss- und Seen-Landschaften wandeln als auch in anspruchsvolle Gipfelregionen vorstoßen – vom Voralpenland bis hinauf in alpines Hochgebirge.
Eine sagenhafte Wandertrilogie in 53 Akten
Doch die „Wandertrilogie Allgäu“ will mehr sein als nur eine bloße Aneinanderreihung von Wanderwegen und einzelnen Etappen, die lieblos und ohne Bezug zur jeweiligen Region zusammengestückelt wurden. Vielmehr sollen die einzelnen Routen den Gast in verschiedene Erlebnisräume eintauchen lassen, über die er sich die Kultur, die Menschen und die Geschichte der von ihm durchwanderten Orte sozusagen Schritt für Schritt erschließen kann. „Im Dreiklang mit der Natur“ lautet denn auch der vielversprechende Claim, der sich logischerweise auf die drei Hauptrouten bezieht, die sich auf relativ engem Raum durch die drei typischen Landschaftsbilder des Allgäus bewegen. Sie tragen wohlklingende Namen wie Wiesengänger, Wasserläufer oder Himmelsstürmer und lassen schon vorab erahnen was einen beim Durchkreuzen der Landschaft später vermutlich erwarten wird.
Doch was unterscheidet dieses neue Konzept für einen Weitwanderweg von anderen, ähnlichen Angeboten dieser Art? Es ist vor allem dessen Flexibilität, die es dem Wanderer erlaubt, die einzelnen Etappen individuell zusammenzustellen und das tägliche Laufpensum an die eigene Kondition oder die persönlichen Vorlieben anzupassen. So sind die Tagesetappen für jeden halbwegs fitten „Durchschnittswanderer“ problemlos machbar und können zur Not auch mit dem Bus überbrückt werden, um so viele Eindrücke wie möglich von der Gegend sammeln zu können. Dadurch erhält man wie wohl nirgendwo sonst dieses einmalige Gefühl mit auf den Weg, dass eben genau jener das Ziel ist. Nicht die sportliche Leistung steht im Vordergrund oder das Wegschrubben von Kilometern, sondern schlichtweg das Unterwegssein und das Genießen der Natur in ihrer ganzen Vielfalt mitsamt der umfangreichen Tier- und Pflanzenwelt. Aber auch die Geschichte der einzelnen Städte, Etappenziele und Regionen spielt auf jedem zurückgelegten Kilometer eine tragende Rolle. Schrittweise erschließt man sich so unzählige Orte, um die sich jahrhundertealte Sagen und Mythen ranken. Man wandelt förmlich durch ein dreidimensionales Märchenbuch, staunt über bildgewaltige Eindrücke und lässt sich Etappe für Etappe einfach nur treiben.
Drei Landschaftstypen und ein Wahrzeichen
Die Grundlage für ein solches touristisches Unikat bringt das Allgäu dank gleich drei unmittelbar ineinander übergehender Landschaftstypen selbst mit. So verliert sich das flache und durch Seen sowie Flüsse geprägte Voralpenland langsam aber sicher in sanfte Hügel und stößt schließlich in hochalpine Regionen vor, wo man so richtig Höhenluft schnuppern kann. Dadurch ist für jeden Weit- oder Tageswanderer etwas geboten, sei es nun hinsichtlich landschaftlicher Aspekte oder in punkto sportlicher Herausforderungen. Getreu dem Motto: „Alles kann, nichts muss“ entscheidet dabei jeder selbst, wieviele Etappenziele man sich setzt und ob es eher geradeaus oder doch hoch hinaus gehen soll. In enge Zeitkorsetts gepresste Routenverläufe sucht man vergebens. Von Hütte zu Hütte eilende und übermotivierte Bergsportler ebenso.
Auch das Wahrzeichen bzw. das Wegweisersymbol der Wandertriologie greift diese drei Landschaftsbilder visuell mit auf und symbolisiert ein Steinmännchen, das für die aufeinander aufbauenden, aber dennoch unabhängig ablaufbaren Hauptrouten steht. Ein Dreigestirn, das unterwegs immer wieder in verschiedenen Formen auftaucht und dem Wanderer Orientierung bieten soll. So befindet sich bspw. an jedem Start- und Willkommensplatz ein symbolisches Steinmandel, dessen Fundament ein Findling bildet. Darauf thront der bekannte blaue Würfel des Allgäus mit dem Signet des Weitwanderwegs und darüber der Trilogieraum-Quader, der Bezug nimmt auf die Geschichte des jeweiligen Erlebnisraums. Den Abschluss bildet schließlich der Ortswürfel, der die individuelle Geschichte des Ortes visualisiert.
876 km Weitwanderwege von leicht bis anspruchsvoll
Die einzelnen Hauptrouten sind zudem mit drei verschiedenfarbigen Steinmandel-Symbolen auf bereits vorhanden Wegweisern bestender Wanderwege markiert. In Bereichen, wo sich die einzelnen Etappen überschneiden, ist es hingegen zweifarbig gehalten. Grün steht dabei für die eher leichte Wiesengänger-Route für Genusswanderer, die auf insgesamt 21 längeren Etappen durch die wunderschöne Hügellandschaft im Osten und rund 397 km von Marktoberdorf bis nach Eglofs führt. Blau steht für die etwas anspruchsvollere Wasserläufer-Route, die insgesamt 25 Etappen und 384km bereit hält und entlang von Seen, Flüssen sowie Wasserfällen von Eglofs zurück nach Marktoberdorf führt – diesmal allerdings durch einen Großteil der westlichen Regionen des Allgäus. Komplettiert wird die Trilogie durch die mit Rot markierte Himmelsstürmer-Route. Diese führt über 341km von Oberstaufen bis nach Pfronten und lässt den Wanderer auf insgesamt 24 Etappen zum Teil in hochalpine Regionen auftsteigen. Da dabei bevorzugt Höhenmeter zu überwinden sind, fallen die einzelnen Tagesetappen eher kürzer, dafür aber umso anspruchsvoller aus.
Unterwegs bieten sich vielerlei Möglichkeiten für Übernachtungen in Hotels und Pensionen jeder Kategorie. Auch Hütten oder Ferienwohnungen bieten Unterschlupf und einen Rückzugsort für all jene, die sich über mehrere Tage oder nur für ein Wochenende durch das Allgäu bewegen. Wanderer, die dabei lieber nur mit leichtem Gepäck unterwegs sein wollen, können auf dem gesamten Wandertrilogie-Wegenetz auf einen besonderen Service zurückgreifen. In diesem Umfang in Deutschland einzigartig wird nämlich ein flexibler Gepäcktransport angeboten, mit dem große Gepäckstücke (bis 20kg) für nur 10,- Euro je Etappe vom Startpunkt zum nächsten Zielort transportiert werden. Schließlich steht das Genusswandern im Vordergrund und soll der Spaß nicht durch schmerzende Glieder getrübt werden.
Wandeln im „Schlosspark“ von König Ludwig II. und weitere sehenswerte Etappenziele in Füssen, Pfronten und Halblech
Wer sich die Wandertrilogie zum Ziel setzt, kann kilometerweit und tagelang durch insgesamt 9 Themenwelten streifen. Als natürlich gesetzte Ziele dienen die 10 Portal- sowie 13 Etappenorte. Einmal unterwegs gibt es zudem unzählige Schaupunkte und noch mehr Sehenswürdigkeiten zu entdecken. Zu einer der schönsten Themenwelten zählt dabei wohl der sogenannte „Schlosspark“, der sich über das gesamte Ostallgäu erstreckt. Eine thematisch tragende Rolle spielt hier natürlich – wie kann es anders sein – der einstige bayerische König Ludwig II, der sich mit Schloss Neuschwanstein selbst ein Denkmal gesetzt hat und damit das heutige Wahrzeichen einer ganzen Region schuf. Unabhängig davon haben der Portalort Füssen sowie die Etappenorte Pfronten und Halblech aber noch weitaus mehr zu bieten. In erster Linie eine eigene, jahrhundertealte Stadt- und Handwerksgeschichte, die man entweder auf eigene Faust oder im Zuge einer unterhaltsamen Stadtführung erkunden kann.
Besonders sehenswert ist die Stadt Füssen, die seit dem 16. Jahrhundert insbesondere für ihre Lauten- und Geigenbauer in ganz Euroa bekannt ist. Mit ihrem mittelalterlichen Stadtkern, den barocken Kirchenbauten und dem über allem thronenden Hohen Schloss wird so manches Highlight geboten. Ein lohnendes Wanderziel vor den Toren der Lechstadt ist der Tegelberg (1.881m), der notfalls auch mit der Bergbahn erreicht werden kann. Von hier aus geht es über anspruchsvolle Pfade direkt hinüber nach Halblech, wo sich König Ludiwg II am Fuße eines Wasserfalls im Jahr 1850 ein „Königshäusl“ errichten ließ. Heute wird die sogenannte Kenzenhütte von drei jungen Damen bewirtschaftet und ist unter Mountainbikern und Bergwanderern gleichermaßen ein beliebtes Ziel. Und wer schon einmal da ist, der sollte auf dem Weg ins Tal unbedingt am „Wankerfleck“ eine kurze Rast einlegen und einen Blick auf das „Allgäuer Matterhorn“ werfen – dem Geiselstein (1.884m). Fehlt noch die „Mächler-Gemeinde“ Pfronten, die weltweit bekannt ist für ihre Feinmechanik-Industrie und sich als besonders „familienfreundliche Gemeinde“ auszeichnet. Davon zeugen allein 13 Themenspielplätze für Kinder und die europaweit höchste Dichte an Familienhotels wie das familotel BAVARIA. Als lohnenswertes Ziel gilt die Burgruine Falkenstein, die sich König Ludwig II. zu einem eigenen Mausoleum ausbauen lassen wollte. Ein „Luftschloss“, das aufgrund seines plötzlichen Todes allerdings nie realisiert wurde.
Wichtige Infos und Kartenmaterial zur Wandertrilogie Allgäu
Wichtige Infos und weitere Hintergründe zur Wandertrilogie Allgäu mit einer Darstellung der Strecke und den einzelnen Etappen des Fernwanderweges, allen zertifizierten Wandergastgebern an der Strecke und nützlichen Tipps enthält ein umfassendes Serviceheft, das in den jeweiligen Tourismusinfos der teilnehmenden Partnerorte kostenlos erhältlich ist. Darüber hinaus können detaillierte Wanderkarte für die einzelnen Hauptrouten käuflich erworben werden. Eine Übersichtskarte steht hier zum kostenlosen Download bereit. Weitere Infos zum Weitwanderwegenetz und den einzelnen Strecken inkl. GPS-Daten gibt’s auch in digitaler Form auf der offiziellen Seite der Wandertrilogie Allgäu.