Höher, schneller, weiter – die Welt ambitionierter Bergsportler ist geprägt durch Superlative und gleicht einem ständigen Kräftemessen. Ein Trend, bei dem auch die Outdoor-Industrie gehörig mitmischt und durch die Entwicklung von immer leichterem und funktionalerem Equipment noch zusätzlich befeuert. Doch während die einen ständig nach neuen Rekorden und Bestzeiten streben, gibt es auf der anderen Seite auch jene, denen Gipfelsiege und Höhenmeter relativ egal sind. Draußen in der Natur unterwegs zu sein, ist für sie vor allem ein Lebensgefühl. Eine Passion. Ein Weg, um sich selbst wieder näher zu kommen und Ruhe zu finden. Somit sieht ein ganz persönlicher Outdoor-Moment für jeden anders aus: Für den einen ist es das Lagerfeuer am See, der Spaziergang im Park oder die Nacht unter freiem Himmel. Für andere wiederrum ist es der Gipfelerfolg auf einem 5.000er, eine Sportkletterroute am Fels oder eine mehrtägige Tour mit dem Padelboot durch die mecklenburgische Seenplatte. Die Liste ließe sich noch unendlich fortführen und sind die Möglichkeiten so vielfältig wie die Charaktere der Menschen selbst.
Auch die aktuelle Kampagne von Jack Wolfskin stellt die persönlichen Outdoor-Erlebnisse in den Mittelpunkt. So rufen die Idsteiner unter dem Motto: „Spürst du es auch“ alle Frischluftfans dazu auf, sich selbst nach draußen zu begeben und anschließend den ganz persönlichen Outdoor-Moment auf einer interaktiven Website vorzustellen. Auch wir haben uns gefragt, was unsere Leser eigentlich dazu antreibt, draußen in der Natur unterwegs zu sein – in welcher Form und mit welchem Anspruch auch immer. Im Zuge dessen haben wir dazu aufgerufen, uns ein ganz individuelles Erlebnis zu beschreiben. Zwei davon möchten wir nun gerne vorstellen, die unterschiedlicher nicht sein könnten.
Thomas (40) – mein Outdoor-Moment auf 6.354 Höhenmetern:
Nun bin ich also hier im auf 4.200 m Höhe gelegenen Basecamp am Fuße des mächtigen Chopicalqui in Peru, sitze auf einem Stein und starre auf den Expeditionskocher, der das Wasser langsam zum Brodeln bringt. Müde und doch happy zugleich sinniere ich über die letzten Wochen die mir so einige Entbehrungen abverlangt haben. Ein kleiner Schluck Saft vor 2 Wochen hatte zur Folge, dass ich schwere Magenprobleme mit Erbrechen und Durchfall bekommen habe. Mein mitteleuropäischer Magen ist die Keime in Südamerika scheinbar doch nicht gewohnt. Und nun ist alles … naja fast alles wieder gut. Trotz des hohen Flüssigkeitsverlust fühle ich mich physisch und psychisch voll auf der Höhe. Noch am Morgen stand ich mit einem Freund auf dem benachbarten 5.400 m hohen Yanapaccha. Ein wahnsinniges Gefühl, auf dieser kleinen Eiskuppel zu stehen und die Sonne aufgehen zu sehen.
Doch nun regnet es. Meine Gedanken kreisen. Damn, denn Regen auf dieser Höhe bedeutet Neuschnee oben am Berg. Nunja, wird schon passen, wenn wir morgen in der Früh aufstehen und packen, um mit unseren schweren Rucksäcken zumindest das 700 m höher gelegene Moränenlager zu erreichen. Da wir auf Koch, Hochträger und Bergführer verzichtet haben, müssen wir alles selbst tragen – etwa 30 kg bis hinauf ins Hochlager auf 5.500 m. Am nächsten Morgen reißt uns um 2:30 Uhr der Wecker aus dem Schlaf. Jetzt heißt es keine Zeit zu verlieren. Draußen sternenklare Nacht, kein Schneefall und kaum Wind. Auf dieser Höhe, ohne den Lichtsmog der Städte, zeigt der Nachthimmel seine wahre Sternenpracht. Deshalb bleibe ich kurz staunend stehen, bis mein vorausgehender Seilpartner mich durch den Seilzug wieder zurück in die Realität holt. Der Schnee liegt knietief und die Spurarbeit wird zur wahren Herausforderung. Für den Aufstieg entscheiden wir uns für eine 60-70 Grad steile Rinne, in der lockerer Pulverschnee liegt. Gut sichern ist hier nicht möglich und so klettern wir am kurzen Seil die etwa 150 m lange Rinne nach oben: „Stürzen nicht erlaubt“, denn unter uns gähnt die Tiefe des 1.500 m abfallenden Gletschers. Kurze Zeit später stehen wir, mein Seilpartner Charly und ich, gemeinsam am Gipfel des „Chopi“ und umarmen uns vor Glück. Als ich die Eispickel in den Schnee ramme und mich umsehe, kommt er mein persönlicher Outdoor-Moment: Ich höre nichts, kein Wind, keine Stimmen, keine Gedanken – einfach NICHTS! Alle Strapazen sind wie weggeblasen und ich bin für eine kurze Zeit einfach nur glücklich. Denn dieser Moment gehört nur mir.
Harald (36) – ich jage Tag und Nacht perfekte Outdoor-Momente:
Ich bin von Haus aus Biologe und interessiere mich ganz besonders für die Tierwelt. Meine Passion: große und kleine Beutegreifer wie Wolf, Luchs, Bär oder Wildkatze, Fischotter, Marder und Co. Ebenso faszinierend finde ich Zugvögel, die auf ihrem Weg in den Süden in Deutschland eine Rast einlegen. Viele Tiere sind zudem nachtaktiv und kehren somit relativ unbemerkt in ihren angestammten Lebensraum zurück. Und genau diese Gesellen sind es, die es mir angetan haben und die ich mit meiner Wildkamera „einzufangen“ versuche. Dafür bin ich regelmäßig draußen unterwegs und begebe mich mit meinem Spektiv (Beobachtungsfernrohr) auf die „Jagd“.
Um die Existenz der überaus scheuen Tiere nachweisen zu können, positioniere ich meine Kamera im Unterholz. Über einen Bewegungssensor wird diese dann von den zumeist nachts umherschleichenden Tieren ausgelöst. Eine Woche später kehre ich dann voller Vorfreude zurück, um die so gewonnenen Aufnahmen zu begutachten. Nicht selten entstehen dabei einzigartige Aufnahmen einer Tierwelt, die uns Menschen aufgrund der Dunkelheit sonst eher verborgen bleibt. Doch nicht nur nachts lege ich mich auf die Lauer. Mit meinem Spektiv bin ich regelmäßig auf spannenden Vogelbeobachtungstouren rund um den Ammersee (Bayern) unterwegs. Dort konnte ich sogar schon seltene Greifvögel wie die Kornweihen aufspüren. Und im Frühjahr geht’s dann wieder ins Gebirge, wo ich Murmeltiere und Steinadler beobachte.
Notiz am Rande: Gerne würde ich meine große Leidenschaft zum Beruf machen. Doch dafür müsste es für Biologen, die sich intensiv mit der Natur beschäftigen und auseinandersetzen, mehr Möglichkeiten geben, auch entgeldlich wirken und somit ihren Lebensiunterhalt bestreiten zu können. Denn letztlich ist es doch die absolute Erfüllung, wenn sich Passion und Beruf verbinden lassen. Und wenn dazu dann noch das passende Outdoorequipment zur Verfügung steht, ist der einzigartige Draußen-Moment perfekt.
Quelle: Wir bedanken uns bei Thomas Hirner und Harald Renner für die zur Verfügung gestellten Beiträge und das Fotomaterial.