Wer als Tourengeher oder Freerider im Backcountry unterwegs ist oder sogar ein Winterbiwak am Berg plant, sollte seine Ausrüstung bereits vor dem Start optimal zusammenstellen. Damit man dabei garantiert nichts vergisst und für alle Fälle bestens gewappnet ist, haben die Jungs von Guidefinder gemeinsam mit dem staatlich geprüften Berg- und Skiführer Michael Stricker eine Pack- bzw. Ausrüstungsliste zusammengestellt. Diese soll einen groben Überblick zu den wichtigsten Tools verschaffen, die bei einer Ski- und Freeridetour abseits befestigter Pisten definitiv nicht fehlen sollten. Zusätzlich zur obligatorischen Notfallausrüstung für Lawinenunfälle werden auch Empfehlungen für Mehrtagestouren im Backcountry oder eine (un-)geplante Übernachtung unter freiem Himmel gegeben.
Winterbiwak oder Iglu? Hauptsache bestens geschützt!
Wer wie die Jungs von Guidefinder einen Tag zum Freeriden am Stubaier Gletscher geplant hat und aufgrund nicht gerade optimaler Wetterbedinungen (starker Schneefall mit bis zu 30cm Neuschnee und in Verbindung mit 60+ km/h starkem Wind) gepaart mit schlechter Sicht und einer brenzlichen Lawinensituation (Triebschnee, Verfrachtungen, Lawinenstufe 3-4 am Folgetag) am liebsten den „Kopf in den Sand“ stecken will, kann mit der richtigen Ausrüstung einiges richtig machen. Ob nun geplant oder nicht, ein Winterbiwak sollte man bei einer Tour ins Backcountry immer mit einplanen und das dafür benötigte Equipment dabei haben, um für alle Eventualitäten bestens vorbereitet zu sein.
Idealerweise sucht man sich eine windabgewandte Stelle hinter einem Objekt (Boulder, Hütte, etc.), um sich eine gemütliche Höhle in den Schnee zu graben. Denn wer sich mit Schlafsack und Co. bzw. komplett ohne jeglichen Wetterschutz einfach ins Freie legt, dürfte bereits nach wenigen Minuten das große Bibbern anfangen und sich der Gefahr schwerer Erfrierungen aussetzen. Vorsicht ist allerdings geboten, wer sich einfach so in den Schnee gräbt, denn dann kann die Schneedecke im schlimmsten Fall brechen und die sich im Iglu befindenden Personen unter sich begraben. Besser also man sucht sich eine Stelle mit einem Radius von ca. 5x5m, welche auch eine nötige Tiefe von gut 1m bietet. Darauf wird dann ein Schneehaufen von ca. 1,50m Höhe aufgeworfen und ordentlich festgeklopft, um ein stabiles Dach zu errichten. Dann von der Seite des vor dem Wind schützenden Objekts aus den Eingang von unten nach oben angraben und den Haufen von innen her aushöhlen. Von unten nach oben, weil CO2 schwerer ist als Luft und somit nach außen abfließen kann. Ansonsten besteht die Gefahr, dass man in der Schneehöhle erstickt. Innen dann noch eine ebene Fläche schaufeln, den Eingang mit Rucksäcken und Schneeblöcken winddicht verschließen. Fertig. Dauer bis zum „Einzug“: ca. 45 Minuten.
Ausrüstungsliste für Backcountry-Touren (Minimalpaket):
Gemeinsam mit den Guidefinder-Jungs hat der staatlich geprüfte Berg- und Skiführer Michael Stricker die wichtigsten Bestandteile einer optimalen Ausrüstung für eine ein- bzw. mehrtägige Tour ins Backcountry zusammengestellt. Hinweis: Die Liste dient lediglich zur Orientierung, erhebt also keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit und sollte je nach Bedarf und Vorhaben entsprechend ergänzt werden. Will man in der Nähe eines bewirtschafteten Geländes (Alm, Skigebiet o.ä.) biwakieren wollen, sollte man zudem vorab den Eigentümer, Liftbetreiber o. ä. darüber informieren, um Bußgelder und ungeplante Rettungseinsätze zu vermeiden. Wer selbst Lust auf ein kleines Abenteuer hat, kann bei Guidefinder einen Freeride-Tag mit Biwak unter Anleitung eines staatlich geprüften Berg- Skiführers wie bspw. Michael Stricker buchen – mit gemütlichem Abend im selbstgebauten Biwak, anschließender Nachtabfahrt und gemeinsamem Abendessen zum Ausklang. Weitere Infos zu Guidefinder und weiteren geführten Berg-, Freeride- und Skitouren gibt’s unter: www.guidefinder-app.com.
Sicherheitsausrüstung:
– gegebenenfalls ein Lawinenairbag für erhöhten Auftrieb im Fall eines Schneebretts
– Modernes LVS-Gerät mit 3 Antennen und Markierfunktion für Mehrfachverschüttung; Tipp: Batterien jedes Jahr tauschen und nach dem Gebrauch aus dem Gerät nehmen!
– Lawinenschaufel aus Alu mit Teleskopschaft für größere Hebelwirkung, idealerweise mit abklappbarem Schaufelblatt, Achtung: kein Kunststoff- oder Carbonmaterial, das unter großer Belastung leicht brechen kann
– Lawinensonde mit Schnellspanner (mind. 240cm, besser ist eine Länge von 270cm)
– Erste-Hilfe-Set mit Rettungsdecke, Schmerzmittel wie Aspirin können sehr nützlich sein
– zusätzlich noch ein kleiner Biwaksack für Notfälle
Tourenausrüstung:
– Tourenbindung mit Fellen; Tipp: sogenannte Splitfelle sind platzsparend, leicht und immer dabei
– Stirn- oder Helmlampe für geplante und ungeplante Aufenthalte nach Einbruch der Dunkelheit oder für nächtliche Abfahrten (idealerweise mind. 1200 Lumen)
– Mobiltelefon für Notrufe oder ggf. GPS-Navigation im Notfall; um den Akku zu schonen, sollte man das Handy am Besten ausschalten und bei großer Kälte direkt am Körper tragen, mit entsprechendem Abstand zum LVS-Gerät; Tipp: bei Kälte kann der Akku notfalls mit Wärmepads wiederbelebt werden, eine wasserdichte Hülle schützt die Elektronik vor Schmelzwasser
– Feuerzeug oder Feuerstahl zum Entzünden von Wasserkocher oder eines Lagerfeuers
Standardausrüstung:
– Helm, Skibrille, Sonnen- oder Gletscherbrille (mit UV-Schutz!) und Teleskopstöcke mit Schneeteller
– Mütze/Kappe, Daunenjacke, Hardshell- oder Softshelljacke möglichst mit Schneefang und Skitourenhose mit Kantenschutz und hochgezogener Rückenpartie
– Wechselwäsche, Merinoshirt / Fleeceweste, zusätzliche (Innen-)Handschuhe zum Wechseln
– 2 Skistraps mit mindestens 30 cm Länge, z.B. um Ski beim Aufstieg zu fixieren
– Tourenrucksack (mind. 26-30l, 45 Liter bei Mehrtagestouren), evtl. mit Airbagsystem als Ergänzung zur Sicherheitsausrüstung
– Wärmepads zum zügigen Aufwärmen von Händen, Füßen, Akkus etc.
Optionale Ausrüstung bei Mehrtagestour (geplantes Biwak):
– Kocher zum Schneeschmelzen und zur Zubereitung von Fertiggerichten, Tütensuppen, Tee etc.; Achtung: Manche Gaskartuschen funktionieren bei niedrigen Temperaturen nur noch schlecht, dann empfiehlt sich ein Benzinkocher
– Warmer Daunen- oder Kunstfaserschlafsack mit ausreichend Ressourcen nach unten; unbedingt den Komfortbereich beachten, da die Extremtemperatur nur Aussage darüber trifft, bis zu welchem Grad die Schlafhülle noch Schutz bietet
– Isomatte mit entsprechender Dicke (mind. 5cm) und wasserabweisender Unterseite; Achtung: aufblasbare Matten können aufgrund der gefrierenden Feuchtigkeit in der Atemluft bei niedrigen Temperaturen platzen
Verpflegung:
– Thermoskanne mit heißem Tee, ergänzend evtl. noch eine Wasserflasche oder Trinksystem; Tipp: nützlich ist eine Neoprenhülle gegen Einfrieren des Trinkschlauchs
– kleiner Flachmann mit Schnaps als Stimmungsaufheller am Gipfel oder zum Schutz vor Lagerkoller
– Müsliriegel, Schokolade und Studentenfutter für den kleinen Energieschub
Für etwaige Reparaturen:
– Werkzeug mit Zange, Messer und Schrauber passend für Bindung und Skischuhe
– eine kleine Rolle Blumendraht anstatt Kabelbindern aus Plastik, da diese bei Kälte leicht brechen können
– Textilband („Duct Tape“) für Reparaturen (Kleidung, Felle, Kante, Skischuh); Tipp: 2-3m Tape können ganz einfach um die Skistöcke gewickelt werden und sind somit immer dabei
Quelle: Guidefinder