Im Alter von 46 Jahren will es der italienische Extrembergsteiger Simone Moro noch einmal wissen und startet im Dezember 2013 gemeinsam mit David Göttler (Deutschland) einen erneuten Versuch, den „Schicksalsberg der Deutschen“ erstmals im Winter zu besteigen – ohne Zuhilfenahme von künstlichen Sauerstoff. Es wäre eine Sensation, gilt eine Winterbesteigung des Nanga Parbat (8.125m) im Himalaya doch als eine der letzten großen Herausforderungen im Alpinsport. Mit einem Erfolg der voraussichtlich am 27. Dezember 2013 startenden Winterexpedition würde nach der Erstbesteigung von Hermann Buhl im Jahr 1953 ein weiteres Mal alpine Geschichte geschrieben werden.
„Nature is harder than us“
Erst im vergangenen Jahr waren Simone Moro und sein Kletterpartner Denis Urubko (Kasachstan) am neunthöchsten Achttausender der Welt gescheitert und mussten aufgrund extrem schlechter Wetterbedigungen über mehrere Wochen im Basislager ausharren. Mit den Worten „Nature is harder than us“ gaben die beiden Bergsteiger schließlich ihr Vorhaben auf. Weitaus erfolgreicher gestaltete sich die Winterexpedition ein Jahr zuvor, als die Beiden zusammen mit Cory Richards (USA) den Gipfel des Gasherbrum II (8.035m) erreichten. Für 2013 plante Moro eigentlich eine Winterbegehung des K2, der bisher ebenfalls noch unbezwungen ist. Kam dann aber wieder davon ab, nachdem seine Frau von einem tödlichen Bergunfall geträumt hatte. Dadurch rückte der Nanga Parbat wieder in den Fokus. Beim zweiten Versuch den mächtigsten aller 8.000er im Winter zu bezwingen, wird Simone Moro von David Göttler (Deutschland) unterstützt. Für den Müchner ist es die erste Winterbegehung überhaupt und wird als Kameramann die Expedition filmisch dokumentieren. Begleitet werden die beiden Extremsportler von Emilio Previtali (Italien), der exklusiv aus dem Basislager berichten wird. Ausgerüstet werden die Athleten unter anderem mit spezieller Hochtourenbekleidung von The North Face®.
Terroristen, Todesangst und Temperaturen bis zu -50°C
Denis Urubko sagte seine Teilnahme aufgrund des jüngsten Terrorakts der pakistanischen Taliban ab, bei dem im Sommer diesen Jahres insgesamt neun Alpinisten und deren Bergführer ermordet wurden. „Im Winter werden sich die Terroristen wohl kaum die Mühe machen ins Basislager aufzusteigen, um uns anzugreifen“ zeigt sich Simone Moro überzeugt und geht davon aus, dass die meiste Gefahr dieser Expedition wohl vom Berg selbst ausgehe: „Schließlich stehen wir unter dem Schutz des pakistanischen Militärs“. So kämpfen die Bergsteiger bei Temperaturen bis zu -50°C und größter Lawinengefahr vielmehr mit den Naturgewalten, die unter bestimmten Bedingungen lebensbedrohlich werden können. Vor allem mit dem Wissen, dass eine Rettung in solchen Höhen ohnehin kaum oder gar nich möglich wäre, da das Militär schlichtweg nicht über das geeignete Fluggerät verfügt, um eine hochriskante Bergrettung überhaupt durchführen zu können. Dementsprechend rechnet Moro auch nur mit einer 10 bis 20%-igen Chance auf Erfolg.
Auf den Spuren Reinhold Messners
Im minimalistischen Alpinstil führt die Route das Dreigespann über die Rupal-Flanke, wobei auf dem Weg zum Gipfel insgesamt vier Camps errichtet werden sollen. Die Tour selbst gilt als eine der härtesten der Welt: Um diesen ungeheuerlichen, beeindruckenden Koloss zu meistern, benötigt es enorme körperliche und mentale Kraft. Erschwerend kommt noch hinzu, dass das Basislager mehr als 5.000 Meter unterhalb des Gipfels liegt. Über die Diamir-Flanke soll schließlich der sogenannte „Todesberg“ bezwungen werden, auf dem einst Reinhold Messner bei seiner tragischen Überschreitung im Jahr 1970 seinen Bruder verlor. Seit 1988 gab es insgesamt 29 Versuche, die pakistanischen Achttausender im Winter zu bezwingen. Dabei wurde sechzehn mal der Nanga Parbat in Angriff genommen – bislang aber immer ohne Erfolg. Ganze drei Monate bleibt der Expedition, um daran etwas zu ändern und bis die Teilnehmer am 21. März 2014 die Heimreise antreten – hoffentlich gesund und bestenfalls mit einer Sensation im Gepäck.
Quelle: The Nort Face