Bei der dritten Auflage der Walser Trail Challenge konnten sich die Veranstalter vom Triathlon Team Kleinwalsertal über einen neuen Teilnehmerrekord freuen. Insgesamt 900 Teilnehmer gingen bei schwül-warmen Temperaturen an den Start des Trailrunning-Events, wo mit dem klassischen Widderstein Trail (10k), dem Walser Trail (30k) und dem Walser Ultra (65k) gleich drei Distanzen lockten. Doch neben den hochsommerlichen Bedingungen wurden die Laufsportler aus 14 Nationen vor allem mit einer würzigen Mischung aus technisch anspruchsvollen Strecken und knackigen Höhenmetern konfrontiert. Nach dem Großglockner Trail mit 50k war es für Veit aus dem aF-Team bereits die zweite Herausforderung innerhalb nur einer Woche, die es zu meistern galt. In seinem Eventbericht versucht er zu erklären, wieso sich der Klassiker aus den Allgäuer Alpen definitiv nicht vor dem Platzhirschen unter den Trailevents verstecken braucht.
Über 1.000 Teilnehmer legen 100km Strecke und knapp 7.100 Höhenmeter zurück
Wem bereits im Allgäu das Herz aufgeht, der wird im Kleinwalsertal erst recht ins Schwärmen geraten. Denn während auf der deutschen Seite die Alpenausläufer mit saftig grünen Wiesenlandschaften locken, geht’s im österreichischen Teil deutlich steiler bergauf und es wird noch hochalpines Terrain mit oben drauf gepackt. Hier finden Outdoor- und Bergsportler sowohl im Sommer als auch im Winter die perfekten Bedingungen, um sich nach Herzenslust auszutoben und ein landschaftliches Schmankerl nach dem anderen zu erobern. Optimale Voraussetzungen also, um ein paar wunderherrliche Trailrunning-Routen abzustecken und Laufsportler jeden Alters bzw. Leistungslevels anzulocken. So fanden in diesem Jahr über 1.000 Teilnehmer den Weg in die spektakulären Kulisse, von der es im letzten Jahr aufgrund des schlechten Wetters leider nicht viel zu sehen gab. Ganz anders diesesn Mal, denn die Walser Trail Challenge wurde heuer mit Sonne satt und schwülwarmen Temperaturen gesegnet.
Den Auftakt des zweitägigen Events bildete wie jedes Jahr der klassische Widderstein Trail, bei dem rund 500 Teilnehmer auf die 15 km lange und vom Regen der Vortage völlig aufgeweichte Strecke mit ihren 980 Höhenmetern gingen. Neben vielen ambitionierten Hobbyläufern waren auch einige Topläufer aus der deutschsprachigen Trailrunning-Szene dabei, die den Trail-Klassiker zum Teil als eine Art Aufwärmphase für den doppelt so langen Walser Trail nutzen wollten. Als schnellster Läufer passierte nach nur 01:20:34 Std. Johannes Klein vom Team Adidas TERREX die Ziellinie, während bei den Damen Madlen Kappeler (TV Immenstadt) siegte und mit 1:39:11 Std. nur knapp 19 Minuten „langsamer“ als ihr männlicher Kollege war. Bereits am nächsten Tag gingen knapp 200 Läufer beim Walser Ultra in die zweite Runde, um gleich 65 km und 4.200 Höhenmeter zu meistern. Einige Stunden später komplettierte der Walser Trail mit seinen 30km sowie 1.900 Hm das wohl mit anspruchsvollste Trailrunning-Event im deutschsprachigen Raum.
Wie anspruchsvoll zeigte allein die recht hohe Ausfallquote in der Ultramarathon-Disziplin, die der Lokalmatador Johannes Klein (Team Adidas TERREX) in einer neuen Rekordzeit von 08:06:11 Std. für sich entscheiden konnte. Bei den Damen siegte die Deutsche Meisterin im Ultratrail Eva Sperger (Sportbuck.com) in immerhin noch sagenhaften 10:13:14 Std. Trotz spätem Starts um 11Uhr und der sich anschließenden Hitzeschlacht meisterte der Schweizer Alexis Tromontagnat-Rentier vom Team Groupe Sportif Franches Montagnes in nur 03:13:59 Std. die anspruchsvolle Strecke des Walser Trails, die bei den Damen von der Allgäuerin Susi Lell (Outlet Raceteam) in 04:06:31 Std. erfolgreich beendet wurde.
Walser Trail – ein absolutes Trail-Schmankerl für nimmermüde Füße
Ganz so schnell wie die Top-Läufer war ich dann nicht unterwegs. Aber nur eine Woche nach dem ersten Trail-Marathon beim Großglockner Ultratrail (GGUT) stand definitiv auch nicht die Zeit im Vordergrund, sondern vielmehr das Erlebnis und die wunderbare Landschaft. Schließlich zählt das Kleinwalsertal neben dem Allgäu zu den absoluten Top-Adressen, was den Bergsport allgemein und das Trailrunning im Besonderen betrifft. Einzig das Wetter machte einen Strich durch die Rechnung, denn aufgrund des vorabendlichen Regens hing die Schwüle bei hochsommerlichen Temperaturen recht schwer in der Luft. Dementsprechend träge schleppte sich das Teilnehmerfeld vom kleinen „Sackdorf“ Baad aus in Richtung des für die kleinste Distanz namengebenden Widderstein-Massivs. Besonders beeindruckend war dabei die familiäre Stimmung am Start und auf der Strecke, die so gar nichts mit bissigem Wettkampf-Niveau zu tun hatte, sondern vielmehr mit Vorfreude auf flowige Trails und technisches Gelände. Vom Start weg ging es denn auch im gediegenen Tempo direkt auf breiten Forstwegen in Richtung Berge, wo sich die Route schnell in geschwungene Trails verlor. Was dann folgte, war einfach nur noch purer Laufgenuss.
Wer auf technisch anspruchsvolles Gelände mit flowigen Passagen, flachen Abschnitten und ebenso verblockten Geröll-Downhills steht, der fühlt sich im Kleinwalsertal garantiert pudelwohl. Aber auch bergaffine Beißer haben hier ihren Spaß, denn jeder Höhenmeter hat es durchaus in sich. So verteilen sich die 1.900 Hm beim Walser Trail zwar über die gesamte Strecke, am Ende tut aber selbst der kleinste Anstieg vor dem Zieleinlauf noch einmal so richtig schön in den Wadeln weh. Unterwegs wird die Schinderei aber mit Ausblicken belohnt, die man wohl kaum in dieser Form ein zweites Mal zu sehen bekommt. Allein das Panorama von der Fiderescharte (2214 m) mit Blick hinunter auf die Fiderepasshütte brennt sich auf Ewigkeiten ins Hirn. Wenn dann auch noch das Wetter mitspielt wie in diesem Jahr, ist ein breites Dauergrinsen über das gesamte Rennen hinweg eigentlich vorprogrammiert.
Lediglich die etwas langsameren Kandidaten mussten aufgrund des aufkommenden Gewitters einen ordentlichen Regenguss über sich ergehen und zum Teil sogar von der Bergrettung ins Tal begleiten lassen. So wurde für 35 Läufer die Mindelheimer Hütte zur ungewollten Ziellinie und das Rennen vorzeitig abgebrochen. Manchmal kommt es eben anders als man denkt. Doch schlechte Laune kam deshalb noch lange nicht auf. Stattdessen wurde die ohnehin gute Stimmung im eigentlichen Zieleinlauf sprichwörtlich greifbar – in Form eines eisernen Hufeisens, das als Trophäe bei der Siegerehrung verteilt wurde. Wer nicht dabei sein konnte, sollte im nächsten Jahr unbedingt an den Start gehen oder kann die Routen vom Walser Trail bzw. vom Walser Ultratrail dank GPS-Track von Outdooractive jederzeit selbst schon einmal nachlaufen.