Interview – Kletterhelden: Einmal Luft holen bitte…mit Kletterprofi und 9c-Bezwinger Adam Ondra

von | 15. November 2018 | Interviews und Potraits, Outdoornews

Vier Jahre lang dauerten die Vorbereitungen, um im Klettersport einen neuen Meilenstein zu legen. Vier Jahre lang, in denen sich das 25-jährige tschechische Wunderkind akribisch an den kalten Wänden einer norwegischen Grotte immer weiter nach oben arbeitete. Mit dem Ergebnis, dass Adam Ondra als erster Kletterer überhaupt den neuen Schwierigkeitsgrad 9c eröffnete. Seine Route in Flatanger taufte der Ausnahmeathlet schlichtweg „Silence“, denn nichts anderes umgab ihn im Moment des Erfolgs. Doch was kommt als nächstes? Was und wer könnte diese Messlatte überhaupt noch ein Stück höher legen? Wir haben mit dem kletternden Tschechen im Vorfeld der European Outdoor Film Tour 2018 über seinen neuen Film „The A. O.“ gesprochen und ihm im Rahmen unserer Interview-Reihe: „Einmal Luft holen bitte…“ auf die Finger geschaut.
Interview – Kletterhelden: Einmal Luft holen bitte…mit Kletterprofi und 9c-Bezwinger Adam Ondra

Entweder oder…nachgefragt bei Adam Ondra

Pizza oder Pasta?
Pizza
 Bouldern oder Bigwall?
Beides
Überhang oder Senkrechte?
Überhang
Rock oder Pop?
Rock 
Interview – Kletterhelden: Einmal Luft holen bitte…mit Kletterprofi und 9c-Bezwinger Adam Ondra
Laut oder „Silence“?
Beides – manchmal bin ich laut und manchmal leise. Ich bevorzuge die Mischung aus beidem.
Kalkstein oder Granit?
Generell bevorzuge ich Kalkstein, weil es wesentlich leichter ist, richtig harte Routen zu finden. Granit ist demgegenüber meistens zu blank, wenn es steiler wird. Aber wenn die Felsstruktur so ausgeprägt ist wie in Flatanger in Norwegen, dann definitiv Granit.  
Lead oder Speed?
Definitiv „lead“, denn für mich geht es beim Klettern immer darum, bis zum Top zu kommen. 
Slippers oder Schnürschuhe?
Dabei kommt es für mich eher auf die Passform an und spielt das Schnür- bzw. Verschlusssystem keine wirklich große Rolle.
Interview – Kletterhelden: Einmal Luft holen bitte…mit Kletterprofi und 9c-Bezwinger Adam Ondra
Muskelkraft oder Technik?
Beides ist wichtig, wobei die Technik an erster Stelle steht. Kraft hilft natürlich ungemein, um bestimmte Züge überhaupt machen zu können, aber ohne die gewisse Smartness, helfen dir auch die stärksten Arme nicht viel.
Deutsch oder Englisch?
Englisch, wobei ich sehr gerne Deutsch spreche. Nur leider sind meine Deutschkenntnisse bei weitem nicht so gut wie meine Englischen!
Kalter Norden oder warmer Süden?
Kalter Norden, denn Klettern ist im Grunde genommen ein Wintersport. Zumindest für mich, denn bei kalten Bedingungen ist der Grip einfach um ein Vielfaches besser.  

Kurz und knapp…der Profikletterer steht Rede und Antwort

Wie fühlt es sich an, dich selbst auf dem Titelcover der EOFT zu sehen?
Um ehrlich zu sein, schon ziemlich cool. Aber das Foto von mir bildet nicht gerade mich als Person ab. Also zumindest sehe ich mich selbst nicht als so ernst und erwachsen. Ich würde es daher eher als eine Art „Heldenaufnahme“ bezeichnen, aber nicht als der Adam Ondra, der ich wirklich bin! Aber ich freue mich, auf diese Weise meinen Film promoten und damit meinen Sponsoren und Unterstützern etwas zurückgeben zu können.
Wie findest du deinen Clip für die EOFT?
Ich denke, dass der EOFT-Beitrag ganz gut dokumentiert, wie ich meine bisher härteste Route „Silence“ gemeistert habe und was meine generellen Ziele beim Klettern sind.

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Worin bist du besser als andere Leute – außer beim Klettern natürlich?
Eigentlich gibt es da nichts mehr, in dem ich außergewöhnlich gut bin. Außer vielleicht die Eigenschaft, Prioritäten zu setzen. Ich hab mich einst fürs Klettern entschieden und verfolge diesen Weg seitdem mit absoluter Konsequenz.
Was ist dein Erfolgskonzept?
Ich trainiere bis zu 6 Stunden täglich und fokussiere mich auf das Hier und Jetzt. Dabei versuche ich smart zu trainieren und entsprechend smart zu klettern. Aber die vielleicht wichtigste Komponente für den Erfolg ist meine Leidenschaft und meine ungebrochene Liebe zum Klettersport.
Und was kannst du gar nicht?
Um ehrlich zu sein: Alle anderen Sportarten. Vor allem jede Form von Mannschafts- oder Ballsport, darin bin ich verloren. Ich mag Snowboarding ziemlich gern, aber wirklich gut bin ich nicht darin. Ich betreibe generell keine anderen Sportarten, sofern ich nicht der Überzeugung wäre, dass es mich im Klettern weiterbringen könnte.
Free Solo bist du eher selten bis gar nicht unterwegs, Angst?
Ich habe keine Angst vor Höhe, aber ich habe definitiv Angst, dabei umzukommen! Klar klettere ich auch mal ohne Sicherung ein paar Höhenmeter oder mache einen Highball beim Bouldern, aber ein Free Solo Projekt als solches werde ich vermutlich nie angehen. Da ist mir der Preis einfach zu hoch.
Interview – Kletterhelden: Einmal Luft holen bitte…mit Kletterprofi und 9c-Bezwinger Adam Ondra
Von wem lässt du dich am liebsten sichern und mit wem kletterst du am liebsten?
Von meiner Freundin, denn sie hat mich bei fast allen, richtig harten Projekten gesichert. Ich klettere unglaublich gerne mit Stefano Ghisolfi, der in Arco lebt.
Mit wem wolltest du schon immer einmal klettern?
Mit Wolfgang Güllich, aber leider ist das ja nicht mehr möglich.
Was kommt nach 9c (12 UIAA)?
Vermutlich eine 9c+, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich diese jemals packen werde. Um dieses Ziel überhaupt erreichen zu können, müsste ich extrem hart an mir arbeiten. Eine 10a werde ich aber niemals machen, das steht fest.
Was würde dir eine Goldmedaille bei den olympischen Spielen bedeuten?
Die Olympischen Spiele sind ein großes Ziel und auch eine große Ehre, auch wenn ich das Format nicht so wirklich mag. Dennoch werde ich mich entsprechend darauf vorbereiten und im Jahr 2019 alle großen Wettbewerbe bestreiten.
Und wie sehen deine Pläne für die Zeit nach deiner Kletterkarriere aus?
Ich hoffe doch, dass meine Kletterkarriere niemals enden und mein späterer Beruf irgendetwas mit diesem Bereich zu tun haben wird. Aber zunächst beende ich mein Bachelorstudium in Business Management und danach irgendetwas machen, das Werte schafft und anderen Menschen gut tut.