Jeder Trekking- und Kletterbegeisterte kennt das Problem: Draußen herrscht schlechtes Wetter, der Wind treibt den Regen vor sich her und macht das Anwerfen eines Kochers schier unmöglich. Wer nach einem anstrengenden Tag dennoch nicht auf die wohlverdiente heiße Mahlzeit oder ein heißes Getränk verzichten will, muss sich entweder einen windgeschützten Ort suchen oder einen Schutzwall errichten. Doch nicht immer sind solche Optionen gegeben, wurde das Biwak bspw. direkt in der Felswand oder auf dem Gipfel eingerichtet.
Glück haben dann jene Frischluftfans, die von Anfang an auf ein Kochsystem gesetzt haben, das unabhängig von Wind und Wetter zum Laufen gebracht werden kann. Wir haben das in sich geschlossene Kochsystem des WindBoiler von MSR getestet – sei es beim Biwakieren oder am Gipfel im Rahmen einer Skitour.
MSR WindBoiler – ein sich geschlossenes Kochersystem mit Primary Air Technologie
Der neue MSR WindBoiler Systemkocher nutzt ausschließlich Primärluft. Dadurch ist der Brennerkopf laut Hersteller komplett winddicht abgeschlossen und somit von jeglichen äußeren Witterungseinflüssen abgeschottet. Der Radialbrenner und der darüber sitzende Wärmetauscher sollen darüber hinaus einen schnellen und effizienten Einsatz garantieren.
Ein halber Liter Wasser kocht laut Hersteller binnen 2:30 Minuten. Dem nicht genug wird durch den eingebauten Druckregler auch noch der Brennstoffverbrauch optimiert und auf ein Minimum reduziert. Das System besteht aus Kocher und Topf, die über einen Dreh-Klick-Verschluss miteinander verbunden werden, um die Hitze optimal auszunutzen. Der Ein-Liter-Topf eignet sich in erster Linie zum Kochen einer heißen Mahlzeit, einer Tasse Tee zwischendurch oder einem Kaffee am Morgen.
Die Isolierung rund um den Topf mit integriertem festem Griff soll eine einfache und sichere Handhabung ermöglichen. Der Topfdeckel aus hitzebeständigem Kunststoff verfügt über eine Trink- und Sieböffnung, um Flüssigkeiten abseien bzw. ausgießen zu können. Eine zusätzliche Schüssel mit 470 ml (16 oz.) Fassungsvermögen dient sowohl als Schutzhülle für den Transport als auch als Gefäß für Getränke oder Speisen.
Der Brenner wie auch eine 110 g (4 oz.) schwere IsoPro™ Brennstoffkartusche passen in den Topf, wodurch das Packmaß auf ein Minimum reduziert werden kann. Mit einem Gewicht von 432g ist der WindBoiler eine gute Wahl für alle Aktivitäten wie Wander-, Bike- oder Klettertouren, bei denen ein Kocher zum Einsatz kommt. Abgerundet wird das Kochsystem noch durch einen mitgelieferten klappbaren Kartuschenstandfuß.
MSR WindBoiler Kochersystem – unser Fazit:
Der neue MSR WindBoiler Systemkocher ähnelt von der Bauweise her sehr stark dem System von Jetboil, wenngleich beide Kocher sicher baugleich sein dürften. Das Kochsystem überzeugt durch ein recht kompaktes Packmaß. Der Brenner wird hierfür in den Kochtopf gestopft, wo auch die Kartusche ihren Platz findet. Allerdings ist das allein schon eine kleine Fummelei, denn der Brennerkopf ist vom Durchmesser her in etwa so breit wie der Topf selbst.
Dadurch kann es manchmal etwas länger dauern, bis es mit dem Kochen losgehen bzw. die Tour fortgesetzt werden kann. Über einen einfach zu bedienenden Dreh-Klick-Verschluss werden beide Elemente miteinander verbunden, dann nur noch die Standard-Gaskartusche eindrehen und schon kann es losgehen. Anschließend noch den Regler aufdrehen, Gas entflammen und der Kocher kommt ordentlich auf Touren – und dass bei einer unglaublich leisen Betreibslautstärke. Schade, denn irgendwie ist gerade das Rauschen der Gasflammen so beruhigend. Andererseits verrät man sich von nun an nicht mehr sofort, wenn man in Gesellschaft kocht.
Der Kocher erhitzt den Liter Wasser im Topf recht zügig, kann aber die angegebene Zeit des Herstellers nicht ganz einhalten. Im Vergleich der von uns ebenfalls getesteten und aufschraubbaren Kochsysteme von Optimus und Soto wurde der Siedepunkt deutlich später erreicht. Das könnte daran liegen, dass die Gasflamme großflächig brennt und den Großteil der Hitze über den Wärmetauscher abgibt. Jedenfalls braucht das System selbst bei aufgestecktem Deckel recht lange, um das Wasser zum Brodeln zu bringen.
Größtes Manko ist unserer Meinung nach die Konstruktion des Kochsystems selbst, die relativ hoch ausfällt und somit in sich recht instabil ist. Auch der mitgelieferte Standfuß kann hier nur bedingt Abhilfe schaffen. Hier wäre es sicher besser gewesen, den Topf etwas breiter auszulegen, wodurch nicht nur die Höhe hätte reduziert werden können, sondern auch die Möglichkeit, denTopf leichter zu reinigen. Gut finden wir die praktische Isolierung mit Henkel, mithilfe derer der Kocher problemlos nach dem Zubereiten einer Mahlzeit in die Hand genommen werden kann.
Die Sieb- und Abgießfunktion des Kunsttoffdeckels funktioniert nicht zufriedenstellend, da der Deckel nicht zu 100% am Rand abschließt. Auch vom Gewicht her fällt das Kochsystem für unseren Geschmack etwas zu groß aus, weshalb wir bei unseren Touren doch verstärkt auf die kleineren Konkurrenzprodukte zurückgreifen.
Unser Gesamtfazit: Das Kochersystem ist zwar kompakt im Packmaß und liefert solide Kochzeiten, am Ende kann es aber nur bedingt überzeugen, da die Handhabung doch etwas umständlich ausfällt. Für den schnellen Kaffee am Gipfel und kleinere Mahlzeiten eignet sich der Kocher aber allemal.
WICHTIGER HINWEIS zum Durchbrennschutz:
Besonders wichtig zu erwähnen ist der integrierte Durchbrennschutz des Kochersystems. Wer bevorzugt auf kleiner Flamme kocht, riskiert dass die Flamme des Brenners sich quasi nach unten zur Kartusche hin „durchfrisst“. Um dies zu vermeiden, wurde ein automatischer Schutzmechanismus integriert, der die Gaszufuhr in diesem Fall komplett unterbricht. Abhilfe schafft hier der mietgelieferte Standfuß oder ein Gegentand, mit dem der Schutz wieder deaktiviert werden kann.
Hierfür einfach in die Öffnung der Brennleitung oberhalb des Reglers hineinfahren und die herausgesprungene Blockierung wieder nach unten drücken. Anschließend sollte der Kocher wieder problemlos funktionieren. Noch ein Tipp: Nutzt den Kocher daher idealerweise immer mit großer Flamme und lasst ihn nicht über längere Zeit untertourig arbeiten, dann klappts auch mit dem verdienten Kaffee auf dem Gipfelplateau.
MSR® WindBoiler Kochersystem – die Details:
Besonderheiten: Top mit 1 Liter Volumen, integrierter Wärmetauscher, inkl. faltbarem Standfuß, Brenner und Gas-Kartusche verstaubar im Topf, integrierter Durchbrennschutz
Volumen: 1 Liter (Topf), 0,47 Liter (Schüssel)
Brennstoffe: Gas
Anschluss: Gas-Schraubkartuschen
Verbrauch (pro h): ca. 150 g
Verbrauch (pro l): ca. 12 g
Gewicht: 455 g
Preis: 129,95 Euro (UVP)
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