Kolumne – Das ist ja der Gipfel #3: THE FOURTH PHASE – Travis Rice hinterlässt einen Snowboard-großen Footprint

von | 30. September 2016 | Allgemein

Exakt 5 Jahre ist es her, dass Travis Rice gemeinsam mit Red Bull Media House für eine regelrechte „Revolution“ im Snowboard-Segment sorgte und mit viel Tamtam den Streifen „ART OF FLIGHT“ präsentierte. Der spektakuläre und für die damalige Zeit überaus modern abgedrehte Blockbuster rief einen wahren Boom hervor und spülte jede Menge Geld in die Kinokassen. Im September 2016 feierte der mit nicht weniger viel Bromborium angekündigte und in der Szene sehnlichst erwartete Nachfolger: „THE FOURTH PHASE“ nun Premiere. Auch wir waren zu einer „Preview-Veranstaltung für Medienvertreter“ eingeladen, verzichteten aber aus diversen Gründen wohlwollend darauf, weil wir den Hype nur bedingt verstehen können. Anlass genug in unserer Kolumne „Das ist ja der Gipfel“ kurz zu erläutern, warum wir der Einladung diesmal nicht gefolgt sind und zunehmend ein Problem damit haben, solche überdimensionalen Ski- bzw. Snowboard-Produktionen medial zu unterstützen – ein Kommentar von Veit aus unserem aF-Team.

THE FOURTH PHASE – worum geht’s eigentlich im Film?

Der Snowboard-Profi Travis Rice, der die Szene in den Augen seiner Anhänger wohl mehr geprägt hat als jeder andere Athlet, begibt sich auf eine Reise in die Gebirgslandschaften rund um den Nordpazifik. Mit einer Crew erstklassiger Snowboarder reist er von seiner Heimat in Wyoming über den Pazifik nach Japan und Russland weiter nach Alaska und entdeckt dabei weit mehr als nur unberührtes Terrain. Mit hochmoderner Aufnahmetechnik fängt Red Bull Media House die „fesselnde Story“ und die spektakuläre Action ein. THE FOURTH PHASE ist das Ergebnis von gut vier Jahren an Dreh-, Schnitt- sowie Aftereffects-Arbeit. Für das dafür zugrundeliegende Filmmaterial mit einer Gesamtlänge von mehr als 2.000 Stunden legte das Produktionsteam eine Reisestrecke von mehr als 25.000 km zurück – sei es zu Fuß, mit dem Jeep, dem SkiDoo, dem Heli oder dem Flugzeug.

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Die globale Premiere des Kassenschlagers soll als einzigartiges und weltweites Ereignis gefeiert werden und am 2. Oktober 2016 um 21 Uhr auf Red Bull TV stattfinden. Jeder, der Lust hat, kann dieser kostenlosen Premiere im Internet auf der Website www.redbull.tv/thefourthphase oder auf mobilen Endgeräten mit der App von Red Bull TV beiwohnen. Wer den Film lieber auf großer Leinwand begutachten möchte, der braucht hierzulande ab 3. Oktober 2016 einfach nur in die deutschen Kinos gehen. Weitere Infos zum Film und zu den einzelnen Athleten gibt’s zudem auf der offiziellen Website unter: www.thefourthphase.com

Hochgesteckte Erwartungen vs. nachhaltige Filmproduktion

Stellt sich nun also die Frage, wieso ich der Premiere des Films nicht genauso entgegengefiebert habe wie wohl der Großteil aller Snowboard-Fans. Die Erklärung ist so simpel wie einfach: Wenn sich der Vorgänger „THE ART OF FLIGHT“ bereits als das Maß der Dinge feierte, dann muss der neue Blockbuster doch eigentlich zwingend noch einen oben draufpacken, um nicht hinter den hochgesteckten Erwartungen zurückzubleiben. Heißt im Umkehrschluss: noch mehr Aufwand, noch mehr Action, noch mehr Heroisierung eines einzelnen Snowboard-Helden. Denn sonst könnte der Versuch scheitern, sich selbst zu übertreffen. Natürlich könnte man nun kritisieren, warum wir nicht einfach ins Kino gegangen sind und uns selbst ein Bild davon gemacht haben, ob der neue Snowboard-Epos nun tatsächlich das halten kann, was er verspricht. Aber auch ungesehen lässt sich eines schon jetzt sagen: Er kann es nicht!

Travis Rice in The Art of Flight (© Red Bull Media House)

Travis Rice in The Art of Flight (© Red Bull Media House)

Für die Begründung dieses doch recht „leichtfertig“ gefällten Urteils muss ich kurz zurück ins Jahr 2011 switchen. Denn als ich damals aus dem Kino taumelte, war ich aufgrund der wirklich beeindruckenden Aufnahmen zwar durchaus geplättet, aber zugleich auch schwer enttäuscht. Warum? Weil ein Großteil der Aufnahmen damals ausschließlich durch den Einsatz von Helikoptern ermöglicht wurden. So haben sich nicht die spektakulären Sprünge und Landschaften in mein Hirn eingebrannt, sondern Szenen, in denen gleich mehrere Helikopter nebeneinander herfliegen und die Protagonisten im Flugzeug quer über den Erdball gondelten, um perfekte Schneebedingungen zu finden. Schon damals stieß mir diese doch recht widersprüchliche Herangehensweise gehörig auf. Zurück im Hier und Jetzt hat sich daran nicht viel geändert und scheint auch auf Seiten der Filmemacher noch immer keiner so wirklich dazu gelernt zu haben. Schon gar nicht beim Vorzeigesnowboarder. Denn auch im neuesten Streifen aus dem Red Bull Media House kann von einer möglichst nachhaltigen Produktion kaum die Rede sein.

Auf der Suche nach Schnee mit Flugzeug, SkiDoo und Helikopter

Soweit es der offizielle Trailer vermuten lässt – und Berichten befreundeter Journalisten zufolge (siehe Beitrag von BR Puls oder der Kommentar von Björn auf St. Bergweh), die bei der Premiere dabei waren – wird auch im neuen Kassenschlager wieder voll und ganz auf fossile Brennstoffe gesetzt. Sei es nun in Form von Heli und Skidoo, welche die Athleten an Orte hieven, wo sie aus eigener Kraft wohl kaum hingelangt wären, oder in Form von Jeeps und Flugzeugen, um das gesamte Porduktionsteam quer durch die Welt zu befördern. Die Crux an der Sache ist doch aber, dass der logistische Aufwand vor allem deshalb notwendig wird, weil man sich aufgrund des Klimawandels immer öfter mit schlechten Wetterbedingungen konfrontiert sieht und deshalb zigtausende Flugmeilen wegschrubben muss, um überhaupt noch Powder und frischen Neuschnee aufspüren zu können. Mit ein Grund wieso Sten Smola von der Schweizer Initiative Ride Greener in einem Interview mit airFreshing.com einst einmal die Menge an CO2-Emmissionen für die Produktion eines global ausgerichteten Wintersportfilms auf rund 50 bis 60 Tonnen schätzte.

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Aber wo fängt man denn jetzt nun an und wo hört man auf? Beiträge wie der demnächst ebenfalls in die Kinos kommenden Skifilm „Shades of Winter: BETWEEN“ von und mit Sandra Lahnsteiner will ich nicht per se verteufeln. Ich fordere lediglich ein Um- und vor allem ein Mitdenken. Denn dass es auch anders geht, beweisen nachhaltig produzierte Beispiele wie „STEPS“ oder „Heimschnee“, bei denen die Produzenten möglichst wenig Spuren in der Natur hinterlassen und auf technische Hilfsmittel weitestgehend verzichten wollten. Gerade in Zeiten der globalen Erwärmung setzt eine Produktion wie „THE FOURTH PHASE“ für meine Begriffe ein doch eher fragwürdiges Signal und hält zugleich der Welt einen Spiegel vor: Höher, schneller und weiter wird nach wie vor auf Kosten der Umwelt ausgetragen. Mit der Folge, dass eben genau das dadurch gefährdet wird, was uns doch so wahnsinnig viel Freude bereitet und für manche eine der größten Leidenschaft überhaupt darstellt – die Umwelt und in diesem Fall das weiße Gold in Form von Schnee. Es wäre somit an der Zeit, einerseits endlich etwas zu ändern und andererseits mit bestem Beispiel voranzugehen, damit wir auch in Zukunft spektakuläre Lines in tiefstem Powder bestaunen können – auch wenn Candide Thovex diesen noch nicht einmal zwinged benötigt.