Am 27. August 2020 feiert die Zugspitze ein ganz besonderes Jubiläum: 200 Jahre Erstbesteigung. An für sich ein schöner Grund zum Feiern, um auf die alpine Geschichtsschreibung einzugehen und den einstigen Pionieren zu huldigen. Den Marketingverantwortlichen der Zugspitz Arena ist das jedoch längst nicht genug. Sie haben sich etwas ganz Besonders einfallen lassen. So soll gemeinsam mit einem/r Instagramer/in das „schwerste jemals auf einen Berg getragene und dort aufgebaute Möbelstück“ von Ehrwald aus bis hinauf zum höchstem Gipfel Deutschlands getragen und im Zuge dessen nicht nur eine Bank, sondern auch ein neuer Weltrekord aufgestellt werden.
Weltrekordversuch an der Zugspitze
Zwei Tage lang wird demnach im August eine hölzerne Sitzgelegenheit auf den Schultern der beiden Träger bis ganz nach oben geschleppt. Immer mit dem Ziel, die rund 2.000 Meter hinauf zum 2.962 Meter hohen Gipfel über das sogenannte „Gatterl“ zu bewältigen und die gesamte Aktion währenddessen oder im Anschluss über die sozialen Medien zu kommunizieren. Übernachtet wird auf der Knorrhütte, um sich dann nach erfolgreicher Plagerei die „wohlverdiente Urkunde“ zur Bestätigung des Weltrekords abholen zu dürfen. Böse Zungen behaupten ja, dass es vielleicht eine späte Wiedergutmachung für die einst verpasste Gelegenheit sein könnte, der Zugspitze von der österreichischer Seite aus als Erste aufs Haupt zu steigen?
Bleibt darüber hinaus die mittlerweile gebetsmühlenartig wiederholte Frage: Braucht es solch medial begleitete Aktionen überhaupt? Verkommen die Berge immer mehr zum Spielplatz von Influenzern und zur medialen Bühne für sensationsheischende Marketing-Events? Reicht es nicht, einfach nur eine Bank zu Ehren der Erstbesteiger aufzustellen, um damit an das Jahr 1820 zu erinnern und den heutigen Bergsteigern einen Platz der Ruhe zu bieten – ganz ohne großes Drumherum? Vermutlich würden der Vermessungsingenieur Josef Naus und sein Bergführer Johann Georg Tauschl heutzutage nur müde lächelnd mit dem Kopf schütteln, wenn ihnen beim Abstieg zwei Gestalten mit einer Holzbank auf den Schultern begegnen. Bleibt nur zu hoffen, dass zumindest die Sitzgelegenheit besser bei so manchem Alpinisten ankommt, als solch eine fragwürdige Marketingaktion.