Testbericht – Icebreaker Merino: There is (almost) no stink at all – funktionale Merinowäsche von Icebreaker

von | 04. März 2013 | Testberichte

Was haben wir damals „gestunken“, als wir nach drei Wochen Schneeschuhwandern in Jotunheimen den Ausgangspunkt unserer Reise wieder erreichten. Schließlich lautete die Packstrategie, nehmt nur so viele Klamotten wie nötig und soviele wie möglich mit. Das Ergebnis: Nach nicht einmal drei Tagen stank unsere gesamte Funktionsunterwäsche aus Baumwolle und Synthetik dermaßen zum Himmel, dass uns jedes Tier garantiert schon fünf Kilometer gegen den Wind wittern konnte. Aber man muss nicht zwingend erst für drei Wochen durch Norwegens Nationalpark wandern, um wie ein Iltis zu riechen. So manches Baumwollshirt bekannter Modemarken schnuppert – ganz ohne jegliche  körperliche Anstrengung – in kürzester Zeit als würde man im Alltag nach wie vor eine vollbepackte Pulka hinter sich herziehen.

Woran liegt es also, dass manche Klamotten bereits nach nur wenigen Stunden dermaßen unangenehm riechen? In erster Linie liegt es wohl am Materialmix aus Baumwolle und Synthetik, das die Haut förmlich ersticken und somit stärker transpirieren lässt. Aber auch aufgrund der niedrigen Temperaturen beim Waschen können sich Keime und Bakterien hartnäckiger in den Textilien festsetzen – in Kombination mit Körperschweiß und Schmutzpartikeln ist es da mit dem frischen Wäscheduft relativ schnell vorbei. Da klingt das Versprechen von Icebreaker: „No stink!“ für die von ihm gefertigten Textilien ziemlich vielversprechend. Nach Kiwi und Māori dürfte deren Merinowäsche hierzulande wohl zu den bekanntesten Markenzeichen Neuseelands zählen. Auch wir haben uns von Kopf bis Fuß mit der „geruchsneutralen Funktionswäsche“ eingekleidet und davon überzeugt, wie die sonst so als kratzig verschriene Wolle sich inzwischen zu einem der beliebtesten Stoffe unter Sportlern gemausert hat.

Icebreaker – Ski+ Lite OTC Socken

Leicht gepolsterte Kniestrümpfe für Skifahrer und Snowboarder, die trotz dünn ausfallender Materialeigenschaften dennoch durchweg für warme Füße sorgen. Dank der verarbeiteten Merinowolle bleiben die Ski-Socken auch nach tagelangem Tragen weitestgehend geruchsneutral. Zudem trocknen sie sehr schnell und fördern dadurch einen optimalen Temperatur- und Feuchtigkeitshaushalt der Füße. Die Passform ist relativ eng, wodurch sich die Socken bei stark ausgeprägter Wadenmuskulatur wie Thrombosestrümpfe anfühlen können. Dank des hohen Stretchanteils im Gewebe (7% Elasthan) leihert das Material auch nicht aus und passt sich optimal an die Ergonomie des Fußes an – ohne Falten zu bilden. Wade, Schienbein und Ferse sind zusätzlich gepolstert, ebenso wie die Zehen. Flache Nähte und die leicht versetzte Naht im Vorderfußbereich verhindern zudem unerwünschte Druckstellen.

Testbericht – Icebreaker Merino: There is (almost) no stink at all – funktionale Merinowäsche von Icebreaker

Details:
Material: 75% Wolle, 18% Nylon, 7% Elasthan
Extras: versetzte Naht im Zehenbereich; Polsterung an markanten Stellen
Größen: S-XL
UVP: 27,95 Euro

Icebreaker – Leggings (Bodyfit 200)

Die warme Unterhose liegt eng auf der Haut und fühlt sich anfänglich eher wie eine normale Stoffhose an. Durch das fehlende Synthetikmaterial ist die Leggings in puncto Stretch nicht vergleichbar mit einer herkömmlichen Funktionsunterhose, kann dafür aber hinsichtlich ihres Tragekomforts durchaus punkten. Der breite Gummisaum sowie die flachen Nähte drücken oder reiben nicht und schränken die Bewegungsfreiheit dank elastischer Verstärkung im Schritt nicht ein. Auch das Material fühlt sich gut auf der Haut an und kratzt nicht. Die 200er Merinowolle hält wunderbar warm, regelt optimal den Feuchtigkeitshaushalt und trocknet schnell. Es fällt sogar so bequem aus, dass sie problemlos Daheim oder auf der Hütte als Wohlfühlhose getragen werden kann.

Testbericht – Icebreaker Merino: There is (almost) no stink at all – funktionale Merinowäsche von Icebreaker

Die Details:
Material: 100% Merinowolle (Materialstärke: 200 g/m²)
Extras: flache Nähte; Gummisaum, Eingriff
Größen: S-XXL
UVP: 75,95 Euro

Icebreaker – Oasis Crewe Longsleeve (Bodyfit 200)

Wenn es mal wieder kälter wird, dann ist das Longsleeve die erste Wahl. Denn das weiche Material aus 200er Merinowolle hält wärmer als so manche Funktionsunterwäsche. Was daran liegen mag, dass die natürliche Konstruktion der Fasern auch im feuchtem Zustand isoliert. Allerdings nimmt die Wolle im Gegensatz zu synthetische Stoff etwas stärker Feuchtigkeit auf und fühlt sich dadurch bei schweißtreibenden Aktionen etwas nasser auf der Haut an. Dafür wärmt sie hingegen auch im nassen Zustand besser, als Synthetikmaterial. Das langärmliche Shirt kann zudem nicht gerade als Leichtgewicht bezeichnet werden. Aber immerhin ist es wie alle Merinoprodukte weitestgehend geruchsneutral und trägt sich dank flacher Nähte ausgesprochen komfortabel – perfekt als erste Schicht unter der Outdoor-Jacke oder einfach nur zum Wohlfühlen daheim.

Testbericht – Icebreaker Merino: There is (almost) no stink at all – funktionale Merinowäsche von Icebreaker

Die Details:
Material: 100% Wolle (Merino; Materialstärke: 200g/m²)
Extras: Rundhalsausschnitt
Größen: S-XXL
UVP: 75,95 Euro

Icebreaker – Ultralite Tech T Lite (Bodyfit 150)

Auch im Alltag weiß Icebreaker mit seinen Produkten durchaus Akzente zu setzen. Das Ultra Lite Tech T Lite kann man getrost zwei Tage am Stück tragen, ohne dass auch nur ansatzweise Geruch entsteht. Das weiche Material aus reiner Merinowolle kratzt in keinster Weise und trägt sich hervorragend auf der Haut. Einzig der Preis für ein einfaches T-Shirt scheint auf den ersten Blick wirklich etwas zu hoch. Wenn man aber bedenkt, wie viele T-Shirts man aufgrund geruchtechnischer Mängel ausrangiert, ist der Preis fast schon wieder verkraftbar.

Testbericht – Icebreaker Merino: There is (almost) no stink at all – funktionale Merinowäsche von Icebreaker

Die Details:
Material: 100% Merinowolle (Materialstärke: 150 g/m²)
Extras: Rundhalsausschnitt
Größen: S-XXL
UVP: 69,95 Euro

Das Fazit – Merinowäsche von Icebreaker:

Auch wenn die Vorbehalte gegenüber „Schafswolle“ zu Beginn doch relativ groß waren, wich die Skepsis schnell einer regelrechten Begeisterung. Denn für gewöhnlich kratzt Wolle unangenehm auf der Haut, was bei Merinowolle allerdings kaum der Fall ist. Lediglich das 200er Material macht sich anfangs etwas bemerkbar, wohingegen das 150er sich so geschmeidig und weich anfühlt, dass man es nach nur wenigen Minuten des Tragens schon fast gänzlich vergessen hat. Alle getesteten Teile überzeugten durch eine optimale Feuchtigkeits- und Wärmeregulierung sowie durch eine perfekte Passform ohne Ausleiern und mit großem Wohlfühlfaktor. Lediglich beim Preis könnte so manch einer dann doch einmal die Nase rümpfen.

Der größte Vorteil der Merinobekleidung von Icebreaker verbirgt sich jedoch in deren Markenversprechen: „No stink“. Und dass es sich dabei nicht nur um ein Werbeversprechen handelt, sondern um eine Tatsache, davon konnten wir uns bei verschiedenen „Härtetests“ überzeugen. So haben wir sowohl das Lifestyle-Shirt als auch die Unterwäsche jeweils ganze 5 Tage am Stück sowohl im Alltag als auch bei verschiedenen Aktivitäten rund um die Uhr getragen. Und wir können nun mit Gewissheit sagen: „There is (almost) no stink at all“ – zumindest in den ersten drei Tagen. Danach können ein paar Gerüche auftreten, die aber mit denen der Baumwolle kaum zu vergleichen sind.

Einziges Manko der Merinowäsche ist, dass sie optimalerweise separat gewaschen werden sollte. Denn in nassem Zustand riecht sie dann doch ziemlich unangenehm und gibt diesen Geruch unter Umständen auch an den Rest der Wäsche weiter. Dennoch sollte man sich nicht irritieren lassen, wenn die durch Regen nass gewordene bzw. frisch gewaschene Wäsche einen ungewöhnlichen Eigengeruch entwickelt, dies liegt vermutlich an den organischen Eigenschaften der Fasern. Einfach die nassen Klamotten auf die Wäscheleine hängen, trocknen und durchlüften lassen, und wie ein Wunder verflüchtigt sich der Geruch dann alsbald von ganz alleine. Wer also eine Mehrtagestour plant und sich unterwegs nicht waschen kann, der ist mit Merino-Bekleidung in jedem Fall bestens beraten – allein aus Rücksicht zu den eigenen Mitstreitern.