Für die einen ist er der Lawinenpapst, für die anderen der Wettergott und wieder andere würden keinen 8.000er Gipfel besteigen, ohne Karl Gabl zuvor per Sateliten-Telefon konsultiert zu haben. Seit Jahrzehnten ist der Österreicher eine Institution was das globale Wetter in den Bergen angeht und gilt in der Alpinszene nicht ohne Grund als einer der renommiertesten Expeditions-Meteorologen, auf dessen Prognosen sich Extrembergsteiger wie Ines Papert, die „Huber Buam“, Simone Moro oder auch Gerlinde Kaltenbrunner weltweit verlassen. Pünktlich zu seinem 70. Geburtstag veröffentlichte der Tyrolia Verlag nun ein auto-biographisches Buch, in dem der umtriebige Tausendsassa ganz persönlich und in vielen Annekdoten aus seinem bisherigen Leben erzählt. Ein kurzweiliges Lesevergnügen mit spannenden, emotionalen und traurigen Geschichten für alle, die schon einmal vom Wetter in den Bergen überrascht oder einer Lawine entkommen sind.
Der zu den Wettergöttern spricht – ein Leben im Bann von Klimatabellen, Unwettern und Lawinenabgängen
Wer bei diesem Buch nun eine Biographie mit den einzelnen Lebenstationen von Karl Gabl in chronologischer Reihenfolge erwartet hat, wird bitter enttäuscht. Besser noch, resümiert er selbst auf ausgesprochen humorvolle und zum Teil recht emotionale Weise seinen bisherigen Werdegang vom kleinen Bub hin zu einem der bekanntesten Meteorologen in Österreich. Als würde man ihm selbst gegenübersitzen und seinen Erzählungen gebannt lauschen, springt der Autor je nach Thematik quer durch seinen Erfahrungsschatz. Zwar mag er sich manchmal etwas in den Details verlieren, aber am Ende ist es dann doch mehr als nur menschlich. So menschlich wie die Person selbst, die völlig unabgehoben über den eigenen Stellenwert für die alpine Welt spricht, als würde er mal eben über eines seiner vielen Hobbies sprechen. Beeindruckend schildert er seine eigenen Erlebnisse, die sich im Rückblick als Schlüsselstellen eines bewegten Lebens entpuppen sollten.
So erinnert sich der in St. Anton am Arlberg geborene Wetterpapst an seine erlebnisreiche Kindheit genauso, wie auch an erste Verluste aufgrund von Wetterkapriolen, welche die Menschheit vor allem in den Bergen immer wieder aufs Neue überraschte und zum Teil regelrecht überrannte. Schnell setzte er es sich zum Ziel, der Welt da draußen die Angst vor den Naturwalten zu nehmen, um vielmehr in Einklang mit ihnen zu leben. Respekt und Berechnung spielen dabei ebenso eine große Rolle, wie die persönliche Erfahrung. So profitierte Gabl vor allem von seinen zahlreichen Touren in den Alpen, im Hindukusch, im Himalaya und in den Anden, die er sowohl als Bergführer als auch als Meteorologe bestritt. Garniert werden diese ganz persönlichen Einblicke noch durch Beiträge verschiedener bekannter Alpinisten und Extremsportler, für die ein Anruf bei „Charly“ überlebenswichtig Grundlage für eine erfolgreiche Expedition ist – selbst nachdem er bereits im Ruhestand weilt. Ein von Grund auf zutiefst ehrliches und offenes Buch und ein wirklich kurzweiliges Lesevergnügen.
Über den Autor und Meteorologen Karl Gabl:
Prof. Dr. Karl Gabl, geboren 1946 in St. Anton am Arlberg, leitete mehr als drei Jahrzehnte die Wetterdienststelle Innsbruck. Mit seinen Prognosen unterstützt er auch im Ruhestand noch immer Extrembergsteiger bei ihren Touren auf der ganzen Welt. Der geprüfte Berg- und Skiführer und erfahrene Bergsteiger initiierte den Alpenvereins Wetterdienst und setzt seit 2004 als Präsident des Österreichischen Kuratoriums für alpine Sicherheit bei der Unfallprävention im Bergsport maßgebliche Akzente. Seit 1977 unterrichtet Gabl die österreichischen Bergführeraspiranten in alpiner Meteorologie.
Die Details:
Titel: Ich habe die Wolken von oben und unten gesehen – die Berge, das Wetter, mein Leben.
Verlag: Tyrolia-Verlag
Autor: Karl Gabel
Umfang: 240 Seiten mit 65 farbigen und 20 s/w Abbildungen
Preis: 24,95 Euro