Den 8.125 Meter hohen Nanga Parbat umgibt eine besondere Aura: Tief haben sich die Tragödien in das kollektive Gedächtnis eingeschrieben, die sich im Ringen um diesen Berg abspielten. Ebenso wie der legendäre Triumph von Hermann Buhl, welcher auch als „Killer Mountain“ bezeichneten Berg im Jahr 1953 erstbestieg. Von Kindsbeinen an begleitet der prominente Gipfel den italienischen Bergsteiger und begründen die tiefe Beziehung zu dem abgelegenen Riesen im Karakorum, der einst als „Schicksalsberg der Deutschen“ in die Geschichte einging.
13 Jahre sollte es dauern, bis der Gipfelsieg im Jahr 2016 als neues Kapitel im Alpinsimus eingetragen werden konnte. Seine bis dato gesammelten Erlebnisse schildert der Italiener in seinem neuesten Werk „Nanga im Winter – eine Geschichte von Ehrfurcht, Geduld und Willenskraft„, dem insgesamt sechsten Buch aus dessen Feder, welches in Italien binnen kürzester Zeit zum Bestseller avancierte. Wir haben das überaus persönliche Werk gelesen und haben den Menschen hinter der Bergsteigerlegende Simone Moro kennengelernt.
Harte Schale, weicher Kern – Simone Moro so offen wie ein gut geschriebenes Buch
2003 näherte sich Simone Moro dem Nanga Parbat zum ersten Mal. Und scheiterte. Knapp zehn Jahre später erfolgte der zweite Versuch. Diesmal im Winter. Erneut zwang die gewaltige Natur des Berges den Italiener zur Umkehr und wies ihn ihm mit Temperaturen bis minus 40 Grad, anhaltenden Schneefällen und Stürmen von bis zu 200 Stundenkilometern abermals die Grenzen auf. Doch all das Scheitern bedeutete nie das Ende des großen Traums. Ganz im Gegenteil, es bestärkt den Extrembergsteiger nur darin, noch geduldiger, hartnäckiger und zielstrebiger dem selbsternannten „Schicksalsberg“ ins Visier zu nehmen. Doch wider allem Erwarten verfolgt Moro nicht ein sinnloses und kommerziell getriebenes Ziel. Vielmehr ist es eine Leidenschaft, die den The North Face Athleten zu einem der besten Winterbergsteiger der Welt macht. In seinem wohl persönlichsten Buch beschreibt er beeindruckend offen seine Gefühlswelten, Gedanken und Hoffnungen rund ums Scheitern und Nichtaufgeben.
Wer Simone Moro besser kennenlernen will, sollte sich dieses Buch unbedingt zu Gemüte führen. Denn darin beleuchtet der Extrembergsteiger selbst sein Leben am Berg und was ihn immer wieder dazu antreibt, zu den höchsten Gipfeln der Welt zurückzukehren. Wie in einem Tagebuch kann man an zum Teil intimen Gedanken Moros teilhaben und erhält so ein vollkommen anderes Bild vom sonst so zielstrebigen Alpinisten. Auch wenn das Werk mitunter ein paar Längen besitzt und sich der Autor an vielerlei Stellen wiederholt, am Ende bleibt eine Gesamtschau auf jene Sicht der Dinge, die kaum näher dran sein können, als die Schilderungen vom Abenteurer selbst.
Über den Autor und Extrembergsteiger Simone Moro:
Der italienische Extrembergsteiger Simone Moro wurde 1967 in Bergamo geboren und zählt zu einem der erfolgreichsten und vielseitigsten Alpinisten weltweit. Ihm gelang es, neben Shishapangma, Makalu und Gasherbrum II insgesamt vier Achttausender erstmals im Winter zu besteigen. Die erste Winterbesteigung des Nanga Parbat gilt dabei als die Krönung seines alpinistischen Lebenswerks und ist ein absoluter Meilenstein in der Geschichte des Höhenbergsteigens. Zuvor war Moro als Trainer der italienischen Sportkletterer-Nationalmannschaft aktiv und fliegt als einer der ersten Hubschrauber-Piloten zahlreiche Hilfseinsätze im Himalaya. Mehr Infos zur alpinen Karriere gibt’s unter: www.simonemoro.com
Die Details:
Titel: Nanga im Winter – eine Geschichte von Ehrfurcht, Geduld und Willenskraft
Verlag: Tyrolia-Verlag
Autor: Simone Moro (Übersetzung von Maria Anna Söllner)
Umfang: 288 Seiten mit 25 farbigen Abbildungen
Preis: 24,95 Euro