Der Schweizer Ueli Steck und Michi Wohlleben haben die erste Wintertrilogie der Nordwände der „Drei Zinnen“ in den Sextener Dolomiten non-stop geklettert. Dabei durchstiegen die beiden Bergsteiger-Profis die drei klassischen Nordwandrouten: „Cassin“ an der Westlichen Zinne (2.973 m), „Comici“ an der Großen Zinne (2.999 m) und „Innerkofler“ mit Nordwandeinstieg an der Kleinen Zinne (2.857 m).
Geplant war ursprünglich eine Gesamtzeit von 30 Stunden oder mehr, aber am Ende benötigten „The Swiss Machine“ und Michi Wohlleben nur knapp 16 Stunden (15 Stunden 42 Minuten) für ihren Gipfelsturm. Hier berichtet Michi darüber, warum an diesem Tag einfach alles gepasst hat.
Teil 1 – „Cassin“ an der Westlichen Zinne
Ich hatte die Idee schon zwei Jahre, aber es hat leider nie geklappt. Dann schrieb ich Ueli Steck einfach eine SMS, ob er nich Lust hätte, die Trilogie zu versuchen. Er sagte zu und wir trafen uns ein paar Tage später zu einer Pizza in Misurina, um anschließend mit dem Skidoo zum Winterraum der Auronzohütte zu fahren. Am nächsten Tag stiegen wir um 8.30 Uhr in die Cassin ein, für die wir ursprünglich 6-12 Stunden eingeplant hatten. Bereits nach 3 Stunden und 37 Minuten erreichten wir den Gipfel.
Durch simultanes Klettern und Running Belays sparten wir extrem viel Zeit und kamen dadurch äußerst zügig vorwärts. Für den Abstieg benötigten wir ebenfalls nur gut eine Stunde. Im Col zwischen der westlichen Zinne wartete schon unser Freund Lukas Binder, der bereits Schnee für einen Tee geschmolzen hatte. Wir machten kurz Pause, aßen und tranken und dann ging’s hinunter zum Einstieg der Comici.
Teil 2 – „Comici“ an der Großen Zinne
Den Vorbau und die erste Seillänge kletterten wir unangeseilt. Mit simultanem Klettern und langen Stretcher-Seillängen waren wir bis zum Ringband wieder extrem schnell unterwegs. Lediglich der viele Schnee hielt uns hier ein wenig auf, als wir beim Ringband auf die Südseite traversieren mussten. Im letzten Abendlicht erreichten wir schließlich den Gipfel nach 4 Stunden und 47 Minuten. Die Stimmung dort oben war einzigartig und alle ziemlich glücklich.
Dann folgte der Abstieg im Dunkeln, was sich alles andere als leicht anließ. Dennoch standen wir recht zügig gegen ca. 21.00 Uhr am Einstieg der Innerkofler. Auch hier stiegen wir durch das Col zwischen Großer und Kleiner Zinne ab. Hier wartete Flo Rex diesmal auf uns, der uns mit warmen Tee und Cola versorgte.
Teil 3 – „Innerkofler“ an der Kleinen Zinne
Wir packten uns warm ein und stiegen gegen 21.30 Uhr in die Nordwand der Kleinen Zinne ein. Bis zum Nordwandsattel kletterten wir anschließend entlang einer mir unbekannten Route – klassisches alpines Kombigelände mit einem Wächtenboulder auf den Nordwandsattel. Ab dem Sattel ging es dann über die Innerkofler Route zum Gipfel der Kleinen Zinne weiter, den wir um ca. 00.20 Uhr erreichten – zugegebenermaßen körperlich auch ein wenig geschafft.
Um 02.00 Uhr waren wir wieder zurück an der Auronzo Hütte (Dolomiten). Wir weckten Flo auf, der mittlerweile schon im Bett lag, stießen gemeinsam mit einer Flasche besten Wein auf den Gipfelerfolg an und hörten übers Smartphone den Song „Tage wie diese“ von den Toten Hosen.