Sportliche Herausforderungen warteten vom 10. bis 11. Juni 2017 auf die rund 200 Teilnehmer beim Columbia HIKE & RUN Event, die in Achenkirch am Achensee entweder bei der 12- bzw. 24-Stunden-Wanderung ihre Stiefel schnürten oder erstmals beim Trailrunning-Wettkampf in der Kurz- oder Mitteldistanz an den Start gegangen sind. Auch wir waren mit dabei und haben uns erstmals einer (fast) 30 Kilometer langen Laufstrecke gestellt. Warum man das eine Glas Rotwein am Abend vorher wohl besser doch weglassen sollte und als Belohnung für die Schinderei am nächsten Tag auch noch eine Bergtour herhalten musste, erfahrt ihr im Eventbericht von Veit.
Soweit die Füßen tragen – flowige Trails in den Tiroler Bergen
Der Achensee liegt eingebettet zwischen Rofangebirge und Karwendel inmitten einer idyllischen Bergwelt, die für Outdoorsportler jeden Alters etwas bereithält. Egal ob nun StandUp-Paddeling, Klettern, Wandern oder Mountainbiken – die Ferienregion rund um den größten Bergsee von Tirol überzeugt vor allem durch ihre vielfältige Naturkulisse und beeindruckende Gipfelaufbauten. Bereits zum dritten Mal fand mit dem Columbia Hike & Run eine Eventreihe für Frischluftfreunde statt, bei der sich Outdoorbegeisterte in gleich vier verschiedenen Disziplinen so richtig „austoben“ konnten.
Während die einen bei der 12- bzw. 24-Stunden-Wanderung entweder 37 km (ca. 2.000 Hm) oder knapp 70 km (ca. 3.700Hm) zurücklegen mussten, galt es für das restliche Starterfeld die flowigen Trails rund um Achenkirch zu meistern – sei es nun auf der Kurzdistanz (ca. 15km / 810 Hm) oder der Mitteldistanz (ca. 28 km / 1.600 Hm).
Dass es alles andere als eine anonyme Laufveranstaltung werden würde, wurde spätestens kurz vor dem Start klar. Die Zahl der Läufer war dann doch recht überschaubar, aber gerade das machte letztendlich den Charme des etwas anderen Trailrunning-Events aus. Als Vorbereitung für die in diesem Sommer noch folgenden Laufwettbewerbe also eine perfekte Option, um ohne Druck die eigenen Grenzen auszuloten und ohne groß nachzudenken, durch wunderbare Landschaften zu wetzen.
So stand denn auf dem Zettel nicht an erster Stelle der Leistungsaspekt, sondern die Absolvierung der bisher längsten Distanz, die wir jemals in den Bergen zurückgelegt haben. Als kleiner Ansporn ging auch ein von Salomon gesponsertes Nachwuchs-Team mit internationalen Athleten an den Start, von denen wir bereits nach wenigen Metern nicht einmal mehr die Hacken sehen sollten. Challenge accepted, oder besser gesagt: Wenigstens gibt’s gute Pacemaker im Feld. Allerdings galt das auch für alle anderen Teilnehmer.
Über Stock und über Stein – bis die Waden so richtig brennen
Im Gegensatz zu den etablierten Laufveranstaltungen entzerrte sich das Teilnehmerfeld recht zügig, wodurch man sich nicht unnötig lange auf den Füßen herumtritt. Vielmehr geht es direkt in die Stollen und man kann sich voll und ganz auf den eigenen Rhythmus konzentrieren. Bei mir sollte der Kreislauf selbst nach 10km noch nicht so recht in Schwung kommen, während Vroni aufgrund der schwülwarmen Bedingungen von Anfang ziemlich zu kämpfen hatte.
Dementsprechend ging sie die ersten Höhenmeter in Richtung der Hochplatte und Juifen etwas langsamer an, während ich mich keuchenden Schrittes nach oben kämpfte. Zum Glück säumten an genau den richtigen Stellen immer Verpflegungstationen den Weg, um uns mit isotonischen Getränken, Energieriegeln und Obst zu versorgen. Die Profis schossen hier natürlich in der Regel schnell vorbei oder füllten maximal ihre Wasserreserven auf.
Unsereiner nutzte die willkommene Pause für einen kurzen Ratsch mit den Organisatoren und setzte dann den Lauf zum Teil im Gespräch mit anderen Teilnehmern fort. Hoch oberhalb des Achensees flogen wir dann – nun beflügelt durch frischen Wind – über flowige Trails, die im stetigen Auf und Ab quer durchs Rofangebirge führten. Der Ausblick war dabei einfach nur gigantisch. Genau so muss eine Strecke mit möglichst viel Laufspaß aussehen.
Weniger lustig wurde es dann allerdings am finalen Anstieg, der so manchen das Gesicht verlieren ließ und das kleine Läuferfeld noch einmal ordentlich durchmischte. Nach rund 25km und kurz vor dem Ziel verließen dann auch mich allmählich die Kräfte und mein Körper zollte den Tribut für die schwülwarmen Bedingungen, die ungewohnte Länger der Strecke und das Glas Rotwein, das ich am Abend zuvor unbedingt meinte noch trinken zu müssen, um besser schlafen zu können. Am Ende schleppte ich mich eher geschlagen als glücklich noch unter 3,5 Stunden über die Ziellinie. Sichtlich entspannter aber auch etwas ausgelaugt folgte Vroni eine kleine Weile später. Aber was wirklich zählte, war ja nicht die Zeit, sondern ein genussvoller Run in spektakulärer Alpenkulisse.
Akku leer, Kopf glücklich – beim nächsten Mal mit frischem Wind
Der tatsächliche Sieger auf der Mitteldistanz war sage und schreibe eine ganze Stunde schneller im Ziel als ich und lag bereits seit einer halben Ewigkeit bei den Masseuren auf der Bank. Wahnsinn. Und mit Sicherheit hatte dieser nicht einmal seine Top-Leistung abgerufen, sondern „nur“ einen seiner üblichen Trainingsläufe absolviert. Aber auch die restlichen Ergebnisse der Hobby-Läufer konnten sich durchaus sehen lassen. Irgendwie vergleicht man sich dann ja doch immer ein bisschen.
Am Ende waren wir doch recht zufrieden mit unserer Leistung und der Tatsache, dass wir solche eine lange Distanz ohne größere Probleme „abreißen“ konnten. Und das noch Luft nach oben offen ist, bewies die Tatsache, dass wir am Tag nach unserem ersten 30k-Trail in aller Herrgottsfrühe noch auf den Wallberg am Tegernsee gespurtet sind, um dort das gelungene Wochenende bei traumhaftem Wetter und mit frischem Kaffee am Gipfel gebührend ausklingen zu lassen. Man gönnt sich ja sonst nix.