Im Bergsport gibt es vielerlei Spielarten, um einen Gipfel zu erreichen. Die einen wandern, die anderen klettern und wieder andere steigen entlang eines Drahtseils bis ganz nach oben. Vor allem das Klettersteiggehen erfreut sich dabei seit Jahren einer stetig wachsenden Anhängerschaft und immer mehr Frischluftfans wagen sich in steile Felswände, die sonst nur erfahrenen Alpinisten vorbehalten sind. Doch der vermeintlich sichere Kletterspaß birgt viele Risiken, die vor allem von Einsteigern häufig unterschätzt werden. Denn Klettersteigset und Stahlseil versprechen eine trügerische Sicherheit, die schon so manchem zum Verhängnis geworden ist. Selbstüberschätzung spielt dabei eine ebenso große Rolle wie der falsche Einsatz der Sicherheitsausrüstung. Dementsprechend steigt die Zahl an Unfällen und Notfällen stetig an. Laut Unfallstatistik des Deutschen Alpenvereins e.V. (DAV) muss die Bergrettung immer öfter ausrücken, weil die Klettersteigbegeisterten den Gesamtanforderungen einer Tour nicht ausreichend oder gar nicht gewachsen sind.
Nur die wenigsten Freizeitsportler nehmen jedoch kommerzielle Angebote wahr, um sich die nötige Technik und wichtiges Wissen in punkto Risikomanagement anzueignen. Viele belassen es lieber bei Youtube-Videos oder Theoriewälzern und agieren frei nach dem Motto: „Probieren geht über Studieren“. Dabei lohnt es sich selbst für Fortgeschrittene einen professionellen Sicherheitskurs zu besuchen, um in Notsituationen oder im Fall von Blockierungen adäquat reagieren zu können. Die Outdoormarke VAUDE und die Bergwelt Alpinschule Oberstaufen bieten daher seit Jahren gemeinsam verschiedene Safety Camps an, um für „mehr Sicherheit im Bergsport“ zu sorgen – sei es beim Mountainbiken oder Klettersteiggehen im Sommer bzw. beim Skitourengehen im Winter. Wir waren beim VAUDE Klettersteig Camp in Ramsau am Dachstein dabei und durften uns selbst ein Bild davon machen, worauf es beim Drahtseilakt am Fels wirklich ankommt.
VAUDE Klettersteig Camp – mehr Sicherheit und noch mehr Spaß
Sowohl an Einsteiger als auch Fortgeschrittene richtet sich das Angebot des Bergsport-Ausrüsters aus Tettnang, um die eigene Klettertechnik zu verbessern oder erste Erfahrungen in einem Klettersteig zu sammeln. Anhand verschiedener Bausteine werden an insgesamt drei Tagen die Grundlagen der Klettersteigbegehung und wichtiges Praxiswissen für die Anwendung der notwendigen Sicherheitsausrüstung vermittelt. Unter Anleitung von staatlich geprüften Bergführern sind die Teilnehmer dabei je nach Können entweder auf klassischen Steigen oder in knackigen Sportklettersteigen zwischen fünf bis neun Stunden am Berg unterwegs. Abgerundet wird das Event durch ein informatives Rahmenprogramm mit Vorträgen rund ums Thema Bergsport sowie die Möglichkeit, sich diverse Produkte der aktuellen Kollektion von VAUDE auszuleihen und direkt vor Ort zu testen.
Leidenschaft geht lange Wege und kennt kein Alter
Seit diesem Jahr wird das VAUDE Klettersteig Camp in Ramsau am Dachstein ausgetragen. Ein Veranstaltungsort, der nicht besser hätte gewählt werden können. Gilt das Bergsport-Eldorado doch als die Wiege des Klettersteigs in den Alpen. Bereits 1843 wurde hier mit dem Bau des ersten „Via Ferrata“ in Europa begonnen und können seit 2012 ganze 17 Klettersteige bestiegen werden. Ob in Talnähe oder bis hinauf auf den Gipfel des Hohen Dachstein mit fast 3.000 Höhenmetern, an Routen für Einsteiger und Könner mangelt es definitiv nicht.
Insgesamt 30 Teilnehmer fanden den Weg in das gemütliche Bergdorf am Fuße der Südwand des Dachsteins, wo das Hotel Lärchenhof als Basecamp für die Veranstaltung diente. Beim ersten Meet’n’Greet am Abend lernte man sich in entspannter Runde kennen und ließ sich so mancher interessanter Fakt herausfinden. So verbrachte bspw. ein Kölner ganze zehn Stunden auf der Autobahn, um bereits zum vierten Mal bei einem VAUDE Saftey Camp dabei zu sein. Übertrumpft wurde er nur von einem Hamburger, der von Kanada über München schließlich nach Ramsau gelangte. Leidenschaft scheut scheinbar doch keine Mühen. Aber auch der berufliche Werdegang spielt offensichtlich keine Rolle. Waren vom Finanzvorstand bis zum Personalberater doch alle Berufsgruppen unter den Teilnehmern vertreten. Auch vom Alter her war fast jede Generation vertreten, nur die ganz jungen Bergsportler fehlten. Und noch interessanter: Viele nutzen das Camp tatsächlich als willkommene Gelegenheit, um neue Kontakte zu knüpfen, alte Bekannte wiederzutreffen oder Gleichgesinnte für zukünftige Unternehmungen kennenzulernen.
Trainingsbausteine für Einsteiger, Fortgeschrittene und Könner
Auch das Level, was Erfahrung und Können betrifft, war bunt durchmischt. Daran orientierten sich ebenso die unterschiedlichen und durch die Teilnehmer selbst zu wählenden Lernbausteine. Wobei die verschiedenen Gruppen und Inhalte nicht zu 100% festgelegt waren. Bei Bedarf konnte man jederzeit auch zwischen den einzelnen Teams wechseln, falls das Niveau doch zu hoch oder zu niedrig ausfiel. Und für den Fall der Fälle sorgten insgesamt fünf ausgebildete Berg- und Skiführer für die nötige Sicherheit.
Absolute Einsteiger bzw. weniger Geübte und Fortgeschrittene waren in den folgenden drei Tagen bevorzugt in eher leichteren Klettersteigen (Schwierigkeitsgrad A bis C) unterwegs. Wobei in erster Linie die richtige Verwendung der Sicherheitsausrüstung, Bewegungstechniken, die Tourenplanung und Orientierung sowie das Lesen von Klettersteigtopos und wichtiges Wissen zu den Gefahren im alpinen Gelände vermittelt wurden. Dabei offenbarten sich in manchen Gruppen bereits am ersten Tag deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen Mitgliedern was deren Erfahrung am Drahtseil oder den Umgang mit klettertechnischen Herausforderungen betrifft. Dadurch gestaltete sich die weitere Tourenplanung zum Teil recht schwierig. Etwas homogener setzten sich hingegen die Teams für Fortgeschrittene zusammen. Deren Teilnehmer wurden denn auch etwas „härter“ an die Leine genommen und wagten sich in deutlich schwierigeres Terrain (D/E) vor. Zusätzlich kamen sie noch in den Genuss einer Seilausbildung inkl. Spaltenbergung am Dachsteiner Gletscher und übten neben der Seilabsicherung in schwierigen Passagen auch den Standbau zur Sicherung blockierter oder verletzter Personen im Klettersteig. Unabhängig von den jeweiligen Inhalten kam am Ende aber jeder auf seine Kosten und wurde obendrein mit bestem Kaiserwetter inkl. Sonnenbrand auf der Nase belohnt.
Beste Stimmung beim „Hardcore-Training“
Wenn einander völlig fremde Menschen plötzlich zusammentreffen und eine Seilschaft bilden, kann solch ein Experiment entweder schief gehen oder im besten Fall ein einziger Spaß werden. Jede Menge davon hatten die insgesamt acht Teilnehmer in der Gruppe von Extrembergsteiger Stephan Keck (Alpinist.at). Der erfahrene Berg- und Skiführer aus Kramsach in Tirol ist seit Jahren bei diversen Events von VAUDE dabei und weiß seinen „Schülern“ mit viel Witz das nötige Praxiswissen zu vermitteln. Anfangs noch etwas wortkarg entpuppte sich der Globetrotter mit Verlauf des Klettersteig Camps als urkomischer Zeitgenosse.
Egal ob tagsüber am Berg oder abends bei einem Glas Wein auf der Terasse, ein lockerer Spruch lag dem Produzenten des ambitionierten Filmprojekts „Heimschnee“ immer auf den Lippen. An eben jenen klebten auch die Teilnehmer, wenn er von seinen Expeditionen zu den höchsten Bergen der Erde und seinen Erlebnissen mit prominenten Kunden aus aller Welt berichtete. Langeweile kam somit niemals auf, wenn der Tiroler den Bau eines Standplatzes im Klettersteig oder bei einem Spaltensturz erläuterte oder wichtiges Know-How für die Querung von Gletschern weitergab. So wundert es nicht, dass die komplette Gruppe nach drei erlebnisreichen Tagen als letzte den Heimweg antrat und sich noch vor Ort einen privaten Termin für einen Sicherheitskurs in Schnee und Fels bei ihm sicherte.
Unser Gesamtfazit:
Das VAUDE Klettersteig Camp war ein rundum voller Erfolg und lohnt sich in vielerlei Hinsicht für jeden Fan des Via Ferrata – sei es aufgrund der gesammelten Erfahrungen für mehr Sicherheit beim Klettersteiggehen oder der neu geschlossenen Freundschaften. In entspannter Atmosphäre kommen sowohl Einsteiger als auch Könner auf ihre Kosten und erhalten einen ersten Einblick in sicherheitsrelevante Aspekte. Da die Modulare aufeinander aufbauend gestaltet sind, können die Teilnehmer das Camp auch mehrere Jahre hintereinander besuchen und das gesammelte Praxiswissen als „Wiederholungstäter“ noch weiter ausbauen. Wer allerdings richtig tief in die Materie einsteigen will, sollte optimalerweise einen alpinen Trainingskurs bei einer Bergschule, beim Alpenverein oder einem Bergführer buchen.
VAUDE Klettersteig Camp 2015 – die Fakten:
Ort: Ramsau am Dachstein, Kosten: ab 399,00 Euro inkl. Halbpension
Im Paket ebenfalls enthalten sind folgende Leistungen:
– 3 Tage Führung und Praxisausbildung mit staatlich geprüften Bergführern
– 3 Übernachtungen mit Halbpension im MZ, DZ oder EZ (39€ Aufschlag)
– Vortrag zum Thema Sicherheit am Berg + Bildervortrag von einem VAUDE Pro
– 1x Berg- und Talfahrt Dachstein inklusive
– Lunchpaket und Snacks von Seeberger
– Testcenter mit Produkten von VAUDE, Edelrid und Leki
– Teilnehmergeschenke und Verlosung hochwertiger Preise von VAUDE
Weitere Infos zu den verschiedenen VAUDE Saftey Camps gibt’s hier.