Eine Woche lang „Winter-Flow-Feeling“ pur in Osttirol erleben: Was sich im ersten Moment nach Yoga-Retreat und Shanti-Shanti-Urlaub anfühlt, ist in Wahrheit die Quintessenz der Kooperationskampagne “Best of Winter”, die zur Förderung des sanften Tourismus ins Leben gerufen wurde. Dabei geht es aber alles andere als ums körperliche Verbiegen oder das Drehen von Rastalocken, sondern vielmehr um die (Wieder-)Entdeckung der sanften Seite des Wintersports.
Unter anderem auch in den Osttiroler Bergen, wo man sich ganz bewusst vom Partyrummel verabschiedet hat und aus Überzeugung auf nachhaltigen Tourismus setzt. Eine naturverbundene Philosophie, die wir bedingungslos teilen, stapfen wir doch selbst zu jeder Jahreszeit bevorzugt aus eigener Kraft die Berge hinauf oder schieben uns als Skitourengeher dem Gipfel entgegen. Mittel und Wege, um Zeuge eines „authentischen Bergerlebnisses“ zu werden und draußen in der Natur den nötigen Abstand vom stressigen Alltag zu finden.
So sind wir nicht nur dem Ruf des Bergsteigerdorfs Mallnitz in Kärnten gefolgt, sondern haben auch die Sonnenstadt Lienz in Osttirol besucht. Gefunden haben wir dort neben regelrecht „leergefegten Skipisten“ und unberührten Powder-Hängen vor allem eines: von Herzen kommende Gastfreundschaft.
Lienz in Osttirol – die vielleicht sonnigste und gastfreundlichste Wintersport-Bastion am Fuße der Hohen Tauern
Lienz ist mit knapp 12.000 Einwohnern nicht nur die siebtgrößte Stadt Tirols, sondern auch Verwaltungssitz des gleichnamigen Bezirks in Osttirol. Die Sonnenstadt befindet sich direkt an der Mündung der Isel in die Drau und unmittelbar an der Grenze der Zentralalpen zu den Südlichen Kalkalpen. So stoßen unmittelbar vor den Toren der einstigen Stadtmauern mit den Villgratner Bergen im Westen, der Schobergruppe im Norden und der Kreuzeckgruppe im Osten gleich drei Gebirgsgruppen aufeinander. Am beeindruckendsten ist jedoch das über dem Stadtzentrum thronende Felsmassiv der Lienzer Dolomiten mit der Großen Sandspitze (2.770m) als eine der höchsten Erhebungen des Talkessels.
Lienz selbst schmiegt sich auf einer Höhe von rund 670 Metern in das während der Eiszeit von großen Gletschern ausgehölte Lienzer Becken und galt im 1. und 2. Jahrhundert n. Chr. als Handelszentrum von AGUNTUM, der einzigen Römerstadt Tirols. Durch seine Lage in unmittelbarer Nachbarschaft zu Italien bzw. zum Südtiroler Pustertal wird das „Dolce Vita“ durchaus groß geschrieben.
Kein Wunder, kommt das am südlichen „Sonnenhang der Alpen“ errichtete Städtchen im Jahr doch auf mehr als 2.070 Sonnenstunden und bietet seinen Besuchern und Tagestouristen jede Menge Möglichkeiten zur kulturellen wie auch sportlichen Entfaltung und Gastfreundschaft pur.
Parkhotel Tristacher See – wenn ein Viersterne-Hotel mit Haubenküche zur willkommenen „Sackgasse für Genießer“ wird.
Zugegeben, die lange Anreise nach Lienz in Osttirol schreckt so manchen deutschen Touristen sicherlich ab. So zieht es viele Wintersportler auf dem Weg in den Süden dann doch eher nach Tirol oder ins Salzburger Land, wo Aprés Ski Partys und die europaweit größten Skigebiete locken. Wer jedoch hinter dem Steuer sitzen bleibt und ein paar mehr Stunden Fahrzeit investiert, wird am Ende mehr als nur belohnt. Leider oder bessser gesagt glücklicherweise gilt die Region am anderen Ende des Felbertauerntunnels deshalb noch immer als Geheimtipp.
Was dazu führt, dass die Osttiroler ihre Gäste noch sprichwörtlich auf Händen tragen und vom kommerziellen Tourismus bisher weitestgehend verschont geblieben sind. Zwar wird vielerorts von so manchen Hotelier oder Pistenbetreiber moniert, dass die Infrasturktur längst überholt gehört. Aber am Ende ist man dann doch wieder froh darüber, dass eben doch keine gigantischen Skischaukeln die Bergwelt verschandeln und die Pisten noch nicht so überrannt sind von übersättigten Chichi-Querulanten wie es in Ischgl, Kitzbühel oder anderen Hochburgen des Wintersports häufig der Fall ist.
So trifft man in Osttirol interessanterweise vor allem Einheimische oder Urlauber aus den Nachbarländern wie der Slowakai, Tschechien oder Slowenien, die hier verhältnismäßig günstig ihre Ferien verbringen. Ein Blick auf die Preise für Unterkunft und Tagesskipass lässt erahnen, wieso es sich in vielerlei Hinsicht lohnt, den Winterurlaub hier zu verbringen. Vor allem ist es aber die ausgeprägte Gastfreundschaft, die hier noch mehr als groß geschrieben wird.
Wer das nötige Kleingeld hat und sich selbst davon überzeugen will, sollte definitiv im wunderschön gelegenen Parkhotel Tristacher See einchecken. Denn eine Übernachtung im Viersterne-Hotel Superior mit Haubenküche ist für das gebotene Gesamtpaket nicht nur relativ günstig, sondern bietet dank seiner einzigartigen Lage auch ein wahres Mekka der Ruhe. Hier wird jeder Gast noch höchstersönlich von der Familie Kreuzer begrüßt und wahrhaftihg wie ein König behandelt.
Ganz zu schweigen von den köstlichen Grüßen aus der Küche, die selbst Luxusverweigerern wie uns das Wasser förmlich im Munde zusammenlaufen lassen. Abgerundet wird das Ganze noch mit einer kleinen, aber feinen Saunalandschaft und jeder Menge Wohlfühlatmosphäre. Und das sagen wir aus freien Stücken, ohne jegliche Influenzer-Avancen und ohne dafür bezahlt zu werden – sondern aus Überzeugung. Mit ein Grund, wieso wir bereits jetzt schon unseren nächsten Aufenthalt gebucht haben, um uns nach einem geplanten, mehrtägigen Skitouren-Trip rundum verwöhnen zu lassen.
Stadtgeschichte zum Anfassen, Lebkuchen als Probierhäppchen und als krönenden Abschluss ein Blick ins Schnapsglas
Urlaub machen in Lienz kann jeder. Aber nicht jeder weiß nach dem Kurztrip nach Osttirol tatsächlich auch etwas über die Sonnenstadt und deren langjährige Geschichte. Wer ein paar Stunden Zeit „opfern“ kann, dem empfehlen wir eine Stadtführung an der Seite einer leibhaftigen Lokalpatriotin wie Evelin Gander, die als Teil vom dolomitenstadt.at-Team regelmäßig Touristen und Interessierte durch die kleinen Gassen lotst und die ein oder andere Anekdote zum Besten gibt.
Neben vielen wertvollen Errungenschaften und positiven Entwicklungen über die Jahrhunderte seit der Stadtgründung, weiß die gebürtige Lienzerin auch von den Schattenseiten zu berichten. So wurden bereits im 15. Jh. in der Judengasse Menschen allein aufgrund ihres Glaubens verfolgt und sogar aus der Stadt verbannt. Während in der Heiligen-Antonius-Kirche jedes Jahr aufs Neue ein russisch-orthodoxer Gedenkgottesdienst zu Erinnerung an die unzähligen Kosaken abgehalten wird, die Lienz nach dem Ende des zweiten Weltkriegs regelrecht belagerten und im Zuge der Übergabe der Stadt von den englischen an die russischen Besatzer zu einem Großteil ihr Leben lassen mussten.
Zwei der einprägsamsten Schicksale, die noch heute ein wenig das sonnige Antlitz trüben. Doch der Spaziergang durch die Stadtgeschichte fördert nicht nur Grausamkeiten oder traurige Fakten zutage. Auch kurioses und historisch Wertvolles entdeckt man beim Schlendern durch die Stadt. Hierzu zählt ganz klar das sogenannte „Abraham Haus“ am Marktplatz, das aufgrund seiner futuristischen Bauweise nicht bei jedem Besucher oder Bewohner glechermaßen gut ankommt.
Weiß man allerdings, dass der Entwurf vom 1933 in Lienz geborenen Architekturphilosophen Raimund Abraham stammt, macht es am Ende irgendwie doch wieder Sinn. In unmittelbarer Nähe zum heutigen Sitz einer Landesbank befindet sich die „Liebburg“. Das altehrwürdige Rathaus ist Sitz einer weiblichen Bürgermeisterin und wird während der Adventszeit dank seiner insgesamt 24 Fenster zu einem überlebensgroßen Adventskalender umfunktioniert.
Unmittelbar davor befindet sich das Denkmal des Heiligen Florian, Schutzpatron der Feuerwehr, der jedes Jahr am 8. April im Rahmen der Gedenkfeiern zum verheerenden Stadtbrand vom 8.4.1609 im Mittelpunkt steht. Wer will, kann sich die Lienzer Stadtgeschichte aber auch sprichwörtlich auf der Zunge zergehen lassen – sei es mit dem „Original Lienzer Lebzelt 1644“ in der Konditorei Glanzl oder einer Verkostung der mittlerweile über die Stadtgrenzen hinaus bekannten Schnäpse, Weinbrände und Liköre der alteingesessenen Schnapsbrennerei Schwarzer.
Skifahren ohne Anstehen am Lift, Schneeschuhwandern ohne eine Menschenseele und Skitourengehen ohne Grenzen
Neben historischen und kulturellen Aspekten überzeugt Lienz vor allem als Hochburg des Outdoorsports. Egal ob im Sommer oder im Winter, die umliegende Bergwelt hat für jeden Geschmack und Anspruch etwas zu bieten. Dabei verlieren sich die zahlenmäßig überschaubaren Urlauber und Outdoorsportler regelrecht in der Landschaft, sodass man mitunter stundenlang allein unterwegs ist. Das passiert in den beiden unmittelbar angrenzenden Skigebieten Zettersfeld und Hochstein eher selten, aber die von den Lienzer Bergbahnen betriebenen 12 Anlagen versprechen dafür schneesicheren Winterspaß bis auf eine maximale Höhe von 2.278 Meter. Wobei Schlangestehen selbst zu Stoßzeiten und in der Hauptsaison eher die Ausnahme als die Regel sind.
Dem nicht genug, sind Skitourengeher hier nach wie vor willkommen und dürfen sich problemlos auch auf der Skipiste in Richtung Gipfel schieben. In schneearmen Wintern oder bei ausgedehnten Backcountry-Touren lohnt es sich durchaus, mit der Gondel bis zur Bergstation zu lifteln, um von dort aus dann leicht erreichbare Ziele wie das Schoberköpfl (2281m), den anspruchvolleren Gipfel der Schleinitz (2904 m) oder eine ambitionierte Freeride-Runde quer durch die Schobergruppe anzugehen.
Für letzteres empfiehlt es sich, einen Guide der Skischule Lienzer Dolomiten zu buchen, der einem nicht nur etwas über die regionale Bergwelt erzählt, sondern ggbf. sogar ein paar, nur den Locals bekannte Schmankerl offenbart – inklusive Gipfel-Schnaps nach erfolgreicher Powder-Abfahrt. Somit sind die Skigebiete rund um Lienz keine klassischen, wie man sie aus Tirol und anderen Wintersport-Mekkas her kennt und in denen Skitourengeher gern auch einmal ausgesperrt werden. Vielmehr sind sie Teil eines regelrechten Wintersport-Eldorados, sofern es genug Schnee hat.
Wem das Skitourengehen und alpine Skifahren nicht liegt, dem bieten sich andere sportliche sowie unterhaltsame Alternativen im Übermaß. Egal ob Wandern auf dem Osttiroler Adlerweg, Biken oder Schwimmen im Sommer, Schlittschuhlaufen auf der Natureisbahn des zugefrorenen Tristacher Sees bzw. der Kunsteisbahn an der Pustertalerstraße im Winter oder eine Runde auf der 2,7km langen Strecke des „Osttirodlers“ das ganze Jahr über. Langweilig wird einem in Osttirol garantiert nicht – und wir haben bisher gerade einmal einen Bruchteil erleben und entdecken dürfen.
Wer dem touristischen Rummel lieber gänzlich aus dem Weg gehen mag und die Einsamkeit präveriert, der fährt ein gutes Stück in nordwestliche Richtung ins Defereggental. Hier beginnt nämlich der Nationalpark Hohe Tauern, wo Bergwanderführer wie bspw. Matthias Mühlburger sommers wie winters ihre Gäste durch unberührte Naturlandschaften führen und ihnen die heimische Flora und Fauna näherbringen. In Gruppen mit maximal 12 Teilnehmern geht’s zu Fuß oder auf Schneeschuhen quer durch tief verschneite Wälder, um auf schmalen Pfaden scheuen Vogelarten nachzustellen oder seltene Pflanzen aufzuspüren – natürlich ohne dabei größere Spuren zu hinterlassen.
So befindet sich in den schmalen Taleinschnitten einer der größten zusammenhängenden Zirbenwälder der Alpen, in dem unter anderen der Tannenhäher und verschiedene Adlerarten sowie Schneehasen mit schwarzen Ohrenspitzen als „Solarzelle“ heimisch sind und einem mit etwas Glück über den Weg laufen oder fliegen. Nur die Sonne sucht man abseits von jeglichem Schuss fast vergebens, lässt sie sich im Winter doch für rund 3 Monate an so manchem Ort kaum bis gar nicht blicken.
Gut, dass man sich nach der Rückkehr nach Lienz wieder auf der Sonnenseite des Lebens befindet und mit eben jener im Herzen am Ende eines jeden Urlaubs wehmütig die Heimreise antritt.