Längst hat sich Trailrunning als feste Größe im Outdoorsport-Segment etabliert und zählt mittlerweile zu den angesagtesten Aktivitäten, wenn es um Ausdauer, Höhenmeter und intensive Bergerlebnisse geht. Immer mehr Tourismusregionen springen auf den bereits angerollten Zug auf und nutzen die Gelegenheit, um ihr bereits vorhandenes Angebot an Wanderwegen auch den „Wald- und Wiesenläufern“ zu öffnen und zum Teil sogar eigene Wettbewerbe ins Leben zu rufen. Jüngst kam nun auch die Region rund um Westendorf in den Kitzbüheler Alpen dazu.
Aber anders als bei den renommierten Veranstaltungen geht es am Fuße der Hohen Salve nicht um die ganz große Challenge, sondern in erster Linie um den Spaß am Laufen abseits von Asphaltstraßen. Mit ein Grund, wieso der Tourismusverband ein ganzheitliches Konzept ausgearbeitet hat, das der Region nicht nur einen nachhaltigen Mehrwert verspricht. Vor allem sind es insgesamt 14 Trails in atemberaubender Landschaft, die sowohl Einsteigern als auch Fortgeschrittenen alles zu bieten haben. Vor allem sind es insgesamt 14 Trails in atemberaubender Landschaft, die sowohl Einsteigern als auch Fortgeschrittenen alles zu bieten haben. Wir waren beim 1. Trailrunning Festival in Westendorf dabei, bei dem das einzigartige Kooperationskonzept vorgestellt und natürlich auch fliegenden Schrittes erkundet wurde.
Von einem, der auszog, um Trailrunner zu werden.
Schon interessant zu sehen, wie die Zeit einen doch verändert. Noch vor gut einem Jahr stand ich auf so manchen Gipfel und schüttelte verständnislos den Kopf, wenn einer jener „Bergläufer“ den höchsten Punkt erstürmte und für das ihn umgebende Panorama keinen Nerv mehr hatte. Stattdessen wurde auf die Sportuhr geschielt und die erreichte Zeit akribisch festgehalten. Für mich ein Unding und per se eine Vergewaltigung am Bergsport. Nun, zwölf Monate später, stehe ich selbst oben am Gipfelkreuz und checke die Zwischenzeit samt zurückgelegter Höhenmeter auf meiner Multifunktionsuhr. Unter mir breitet sich das ameisengroße Westendorf aus und der Blick schweift für einen kurzen, innigen Moment über die grünen Hänge des Brixentals in Tirol. In der Ferne erheben sich die ewig verschneiten Gipfel von Großvenediger und Großglockner. Ein Wahnsinnsausblick, der weit über die markanten Punkte der Kitzbüheler Alpen und den Wilden Kaiser hinaus reicht. Zwar schlägt das Herz auf Anschlag, aber innerlich bin ich komplett ruhig und genieße dieses gigantische Panorama. Ich bin tatsächlich ein Trailrunner geworden. Unfassbar!
Neben mir stehen eine handvoll Bergsportler und Harald Angerer aka Harry vom Trailrunning-Blog „auffi muas i“, der quasi als laufender Botschafter das Tal rund um seine Hausberge erschlossen hat. Er ließ es sich nicht nehmen, uns persönlich jene 14 Trails vorzustellen, die er gemeinsam mit befreundeten Laufsportlern aus der Region in den letzten Monaten kartografiert hat – alles während der eigenen Freizeit. Die Leidenschaft für diesen Sport muss also ziemlich groß sein, wenn man stundenlang die Berge hinauf jagt, sich immer wieder verläuft oder schlichtweg schönere Alternativen bzw. Pfade sucht, um den späteren „Lauftouristen“ bleibende Eindrücke und vor allem den sagenumwogenen „FLOW“ zu verschaffen.
Ein Konzept, das scheinbar aufgeht. Zumindest bei mir. Insgesamt 4 Trails für Einsteiger mit gemäßigten Anstiegen, 7 Trails mittlerer Schwierigkeit in anspruchsvollerem Terrain und 3 knackige „Wadlbeißer“ mit vielen Höhenmetern warten auf die zukünftige Laufkundschaft und versprechen für jeden Anspruch sehenswerte Ziele. So kommen bei der „3-Gipfel-Runde“ (Trail 7) ganze 24,3 km und 1873 Höhenmeter zusammen, während der „Alpenrosen Trail“ (Trail 5) als absoluter Geheimtipp bewertet werden kann. Dass es auf allen Trails nicht nur um Leistung geht, beweisen dabei allein die Wegpunkte der einzelnen Etappen – aussichtsreiche Gipfel und urige Hütten für eine kurze Jause oder ein frisches, natürlich alkoholfreies Weißbier.
Ja, wo laufen sie denn? Ein Konzept von und für Trailrunner!
Das eigentlich Besondere am neuen Angebot in Westendorf ist aber nicht nur der Fakt, dass es hier vor allem um den Spaß am Trailrunning geht. Vielmehr wird auf ein nachhaltiges, regionales Konzept gesetzt, das sicherstellen soll, dass auch wirklich jeder auf seine Kosten kommt. So wurden von Anfang an vom Tourismusverband alle Beteiligten an einen Tisch geholt. Um den Gästen in Kooperation mit den Anbietern von Urlaubsunterkünften spezielle Pakete zu schnüren, die sich an den spezifischen Anforderungen der Laufsportler orientieren. Soll heißen, dass neben lukrativen Paketpreisen auch die Möglichkeit besteht, später auszuchecken, die Laufklamotten kostenlos zu waschen oder sich im Spa-Bereich die nimmermüden Beine massieren zu lassen. Auch hier ist für jeden Anspruch und für jeden Geldbeutel garantiert etwas dabei.
Eine, die von Anfang an Feuer und Flamme und vom Konzept mehr als nur begeistert war, ist Eva Aschaber von der Appartement-Pension Brixentalerhof ***. Sie ist selbst Teil des Lauftreffs Westendorf, der sich jeden Montag zusammenfindet und inzwischen mehr als 120 Mitglieder aus der unmittelbaren Umgebung zählt. Mit ein Grund weshalb sie mehr als nur überzeugt davon ist, dass solch ein Angebot von den Gästen mit Sicherheit angenommen und sogar neues Klientel in die Region locken wird. Sie selbst vermietet in der Nähe des Zentrums geräumige und sehr gemütliche Ferienappartements für günstiges Geld, in denen sich Outdoorsportler komplett selbst versorgen können. Von dort und auch von den Haustüren der anderen Kooperationspartner aus können die Trailrunner ab sofort direkt durchstarten, um die geliebten Hausberge von Harry zu erkunden und seiner großen Leidenschaft sprichwörtlich nachzugehen. Genügend Möglichkeiten sind ja geboten – mit oder ohne Pause zwischendurch.
Ein Lauf-Wettbewerb ohne Zeit- und Leistungsdruck!
Damit innerhalb der Lauf-Community nicht jeder nur seine eigenen Wege geht bzw. abrennt, soll in Zukunft zweimal im Jahr zum „Trailrunning Festival Westendorf“ gebeten werden. Einer Art offiziellem Lauftreff, bei dem die Macher der Trails zum Teil persönlich mit auf die Strecke gehen, um den Teilnehmern in kleinen Laufgruppen ihr kleines Trailrunning-Mekka vorzustellen – ganz ohne Zeit- und Leistungsdruck. Auf diese Weise können Anfänger in den noch jungen Sport hineinschnuppern und finden ambitionierte Läufer neue Kontakte oder vielleicht sogar einen Laufpartner zum Trainieren. Selbst jene, die noch keine passenden Schuhe besitzen oder nach neuen Modellen suchen, können durchstarten. Denn an den Teststationen des Hauptsponsors Dynafit sowie der anderen Outdoormarken wie Merrell oder Inov8 gibt’s griffige Treter und Trailpacks zum Ausleihen.
Bevor es jedoch losgeht, wird erst noch die Beinmuskulatur beim Faszientraining gelockert. Und auch sonst lockt ein buntes Rahmenprogramm ganz nach dem Geschmack eines jeden Trailrunners. So stellte beim ersten Event bspw. der Dynafit-Athlet und Extremläufer Klaus Gösweiner in persönlicher Runde seinen Doku-Film zum Projekt „Crossing Styria“ vor, bei dem der Ennstaler innerhalb von 35 Stunden von Graz zum Dachstein eine Strecke von sagenhaften 230 Kilometer und 20.000 Höhenmeter am Stück zurücklegte. Der emotionale Vortrag war für uns das berühmte „i-Tüpfelchen“ eines auch sonst rundum gelungenen Events, das wir jeden Laufsportler nur ans Herz legen wollen und das voraussichtlich im Herbst 2017 zum zweiten Mal ausgetragen wird. So oder so lohnt es sich, vorbeizuschauen – sei es nun wegen der genialen Trails oder einfach nur, um Gleichgesinnte zu treffen und sich untereinander auszutauschen.
Alle wichtigen Infos rund um die 14 Strecken in und um Westendorf sowie die verschiedenen Übernachtungs-Angebote gibt’s auf der offiziellen Website unter: www.kitzbueheler-alpen.com