Eventbericht – 24 Stunden von Bayern 2016: Aller guten Dinge sind drei – Kilometerschrubben in der Alpenwelt Karwendel

von | 30. Juni 2016 | Eventberichte, Events

Nachdem wir beim Wanderkultevent „24 Stunden von Bayern“ bereits zweimal teilgenommen hatten, wollten wir getreu dem Motto: „Aller guten Dinge sind drei“ in diesem Jahr die Messlatte noch einmal deutlich höher legen. Angefangen hatte alles im Jahr 2012, als wir in Bad Reichenhall zähneknirschend die Segel streichen mussten. In jenem Wandersommer war es schichtweg zu heiß, unsere Schuhe zu schwer, der Weg zu weit und wir einfach noch zu untrainiert. Natürlich folgte nach der „Hitzehölle im Berchtesgadener Land“ die fällige Revanche. So stiegen wir in Füssen erneut in die Siebenmeilenstiefel und konnten nur ein Jahr später die Gesamtstrecke von gut 60 Kilometern erfolgreich hinter uns bringen.

Eventbericht - 24 Stunden von Bayern 2016: Aller guten Dinge sind drei - Kilometerschrubben in der Alpenwelt Karwendel

What’s next? Diese Frage hatten wir uns damals im Zieleinlauf natürlich schon gestellt und die darauffolgenden Jahre bewusst pausiert. Doch dann entdeckten wir unsere neue Leidenschaft – Trailrunning. Und weil unsere zweite Leidenschaft die Alpenwelt Karwendel ist, war die Marschroute für das Wanderevent im diesjährigen Austragungsort Mittenwald eigentlich klar: Wir wollen uns selbst beweisen, dass auch ein „gewöhnlicher Wanderevent“ durchaus für eine sportliche Herausforderung herhalten kann – auch wenn der Weg das eigentliche Ziel ist und der Spaßfaktor an erster Stelle steht. Wie man 80km Wegstrecke, 2.000 Höhenmeter im Anstieg und jede Menge Spaß miteinander verbinden und alle Wünsche erfüllen kann, darüber berichtet Veit in seinem Erfahrungsbericht.

LEIDENschaft ist das Grundnahrungsmittel der Zielstrebigen

Ich bin von Haus aus ein recht leidensfähiger Bergsportler und quäle mich gerne durch steilste Passagen und liebe schweißtreibende Anstiege, bei denen so mancher nach Luft japsend abwinkt und kopfschüttelnd aufgibt. Mit ein Grund, wieso ich beim diesjährigen Wanderevent das maximal Mögliche angehen wollte. Eine gewisse Leidensfähigkeit braucht es meiner Meinung nach auch, wenn man bei den 24 Stunden von Bayern teilnehmen will und sich einen ganzen Tag lang zu Fuß durch die Landschaft „quält“.

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Doch auch wenn das eigentliche Ziel der Weg selbst und das Entdecken der jeweiligen Wanderregion ist, so teilen sich die 444 Teilnehmer alle ein und dieselbe „LEIDENSCHAFT“ – die komplette Wegstrecke erfolgreich zu meistern. In der Alpenwelt Karwendel waren das diesmal knapp 70 Kilometer und damit deutlich mehr, als in den vergangenen Jahren. Allein die Nachtetappe mit rund 40 Kilometern war alles andere als ein Spaziergang. Hinzu kamen noch die Tagesetappe mit gut 30 Kilometern und für alle, die einfach nicht genug bekommen können, noch zwei Extrarunden von jeweils rund 10 Kilometern als Schmankerl. Alles klar: Challenge accepted.

Jede Menge Spaß und sportlicher Anspruch im Gleichschritt

Soweit sogut, der Plan war aber dieses Jahr nicht nur die Tages- und Nachtstrecke zu meistern, sondern on top auch noch die zusätzlichen 20 Kilometer der Fitness- und der Mondscheinrunde draufzupacken – natürlich in Trailrunning-Manier. Echte Trailrunner wie Tamara Lunger können darüber sicher nur lachen, die bei einem Ultratrail problemlos mal 120 Kilometer absolvieren. Doch die eigentliche Herausforderung bei solch einem 24-stündigen „Gewaltmarsch“ ist die stetige Unterbrechung des eigenen Laufrythmus durch die zahlreichen Info- und Verpflegungsstationen entlang der Strecke, an denen man einfach Halt machen muss.

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Nicht weil es so „gmiatlich“ ist, sondern weil die vielen freiwilligen Helfer einfach so wunderbar freundlich sind und sich so einiges haben einfallen lassen, um die ambitionierten Wandersleute bei Laune zu halten. Wann kommt man sonst schon mal dazu, sich an einem Abschlag auf dem Golfplatz zu versuchen, am Drahtseil über die Isar zu sausen oder selbstgemachten Likör zu schlürfen. Klar, all das ist nichts für reine Sportsgeister, aber gerade diese Mischung macht doch den Kultwanderevent so einzigartig. Und jene, die dann doch durchballern müssen und keine Zeit finden, haben den Sinn der Sache nicht so wirklich verstanden und verpassen den eigentlich schönsten Teil der Veranstaltung.

Ballern oder Schlendern – im Laufschritt durchs Karwendel

Gemeinsam mit Marie Meixner, der Viertplatzierten beim Gore-Tex Transalpine Run 2015, wollte ich also Spaß und sportliche Herausforderung miteinander verbinden und die komplette Strecke von rund 90 Kilometern sowohl laufend, schlendern, plaudernd als auch rennend absolvieren. Leider machte uns das so unkalkulierbare Wetter wie so oft in diesem Jahr einen Strich durch die Rechnung, sodass die Mondscheinrunde aus Sicherheitsgründen gesperrt werden musste. Also doch nix mit 90km am Stück!?

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Immerhin blieb uns noch die Fitnesstrecke rund um das Schloss Elmau, um uns ein wenig auszutoben – unter den entgeisterten Blicken so mancher Teilnehmer. Interessanterweise war der kurze Sprint eine kurze willkommene Abwechslung, um die bereits müde gewordenen Muskelpartien wach zu laufen. So musste auch die ambitionierte Trailrunnerin an meiner Seite zugeben, dass die Kombination aus Laufen, Wandern und Schlendern sich als deutlich anstrengender entpuppte, als das kontinuierliche Abspulen von Trails auf dem Weg hinauf zum Gipfel. Dementsprechend schwer waren denn auch unsere Beine, als wir nach gut 16 Stunden reiner Gehzeit endlich das Ziel erreichten.

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In Begleitung eines unterwegs aufgesammelten rotbärtigen Norwegen-Fans aus Kulmbach, der uns strammen Schrittes entlang der Nachtroute begleitete und bei Laune hielt. Am Ende bleibt die Einsicht, dass die 24 Stunden von Bayern so viel mehr sind, als nur das bloße Dahinschlendern über breite Forstwege. Denn wer offen ist für Neues, ein Auge für Land und Leute besitzt und auch den sportlichen Ehrgeiz nicht zu kurz kommen lässt, wird am Ende mit unvergesslichen Eindrücken belohnt.