Richtiges Skibergsteigen im steilen bis sehr steilen und mit Fels und Eis durchsetzten Terrain blieb bisher zumeist den Skifahrern unter den Tourengehern vorbehalten. Denn im Vergleich zu den Splitboardern besitzt die Powderlatten-Fraktion einen entscheidenten Vorteil, den Skischuh. Denn im Gegensatz zum Brettfahrer lässt sich damit ordentlich Druck auf die Kante bringen, was gerade bei steilen Spitzkehren, Hang-Querungen und schlechten Schneebedingungen von Vorteil ist. Weitere Pluspunkte sind die mitgebrachte Stabilität und Steifigkeit des Skistiefels. Denn egal ob Touren- oder normaler Ski-Schuh, damit lassen sich problemlos Tritt-Mulden in den gefrorenen und windverpressten Schnee schlagen, wenn es doch einmal zu Fuß weitergehen muss. Und wenn es richtig eisig wird, können sogar voll- und halbautomatische Steigeisen damit getragen werden.
Und die Splitboard-Fraktion? Sind Brettlfahrfer nun dazu verdammt, im Skidepot am Fuß des Gipfel-Aufbaus zu bleiben und wehmütig den Skifahrern hinterherzuschauen? Zumindest immer dann, wenn die Verhältnisse oder die eigene Trittsicherheit es mit einem normalen Softboot nicht zulassen, den Aufstieg zu wagen. Wer dennoch auf den Gipfel will, musste sich den Gipfel-Erfolg bisher sprichwörtlich schwer verdienen – sei es nun durch erhöhtes Risiko oder zusätzliches Gepäck in Form von Bergstiefeln oder Schneeketten. Einzige Alternative: Der Umstieg auf Skier, um endlich doch Touren im alpinen oder hochalpinen Bereich angehen zu können.
Doch soweit muss es gar nicht erst kommen. Denn mittlerweile hat sich gerade in puncto Softboots für den Tourenbereich viel getan, die auch Splitboardern einen sicheren Aufstieg ermöglichen. Richtige Touring-Boots sind aber nicht nur steigeisenfest und bieten eine stabile Sohle wie bei einem Bergschuh. Die Treter sind vom gesamten Aufbau her steifer und bieten mehr Seitenhalt. Ob sie sich dennoch Softboots nennen dürfen und welche Vor- oder Nachteile sie gegenüber normalen Snowboard-Boots mitbringen, das haben wir für euch anhand der beiden Modelle K2 Aspect Touring Boot und dem Deeluxe XVe getestet, die beide mit dem innovativen BOA Closure Schnellverschlusssystem ausgestattet sind.
K2 Aspect Touring Boot – One boot for all terrain
Der K2 Aspect Touring Boot soll der richtige Schuh für echte Splitboard- und Snowboard-Abenteurer sein, die entlegene Bergkämme oder Gipfel erklimmen wollen. Die sich an normalen Tagen im Ski-Gebiet nicht zu schade sind, auch einmal ein Stück zu laufen, um ordentlich Powdern zu können und hierfür einen steifen und extrem haltbaren „Soft-Boot“ benötigen.
Seine Steigeisen-kompatible Vibram Aussensohle ist die aktuell robusteste auf dem Markt und soll besonders guten Grip auf Eis und Fels garantieren. Die integrierte BOA Conda Schnürung gibt der Ferse zudem festen Halt im Schuh. Der Außenschuh aus robustem Leder präsentiert sich als sehr widerstandsfähig und soll unabhängig vom Einsatz des Splitboard-Boots über mehrere Jahre hinweg nicht an Robustheit einbüßen.
Das aF-Testurteil von Mitch: Der Aspect von K2 ist der ideale Boot für alle Splitboarder, denen der bergsteigerische Aspekt an einer Tour genau so wichtig ist wie die unverspurte Abfahrt.
Mit dem Aspect am Fuß muss man den Kontakt mit Fels und Eis nicht scheuen. Alle verbauten Materialien, ob nun am Innenschuh, den Schnürsystemen oder dem Obermaterial sind von hoher Qualität und so verarbeitet, dass sie den hohen Belastungen bei alpinen Touren problemlos standhalten. So zeigen sich, wenn überhaupt erst nach mehrmaligem Einsatz bzw. einer kompletten Saison erste Gebrauchsspuren am Leder, die durch direkten Fels- oder Eiskontakt auftreten können.
Durch den Thermo Liner (thermoverformbarer Innenschuh) besitzt der Touring-Boot eine hervorragende Passform, bei der es weder bei längeren Laufpassagen zu Fuß noch beim Aufstieg zu reibenden Punkten oder Druckstellen am Fuß oder dem Schienbein kommt. Zusätzlich zur individuellen Anpassung mithilfe der Thermoverformung besitzt der Innenschuh zwei Klett-Straps am Schaft, die für eine ordentliche Fixierung an Schien- und Wadenbein sorgen. So bildet der Innenschuh des Aspect eine solide und warme Basis für einen perfekten Stand im Boot und auf dem Brett.
Die Vibram Mountaineer Außensohle des Splitboard-Boots ist der eines Bergschuhs der Kategorie C/D absolut ebenbürdig. Mit dieser Sohle ist bester Halt im steilen Gelände und auf Fels garantiert. Aber nicht nur der Grip kann sich sehen lassen, sondern ebenfalls die Langlebigkeit, da nach einer einer kompletten Saison inkl. langen Laufstrecken zu Fuß auf Forst- und Wanderwegen nur eine moderate Abnutzung anzusehen ist. Lediglich das etwas höhere Volumen an der Schuhspitze ist beim Antreten am Fels etwas gewöhnungsbedürftig, aber auch das ist eine Frage der Übung und legt sich nach ein paar Touren wieder.
Desweiteren ist die Außensohle des K2 Aspects voll Steigeisen-kompatibel und ermöglicht das Tragen halbautomatischer Steigeisen mit Körbchen-Aufnahme der verschiedensten Hersteller. ACHTUNG: Weder das Steigeisen selbst noch der Verschlussbügel für die Befestigung dürfen seitlich an der Sohle anstehen oder drücken! Ist das der Fall, passt das Steigeisen nicht auf den Boot und es kann bei Benutzung die Sohle und somit der Schuh beschädigt werden. Die Befestigung der Steigeisen am Schuh und auch die dadurch verbundenen Möglichkeiten (Klettereien in steilem Gelände, Eis und Fels) erfolgt analog zu einem herkömmlichen, steigeisenfesten Bergschuh.
Neben der Sohle eines Bergschuhs und der damit verbundenen Steigeisenkompatibilität sowie Steifigkeit ist das pantentierte CONDA-Schnürsystem von K2 ein weiterer sehr großer Vorteil des Aspects. Das innovative CONDA-System ist immer mit dem Außenschuh verbunden und umspannt dabei den Innenschuh, um den Fuß fest in seiner Position zu halten. Der Fokus liegt dabei auf den Fersenhalt und der Stützung des Knöchels. Somit kann man ganz individuell entscheiden wie fest der Schuh geschnürt sein soll – je nachdem welche Anforderungen vorliegen. Mittels der Fixierung des Fußes durch das CONDA-System wird im Aspect ein sehr guter Halt und eine außergewöhnliche Steifigkeit geboten, wie man es sonst nur von Hardboots, also Skischuhen her kennt. Ein entscheidender Vorteil, der vor allem bei Querungen und Abfahrten zum tragen kommt, da diese Eigenschaft ein deutliches Plus an Kontrolle mit sich bringt.
Die Handhabung des Schnürsystems ist dank dem BOA-Verschluss kinderleicht und kann einhändig und sogar mit Fingerhandschuhen oder Fäustlingen vorgenommen werden. Einfach das Rad, den sogenannten Coiler eindrücken und im Uhrzeigersinn drehen, bis die gewünschte Festigkeit erreicht ist. Für eine schnelle Entriegelung und das schnelle Lockern des Systems muss man einfach am Rad ziehen. Dadurch öffnet sich die Drahtschnürung und gibt blitzschnell nach – ohne, dass man sich die Finger wund reibt.
Neben dem CONDA-System ist ebenso die Senkel-Schnürung des Aspects einer Erwähnung wert. Denn dank speziell geformter Senkel-Haken bleiben die Schnürsenkel nach einmaligen Festziehen stramm im Haken hängen und lockern sich nicht oder springen gar heraus. Kaum zu glauben, aber wahr: Hiermit gehört das lästige Nachschnüren während einer Tour der Vergangenheit an. Denn sind die Senkel erst ein mal verschnürt, wird alles Weitere über das CONDA-Schnürsystem geregelt.
Das aF-Gesamtfazit – die Vor und Nachteile im Überblick:
Der Aspect von K2 ist der Boot für Splitboarder par excellence. Wer gerne weite und steile Touren im alpinen Gelände geht wird seine Eigenschaften und Funktionen, die einem Bergschuh gleich zu setzen sind, sehr schnell zu schätzen wissen. Dank seiner steifen Sohle und der individuellen Anpassung der Schnürung bietet der Boot eine wesentlich bessere Performance beim Aufstieg oder beim Queren von Hängen mit dem Splitboard als mit einem Standard-Softboot. So kann der Druck auf die Kante und auf die Felle besser dosiert werden, was vor allem in Hängen über 35° nicht nur einen Vorteil ist, sondern ebenso einen gewissen Sicherheitsaspekt mit sich bringt. Last but not least bietet der Aspect für einen Touring-Boot ein überaus gutes Preis-Leistungsverhältnis.
+ robuste Materialien
+ hochwertige Verarbeitung
+ sehr gute Passform (Thermo-Liner)
+ sehr gute Außensohle (steigeisenfest)
+ sehr gutes, innovatives Schnürsystem (CONDA-System)
+ sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis
+ für das Tragen von Steigeisen geeignet (Körbchen-Steigeisen)
– Hersteller-Empfehlung für kompatible Steigeisen fehlt
Die Details:
Besonderheiten: griffige, Steigeisen kompatible Außensohle; thermoverformbarer Innenschuh (Thermo Liner); Boa Conda Schnürsystem; robustes Leder-Außenmaterial
Einsatzbereich: Snowboard-Freeride, Snowboard-Mountaineering, Splitboard-Touring
Obermaterial: Leder
Sohle: Vibram Mountaineer Außensohle
Verschluß: Boa Conda Schnürsystem (innen), Senkel-Schnürung (außen)
Gewicht: ca. 1.100 Gramm (pro Boot)
Größe: UK 4 bis 14
Preis: 449,95 Euro
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