Wer die breiten Forstwege und die geschmeidigen Wiesen-Pfade verlassen und sich in die Regionen oberhalb der Baumgrenze vorwagen möchte, der wird mit einem normalen Wander- oder Trekkingschuh schnell an seine Grenzen stoßen. Weil es vor allem der Sohlenkonstruktion an Steifigkeit fehlt, die für den Kontakt mit Fels unerlässlich ist. Denn gerade aus der steifen Sohlenkonstruktion resultieren die gute Klettereigenschaften eines Bergstiefels. Neben der Steifigkeit ist es also gerade die Sohle, die einen sicheren Tritt unabhängig vom Untergrund ermöglicht. Für einen Schuh mit alpinen Genen ist es beispielsweise die Climbing-Zone im Bereich der Schuhspitze, die ein Antreten oder Anstehen auf kleinen Felspitzen und -kanten ermöglicht.
Desweiteren ist für den alpinen Einsatzbereich ein umlaufender Geröllschutz von Vorteil. Dieser schont das Obermaterial gegen Abrieb und schützt den Schuh somit langfristig vor durch scharfkantigen Fels verursachten Schäden. Wer mit dem Gedanken von Gletscherüberquerungen und leichten Hochtouren spielt, der sollte ebenfalls auf die Steigeisenfestigkeit achten. Und gerade im Kontakt mit Schnee und Eis ist auch die Wasserdichtigkeit und Atmungsaktivität essentiell, denn wer will bei einer Tour schon nasse und dadurch kalte Füße riskieren. Wer nun denkt, dass ein Bergstiefel mit den oben genannten Eigenschaften ein Vermögen kostet, der irrt gewaltig. Dass es durchaus auch erschwinglich sein kann, beweist der bayrische Traditionsschuster Hanwag. Dieser hat in seinem Repertoir ein Modell, dass all die zuvor genannten Eigenschaften in sich verreint: Den Ferrata Combi GTX. Der robuste, aber dennoch leichte Bergstiefel eignet sich vor allem für Einstieger, die in die Welt der alpinen Touren einsteigen wollen.
Ferrata Combi GTX – das verspricht der bayrische Bergschuster
Der bedingt steigeisenfeste, leichte Klettersteigstiefel ist ein zuverlässiger Begleiter im felsigen Gebirge und sorgt auch bei Schnee und Eis für einen sicheren Auftritt. Click Clamps machen eine Zweizonen-Schnürung möglich und erhöhen den Komfort. Die integrierte Vibram® Climbing II Außensohle ist durchgehend mit TPU verstärkt. Der Ferrata Combi GTX® ist seit dem Sommer 2016 auch mit einem Wide-Leisten erhältlich.
Das aF-Testurteil von Mitch: Ein leichter Bergstiefel, der gerade für Einstiger keine Wünsche offen lässt – die richtige Wahl für alpines Terrain.
Der Ferrata Combi GTX war einer der Hauptdarsteller auf der diesjährigen Hanwag Alpine Experience 2016. Zwar konnte er nicht wie geplant seine alpinen Gene auf dem Jubiläumsgrat unter Beweis stellen, aber das was der Bergstiefel in den beiden Tagen leisten musste, kann sich durchaus sehen lassen. Am ersten Tag ging es zum größten Teil in strömenden Regen durch das Reintal, während er sich am zweiten Tag in einem Wintereinbruch beweisen musste und es über schneebedeckten Fels (knöchelhoher Schnee) bis hinauf zur Zugspitze ging.
Verhältnisse dieser Art konnte der Ferrata ohne Probleme meistern, denn dank des Innenmaterials mit Gore Tex Membrane blieben die Füße zuverlässig trocken. Keiner der Teilnehmer klagte über Druckstellen oder Blasen, was für die komfortable Passform des Schuhs spricht. Der hohe, aber dennoch flexible Schaft gibt in Kombination mit der Zweizonen-Schnürung (Click-Clamps) dem Fuß zudem einen guten Halt – ohne diesen bei zu fester Bindung abzuschnüren.
Gerade die Kombination aus Schnee und nassem Fels verlangte der Sohle des Bergschuhs wirklich alles ab. Aber selbst diese schwierigen Verhältnisse waren für die rutschfeste Vibram-Sohle des Ferrata Combi GTX kein Problem – die eigene gute Trittsicherheit bei Bedingungen dieser Art natürlich vorausgesetzt. Ist diese vorhanden, dann hat man mit dem leichten Bergstiefel seine wahre Freude auf felsigem Untergrund oder gar beim Klettern, denn durch die Climbing-Zone im vorderen Sohlenbereich lassen sich kleine Kanten oder Tritte sehr gut nehmen. Die Steifigkeit der Sohle erleichtert das Antreten am Fels und in der Wand und entlastet den Fuß enorm.
Der Schuh ist überaus hochwertig verarbeitet, wie es sich für den bayrischen Bergschuster gehört. Die gezwickte Machart erlaubt zudem eine Wiederbesohlung, die direkt beim Hersteller erfolgt. Seine Robustheit verdankt der Ferrata vor allem dem festen umlaufenden Geröllschutz aus Gummi. Dieser absorbiert bei Geröll- oder Felskontakt die einwirkenden Schläge und schützt zuverlässig vor Abrieb.
Wie es sich für einen Bergstiefel der Kategorie C (nach A. Meindl) gehört, ist der Ferrata Combi GTX bedingt steigeisenfest und für die Verwendung von halbautomatischen Steigeisen (Körbchen-Steigeisen) geeignet. Dadurch kann der Bergschuh problemlos bei Gletscherquerungen oder eintägigen Hochtouren eingesetzt werden.
Das Gesamtfazit – Die Vor- und Nachteile im Überblick:
Der Ferrata Combi GTX von Hanwag ist ein wahres Multitalent unter den leichten Bergstiefeln und bietet gerade Einsteigern ein sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis. Aber auch der erfahrene Bergsteiger wird an dem robusten Leichtgewicht seine Freude haben, lässt er doch keinerlei Wünsche offen.
+ geringes Gewicht
+ elastischer Schaft
+ komfortable Zweizonen-Schnürung
+ wiederbesohlbar
+ trotz bedingter Steigeisenfestigkeit nicht zu hart
+ gute Kletter- und Tritteigenschaften auf Fels und im Schnee
+ sehr gutes Preis-Leistungsverhätlnis
– keine Nachteile
Die Details:
Besonderheiten: Gezwickte Machart, dadurch wiederbesohlbar, dauerhaft wasserdichtes und atmungsaktives GORE-TEX® Futter, Steigeisenauflage an der Ferse für halbautomatische Steigeisen, fest hochgezogener Geröllschutzrand aus Gummi, spezielle Kletterbrandsohle, Vibram® Sohle, Click Clamps für zweizonen-Schnürung
Einsatzbereich: Bergsteigen, Hochtouren, Klettersteig
Geeignet für: als Herren- und Frauen-Variante erhältlich
Obermaterial: Bergrindleder, Cordura ®, Neopren Abschluß
Innenmaterial: GORE-TEX® Laminat
Sohle: EVA Gummisohle mit PU Keil, durchgehende TPU-Verstärkung
Verschluß: Schnürung
Gewicht: ca. 1450 Gramm (das Paar; Größe 7-5,5)
Leisten: Normal fit, Wide (ab Sommer 2016)
Größen: Herren: 6-13, Damen: 3,5-9
Preis: 279,95 Euro (UVP)