Schweißtreibende Anstiege, anspruchsvoll Abfahrten, feinster Powder oder auch matschiger Schneeregen – im Backcountry warten auf Frischluftfreunde allerlei sportliche wie wettertechnische Herausforderungen. Dementsprechend hoch sind auch die Anforderungen an die Outdoor-Bekleidung für den Einsatz bei Skitour, Schneeschuhwandern, alpiner Gipfelbesteigung und Co. Schließlich muss diese nicht nur zuverlässig vor Wind, Wetter und Kälte schützen, sondern gleichzeitig über ausreichend Atmungsaktivität und Flexibilität verfügen, um die Körpertemperatur optimal regulieren und maximale Bewegungsfreiheit gewährleisten zu können. Kein leichtes Unterfangen, weshalb es auch kaum verwundert, dass die meisten Frischluftfreunde nicht nur eine Jacke für den sportlichen Wintereinsatz im Schrank haben.
Verschiedene Outdoorjacken für jeden Einsatzbereich – muss das sein?
Aber braucht man wirklich so viele verschiedene Jacken, oder gibt es nicht vielleicht eine Art „Allrounder“für die verschiedensten Spielarten winterlicher Frischluft-Aktivitäten? Wir haben auf der OutDoor 2015 bei Patagonia-Ambassador Matt Helliker nachgefragt und ihn gebeten, uns ein Teil aus der aktuellen Kollektion zu nennen, welches er uns besonders ans Herz legen würde. Eine Hardshell, die im Winter möglichst vielseitig einsetzbar ist. Denn wenn es die vermeintliche „Allzweckwaffe“ überhaupt gibt, dann doch vielleicht bei Patagonia. Schließlich ist es Teil der Firmenphilosophie, den Kunden vom Massenkonsum abzuraten und sie dazu aufzufordern, lieber zweimal nachzudenken, ob man eine Jacke wirklich benötigt.
Und wer könnte hierzu besser Auskunft geben als Matt, der seit 12 Jahren Teil der „Patagonia Familie“ ist und sich als Alpinkletterer, Bergführer sowie mit steilen, technisch anspruchsvollen Skiabfahrten international einen Namen gemacht hat?! Für den Profi-Alpinisten ist die Antwort jedenfalls klar: „Das Refugitive Jacket ist für mich das ideale cross-over Bekleidungsstück für den Winter. Es ist hochfunktional, besitzt einen perfekten Schnitt, tolle Features und man macht damit sowohl beim Eisklettern als auch auf Skitour und im Lift immer eine gute Figur.“ Ob Matt damit Recht hat? Natürlich ließen wir es uns nicht nehmen, die vielgelobte Jacke selbst einmal unter die Lupe zu nehmen und uns ein eigenes Urteil zu bilden.
Patagonia Refugitive Jacket: Hardhsell-Jacke mit Gore C-KNIT für optimalen Wetterschutz
Das Patagonia Refugitive Jacket wurde speziell für sportliche Aktivitäten im Backcountry entwickelt und vereint laut Hersteller wasserdicht-dampfdurchlässigen Wetterschutz mit Stretch und Minimalgewicht. Die Jacke ist aus elastischem 3-lagigen GORE-TEX Material mit neuer Gore C-KNIT Futter-Technologie gefertigt, das dauerhaft wasser- und winddicht ist und dabei gleichzeitig verspricht, noch weicher, leichter und dampfdurchlässiger zu sein als die bisherige 3-Lagen GORE-TEX Membrane. Der Oberstoff wiederum besteht aus einer Hybrid-Konstruktion, bei welcher zwei verschiedene Materialien verarbeitet werden. Am Rücken, den Schultern sowie den Ärmelrückseiten kommt die etwas robustere und elastischere Version zum Einsatz. Beim Rest der Jacke wird ein etwas weicheres Gewebe verwendet.
Die Refugitive verfügt zudem über eine speziell konzipierte „Optimal Visability Kapuze“, die perfekt über Ski- und Kletterhelme passen soll und sich dank des integrierten Singlepull-Zugkordelsystems auch mit einer Hand bzw. mit nur einem Griff optimal regulieren lässt. Die beiden geräumigen Seitentaschen mit wasserdichtem RV sind hoch platziert, sodass sie auch mit Kletter- bzw. Rucksackgurt gut erreichbar bleiben. Eine Brusttasche innen und außen sowie eine weitere große elastische Innentasche bieten genügend Stauraum für Reserve-Handschuhe oder sogar Felle. Um bei schweißtreibenden Aufstiegen ausreichend Belüftung zu gewährleisten, verfügt die Hardshell über lange, wasserdichte 2-Wege Unterarm-Reißverschlüsse.
Der Saum lässt sich mit einer Elastikkordel und Stoppern verstellen. Darüber hinaus besitzt die Jacke hinten ein Elastikband, das mit jeder Wintersporthose von Patagonia sowie zahlreichen Alpinmodellen kompatibel ist. Dadurch soll sichergestellt werden, dass die Refugitive stets perfekt sitzt und im Tiefschnee dicht abschließt. Als weiteres Feature, das im Falle einer Lawinenverschüttung durchaus Leben retten kann, ist unterhalb des Nackens ein RECCO Reflektor integriert.
Das aF-Testurteil von Vroni: Herausragender Tragekomfort und tolle Funktionalität
Als wir die Refugitive das erste Mal in den Händen hielten, waren wir sofort von der Haptik angetan. Im Gegensatz zur klassischen 3-Lagen Hardshell , die stets etwas starr und „raschelig“ daherkommt, fühlt sich die Jacke dank der Gore C-KNIT Futter-Technologie deutlich weicher und angenehmer an. Auch beim Einsatz am Berg konnte das neue Material hinsichtlich des Tragekomforts auf ganzer Linie punkten.
Die Refugitive schmiegt sich wunderbar an den Körper an und klebt weder bei anstrengenden Aufstiegen noch bei Kletterpassagen unangenehm auf der Haut – selbst wenn man aufgrund sehr warmer Temperaturen lediglich ein kurzärmliges T-Shirt als Baselayer darunter trägt. Die großzügigen Unterarm-RV und die Ärmelbündchen, welche ebenfalls weit geöffnet werden können, sorgen für einen angenehmen Luftaustausch und eine optimale Regulierung des Köperklimas.
Atmungsaktivitgät und Membran-Technologie
Auch sonst fällt die Atmungsaktivität für eine komplett wind- und wasserdichte Hardshell sehr gut aus, ist aber trotzdem nicht mit einer Softshelljacke vergleichbar. Laut Gore verspricht der Einsatz der neuen Futter-Technologie eine Verbesserung der Atmungsaktivität um bis zu 15 % im Vergleich zur normalen 3-Lage Membran. Ob dem wirklich so ist, können wir ohne Messung im Labor nicht beurteilen. Wie bereits erwähnt klebt die Refugitive dank C-KNIT unserer Erfahrung nach auf jeden Fall nicht auf der Haut. Im Kampf gegen Regen, Wind und Schnee gibt es an der Power-Membrane somit wirklich nichts auszusetzen.
Mit dem Allrounder trotzten wir problemlos selbst heftigsten Windgeschwindigkeiten von 120 km/h, Schneetreiben und Graupelschauern. Die robuste Außenschicht erwies sich dabei vor allem bei schmalen Aufstiegsrouten durch den Wald als sehr hilfreich. Trotzdem bietet die Jacke dank der Elastizität des Materials auch bei bewegungsintensiveren Einsätzen wie beispielsweise bei kleineren Kletterpassagen ausreichend Bewegungsfreiheit und Flexibilität.
Verarbeitung, Schnitt und Design im Einklang
Generell ist die Patagonia Jacke sehr hochwertig verarbeitet, was sich insbesondere bei den Nähten bzw. Tapes zeigt, welche für die Verbindung der zwei verschiedenen Oberstoffe benötigt werden. Die Details und Features sind gut durchdacht und sauber umgesetzt. Die helmkompatible Kapuze ist perfekt und großzügig geschnitten und kann dank des Zugkordelsystems kinderleicht angepasst werden. Die Taschen sind durch die hohe Platzierung auch mit Rucksackgurt problemlos zugänglich.
In Kombination mit der großräumigen Innentasche liefert die Refugitive ausreichend Platz für die kleinen und großen Habseligkeiten. Der Schnitt ist köperbetont, bietet aber dennoch genügend Spielraum für einen wärmenden Midlayer, wenn die Jacke beispielsweise auf der normalen Piste zum Einsatz kommt. An dieser Stelle sei jedoch darauf hingewiesen, dass die Hardshell recht groß ausfällt. Der Testperson mit 1,71 und sportlicher Figur passte die Größe S selbst mit dicker Daunenjacke darunter als wärmende Zwischenschicht problemlos. Also besser die kleinere Variante wählen, wenn man sich zwischen zwei Kleidergrößen befindet. Das Design der Jacke ist typisch für Patagonia: Schlicht und klar, ohne viel Spielereien. Im Vergleich zu früheren Kollektionen sind Farbgebung und Schnitt allerdings deutlich moderner geworden.
Unser Gesamtfazit zur Patagonia Refugitive Jacket – die Vor- und Nachteile im Überblick:
Matt hatte Recht. Mit der Refugitive hat Patagonia eine rundum gelungene Jacke auf den Markt gebracht, die sich dank ihrer Robustheit bei gleichzeitiger Flexibilität sowie hervorragendem Tragekomfort ideal für verschiedene winterliche Einsätze eignet und die wir sicherlich auch im Sommer bei der einen oder anderen Hochtour mit ins Gepäck nehmen.
+ hervorragender Tragekomfort ohne lästiges Kleben
+ perfekter Schutz vor Wind und Wetter
+ gute Atmungsaktivität für eine Hardshell
+ toller Schnitt
+ durchdachte Features
+ vielseitige Einsatzmöglichkeiten
– fällt recht groß aus
Die Details:
Besonderheiten: Optimal Visibility Kapuze mit integriertes Cohaesive™ Zugkordel-System, zwei Handwärmtaschen mit wasserdichtem RV, Brusttaschen außen und innen, wasserdichter 2-Weg Unterarm-RVs, Elastikschlaufe hinten zum Befestigen an jeder Patagonia Wintersporthose und bestimmten Alpin-Modellen, Cohaesive™ Zugkordel-System im Saum, RECCO® Reflektor
Material: 3-lagiges GORE-TEX® Laminat mit 105 g/m², 30-Denier Ripstop-Gewebe aus 100% Nylon. Unterarm-/Schulterbereich: 3-lagiges GORE-TEX® Laminat mit elastischem 136 g/m², 40-Denier Glattgewebe aus 100% Nylon. Alle mit GORE® C-KNIT® Backer-Technologie und DWR (Durable Water Repellent) Imprägnierung
Farben: Shock Pink, Violet Blue (Modell Frühjahr/Sommer 2016)
Größe: XS – XL
Gewicht: 374 Gramm
Preis: 470,00 Euro (UVP)
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