km/a – Designermode aus Wien: Hütte couture – der Österreichische Alpenverein (OEAV) als Modestar

von | 05. Januar 2014 | Allgemein

Wer sich schon immer einmal gefragt hat, was eigentlich am Ende aus den dicken Wolldecken der zahlreichen Alpenvereinshütten in Deutschland, Österreich oder der Schweiz wird, der dürfte jetzt zumindest um einen kleinen Aha-Effekt reicher sein. Auch wenn es nur im weitesten Sinne ein bergsportliches Thema ist, so waren wir dennoch von der Nachhaltigkeit der Idee des kleinen Modelabels aus Wien begeistert – zumal beim Verkauf eines der modischen Unikate jeweils 10,- Euro an die Hilfsaktion „Time4Life Austria“ zur Unterstützung syrischer Flüchtlinge gespendet werden.
 

Die Details:

Nach Unikaten aus alten JVA-Beständen wurden diesmal aus 23 Wolldecken wirklich sehenswerte Mäntel gefertigt, die der Österreichische Alpenverein (OEAV) eigens aus verschiedenen Berghütten des Salzkammerguts herunterfliegen ließ. Wir durften Katha Harrer und Michael Ellinger interviewen und den „tapferen Schneiderlein“ ein paar Fragen zu ihrer aktuellen Kollektion stellen.
 
Material: Wolldecke aus 100% Wolle
Herkunft: hergestellt in Wien, Österreichischer Alpenverein Salzkammergut
Innenfutter: Jeansstoff aus 100% Baumwolle
Farbe: Grau mit typischen blauen Elementen/Schriftzügen ÖAV Austria, Fussende, Streifen
Größen: XS – XL (Damen + Herren)
Preis: 350,- Euro (UVP)
 
 

Das Interview:

Ihr seid ein kleines Wiener Modelabel, welches sich auf die Verarbeitung von Zeltplanen, Decken aus Bundeseigentum und Gefängnissen spezialisiert hat. Wie kommt man auf solch eine Idee und wie kam es generell dazu, dass ihr solche Materialien als Grundlage für die Anfertigung ganzer Kollektionen herangezogen habt?
Wir fanden es schon immer sehr reizvoll mit Materialien zu arbeiten , die nicht so „typisch“ in der Mode anzutreffen sind. So haben wir auch schon mit rutschfesten Teppichunterlagen, Abtropfgittern aus dem Gastgewerbe, alten Tischdecken, Zelten, Fallschirmen oder Decken gearbeitet. Und wir verwenden mitunter Kabelbinder zum Verknüpfen von einzelnen Teilen, anstatt sie zusammenzunähen. Wir lieben einfach das Herumexperimentieren. Außerdem finden wir es sehr spannend, zu wissen, dass die von uns verwendeten Materialien bereits zuvor im Einsatz waren und wir es nun zu einem neuen Leben wiedererwecken dürfen – materielle Reinkarnation in Form von Recycling sozusagen.
 
Die neueste Kollektion wurde aus Decken geschneidert, die in österreichischen Alpenvereinshütten so manchen Wandersmann warm gehalten haben. Seid ihr selbst im Alpenverein oder wie kommt man an bzw. auf solch ein Material als Werkstoff?
Wir sind immer auf der Suche nach alten und vor allem gebrauchten Wolldecken, die in irgendeiner Weise einen Schriftzug tragen. Denn dadurch können wir als Modedesigner optisch wunderbar mit den gegebenen Mustern spielen. Jeder Mantel wird dabei anders zugeschnitten und somit zum handgemachten Unikat. Dabei spielen die vorhandenen Schriftzüge eine stilprägende Rolle. Unsere erste Kollektion zum Beispiel haben wir aus den Decken der Justizanstalt in Wien gefertigt, die leicht an der Aufschrift „Justizverwaltung“ zu erkennen ist. Wir haben aber auch schon Decken aus der Schweiz, vom Bund, vom Deutschen Bundesheer sowie aus einem Krankenhaus verarbeitet. Wir sind also fortlaufend auf der Suche nach neuen alten Decken. Ein Freund, der unsere Kollektionen kennt, vernetzte uns kurzerhand mit einen Organisator des Österreichischen Alpenvereins (OEAV) und gerade einmal drei Wochen später wurden uns 23 Stück von den Almhütten herunter geflogen, die dort nicht mehr benötigt werden. Ich bin selbst im Alpenverein Mitglied und kenne die Decken noch sehr gut aus meiner Kindheit. Damals war ich mit meinem Vater in den Bergen untewegs und habe auf so mancher Hütte übernachtet.
 
Habt ihr euch bei den Entwürfen für die Mäntel durch etwas bestimmtes inspirieren lassen – historische Tracht von altehrwürdigen Bergsportlern wie dem Tiroler Hannes Buhl zum Beispiel?
Es handelt sich um einen sehr einfachen, schlichten und klassischen Schnitt. Wir wollten in erster Linie versuchen, einen recht schlanken Schnitt mit schmalen Ärmeln zu kreieren. Zum Einen damit der Mantel nicht zu sehr aufträgt, denn schließlich ist das Material selbst schon dick genug. Zum anderen ist er auf der Vorder- und Rückseite mit Jeansstoff gefüttert. So entsteht eine interessante Optik, wenn der Mantel von innen nach außen getragen wird – er ist nämlich als Wendemantel konzipiert.
 
Betreibt ihr selbst auch irgendeine Art von Outdoorsport oder zumindest ein sportlich angehauchtes Hobby? Und wenn ja, müsst ihr dann bei der Ausübung immer ganz besonders auf eure Finger aufpassen?
Für uns sind allein die Touren zu den unzähligen Messen der reinste Outdoorsport. Denn dann verlassen wir unsere kleine „Designer-Manufaktur“ und sind tagelang unterwegs. (lacht) Aber im Ernst, wir beide wandern unglaublich gern und verbringen unsere Freizeit gern in den Bergen – sofern wir überhaupt welche finden.
 
Habt ihr schon neue Pläne oder ein neues Material, das ihr bereits ins Visier genommen habt? Und sieht man euch evtl. bald wieder einmal auf der ispo in München?
Leider werden wir dieses Jahr nicht auf der ispo 2014 in München dabei sein, auch wenn wir dort bereits 2004 den Brand New Award mit einer Kollektion aus Tyvek Jacken und Mänteln gewinnen konnten. Aber wir sind vom 21. – 23. Februar 2014 in München auf der „Blickfang“ Designmesse. Konkrete Pläne haben wir aktuell allerdings nicht. Nur soviel: Wir lassen uns generell gern überraschen, denn die Materialien kommen ja schließlich zu uns – auf welchem Weg auch immer…!
 
 

Über km/a mode:

km/a mode ist ein österreisches Modelabel, das sich auf die Wiederverwertung von gebrauchten Materialien und Stoffen spezialisiert hat und ganz eigene Kreationen schneidert – unter anderem aus Zeltplanen oder Fallschirmen und eben auch aus alten Wolldecken. Stets nach dem Motto: „Handarbeit und nicht Massenware. Außergewöhnliche Materialien und nicht 08/15 Lösungen. Persönliche Note und nicht Schublade. Zeitlosigkeit und nicht Trends.“  Jedes von km/a gefertigte Kleidungstück ist ein handgemachtes Unikat, das eine eigene Geschichte zu erzählen hat.
 
 
Mehr Infos zu km/a mode aus Wien gibt’s hier.
Hier könnt ihr die Mäntel bestellen.