Funktionelle und gut passende Schuhe sind das A und O für jede Bergtour – sei es beim Wandern auf bequemen Almwegen, im Klettersteig oder bei der anspruchsvollen Hochtour. Denn schließlich ist man nur mit einem festen Tritt in den Bergen sicher und selbstbewusst unterwegs. Je nach Einsatzbereich gibt es aber natürlich unterschiedlich robustes Schuhwerk – vom leichten Halbschuh über den Wanderstiefel hin zum klassischen Bergstiefel, an dem auch Steigeisen angebracht werden können. Je schwieriger das Gelände oder je mehr Gepäck man auf dem Buckel schleppt, desto stabiler sollte in der Regel auch der Schuh sein.
Gerade bei Bergstiefeln der Kategorie D, die sich mit ihrer voll-steigeisenfesten Sohle für den hochalpinen Einsatz auf Gletschern oder sogar beim Eisklettern eignen, ist beim Kauf besonders viel Sorgfalt gefordert. Nur wenn das Schuhwerk perfekt passt, nicht drückt oder reibt sowie robust und wetterbeständig ist, können am Berg auch Höchstleistungen erbracht werden. Denn gerade in anspruchsvollem Terrain muss man sich jederzeit auf seine Füße verlassen können – ohne Kompromisse. Hinzu kommt natürlich, dass es die schweren Bergstiefel preislich durchaus in sich haben und ein Fehlkauf umso mehr im Geldbeutel schmerzt – wenn auch hoffentlich nur da.
Wir haben in den vergangenen Monaten einen absoluten Klassiker unter den alpinen Bergstiefeln getestet, den man vor allem an den Füßen professioneller Alpinisten als auch staatlich geprüfter Berg- und Skiführer oder ambitionierter Hobbybergsteiger findet: den La Sportiva Nepal Evo GTX. Das High-End Modell des italienischen Schuhspezialisten ist sowohl als Damen- und Herrenmodell mit unterschiedlichen Leisten verfügbar. Beide Varianten durften mit dem Redaktionsteam auf Reisen rund um den Globus gehen – sei es auf Gletschertour in Kolumbien, auf dem Adlerweg in Osttirol, zum Trekking nach Utah oder in die verschneiten Flanken des Karwendels.
Auch wenn die Einsatzgebiete dabei recht unterschiedlich ausfielen, das Testurteil war einstimmig: Der Nepal Evo GTX ist wie auch der Nepal Cube GTX ein absoluter Top-Schuh mit exzellentem Tragekomfort und ein überraschend guter Allrounder, an dem wir (fast) nichts auszusetzen haben. Warum? Hierfür lassen wir die einzelnen Testpersonen selbst zu Wort kommen.
La Sportiva Nepal Evo GTX: Robuster voll-steigeisenfester Stiefel mit GORE-Membran
Technisch voll ausgestattet und gleichzeitig absolut bequem – das verspricht der La Sportiva Nepal Evo GTX seinem Träger bzw. seiner Trägerin. Der Schuh eignet sich dank seiner voll-steigeisenfesten Sohle perfekt für alpines Bergsteigen im Fels oder im Eis. Das Material ist sehr widerstandsfähig, soll aber zudem hohe Atmungsaktivität und gute Isolation gewährleisten – bei gleichzeitig geringem Gewicht. Der Schaft des Stiefels besteht aus dem hochdruckimprägnierten und dadurch wasserabweisenden Idro-Perwanger Leder.
In Kombination mit dem isolierenden Gore-Tex Insulated Comfort Futter entsteht so ein wasserdichter Schuh, der Schnee und Regen erfolgreich zu trotzen vermag und gleichzeitig ein angenehmes Fußklima bietet. Um den Nepal Evo ideal auf die persönliche Fußform einzustellen, ist er mit einer speziellen Schnürung mit Blockiersystem ausgestattet, das sich dank EZ Out Zugschlaufe einfach wieder lösen lässt. Durch die herausnehmbare Schuhzunge mit eingebautem Belüftungssystem findet zudem jeder Fuß seine individuelle Passform.
Die notwendige Flexibilität im Knöchelbereich soll durch das 3D Flex System mit seiner multidirektionalen Bewegungsfreiheit im Sprunggelenk gewährleistet werden, welche mit einem hinteren elastischen anatomischen Schneekragen mit integrierter elastischer Kleingamasche kombiniert wird. Für den richtigen Grip und einen sicheren Tritt in anspruchsvollem Terrain sorgt laut Hersteller die wieder-besohlbare Vibram Sohle mit dem innovativen Impact Brake System, das den Aufprall des Fußes auf dem Untergrund dämpft, den Antrieb beim Aufwärtsgehen verstärkt und beim Abwärtsgehen ein Vorrutschen vermeidet.
Durch die Antishock-Zwischensohle aus geschäumtem Polyurethan (PU) soll die Gelenkbelastung zusätzlich verringert werden. Erhältlich ist der Nepal Evo GTX als Herrenmodell in Gelb und als Damenmodell in Lime, wobei für die Frauen schmalere Leisten verwendet werden.
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Einen Bergschuh zu finden, der mir richtig gut passt, ist für mich unglaublich schwierig – um nicht zu sagen nahezu unmöglich. Eine kleine Lebensaufgabe wenn man so will. Seit meiner Kindheit hat mich das nicht nur richtig viele Nerven gekostet, sondern auch die ein oder andere Träne. Warum? Weil ich einen extrem schwierigen Fuß habe. Super schmal, mit einer Ferse, der bislang kein Schuhwerk wirklich guten Halt bieten konnte.
Stets habe ich noch ein bisschen Bewegung im Fersenbereich und rutsche im Schuh nach oben. Die Folge: Unzählige Bergtouren, die durch große Blasen und schmerzhafte, offene Stellen getrübt wurden. Und je robuster der Schuh sein sollte, desto komplizierter gestaltete sich natürlich die Suche nach der perfekten Nadel im Heuhaufen.
Bis jetzt. Mit dem La Sportiva Nepal Evo habe ich den für mich idealen alpinen Bergstiefel gefunden. Die Euphorie, die ich nach meiner ersten anspruchsvollen Bergtour mit sicherem Tritt und ohne Schmerzen bzw. Blasen verspürte, ist nur schwer in Worte zu fassen. Aber jeder Frischluftfreund, der einen „Problemfuß“ besitzt, kann sicherlich nachvollziehen wie unglaublich glücklich man ist, wenn der perfekte Bergbegleiter endlich gefunden ist. Die Passform des Nepal Evo ist – wie man es von den italienischen Herstellern gewohnt ist – recht schmal und damit wunderbar für meine Fußform geeignet.
In Kombination mit der durchdachten Schnürung sowie der flexiblen Schuhzunge bietet der Stiefel meinem Fuß und meiner Problemferse hervorragenden Halt, um auch in technisch schwierigem Gelände einen sicheren Stand zu haben. Gleichzeitig ermöglich der flexible Schaft hohe Bewegungsfreiheit wodurch sich der Nepal Evo am Fuß deutlich wenig massiv anfühlt als die Optik vielleicht vermuten lässt. Das robuste Material schützt den Fuß dabei perfekt vor Stößen und Steinen – sei es im Geröllfeld oder beim Spuren mit Steigeisen.
Die Sohle mit ihren schräg angeordneten Noppen besitzt einen tollen Grip, um auch auf nassem Fels oder Eis nicht abzurutschen. Die Dämpfung ist nicht zuletzt dank der Antishock Zwischensohle sehr gut, so dass auch lange Touren mit schwerem Gepäck leicht(er) zu bewältigen sind und der Fuß nicht so schnell ermüdet. Auch in punkto Fußklima und generellem Tragekomfort gibt es für mich nichts auszusetzen. Die Atmungsaktivität ist für einen Stiefel der Kategorie D absolut zufriedenstellend und Wasser hat dank der Gore-Tex Membrane auch keine Chance in den Schuh einzudringen.
Der La Sportiva Nepal Evo war bei den verschiedensten Aktivitäten ein stets treuer und zuverlässiger Berggefährte. Er durfte in Kolumbien auf über 5000 Metern Gletscherluft schnuppern, war gut eine Woche in den Anden täglich mindestens acht Stunden im Dauereinsatz und erleichterte auch in den Bayerischen Voralpen bei den ersten Frühjahrstouren den ein oder anderen verschneiten Gipfelsturm. Einziger kleiner Kritikpunkt für mich: Die Schnürsenkel sind etwas glatt und gehen dadurch leicht auf, wenn man den (Pflicht-)Doppelknoten nicht richtig fest zieht.
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Mit neuen Zielen steigen auch die Ansprüche an geeignetes Schuhwerk, um bisher noch ungeahnte Höhen zu erobern. Angefangen hat alles vor gut 15 Jahren mit meinen ersten Trekkingstiefeln von Lowa, mit denen ich meine ersten Kilometer auf dem Santiago de Compostela zurücklegte – allerdings noch eher in der Horizontale. Später folgten dann Bergstiefel von Meindl und für die erste 4.000er Tour auf den Gipfel des Mönch irgendwann auch die obligatorischen voll-steigeisenfesten Alpintreter. Letzterer flog allerdings nach nur drei Unternehmungen wieder aus dem Regal, da der Oberschuh unangenehm auf den Spann drückte und die Ferse bei jedem Schritt gefühlt 20 Höhenmeter weiter oben war als der Rest des Fußes.
Irgendwie sollten wir nicht wirklich Freunde werden. Auch wenn 280,- Euro schmerzen, sie tun am Ende noch längst nicht so weh wie das Leiden des noch jungen Gipfelstürmers. Etwas ungläubig beobachtete ich daher die leichtfüßig dahinstapfenden Bergführer, die mit ihren weithin sichtbaren und gelb leuchtenden Stiefeln scheinbar ohne große Probleme nach oben tänzelten – trotz klobiger Ausmaße. Und da ich eh auf der Suche nach einem Allrounder war, mit dem ich sowohl auf dem Gletscher als auch bei normalen oder alpinen Bergtouren gleichermaßen gut aufgestellt bin, kam ich an einer Anprobe nicht mehr vorbei. Gesagt, getan, gekauft – schließlich überzeugte der Nepal Evo vom Start des Testparcours weg. Sozusagen Liebe auf den ersten Tritt.
Der Nepal Evo ist eigentlich eher etwas für schmalere Füße. Allerdings überrascht der Klassiker von La Sportiva mit einem recht genügsamen Leisten. Eingerahmt durch den hochgezogenen Geröllschutz halten die Bergstiefel selbst breitere Füße in Form und bieten einen ausgezeichneten Seitenhalt. Durch die flexibel platzierbare Zunge drückt auf dem Spann nichts mehr und auch sonst überzeugen die „gelben Wunderstiefel“ durch einen hervorragenden Tragekomfort. Der Fuß sitzt förmlich wie eingegossen, wodurch die Kraftübertragung beim Klettern optimal funktioniert. Die voll-steigeisenfeste Sohle überzeugt zudem durch beste Dämpfungseigenschaften und erlaubt dank ihrer Steifigkeit ein gezieltes Antreten von selbst kleinsten Tritten im Fels.
Das eigentliche Highlight ist aber die Flexibilität des Schafts, wodurch die eigentlich recht klobig daherkommenden Bergstiefel problemlos auch beim Wandern zum Einsatz kommen können, ohne dass einem danach die komplette Fußsohle schmerzt. Ein allzu schnelles Ermüden der Füße wird dadurch effektiv verhindert. Abgerundet wird das alles durch gute Isolierfunktionen und das wasserdichte Material, wodurch sogar nach mehrstündigen Touren in strömenden Regen oder im Schnee die Füße zuverlässig trocken und warm bleiben.
Einzig die Schnürsenkel sind und bleiben ein kleines Sorgenkind des Nepal Evo, lockert sich der Knoten ohne obligatorische „Doppelsicherung“ auf Dauer leider immer wieder. Ansonsten ist der Alpinstiefel das Beste was meinen Füßen hätte passieren können: Einer für (fast) alles und für so manches Abenteuer, das noch auf der persönlichen To Do-Liste steht.
Die Vor- und Nachteile im Überblick:
+ ideal geeignet für anspruchsvolle Touren in Fels und Eis
+ hochwertige Verarbeitung
+ durchdachtes Schnürsystem für hervorragenden Halt
+ sehr gute Passform auch für schmale Füße
+ Vibram Sohle mit perfektem Grip
+ toller Tragekomfort
+ wasserdicht und atmungsaktiv
+ sehr gute Dämpfung
– Glatte Schnürsenkel gehen leicht auf
Die Details:
Besonderheiten: vorne und hinten voll-steigeisenfeste Vibram® Sohle mit Impact Brake System, wiederbesohlbar, wasserdicht, herausnehmbare EZ Flex Schuhsohle, Schnürsystem mit Blockiermöglichkeit und EZ Out Zugschlaufe, isolierende Antishock-Zwischensohle
Material: Idro-Perwanger® Leder, wasserabweisend, 3+ mm (Schaft), GORE-TEX® Insulated Comfort (Futter)
Größen: 37-48; auch halbe Nummern (Herren), 36-42; auch halbe Nummern (Damen)
Farben: Yellow (Herren), Lime (Damen)
Gewicht: 2.050 Gramm (Herren, Gr. 42), 1.800 Gramm (Damen, Gr. 37)
Preis: 429,00 Euro (UVP)
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