Wer an Scarpa denkt, denkt automatisch an Bergstiefel, Skischuhe, Kletterschuhe und Laufschuhe. Kein Wunder, ist Scarpa doch einer der weltweit bekanntesten Traditionsschuster im alpinen Outdoorsportsegment. 1938 in Italien gegründet, zählt Scarpa neben La Sportiva zu den hochgelobten Marken von der „stiefelförmigen Halbinsel“, bei denen Qualität stets groß geschrieben wird. Davon haben wir uns in bereits bei einigen Produkten überzeugen lassen, wie ihr in unseren diversen Scarpa Testberichten nachlesen könnt.
Erst relativ spät ist Scarpa in das Trailrunning-Segment eingestiegen. Seitdem haben sich die Italiener aber schnell einen Namen gemacht. Das jüngste Ergebnis der fortlaufenden Entwicklungsarbeit ist der neue Scarpa Ribelle Run Kalibra G. Ein Allrounder, der Laufschuh und alpine Elemente eines Bergstiefels in einem innovativem Multifunktionsschuh verbindet. Ein auf einem Laufschuh basierendes Konzept mit einer Gamasche aus winddichtem und wasserabweisenden Polartec Windbloc Material sowie einem neu-entwickelten BOA-Verschlussystem, das an Schlechtwettertagen für trockene und warme Füße sorgt. Aber auch für schnelle Abenteuer in alpinem Terrain geeignet ist.
Scarpa Ribelle Run Kalibra G – für Ultratrails optimierter Trailschuh mit einem gewissen Plus an Dämpfung und Stabilität.
Der Scarpa Ribelle Run Kalibra G ist laut Hersteller ein Laufschuh für extreme Wetterbedingungen. Wie auch das von uns bereits getestete Schwestermodell Ribelle Run besitzt die „Deluxe-Version“ recht ausgeprägte, alpine Gene. Daher eignet sich der Ribelle Run nicht nur für den Einsatz auf waldigen Trails, sondern problemlos auch im anspruchsvollen Mixed-Terrain. Wenn Kälte, Schnee oder Schlamm ein deutliches Plus an Schutz und Zuverlässigkeit erforderlich machen, kann der Scarpa Ribelle Run Kalibra G demnach seine Stärken voll ausspielen.
Dementsprechend ist auch das Design des Trailschuhs speziell auf schmuddeliges Wetter ausgelegt. Es fußt auf demselben Konzept wie der Ribelle Run, ergänzt dieses allerdings durch eine hochgezogene Gamasche aus Polartec Windbloc Material und einem gemeinsam mit BOA neu-entwickeltes Wrap360 Lace System. Ein innovatives und integriertes Verschlusssystem, das eine vollständige Ummantelung des Fußes ermöglicht – ohne dabei Druckstellen zu verursachen.
Herzstück ist das BOA® Fit System mit Li2-Dial, dank dem sich der Laufschuh im Handumdrehen in beide Richtungen präzise an die individuellen Bedürfnisse anpassen und auch mit Handschuhen problemlos „schnüren“ lässt. Zudem soll es dazu beitragen, die Stabilität und Kontrolle in technischem Gelände zu verbessern.
Das Obermaterial des „Innenschuhs besteht aus leichtem und atmungsaktivem Mesh, das durch eine Mikrofaserstruktur und eine TPU-Folie verstärkt wird. Mit TPU-Rand versehen, der den gesamten Schuh umhüllt und schützt. Das Sohlendesign basiert auf einem EVA-Ferseneinsatz mit niedriger Dichte für optimale Stoßdämpfung und einer EVA-Zwischensohle mit mittlerer Dichte für mehr Stabilität und Schubreaktion. Die Sprengung von der Ferse (24,5mm) bis zur Fußspitze (20,5mm) beträgt 4mm.
Zudem ist der laut Hersteller erstaunlich leichte und hochtechnische Allrounder mit einer eigens für rutschigen Untergrund entwickelten PRESA® TRN-04 Sohle ausgestattet. Ein Stollenprofil mit 5 mm soll für maximale Leistung auf Schnee und Matsch sorgen, wobei die Gummimischung SUPERGUM W vor allem bei eisigen Bedingungen optimalen Halt und maximale Beweglichkeit sicherstellen soll.
Damit die Füße auch bei knackigen Temperaturen dauerhaft warm bleiben, verfügt der Scarpa Ribelle Run Kalibra G über einen Mix aus Wintherm Isolation, thermoregulatorischer PU-Membran und wind- sowie wasserabweisendem Polartec Windbloc Material. Hinzu kommt ein wasserfester Reißverschluss mit Klettverschluss am Schaft. Auf diese Weise wird das Fußklima im Schuh stets im Gleichgewicht gehalten und eine hervorragende Atmungsaktivität gewährleistet. Das Ergebnis sind zuverlässig trockene Füße und ein konsequent hoher Tragekomfort. Fehlen nur noch auf der Gamasche platzierte 3M-Reflektordetails, damit der Träger im Notfall besser gesehen und bei schlechter Sicht schneller gefunden werden kann.
Das af-Testurteil von Tobi: Scarpas neueste „Waffe“ für extreme Wetterbedingungen und matschige Wintertrails
Wer gut aufgepasst hat, der kennt bereits unseren Testbericht zum Ribelle Run. Die Marke Scarpa bewarb diesen als High-Performer unter den Trailrunningschuhen sowie als innovativsten Schuh seiner Kategorie. Das Unternehmen aus dem norditalienischen Asolo entwickelt ihre Produktpalette nun konsequent weiter und bringt mit dem neuen Ribelle Run Kalibra G eine Winterversion auf den Markt. Wie auch schon beim Basismodell zeigt sich bereits beim Auspacken die DNA des Scarpa Ribelle Run Kalibra G – die Entwicklung dieses Schuhs wurde durch die Ribelle-Reihe inspiriert, allesamt Berg- und Alpinstiefel, die für anspruchsvolles Gelände ausgelegt sind.
Im Gegensatz zum klassischen Ribelle Run wird das hier noch durch die massivere Erscheinung des Schuhs mit seiner hohen Gamasche verstärkt. Ich hatte bereits das Vergnügen, ein früheres Wintermodell von Scarpa, den Scarpa Spin Pro OD zu laufen, und war somit sehr gespannt, ein weiteres, optimiertes Modell testen zu können. Direkt positiv aufgefallen ist mir der Einstieg in den neuen Scarpa Ribelle Run Kalibra G, der im Gegensatz zum früheren Scarpa Spin Pro OD dank des seitlich platzierten Reißverschlusses problemlos klappt.
Auch wenn der Schuh auf den ersten Blick sehr massiv wirkt und bei der Testgröße EU 44 mit rund 408 g pro Schuh auch nicht gerade ein Leichtgewicht ist, läuft er vom ersten Meter an äußerst komfortabel. Durch die wie bei Ribelle Run etwas festere Sohle mit den tiefen Stollen fehlt auf Asphalt und Forstwegen die nötige Dynamik, was aber fairerweise auch nicht dem Einsatzgebiet des Ribelle Run Kalibra G entspricht. Umso mehr liegen seine Stärken dafür in puncto Protektion. Der Vorderfuß wird durch eine verstärkte Zehenkappe und die Seiten durch eine TPU-Folie geschützt.
Da wir im Chiemgau einen sehr wechselhaften Winter hatten, waren somit auch die Testbedingungen sehr vielfältig. Egal ob trocken, nass, Matsch oder Schnee, die Presa-Sohle des Ribelle Run Kalibra G packt auf jedem Untergrund zu. Auch bei kalten Temperaturen blieben die Füße dank der Polartec Gamasche angenehm warm und es drang aufgrund des guten sitzenden Klettverschlusses auch kein Schnee in den Laufschuh ein. Ebenfalls positiv hervorzuheben, ist das BOA-System. Es bietet perfekten Halt im Schuh und lässt sich auch mit dicken Handschuhen leicht nachjustieren (was bei Schnürsenkel zugegeben etwas problematischer ist).
Leider hatte ich im Ristbereich des rechten Fußes immer wieder Druckstellen, was bislang bei keinem anderem Scarpa Modell der Fall war. Da ich bislang nur ca. 40 km mit dem Schuh gelaufen bin, kann ich jedoch nicht beurteilen, ob das Material noch etwas weicher wird und sich die Druckpunkte dadurch irgendwann in Luft auflösen.
Das af-Testurteil von Veit: Relativ schwerer und hart gedämpfter Laufschuh mit viel Grip, aber furchtbarer Duftnote.
Ich bin ja eigentlich nicht so der Scarpa-Typ, da mir der Leisten als breitfüßiger Laufsportler einen Tick zu schmal ausfallen. Beim Ribelle Run scheint das anders zu sein, nur leider hatte den ja Tobi damals in der Mache. Beim Kalibra wollte ich es mir aber dann doch nicht nehmen lassen, selbst einmal hineinzuschlüpfen. Auch deshalb, weil ich mit dem Salomon S-LAB XA Alpine bereits ein alpines Laufschuh-Modell getestet habe und Vroni ebenfalls beim Test des Salomon OUTpath Pro GTX W von der Multifunktionalität solcher Allrounder geschwärmt hat.
Wie auch Tobi fiel mir bereits beim ersten Hineinschlüpfen auf, wie angenehm sich der Innenschuh um den Fuß schließt. Wie eine zweite Haut passt sich das BOA Wrap360 Lace um die Füße. Dann nur noch die bis zur Wade hochgezogene Gamasche aus Polartec Windbloc Material schließen, Klettverschluss zu und mit dem BOA Dial-Rädchen festziehen. Und schon sitzt der Laufschuh bombenfest, aber angenehm passgenau – wie beim von mir ebenfalls getesteten Verschlusssystem des Splitboardschuhs Deeluxe XVe. Los geht’s in die winterlichen Matsch-Trails und auf die alpinen Pfade des Chiemgaus.
Für mich der entscheidende Punkt beim Test: Wie warm bzw. trocken kann der Kalibra meine Füße tatsächlich halten? Ich bin von Haus aus leider ein Mensch, der ständig mit kalten Füßen zu kämpfen hat. Sei es nun daheim oder draußen bei kühlen Temperaturen. Dementsprechend schnell leide ich unter regelrechten Eisfüßen und muss bei Hochtouren im Winter stets höllisch aufpassen, dass mir nicht die Zehen abfrieren.
Beim Ribelle Run Kalibra G habe ich erst nach einer Weile festgestellt, dass etwas nicht stimmt – im positiven Sinne! Denn selbst bei Minusgraden, feuchten Bedingungen und schlammigen Passagen hatte das Polartec Windbloc Material ganze Arbeit geleistet. Die Füße sind dauerhaft warm geblieben, ohne auch nur einmal ein zapfiges Gefühl oder nasskalte Füße zu bekommen. Ein Indiz für optimale Atmungsaktivität und beeindruckende Isolationseigenschaften.
Ergänzt wird das alles noch durch eine griffige und stark profilierte PRESA-Laufsohle, die auf nahezu jedem Untergrund für optimalen Halt sorgt. Auch die Dämpfung der Zwischensohle fällt für einen alpinen Allrounder wirklich gut aus. Dadurch gleitet man mit dem Laufschuh entspannt dahin, ohne sich irgendwelche Gedanken machen zu müssen – weder übers Wetter noch über abgefrorene Zehen. Damit schlägt der Ribelle Run Kalibra G den Salomon S-LAB XA Alpine in den für mich entscheidendsten Punkten. Lediglich beim Gewicht hat das Scarpa-Modell ein paar Gramm zu viel auf den Rippen.
Das Gesamtfazit – die Vor und Nachteile im Überblick:
Zusammenfassend lässt sich der Scarpa Ribelle Run Kalibra G allen Trailrunnern empfehlen, die auch im Winter nicht auf Trails und Berge verzichten können oder wollen. Und die auf der Suche nach einem Laufschuh sind, mit dem sie auch bei extremen Bedingungen viel Spaß haben.
So viel steht nach unserer intensiven Testphase fest: Der Scarpa Ribelle Run Kalibra G möchte definitiv raus auf die Trails, am besten in den extremsten Bedingungen mit Schnee und Eis. Durch seine Gamasche und den BOA-Verschluss umschließt er den Fuß optimal und hält auch über Stunden hinweg die Füße zuverlässig warm und trocken. Lediglich der stolze Preis sorgt für einen kleinen Dämpfer. Dafür bekommt an aber einen mutlifunktionalen Allrounder für jedes Wetter und (fast) jedes Outdoorabenteuer.
+ Dauerhaft warme und trockene Füße dank Polartec-Gamasche
+ Optimaler Schutz vor Geröll, spitzen Steinen und Wurzeln
+ Super Passform dank BOA-Verschlusssystem
+ Laufsohle mit herausragendem Grip
+ Relativ breit geschnitten / ausreichend Platz in der Zehenbox
– leichte Druckstellen im Ristbereich
– relativ hoher Preis
Die Details:
Besonderheiten: Gamasche mit seitlichem RV, Klettverschluss, BOA-Drehverschluss
Material: Synthetik, Stretch Textile, Polartec Windbloc
Sprengung: 4 mm (Ferse 24.5 mm – Vorfuß 20.5 mm)
Laufsohle: PRESA® TRN-04
Größen: EU 39 – 48 (mit ½ Größen)
Gewicht: 370 g (bei Gr. 42)
Preis: 249,95 Euro (UVP)
*Hinweis der Redaktion zur Kennzeichnungspflicht: Die hier getesteten bzw. vorgestellten Produkte wurden uns vom jeweiligen Hersteller kostenlos zur Verfügung gestellt. Über den Produktwert hinaus flossen keine weiteren Zahlungen oder Gegenleistungen. Das Urteil der Redaktion ist dennoch unabhängig und die spezifischen Marken haben keinerlei Einfluss auf die Inhalte des Testberichts.