Testbericht – Ultraleicht-Isomatten: Ultraleichte und bequeme Luftmatratzen im Test

von | 21. Oktober 2011 | Bergsteigen, Testberichte

Wie man sich bettet, so liegt man“ besagt ein altes Sprichwort, das auch heutzutage durchaus noch seine Gültigkeit besitzt. Denn inzwischen hat sich einiges getan, was den Liegekomfort von Isomatten und Luftmatratzen angeht. Musste man früher für ein bequemes Nachtlager noch einiges an Gewicht in Kauf nehmen, wiegen Highend-Produkte heute gerade einmal soviel wie ein TetraPak Milch. Aber auch in puncto Packmaß hat sich in den letzten Jahren viel geändert. Musste man früher die sperrigen Unterlagen noch außen am Rucksack befestigen, lassen sie sich heutzutage problemlos im Hauptfach verstauen. Als eine der bekanntesten Marken gilt wohl Therm-A-Rest, die den Markt einst mit den ersten aufblasbaren Isomatten revolutionierte. Aber mittlerweile führt jede bekannte Outdoor-Marke ähnliche Produkte im Programm, aber nur die wenigsten von ihnen können mit durchdachten und innovativen Produkten punkten.
Im Zuge einer Biwak-Tour durch das Höllental, hinauf zur Zugspitze, waren auch wir auf der Suche nach einer Alternative für unsere altehrwürdige Therm-A-Rest (Modell: Trail Pro Regular). Da wir einiges an Gepäck tragen mussten, war die T-A-R aufgrund ihres Gewichts (ca. 910 Gramm) und des ziemlich klobigen Packmaß (siehe Foto) für diesen Trip eher ungeeignet. Zur Auswahl standen insgesamt drei Ultraleicht-Matratzen: die SynMat Basic von Exped, die Norrsken von Vaude sowie die NeoAir von Therm-A-Rest Alle drei überzeugen durch ihr geringes Gewicht (um die 400-600 Gramm), minimale Packmaße und beste Isolations-Eigenschaften. Hier nun die Kurz-Reviews zu den einzelnen Isomatten:

Therm-A-Rest Trail Pro Regular:

Die Therm-A-Rest Trail Pro Regular gehört wohl zu den Klassikern unter den Isomatten und besticht vor allem durch guten Schlafkomfort und relativ geringes Gewicht. Auch das für eine normale Isomatte geringe Packmaß macht die selbstaufblasende Schlafunterlage zu einem perfekten Begleiter bei kurzen Bergtouren. Vor allem die rutsch-hemmende Oberfläche und der rutschfeste Boden sowie eine gute Isolierleistung sind ihr großes Plus. Da sie dennoch viel Platz benötigt, eignet sie sich jedoch nur bedingt für Mehrtagestouren.
Fazit: Robust und weniger anfällig für spitze Steine ist sie die perfekte Isomatte fürs Grobe.
Details:
Dicke: 5 cm
Außenmaterial:100% Polyester oben, Ripstop unten
Füllung: vorgestanzter Urethan-Schaumstoff
R-Wert: 4,8
Gewicht: 910 g
Größe: 183 x 51 cm (Reg)
Packmaß: 28 x 18 cm (Reg)
Therm-A-Rest Trail Pro Regular

Exped SynMat UL 7:

Die SynMat UL 7 wurde speziell für Minimalisten entwickelt und nicht ohne Grund mit diversen Preisen ausgezeichnet. Schließlich ist sie eine der leichtesten Isomatten im Markt, bietet mit 7 cm hervorragenden Liegekomfort für Seitenschläfer und verspricht durch die Verarbeitung von Kunstfasern (alternativ auch mit echter Daune) hohe Isolier-Eigenschaften. Doch die Schweizer Spezialisten haben nach wie vor mit Material-Problemen zu kämpfen. In den einschlägigen Foren beschweren sich regelmäßig Käufer über Blasenbildung, undichte Nähte und nicht sonderlich durchstichfestes Außenmaterial. Es mag sich um Einzelfälle handeln und Exped zeigt sich hinsichtlich Reparatur und Umtausch sehr kulant, aber bei der Verarbeitung scheint für unsere Begriffe noch etwas Nachholbedarf vorzuliegen. Unter den genannten Umständen kommt dem Preis-Leistungs-Verhältnis eine gewichtige Rolle zu.
Fazit: Für Minimalisten ist die Exped SynMat UL 7 die perfekte Kombination aus Komfort, hohem R-Wert, geringem Gewicht und kleinstem Packmaß.
Details:
Dicke: 7 cm
Außenmaterial: 100% Polyester mit PU-Beschichtung, hochfrequenzverschweißte Nähte, 6 Kammern
Füllung: Texpedloft 60g/m² Kunstfaser-Vlies
R-Wert: 3,5
Gewicht: 470 g (M)
Größe: 183 x 52 cm (M)
Packmaß: 23 x 9 cm (M)
UVP: 114,95 €
Exped SynMat UL 7

Therm-A-Rest NeoAir:

Die NeoAir ist aktuell die leichteste Isomatte am Markt und wird gerade deshalb von Minimalisten hoch gelobt. Doch wer auf Gewicht verzichten will, muss auch ein Minimum an Isolation in Kauf nehmen. Dank isolierter Zellen und einer Silberbeschichtung, die Kälte abhält und vom Körper abgestrahlte Wärme reflektiert, erreicht die NeoAir gerade einmal einen R-Wert von 2,5. Auch die Liegefläche fällt recht schmal aus, sodass unruhige Schläfer gerne einmal von der Matte rollen. Das größte Manko des Leichtgewichts ist allerdings das verwendete Außenmaterial, das bei der leichtesten Bewegung ein knisterndes Geräusch erzeugt. Im direkten Vergleich zu den anderen Matten ein kleiner, aber doch entscheidender Unterschied. Ein hartnäckiges Gerücht ist zudem, dass auch die NeoAir mit Blasenbildung und Material-Schwächen zu kämpfen hat.
Fazit: Für Minimalisten ein Traum, die ultraleichte Isomatte fällt kaum ins Gewicht, liegt aber preislich schwer auf der Tasche, bietet eine relativ schmale Liegefläche und eignet sich nicht für Menschen mit leichtem Schlaf.
Details:
Dicke: 6,3 cm
Außenmaterial: 100% Nylon, R2 Barrier (Verstärkung) für bessere Isolation
Füllung: Triangular Core Matrix (Rippenkonstruktion aus isolierten Zellen)
R-Wert: 2,5
Gewicht: 410 g (Reg.)
Größe: 183 x 51 cm (Reg.)
Packmaß: 23 x 10 cm (Reg.)
UVP: 129,- €
Therm-A-Rest NeoAir

Vaude Norrsken:

Die Vaude Norrsken besticht vor allem durch ihre großzügige Liegefläche und ihre wannenförmigen Form, wodurch besonders das Herunterrollen von der Matte verhindert wird. Sie bietet dank Primaloft Infinity Füllung hervorragende Isolier-Eigenschaften und besitzt wohl als einzige Isomatte die Funktion, vom Körper abgegebene Wärme in ihren Luftkammern zu speichern. Im Vergleich zu den anderen Isomatten fällt die Norrsken zwar mit bis zu 200 Gramm schwerer ins Gewicht und nimmt auch in puncto Packmaß ein wenig mehr Platz in Anspruch, kann das allerdings locker mit dem deutlichen Plus an Liege-Komfort wieder wett machen. Auch das relativ dünne Außenmaterial macht an der Unterseite einen durchaus soliden Eindruck, allerdings sollte man bei steinigem Untergrund auch hier etwas Vorsicht walten lassen.
Fazit: Für Minimalisten weniger interessant, bietet die Vaude Norrsken ein hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis, perfekten Schlaf-Komfort und optimale Isolations-Werte für die meisten Outdoor-Vorhaben.
Details:
Dicke: 5,5 cm
Außenmaterial: 100% 30D Polyester (75D auf der Unterseite) + TPU-Beschichtung, 8 Kammern
Füllung: 80 g/m² Primaloft Infinity (100% Polyester)
R-Wert: ca. 2,9 (bis -19ºC)
Gewicht: 600 g (Reg.)
Größe: 183 x 53 cm (Reg.)
Packmaß: 25 x 15 cm (Reg.)
UVP: 110,- €
Vaude Norrsken

Fazit zu allen vier Isomatten:

Legt man alle zur Auswahl stehenden Isomatten nebeneinander, fallen kaum größere Unterschiede auf. Bis auf die verschiedenen Konstruktionen der Luftkammern und den minimalen Abweichungen hinsichtlich der Liegeflächen sind sich die Modelle weitestgehend ähnlich. Was jedoch für alle festgehalten werden muss, im Gegensatz zur klassischen Therm-A-Rest Trail Pro Regular können alle eher als moderne Luftmatratzen bezeichnet werden. Nur mit dem Unterschied, dass sie weitaus empfindlicher gegenüber dem Untergrund sind und bei scharfkantigen Steinen schnell an ihre Belastungsgrenzen stoßen. Besonders zu berücksichtigen ist, dass bei einem Defekt des Ventils, einem auftretendem Materialfehler oder einem Loch im Außenmaterial, man bei allen Modellen schnell auf dem harten Boden der Tatsachen landet. Um ganz sicher zu gehen, könnte man eine schützende Unterlage mitnehmen, wobei sich dadurch der Gewichtsvorteil sofort wieder relativieren würde. Für alle Fälle liegen allen Isomatten entsprechende Flicksets bei, die im Notfall helfen sollten.
Testbericht – Ultraleicht-Isomatten
Wider aller Bedenken und Vorbehalte gegenüber den neuartigen „Iso-Luftmatratzen“ haben wir uns letztendlich für die Vaude Norrsken entschieden, da sie für unsere Begriffe nicht nur das beste Preis-Leistungs-Verhältnis bietet, sondern vor allem durch innovativen Material-Einsatz (Primaloft-Füllung) und optimalem Liege-Komfort überzeugt. Auch dank der verstärkten Unterseite präsentiert sich die Norrsken weitaus robuster als die anderen beiden Kandidaten. Mit Blick auf diese Vorteile und unseren Geldbeutel nehmen wir das Plus an Gewicht dabei gerne in Kauf.