Membranen – Polartec® Power Shield vs. WINDSTOPPER®: Softshell-Membranen im Vergleich

von | 10. Mai 2013 | Allgemein

Jeder Bergsportler hat mindestens eine Softshell- sowie eine Hardshelljacke im Schrank oder bei jeder seiner Touren im Rucksack mit dabei. Während die etwas ungelenkigeren und dafür wasserdichten Hardshelljacken eher als Regenschutz dienen, kommen Softshelljacken bei weitaus mehr Aktivitäten zum Einsatz. Denn dank der flexiblem Materialeigenschaften sorgen sie für mehr Bewegungsfreiheit und eine deutlich bessere Regulierung des Körperklimas – insbesondere bei schweißtreibenden Sportarten wie Skitourengehen oder alpinen Bergtouren.
Wir hatten im vergangenen Winter zahlreiche Möglichkeiten, um die unterschiedlichen Softshell-Materialien diverser Outdoormarken zu testen. Am häufigsten zum Einsatz kamen dabei vor allem die beiden wohl bekanntesten Membranen am Markt – Polartec® Power Shield® und WINDSTOPPER® von Gore. Sie werden von vielen Herstellern in den unterschiedlichsten Bekleidungsstücken verarbeitet und kommen sowohl draußen in der Natur oder im Alltag zum Einsatz. Wir haben die beiden Membranen über einen längeren Zeitraum miteinander vergleichen können und hier die wenigen Unterschiede bzw. die zahlreichen Gemeinsamkeiten für euch zusammengetragen.

Polartec® Power Shield® Pro – der Inbegriff des Softshells

Die Funktionsweise: Polartec® Power Shield® Pro ist eine funktionale und stark wasserabweisende Membrane, die nahezu bei jedem Wetter schützt und zuverlässig trocken hält – von innen wie von außen. Darüber hinaus bietet das Material eine ausgesprochen gute Atmungsaktivität, Abriebfestigkeit und Dehnbarkeit. Das besonders dichte und glatte Nylon-Gewebe ist auf der Außenseite mindestens genauso robust wie die besten Hardshells am Markt, kann aber im Gegenzug durch weitaus weichere, flexiblere und geräuschärmere Materialeigenschaften überzeugen. Das weiche Polyester-Velours auf der Innenseite speichert die Luft und garantiert ein optimales Wärme-Gewichts-Verhältnis. Dank der perforierten Membrane gelangt Schweiß in Form von Wasserdampf doppelt so schnell nach außen wie bspw. bei winddichten Fleece-Stoffen, wodurch ein möglicher Hitzestau noch besser verhindert werden kann. Für den nötigen Regenschutz sind alle Polartec® Power Shield® Stoffe mit einer dauerhaft wasserabweisenden Imprägnierung (DWR) versehen, die zumindest kurzfristig vor eindringendem Wasser schützt. Weitere Infos zu Polartec®: www.polartec.de
Polartec® Power Shield O2™
Neben der klassischen Polartec® Power Shield® Membranen bietet Polartec auch das hochatmungsaktive Polartec® Power Shield O2™ an. Zwar blockt das Material „nur“ noch 96% des Windes ab, ist im Gegenzug jedoch weitaus durchlässiger für Wasserdampf. Das Material verfügt über eine weiche und dicht gewebte Nylon-Oberfläche, wodurch die Abriebfestigkeit den normalen Außenstoffen der klassischen Softshell-Konstruktion in nichts nachsteht. Allerdings ist der  Stoff noch weicher und flexibler. Das weiche Polyester-Verlour auf der Innenseite speichert die in der Jacke zirkulierende Luft und garantiert so ein optimales Wärme-zu-Gewicht-Verhältnis.
Die Einsatzgebiete:
Vor allem beim Skifahren, beim Snowboarden, Skitourengehen, Eisklettern oder Skifahren im Backcountry oder bei Trekkingtouren können die Polartec® Power Shield® Materialien ihre Stärken am besten unter Beweis stellen. Im Gegensatz zu einer Hardshell-Bekleidung wird Polartec® Power Shield® bevorzugt am Körper getragen und eher selten bis gar nicht im Rucksack verstaut. das Material kommt in erster Linie bei Jacken, Hosen, Overalls, Mützen und Handschuhen zum Einsatz.
Die technischen Highlights:
– Blockt zwischen 96-98% des Windes und verhindert so den Windchill-Effekt
– die im Stoff zirkulierende Luft und die hohe Atmungsaktivität schützt bei starker Anstrengung vor Überhitzung und Hitzestau
– sehr stark wasserabweisend gegen eindringenden Schnee und Regen
– extrem abriebfester, lang haltbarer und robuster Oberstoff
– flexible und dehnbare Materialeigenschaften für mehr Bewegungsfreiheit
– wärmt ohne zusätzliches Gewicht
– raschelarmer Stoff

WINDSTOPPER® Softshell-Material – das Spezialgebiet von Gore

Die Funktionsweise: Auch das WINDSTOPPER® Softshell-Material aus dem Hause Gore vereint in einer einzigen robusten Schicht den Komfort eines weichen Zwischenlayers mit dem Schutz einer wasserabweisenden Außenhülle. Die eingearbeitete Membrane ist absolut winddichtig und maximal atmungsaktiv, wodurch sie zuverlässig kalten Wind abblockt und die durch anstrengende Aktivitäten entstehende Feuchtigkeit entweichen lässt. Im Vergleich zu anderen Windschutzprodukten soll laut Gore somit eine doppelt so hohe Atmungsaktivität erzielt werden. Gore bietet verschiedene Softshell-Konstruktionen an – zum einen das klassische WINDSTOPPER® Softshell als zwei- oder dreilagige Version, das ultraleichte WINDSTOPPER® Active Shell für besonders anstrengende Aktivitäten sowie WINDSTOPPER® Insulated Shells als wärmende Schicht im Winter. Weitere Infos zu WINDSTOPPER®: www.windstopper.de
Next-To-Skin
Um ein noch besseres Feuchtigkeitsmanagement vor allem an wärmeren Tagen bieten zu können, wird bei manchen der WINDSTOPPER® Softshell-Laminaten die innovative Next-To-Skin-Technologie verwendet. Das robuste Softshell-Material kommt zumeist aber als 3-Lagen-Konstruktion zum Einsatz – sei es als leichte, flexible Sommerbekleidung oder als wärmende Schicht bei kälteren Temperaturen. Bei einer 3-Lagen-Konstruktion verfügt die WINDSTOPPER® Membrane auf der einen Seite über ein robustes, qualitativ hochwertiges Stretchpolyester und auf der anderen Seite ist sie mit einem schnell trocknenden Polyesterfleece verbunden, das sich angenehm auf der Haut tragen lässt. Dauerhaft imprägniert bietet die Außenschicht zudem einen zusätzlichen Wasserschutz.
Die Einsatzgebiete:
WINDSTOPPER® Materialien kommen bei fast jedem Wetter zum Einsatz. Vor allem aber sorgen sie bei starkem Wind, leichtem Regen- oder Schneefall für ein gut reguliertes Körperklima. Zur Anwendung kommen entsprechende Softshell-Klamotten vor allem beim Bergsport, Radfahren, bei der Jagd, beim Wintersport sowie beim Skitourengehen.
Die technischen Highlights:
– absolut winddicht und schützt den Körper vor wind- und wetterbedingter Auskühlung
– maximale Atmungsaktivität zur Verhinderung von Hitzestau
– verbesserte Regulierung des Körperklimas
– weiche und geräuscharme Stretch-Materialien
– als Zwischen- oder Außenschicht vielseitig im Einsatz
– wasserfestes und schnell trocknendes Material

Die Membranen im Vergleich – ein Fazit:

Wer aufmerksam die Eigenschaften der beiden Membranen studiert hat, wird schnell merken, dass sie sich kaum voneinander unterscheiden. Denn Softshell ist nun einmal Soft Shell. Daher werden es in erster Linie persönliche Empfindungen und Wahrnehmungen sein, die unser Urteil bzw. die Bewertung der beiden Membranen beeinflussen. Uns geht es daher weniger darum, einen der beiden Hersteller zu empfehlen, sondern über unsere ganz eigenen Erfahrungen zu berichten. Auf welche Membrane bzw. welche Bekleidung von welcher Outdoormarke die Entscheidung letztendlich fällt, ist letztendlich jedem selbst überlassen. Denn jeder Hersteller verarbeitet die jeweiligen Stoffe auf ganz eigene Art und Weise in seinen Kollektionen, die sich wiederrum hinsichtlich Passform und Gewicht immens unterscheiden können.
Einen konkreten Einblick zur Polartec® Power Shield® Membrane bietet unser Test von zwei Softshell-Jacken der Hersteller Millet und Patagonia. Was uns dabei aufgefallen ist, ist vor allem die etwas niedrigere Winddichtigkeit. Während die WINDSTOPPER® Membrane uns bspw. beim Rennradfahren auch bei starkem, kühlen Wind zuverlässig dicht hielt, wurde uns in den Jacken mit Polartec® Power Shield® Membrane recht zügig kalt, was wohl auf die bessere Atmunsgaktivität und das leichtere Gewicht (dünneres Material) zurückzuführen ist. In der Speed Vest von Haglöfs sowie der Adjuster von LaSportiva kamen wir hingegen bei anstrengenden Touren recht ordentlich ins Schwitzen. Klar ist jedenfalls, dass beide Membranen bei weitem nicht die Winddichtigkeit und Regenfestigkeit einer klassischen Hardshell bieten können – was sie ja im Grunde genommen auch nicht sollen.
Beide Membranen konnten jedoch gleichermaßen durch einen zumindest kurzfristigen Regenschutz und durch robuste sowie flexible Materialeigenschaften überzeugen. Auch hinsichtlich Tragekomfort weisen beide Laminate keine Defizite auf und überzeugen durch angenehm weichen Tragekomfort. Lediglich hinsichtlich der Atmungsaktivität kann die Softshell-Membrane aus dem Hause Polartec® etwas mehr auf die Waagschale werfen, denn die von uns getesteten Jacken transportierten deutlich besser die Feuchtigkeit vom Körper weg, als so manches Kleidungsstück mit WINDSTOPPER® Membrane. Doch wie bereits angedeutet, das sind alles persönliche Empfindungswerte, denn jeder Mensch transpiriert entsprechend mehr oder weniger oder besitzt ein anderes Kälteempfinden. Alles in allem lässt sich jedoch sagen, dass beide Membranen hervorragende Eigenschaften mit sich bringen, die ein Bergsportler für perfekte Erlebnisse draußen in der Natur braucht – bei dem einen mehr und bei dem anderen weniger.