Reisebericht – Valle Maira: Bella Italia mal anders – der Piemontkirsche auf der Spur

von | 29. September 2020 | Destinationen, Ziele

Pizza, Pasta und Gelato: Italien zählt seit Jahrzehnten zu den beliebtesten Urlaubszielen der Deutschen. Kein Wunder, denn schließlich hat das Land für jeden Geschmack etwas zu bieten. Während es sich die Sonnenanbeter an den zahlreichen Stränden des Mittelmeers gemütlich machen, pilgern Kulturinteressierte nach Rom, Mailand oder Venedig. Für Frischluftfreunde ist Bella Italia ein wahrer Outdoorspielplatz – sei es zum Wandern, Bergsteigen, Klettern oder Biken. Im Coronajahr 2020, in dem die meisten Urlauber lieber aufs Auto statt aufs Flugzeug setzen, konnte es da an manch beliebtem Hotspot im Norden des Landes durchaus einmal etwas enger werden.

Reisebericht – Valle Maira: Bella Italia mal anders - der Piemontkirsche auf der Spur

So traf sich gefühlt ganz München zum sportlichen Stelldichein in den Dolomiten oder am Gardasee. Damit einher gingen teilweise horrende Preise für Ferienwohnungen in Cortina d’Ampezzo und Co. Diese waren es letztlich auch, weshalb wir etwas tiefer graben mussten, um herauszufinden was Italien für Bergsportler wie uns sonst noch so zu bieten hat.

Reisebericht – Valle Maira: Bella Italia mal anders - der Piemontkirsche auf der Spur

Da Anfang Juni unsere kleine Nachwuchsbergsteigerin das Licht der Welt erblickt hatte, suchten wir bevorzugt nach einem familienfreundlichen Ziel für klassische Wandertouren mit mäßiger Schwierigkeit und etwas weniger Trubel. Denn davon hat man mit einem Neugeborenen schließlich schon genug. Das Ergebnis: Unsere Reise führte ins Piemont, genauer gesagt ins Valle Maira.

Valle Maira – Bergidylle im südlichsten Teil der italienischen Alpen

Verlassene Weiler, bunte Wälder, unzählige kleine Seen, breite Bergkämme und leicht erreichbare Aussichtsgipfel – das abgelegene Hochgebirgstal Valle Maira gilt unter Kennern als einzigartiges Wanderparadies mit ganz besonderem Flair. Fernab des großen Touristenandrangs konnte das Mairatal seine Ursprünglichkeit bis heute erhalten, hat sich aber dennoch für die Zukunft neu aufgestellt. Nachdem die Region bis in die späten 80er hinein mit massiver Abwanderung zu kämpfen hatte und die kleinen okzitanischen Bergdörfer mehr und mehr verfielen, ist mittlerweile wieder Leben in die Region zurückgekehrt und ein sanfter Tourismus hat in den alten Mauern Einzug gehalten.

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Dank zahlreicher Förderprogramme wurden die alten Dörfer mit ihrer speziellen Architektur aus Stein und Holz liebevoll restauriert. Mit den sogenannten „Percorsi Occitani“ entstand ein gut organisiertes Netz von Wanderwegen, welche die Ortschaften des Tales miteinander verbinden und zu mehrtägigen Touren einladen, bei denen man jeden Tag in einem anderen Berggasthof nächtigen kann. Auf Kulturinteressierte warten unterwegs zahlreiche Kirchen und Kapellen im romanischen oder gotischen Stil sowie ethnographische Museen. Landestypische, kulinarische Köstlichkeiten sind wiederum das Highlight für all jene, bei denen Urlaub vor allem durch den Magen geht.

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Jede Ortschaft ist anders und so lassen sich im Rahmen einer Rundtour alle Facetten des Tales erkunden. Aber auch mit Tagestouren und einem festen Base Camp als Ausgangspunkt kann man im Valle Maira an jeder Ecke etwas Neues entdecken – von kargen Felstürmen aus Dolomitenkalk über dichte Wälder aus Eichen und Kastanien hin zu wunderschönen Gebirgsbächen und klaren Bergseen.

Wandervergnügen für Groß und Klein sowie sportlich ambitionierte Urlauber

Über 200 km markierte Wanderwege sorgen dafür, dass so schnell keine Langeweile aufkommt. Auf Familien mit kleineren Kindern oder solchen, die wie unsere kleine Bergsteigerin getragen werden, warten zahlreiche einfachere Wanderungen. Touren, die dank zerfallenen Bauernhöfen, einer üppigen Fauna und der tollen Fernblicke dennoch überaus spannend sind. Zu den Klassikern zählt dabei der Ausflug zum idyllischen Bergsee Lago Nero.

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Über Almwiesen und bunte Lärchenwälder wandert man in gut zwei Stunden auf eine Höhe von knapp 2.300 m und wird mit einer wunderbaren Aussicht über die Gardetta Hochebene sowie auf den majestätischen Monte Viso mit seinen 3848 m belohnt.

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Das Pfeifen der heimischen Murmeltiere, die sich ihre Reserven für den nahenden Winter anfuttern, sorgt für musikalische Begleitung auf der insgesamt rund 4,5 stündigen Rundtour. Aber auch für sportliche Wanderer, die nach etwas mehr Herausforderung suchen, hat das Valle Maira entsprechende Ziele zu bieten.

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So gilt etwa der Monte Chersogno als anspruchsvoller Dreitausender, der eine spektakuläre Rundumsicht verspricht. Kletterer wiederum kommen in der Castello-Provenzale-Gruppe oder den schwierigeren Routen der Rocca La Meya auf ihre Kosten.

Wohnen im Tal oder am Berg? Für uns eine klare Sache!

Die wohl wichtigste Frage für einen Urlaub im Valle Maira stellt sich hinsichtlich der Unterkunft. Wer nicht von Ort zu Ort wandern will und lieber auf Ferienwohnung oder Hotel setzt, der sollte genau überlegen was er unternehmen möchte. Denn die Fahrzeiten innerhalb des Tals können dank der kurvigen Bergstraßen und aufgrund der wenigen Ausweichmöglichkeiten mitunter recht lang sein. Wer die verschiedenen Ecken des Valle Maira möglichst schnell erreichen möchte – und täglich einkaufen will –  für den bietet sich eine Unterkunft in bzw. in der Nähe von Dronero an, der letzten großen Ortschaft bevor man in die Tiefen des Valle Maira eintaucht. Wer sich für diese Variante entscheidet bleibt zwar flexibel, verpasst unserer Meinung nach aber einiges.

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Viel schöner, ruhiger und ursprünglicher wohnt es sich natürlich in einem der alten Bergdörfer. Unsere Wahl fiel daher auf Morinesio und die Casa dei Fiori. Und was sollen wir sagen…wir sind verliebt und einfach hin und weg. Das Auto bleibt am Ortseingang stehen und schon taucht man ein in eine andere Welt. Kein Supermarkt, kein Lärm, keine Hektik. Das winzige Örtchen mit seinen kleinen Gässchen, den schmucken Häuschen und seinen üppigen Blumen ist malerisch am Hang gebaut und versprüht einen unglaublichen Charme.  Eine schönere Ferienwohnung als die „La Cucina“ der Casa dei Fiori durften wir noch nie beziehen. Mit viel Liebe zum Detail hat die Familie Gäbler hier ein echtes Paradies geschaffen. Auf der großen Terrasse der „La Cucina“ lässt sich ein gutes Glas Dolcetto mit freiem Blick auf die umliegenden Bergketten genießen.

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Und auch im Inneren lässt das Zuhause keine Wünsche offen. Von Zweckmäßigkeit keine Spur, vielmehr hat die Hausherrin an wirklich alles gedacht, damit man sich rundum wohl fühlt. Gutes Olivenöl, inspirierende Literatur und sogar frische Blume aus dem hauseigenen Garten dürfen nicht fehlen. Für Fragen stehen die Gastgeber, die seit mittlerweile 20 Jahren in Morinesio leben, jederzeit bereit.

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Ein Stückchen Casa dei Fiori kann man sich mit dem vor Ort abgefüllten Dolcetto sogar mit nach Hause nehmen. Das gute Tröpfchen schmeckt tatsächlich auch auf dem heimischen Balkon ohne Bergblick ganz ausgezeichnet und weckt dabei Erinnerungen an einen grandiosen Urlaub. Wir werden dem wilromantischen Kleinod sicherlich irgendwann noch einmal einen Besuch abstatten. Dann allerdings im Winter – schließlich gilt das Valle Maira auch unter Skitourengehern (noch) als kleiner Geheimtipp.

Die Urlaubsregion „Valle Maira“ auf einen Blick:

Anfahrt: Ca. 8 Stunden ab München, entweder über den Bodensee und die Schweiz, oder über den Brenner und Bozen in Richtung Mailand
Aktivitäten: 200 km markierte Wanderwege, Bergsteigen, Klettern, Mountainbiken, Kultur & Kulinarik
Unterkunft: entweder im Tal in Dronero oder in einem der alten Bergdörfer
Beste Reisezeit: Sommer bzw. Spätsommer nach dem Ende der Ferien
af-Empfehlungen: Ferienwohnung „Casa dei fiori“ in Morinesio (Achtung: nächster Supermarkt ist ca. 30 Autominuten entfernt), Käse und Pfirsiche vom Markt in Dronero, gute Flasche Dolcetto zum Abendessen, Wanderung zum Lago Nero
Weitere Infos: www.vallemaira.org oder www.italia.it