Bereits am 17. März 2017 gelang der Seilschaft bestehend aus Michi Wohlleben und Simon Dietl die erste Winter-Traverse der fünf Gipfel der Drei Zinnen in den Sextner Dolomiten – innerhalb von nur knapp 9 Stunden und 15 Minuten. Als Inspiration für die anspruchsvolle Überschreitung diente den beiden Alpinisten die Fitz Roy Traverse von Alex Honnold und Tommy Caldwell im Jahr 2014.
Fünf Gipfel, Drei Zinnen und eine Seilschaft
Als Michi Wohlleben im Jahr 2014 gemeinsam mit Ueli Steck die erste „Nordwand-Aneinanderreihung“ der Drei Zinnen im Winter absolviert hatte, war er davon ausgegangen, dass die gezackte Felsformation vorerst kein Projekt mehr zu bieten habe. Nur 2 Monate später legten die beiden US-amerikanischen Kletterstars im alpinen Stil die „Fitz Roy Traverse“ aufs Parket und der adidas-Athlet hatte einen Grund gefunden, in die Sextner Dolomiten zurückzukehren. Ziel war es, alle 5 Gipfel in einem Zug zu überschreiten, diesmal ohne Support. Da sich der Winter zu jener Zeit allerdings bereits im Rückzug befand, wurde die fixe Idee aber zunächst auf Eis gelegt.
Ein Jahr später traf Michi Wohlleben den Südtiroler Simon Gietl, der die Überschreitung bereits ein paar Jahre zuvor gemeinsam mit Roger Schaeli erfolgreich gemeistert hatte und sich für die alpine Herausforderung mehr als nur begeisterte. Schließlich brauchte er damals ganze 2 Tagen und konnte die Punta Frida und den Preußturm nicht mit ins Gipfelbuch eintragen. Anfang 2017 war es dann soweit und die Pläne nahmen konkretere Formen an. Problem war erneut der Winter selbst, der noch nicht so recht in die Gänge gekommen war und dadurch die Bedingungen für eine „echte“ Winterbegehung eher schmälerte. Für die beiden Alpinisten stellt Winter aber einen Winter ohne Kompromisse dar. Es sollte nicht einfach nur eine weitere „Nummer“ ins Routenbuch eingetragen, sondern ein echtes Abenteuer erlebt werden.
Am 17. März war es dann schließlich soweit und die beiden Profi-Bergsteiger stiegen um 6:45 Uhr in die „Scoiattoli-Kante“ an der Westlichen Zinne ein. Bereits nach nur 2 Stunden und 20 Minuten standen sie auf dem Gipfel der Westlichen Zinne – geplant waren ursprünglich 5 Stunden. Danach ging es über den Normalweg hinunter in die „Dülferroute“ an der Westwand der Großen Zinne, die sie nach etwas mehr als einer Stunde um 11:26 Uhr erreichten. Anschließend ging es über den Normalweg auf die Kleine Zinne, von wo aus in die „Innerkofler“ Route abgeseilt und über den Westgrat auf die „Punta di Frida“ aufgestiegen wurde. Dann folgte der eigentlich spannenste Teil der Traverse – die Scharte zwischen Punta Frida und Preußturm: Ein abenteuerlicher, dunkler, kalter, exponierter und wenig begangener Bereich der Großen Zinnen. Aber auch dieser Abschnitt wurde problemlos gemeistert. Um auf der perfekten Überschreitungslinie zu bleiben, mussten die beiden Bergsportler nur noch in den „Preußriss“ abseilen, um nach nur 9 Stunden und 15 Minuten wieder echten Boden unter den Füßen zu spüren. Schneller als gedacht, aber wenn es schon einmal läuft, dann läuft es eben einfach.
Winterbegehung der Drei Zinnen – die Details:
Einstieg „Scoiattoli-Kante“ (6:45 Uhr)
Westliche Zinne (9:10 Uhr) „Scoiattoli-Kante“ 7b (VI/A2), 550m
Große Zinne (11:26 Uhr) „Dülfer“ 5+, 250m
Kleine Zinne (13:20 Uhr) „Normalweg“ 4/4+, 430m
Punta Frida (14:21 Uhr) „Westgrat“
Preussturm (14:50 Uhr) „Normalweg“
Ende Boden „Preußriss“ (16:00 Uhr)
Quelle: Michi Wohlleben