Die Japaner waren die Ersten, die erfolgreich den Gipfel des Manaslu im Jahr 1956 erreichten. Mehrere Erkundungsexpeditionen waren damals vorausgegangen, bis schließlich die noch heute übliche Normalroute gefunden war. Obwohl technisch nicht allzu anspruchsvoll, erfordert der nordostseitige Aufstieg über den Naike-Col und den Nordsattel dennoch eine hervorragende Kondition seitens der Alpinisten. Bereits 2002 und 2007 gelingt drei AMICAL alpin Expeditionen die Besteigung des Gipfels, wobei kein Geringerer als der Extrembergsteiger Ralf Dujmovits die Führung übernahm. Seit dem 29. August 2014 ist nun wieder eine Seilschaft zum „Berg der Seele“ unterwegs und will ein kleines Team den achthöchsten Berg der Erde erreichen. Insgesamt 46 Tage stehen ihnen hierfür zur Verfügung, um das „Startgeld“ von gut 12.000 Euro in einen erfolgreichen Gipfelsieg ummünzen zu können. Hier geht’s zum Tagebuch der Manaslu Expedition.
Die geplante Route der Amical Alpin Expedition
Nach der Ankunft in Sama (ca. 3.650 m) wird sich das Expeditionsteam um den staatlich geprüften Berg- und Skiführer Markus Brand zunächst zwei bis drei Tage Zeit lassen, um sich zu akklimatisieren und den Körper an die Höhe anpassen zu lassen. Danach geht es direkt zum Basecamp auf einer Höhe von ca. 4.850 m weiter. Nach zwei bis drei weiteren Akklimatisationstagen und dem Einrichten des Basislagers müssen innerhalb der folgenden vier Wochen drei weitere Hochlager errichtet, Fixseile angebracht und auf 5.600 m bzw. 6.600 m nochmals zwei weitere Hochlager aufgebaut werden. Der kritischste Punkt der Route befindet sich zwischen Lager I und II, wo sich ein Eisbruch auftut. Auf einer Plattform unterhalb des Nordsattels und auf ca. 6.600 m wird schließlich Lager II eingerichtet. Der Weg nach Lager III (7.450 m) führt zunächst über unschwieriges und leicht ansteigendes Gelände sowie teilweise über steile Schneefelder weiter nach oben.
Erst beim endgültigen Aufstieg Richtung Gipfel wird im Alpinstil eine 300 m hohe und ca. 45° steile Flanke mit bis zu 60° steilen Einzelstellen zu meistern sein. Diese sind aber mit Fixseilen versichert. Das dritte Hochlager wird schließlich am Beginn des Gipfelplateaus in einer windgeschützten Mulde eingerichtet. Der Gipfelaufstieg führt zunächst recht problemlos über weite, wenig steile Schnee- und Firnhänge zum vermeintlich höchsten Punkt des Manaslu. In den Jahren 2002, 2007 + 2008 war der Übergang von der kleinen Einsattelung zum nur wenige Meter höheren Hauptgipfel ein schmaler Firngrat, der für ca. 20 Meter nochmals die volle Konzentration der Bergsteiger erfordert. Oben angekommen, erwartet die Teilnehmer bei hoffentlich schönstem Wetter eine gigantische Aussicht, die vom Dhaulagiri und dem Annapurna-Massiv im Westen bis zu den 8.000ern Shisha Pangma und Cho Oyu im Osten reicht.
Manaslu – achthöchster Gipfel und „Berg der Seele“
Der Manaslu war einst Gipfel Nr. XXX der Indischen Landvermessung und wurde anfangs Kutang I genannt, da er den höchsten Gipfel der Region Kutang darstellt. Seine Namensgebung hängt vermutlich mit dem tibetischen „as tang“ zusammen, womit eine flache Gegend bezeichnet wir. Demnach könnte sich die Bezeichnung auf das doch recht flache Gipfelplateau des Manaslu beziehen, welches charakteristisch für den Achttausender ist. Wer sich dem Berg vom Larkya La aus nähert, einem hohen Pass nach Norden, der einst von tibetischen Händlern auf der Reise ins Dudh-Khola-Tal diente, kann es besonders gut ausmachen. Der Name Manaslu wurde aus dem Sanskrit von mansana abgeleitet, was soviel wie Geist oder Seele bedeutet: Demnach gilt der Manaslu auch als der „Berg des Geistes“. Die Einwohner von Sama, dem Dorf am Nordostfuß des Berges, sprechen in diesem Zusammenhang auch vom Kambung, das ist der Name einer örtlichen Gottheit, die auf der Bergspitze wohnen soll – ein Glaube, dessen Wahrheitsgehalt bereits ernsthafte Konsequenzen für eine frühere japanische Expedition haben sollte.
Quelle: Amical alpin