Einmal aus eigener Kraft über die Alpen wandern und den Traumpfad von München nach Venedig zu Fuß bewältigen. Einmal auf Hannibals Spuren wandeln und die auf 550km verteilten 20.000 Höhenmeter meistern. Einmal den ersten Schritt wagen, alles hinter sich zu lassen und einfach nur loszulaufen. Was für viele ein lebenslanger Traum bleibt, ist für Barbara und Melanie nun alltägliche Wirklichkeit – mehr als 42 Tage lang. Während die einen ins Kloster gehen oder teure Spa-Hotels aufsuchen, um die innere Ruhe zu finden, wandern die beiden Frischluftmädels einfach dem Alltag davon und ihrem ganz persönlichen Abenteuer entgegen. Denn anstatt hinter dem Schreibtisch zu sitzen, sind die Beiden: Lieber draußen!
‚Wie, nur ihr zwei Mädels? Wirklich ganz bis nach Venedig?
Es gibt viele Bücher, rund 22.500 Treffer bei Google, noch mehr Dokumentationen und sogar einen eigenen Wikipedia-Eintrag über die klassischste aller Alpenüberquerungen. Demnach braucht es für die komplette Strecke rund 28 Tage, wer sie am Stück und ohne größere Unterbrechungen ablaufen will. Die beiden Mädels lassen sich aber deutlich mehr Zeit, um unterwegs den ein oder anderen Extra-Gipfel zu besteigen, auch mal einen Pausentag einlegen zu können oder sogar auf einer der zahlreichen Alpenvereinshütten zu verweilen und die eigene Arbeitskraft gegen Kost und Logis einzutauschen.
Denn Zeit spielt für die beiden Frischluftmädels aus München vorerst keine Rolle mehr. Der Weg ist das Ziel und die Zeiger auf der Uhr sind seid vergangenem Sonntag nur mehr zwei nebensächliche Symbole unserer Leistungsgesellschaft. Und aus eben dieser wollen die Beiden für ein paar Wochen entfliehen, um Kraft zu tanken, Inspirationen zu sammeln und sich neu zu sortieren. All das dokumentieren Barbara und Melanie auf ihrem ganz persönlichen Reiseblog, halten das Erlebte in Bildern fest und schreiben über Berge, Menschen, Ängste, Abenteuer und Einsichten. Einfach damit nichts vergessen wird und die Mütter sich keine Sorgen machen brauchen. Aber auch, um gerade den weiblichen Wandergefährten das nötige Selbstvertrauen zu geben, es ihnen gleich zu tun und wider allen Vorbehalten selbst einfach einmal loszuziehen.
Etappen, Gipfel und Herausforderungen – ein Überblick:
Der Weg von München nach Venedig umfasst rund 20.000 Höhenmeter, die sich auf eine Gesamtstrecke von ca. 550 km verteilen. Zahlen, die auf den ersten Blick erst einmal recht abstrakt klingen mögen. Vor allem die ersten Etappen gleichen eher einem Spaziergang als einer großen Herausforderung – geschweige denn einer Alpenüberquerung. Man wandert quasi vor der Haustüre los und scheinen die ersten Kilometer geradezu lächerlich nahe. So geht es anfangs von München über Wolfratshausen nach Bad Tölz quer durchs Alpenvorland, bis man mit der Benediktenwand einen ersten Vorboten der Alpen erreicht und sich allmählich in die höheren Regionen vorarbeitet. Wer bereits schon dort war, für den sind Birkkarspitze oder Karwendelhaus noch vertraute Begriffe und man fühlt sich eher heimisch, als auf einem FERNwanderweg unterwegs zu sein. Doch Tag für Tag werden die Ziele unbekannter und spätestens nach Durchquerung des Inntals sind Gipfel wie Glugenzer und Gschützspitze selbst für Wochenendausflügler alpinistisches Neuland.
Voralpenland: Raus aus der Millionenstadt München und hinein in das Bilderbuch-Bayern, das mit Auen, Seen und malerischen Wiesen alle Klischees erfüllt. Dennoch werden die ersten Etappen zur Herausforderung, wenn auch nicht für die Kondition, so doch für die Geduld. Ganze zwei Tage zieht sich der Weg durch die flache Voralpenlandschaft. Etappenziele: Wolfratshausen, Bad Tölz, Benediktenwand und Tutzinger Hütte.
Karwendel: Das Karwendel ist eine Gebirgsgruppe der nördlichen Kalkalpen, deren Überschreitung vorbei am Karwendelhaus über den Schlauchkarsattel und der Birkkarspitze (2749m) zu den wohl größten Herausforderungen der gesamten Tour zählt, bevor es dann weiter in Richtung Inntal geht. Etappen: Rißtal, Karwendelhaus/Birkkarspitze, Hallerangerhaus, Hall in Tirol.
Zentralalpen: Südlich des Inntals lockt der erste italienische Espresso. Hier geht es östlich davon auf die österreichisch/italienische Staatsgrenze zu. Doch der Grenzübertritt am Pfitscher Joch wird kaum auffallen, da das deutschsprachige Tirol sich bis hinunter nach Bozen und Brixen erstreckt. Vorher wird aber noch eine wunderbare Gratwanderung am Glugenzer passiert und bietet sich am Tuxer-Joch noch die Besteigung des Olperer an. Etappen: Glugenzer Hütte, Lizumer Hütte, Tuxer-Joch-Haus, Olpererhütte, Stein, Pfunders.
Nördliche Dolomiten: Mit den Dolomiten sind wir nun in den südlichen Kalkalpen angekommen. Wir kreuzen das Villnösstal mit der Geislerspitze, vorbei am Grödnerjoch bis hin zum Piz Boe und der Marmolata. Diese ist mit 3.342m der höchtste Gipfel der Dolomiten. Hier haben wir nun endgültig den deutschen Sprachraum verlassen und freuen uns um so mehr über originale Pasta und Espresso. Etappen: Lüsener Alm, Schlüter Hütte, Grödner Joch, Boe Hütte, Fedaiasee, Alleghe.
Südliche Dolomiten: Nun sind wir tatsächlich in Italien angekommen. Das Klima, so sagt man, ist in den südlichen Dolomiten deutlich milder und wird der mediterrane Einfluss spürbar. Auch wenn es sich um die letzten echten Berg-Etappen handelt, so wartet mit dem Schiara Klettersteig hier noch eine echte Herausforderung. Ist dieser über 2000m hohe Gebirgsstock überwunden, führt uns der Weg hinunter nach Belluno. Etappen: Tissihütte, Carestiatohütte, Rifugio Pian de Fontana, Schiara, Belluno
Italienisches Voralpenland und Piave-Ebene: Einst zur Alpenstadt des Jahres gewählt bietet das italienische Städtchen Belluno kulturelles Treiben. Eine Übernachtung im Hotel und eine heiße Dusche dürften hier aber wahrscheinlich das überzeugendere Argument sein. Von hier aus gilt es noch einen Höhenzug zu überwinden bis uns der Weg durch Weinberge hinunter in die Ebene führt. Und schon sind wir am Meer. Venedig erreichen wir über die Halbinsel Cavallino und nehmen am Schluss das Schiff hinüber zum Markusplatz. Etappen: Priula, Bocca Callalta, Jesolo, Venedig.