Laufen ist ihr Element und ihre Leidenschaft: Ida-Sophie Hegemann (20 Jahre), zählt zu den erfolgreichsten Nachwuchsläuferinnen Deutschlands und ist der jüngste Neuzugang im Salomon Athleten-Team. Der Weg der gebürtigen Duderstädterin zum Trailrunning ist von vielen glücklichen Zufällen, aber auch von schmerzhaften Erfahrungen geprägt. Wir haben uns mit der sympathischen Jura-Studentin zum Interview getroffen und mit ihr über die Liebe zum Laufen und ihren persönlichen Werdegang gesprochen. Bei dieser Gelegenheit haben wir ihr direkt noch ein paar Tipps entlockt, worauf man als Trailrunning-Einsteiger achten sollte und wie man erfolgreich vom Asphalt auf unbefestigtes Terrain wechselt.
Mit Laufsport den Kopf frei bekommen.
„Das Besondere am Trailrunning ist für mich das Wechselbad der Gefühle: Wenn man bergauf denkt, dass man wirklich überhaupt nicht mhr kann, dann geht es nur kurz bergab. Man erholt sich ein bisschen und schöpft neue Kraft. Man erreicht also ständig sein Limit, aber es kommt immer wieder etwas Neues. Man überschreitet beim Trailrunning immer wieder die eigenen Grenzen und macht dabei die ultimative Erfahrung mit sich selbst.“ Wenn Ida von ihrer großen Leidenschaft erzählt, dann reißt einen ihre Begeisterung regelrecht mit und man möchte am liebsten direkt wieder selbst die Laufschuhe schnüren.
Die 20-Jährige ist durch und durch Sportlerin und obendrein ein echtes Naturtalent. Laufsport – egal ob auf der Straße oder auf den Trails – ist ihre Passion. „Dieses Gefühl nach einem Wettkampf oder nach dem Lauftraining, wenn man sich so vollkommen verausgabt und sich selbst überrascht hat mit der eigenen Leistung, das kann man für mich mit keiner anderen Sportart erreichen. Dieses befreiende Gefühl gibt es nur beim Laufen. Hier kriege ich meinen Kopf komplett frei“, so die gebürtige Duderstädterin. Auch wenn Ida schon immer gerne gelaufen ist, der Weg zum Trailrunning und erst recht zu Salomon führte zunächst über ein paar sportliche Umwege.
Vom Tennis zum Straßenlauf – bei Ida läuft’s.
Die sympathische Blondine kommt aus einer sehr sportlichen Familie: Ihre Eltern haben beide lange Jahre auf hohem Leistungsniveau Tennis gespielt. Von Kindesbeinen an ist Ida gerne aktiv – sei es beim Fußball, Ballett oder Tennis. Ihre Laufkarriere begann im Alter von 14 Jahren. „ Auf dem Gymnasium hatte ich einen tollen Sportlehrer, der sich sehr engagiert hat. Am Ende jeder Sportstunde mussten wir 800 Meter auf der Bahn oder auch mal 3 km auf Zeit laufen. Da war ich immer schneller als die Jungs. Dann hat er vorgeschlagen, dass wir einfach mal zu den Bezirksmeisterschaften fahren. 5 km Straße waren das damals und ich hab direkt gewonnen“, erzählt Ida lächelnd. So bilden die Bezirksmeisterschaften den Anfang für ihre spätere Laufkarriere. Schnell werden Trainer und Vereine auf ihr Talent aufmerksam und sie entscheidet sich dafür, das Laufen als Leistungssport zu betreiben.
Ida geht aufs Sportgymnasium, ist in den deutschen Bestenlisten schnell vorne mit dabei und trainiert eifrig am Olympia-Stützpunkt in Hannover. Bei der Wahl ihres Jura-Studienplatzes entscheidet sie sich bewusst für die niedersächsische Landeshauptstadt, um dort in ihrer Freizeit auch weiterhin konsequent leistungsmäßig laufen zu können. Doch dann zollt das harte Training seinen Tribut: Im Frühjahr 2017 erleidet die junge Frau einen Belastungsbruch im linken Fuß und muss einen Gang zurückschalten. Diese schmerzhafte Erfahrung ist es aber auch, die der quirligen Studentin neue Perspektiven eröffnen und das Leben ein Stück weit auf den Kopf stellen.
Von jetzt auf gleich zum Transalpine Run.
Um sich nach ihrer Zwangspause nicht sofort wieder dem harten Wettbewerb des Straßenlaufs mit allen seinen Bestzeiten stellen zu müssen, beginnt Ida mit dem Trailrunning. Sie nimmt an kleineren Bergläufen in der Region teil und landet direkt wieder auf dem Siegertreppchen. Das Talent zum Laufsport abseits asphaltierter Wege scheint ihr in die Wiege gelegt worden zu sein. Von einem Veranstalter erfährt Ida zufällig, dass GORE-TEX Startplätze für eine Etappe beim berühmten Transalpine Run (TAR) verlost. Sie bewirbt sich spontan und erhält prompt eine Zusage. Wie es der Zufall will, muss die Läuferin, welche ursprünglich mit Ida an den Start gehen sollte, verletzungsbedingt passen.
Als neuer Laufpartner wird ihr kein Geringerer als Philipp Reiter zugeteilt – seines Zeichens selbst professioneller Bergausdauersportler, Trailrunner und zudem Athleten-Manager bei Salomon. Eine (Erfolgs-)Geschichte wie man sie sich schöner nicht ausdenken könnte. Philipp wusste zu jener Zeit bereits, dass Ida aus dem Laufsport kommt und ging direkt in die Vollen: „Philipp meinte, dass ich ja schnell sei und wir direkt ganz vorne in der ersten Laufgruppe starten könnten,“ erzählt Ida lachend mit Rückblick auf das Rennen. Was folgte, war der bislang wohl härteste aber zugleich schönste Berglauf ihres Lebens. Schlussendlich konnte das Team „Reiter-Hegemann“ überraschend erfolgreich abschneiden und der Grundstein für eine engere Zusammenarbeit mit dem Trailrunning-Spezialisten Salomon war gelegt.
Nachdem das französische Unternehmen die junge Nachwuchsläuferin zunächst mit Testschuhen versorgte, erfolgte kurze Zeit später die offizielle Einladung zum Athleten-Treffen. Damit einher ging dann direkt das Angebot, Teil des Salomon-Teams zu werden. Ein Naturtalent wie Ida findet man schließlich nicht alle Tage: „ Für mich war und ist es eine riesige Ehre, Teil dieses großartigen Teams sein zu dürfen. Ich bekomme so viel Support und ich kann mich immer an Philipp oder die andere Kollegen von Salomon wenden, wenn ich Fragen habe. Gerade bergab muss ich noch an meiner Technik feilen. Und es gibt so viele tolle Läufer von denen ich noch so viel lernen kann. Es ist wirklich das größte Glück für mich, dass ich diese ganze Unterstützung bekomme“, gibt sich die 20-Jährige bescheiden. Dabei wirkt dieses Lob alles andere als aufgesetzt oder vom Sponsor aufgedrückt. Vielmehr merkt man der attraktiven Athletin an, dass sie sich rundum wohl fühlt im Salomon-Team und mit dem Trailrunning eine neue Passion gefunden zu haben scheint.
Ida-Sophie Hegemann ist sprichwörtlich am Boden geblieben.
Die Zusammenarbeit mit Salomon hat für die junge Sportlerin natürlich auch handfeste Vorteile: Während Ida den Leistungssport auf der Straße komplett selbst bzw. mit Hilfe ihrer Eltern finanzieren musste, wird sie nun endlich professionell unterstützt. Alleine mit Blick auf die fünf bis sechs Paar Laufschuhe pro Jahr ein nicht unerheblicher Kostenfaktor – erst recht, wenn man wie Ida aus einer Großfamilie mit fünf kleineren Geschwistern stammt; von Trainingscamps, Startgebühren und Co. ganz zu schweigen. „Meine Eltern haben mich immer finanziell unterstützt, aber natürlich ist es schon toll und vor allem eine große Erleichterung, dass ich mein komplettes Equipment inzwischen von Salomon gestellt bekomme.
Die Schuhe passen mir wie angegossen und obendrein halten sie auch noch sehr lange – ganz im Gegensatz zu den Modellen, die ich sonst auf der Straße gelaufen bin“, weiß die Studentin zu berichten. Aber natürlich ist es nicht nur der finanzielle Support, weshalb Ida dem Trailrunning mittlerweile viel mehr abgewinnen kann als dem Straßenlauf: „Die Leute beim Trailrunning haben eine ganz andere Einstellung zum Laufsport als ich es sonst gewohnt bin. Da entbrannten regelrechte Kämpfe von Kadersystemen und Nominierungen – und keiner gönnte dem anderen etwas. Beim Trailrunning ist es im Grunde genommen das komplette Gegenteil. Jeder versucht sich um den anderen zu kümmern und ist Teil einer Gemeinschaft. Das Laufen an sich und der Trail stehen im Vordergrund und nicht das Bessersein als der andere – es macht einfach viel mehr Spaß“, so Ida.
100 mal die Treppe rauf und runter – und der Brocken ist auch gleich um die Ecke.
Stolze 150 bis 180 Kilometer läuft Ida in einer normalen Trainingswoche. Mal mehr, mal etwas weniger. Drei Wochen volle Power, dann lässt sie es eine Woche etwas ruhiger angehen. Ergänzend dazu macht sie Stabilisierungsübungen oder auch alternative Ausgleichsportarten wie Aqua Jogging. Für die Grundgeschwindigkeit trainiert die 20-Jährige weiterhin einmal die Woche auf der Tartan-Bahn ihres alten Vereins. Ansonsten hat ihr aktuelles Training mit dem von einst aber nicht mehr viel gemein: „Früher habe ich mir immer die flachste Strecke gesucht, um meinen Pace zu halten. Jetzt laufe ich einfach drauf los – querfeldein. Dabei probiere ich gerne neue Wege aus und schaue einfach mal, was auf mich zukommt. Früher bin ich hingegen immer nur gegen die Uhr gelaufen. “
Auch wenn Idas Wohnort Hannover einen guten Ruf als Laufparadies genießt – viel Wasser, viel Grün, flach und mit jeder Menge Natur – um fürs Trailrunning trainieren zu können, ist die Gegend natürlich nicht wirklich optimal geeignet. Es fehlen schlicht und einfach die Berge. Aber Ida weiß sich zu helfen: „Ich versuche immer möglichst viele Anstiege, Treppen und Hügel mitzunehmen. Alternativ suche ich mir eine steile Treppe und laufe diese dann einfach ganz oft hintereinander hoch und runter“, weiß die sympathische Niedersächsin zu berichten. Ein- oder zweimal pro Woche fährt sie zudem mit ihrem Studententicket zum Brocken, dem mit 1.141 m höchsten Berg Norddeutschlands. „Der Brocken ist vielleicht nicht so abwechslungsreich wie die Alpen, aber ich kann hier wirklich gut trainieren. Es geht viel auf und ab und man bekommt locker seine 1.000 Höhenmeter zusammen“.
Wann immer es die Zeit zulässt, fährt Ida in Richtung Süden zu den „richtigen“ Bergen. „Ich war schon als Kind immer gerne wandern und wir haben mit meinen Eltern oft in den Bergen Urlaub gemacht oder waren beim Skifahren. Meine Mama hat immer gesagt, dass ich eine richtige Bergziege bin“ kommentiert Ida schmunzelnd ihre eigene Kindheit. Wenn es das Studium irgendwann zulässt, möchte Ida aber auf jeden Fall gerne in Richtung Berge ziehen. Bis es soweit ist, dauert es aber noch eine Weile.
Denn in ein paar Jahren steht erst einmal die Zwischenprüfung an und danach werden die Karten neu gemischt. Eines steht jedenfalls fest: Das Studium ist mindestens genauso wichtig wie das Laufen. Schließlich möchte Ida irgendwann einmal Richterin werden. Bis dahin wird die junge Athletin aber sicherlich noch ein paar Tausend Kilometer auf den Trails dieser Erde zurücklegen.
Nächster Halt: Großglockner (GGUT) und Zugspitz Ultra Trail (ZUT)
Aktuell läuft Ida bei den großen Trail-Events vielleicht noch nicht ganz vorne mit – aber was nicht ist, kann bekanntlich ja noch werden. Zumal die 20-Jährige erst seit gerade einmal einem Jahr im Trailrunning aktiv ist. In diesem Sommer stehen für die Studentin u.a. der Zugspitz Ultra Trail (ZUT) und der Großglockner Ultra Trail (GGUT) auf dem Programm. Bei beiden Rennen möchte sie über die Mittel- bzw. Marathondistanz an den Start gehen. Chancen auf einen Sieg rechnet sich die Salomon-Athletin aber kaum aus. Vielmehr geht es ihr darum, weiter Erfahrung zu sammeln und an ihrer Technik zu feilen: „Bergauf klappt alles schon sehr gut. Das Laufen auf dem Vorderfuß mit kurzen Schritten und hoher Frequenz liegt mir. Das kenne ich vom Straßenlauf und dem Training auf der Bahn. Und natürlich hab ich eine gute Grundgeschwindigkeit. Nur bergab fehlt mir häufig noch das nötige Vertrauen in meine Beine“ stellt das Nachwuchstalent selbstkritisch fest.
Auch wenn Ida noch an sich arbeiten muss, wir sind überzeugt davon, dass wir von ihr noch so einiges zu hören und zu sehen bekommen. Denn die sympathische 20-Jährige besitzt etwas, das anderen Athleten selbst nach ganz viel Training, Schweiß und Tränen immer noch fehlt: Talent gepaart mit einer großen Portion Leichtigkeit und Frohsinn. Man darf also gespannt sein, wie es mit Idas Karriere weitergeht und ob sie vielleicht schon in diesem Sommer auf dem ein oder anderen Podest zu finden ist.
Idas Tipps für Trailrunning-Einsteiger und den Wechsel vom Asphalt auf die Straße gibt’s hier.
Athleten-Steckbrief von Ida-Sophie Hegemann:
Name: Ida-Sophie Hegemann
Geburtsdatum: 21. März 1997
Geburtsort: Duderstadt , Niedersachsen
Wohnort: Hannover
Beruf / Ausbildung: Jura-Studentin
Größte sportliche Erfolge: Mehrfache Landesmeisterin, Norddeutsche Meisterin, Gewinnerin German World Race Cup, 8. bei der deutschen Halbmarathon-Meisterschaft
Sportliches Ziel für 2018: Erfahrung sammeln im Bereich Trailrunning und gute Platzierungen bei großen Trail-Events
Motivationsspruch: „What doesn’t kill you makes you stronger“.
Lieblingslaufschuh: alle S-Lab Modelle – insbesondere der Sense 6
Lieblingsessen: Kokosmilch-Curry und Pfannkuchen, Kaiserschmarrn in den Bergen
Snack für Unterwegs: Obst, Mandeln, Schokoriegel
Größtes Vorbild / Idol: Sportler bzw. Läufer wie Kilian Jornet oder Emelie Forsberg sind sehr inspirierend für mich, und es gibt viele Athleten, zu denen ich aufschaue – DAS eine sportliche Vorbild habe ich aber nicht. Im Privaten ist definitiv meine Mama mein Vorbild und meine Alltagsheldin.