News – adidas TERREX / Whiteroom Productions: Michi Wohlleben – in weniger als 40 Stunden über den "Wetter Stein Grat"?

von | 10. Mai 2019 | Allgemein

Was passiert eigentlich, wenn einem die Motivation so richtig packt? Wenn einem das Ziel vor Augen nicht mehr loslässt? Wenn einem die ungebremste Hartnäckigkeit an die eigenen Grenzen treibt? Wie lange hält man dann durch? Mehr als 6 Monate und rund 40 Stunden, 70 Kilometer und 7.000 Höhenmeter lang hat es der deutsche Profialpinist und adidas TERREX Athlet Michi Wohlleben geschafft, bis er im Somer 2018 am Ziel seines ambitionierten Projekts angekommen war. Nochmals fast ein Jahr musste er sich nun gedulden, bis er den von Whiteroom Production abgedrehten Dokufilm „Wetter Stein Grat“ über die NonStop-Begehung des Wettersteingrats in der Zugspitzregion erstmals der Öffentlichkeit präsentieren durfte. Wir waren bei der Premiere im Sporthaus Schuster in München dabei und wurden Zeuge eines emotionalen und bildgewaltigen Meisterstücks.
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Grenzerfahrung zwischen Rückgrat und Reserven

Hinter ihm liegt der Wettersteingrat, den der 28-jährige Wahlschweizer non-stop und ohne Pause innerhalb von rund 40 Stunden überquert hat. 70 Kilometer und 7000 Höhenmeter ausgesetzte und brüchige Gratkletterei, die mehr als nur Kraft und Ausdauer verlangt, sondern vor allem mentales Durchhaltevermögen und höchste Konzentration. Jeder Fehler hätte hier schwerwiegende Konsequenzen und das monatelange Training wäre innerhalb von wenigen Sekunden zunichte gemacht worden. Und auch wenn eine Gewitterzelle eine schnellere Zeit verhinderte, so konnte Michi Wohlleben sein Projekt mit unzähligen Gipfeln – inklusive der Alpspitze, der deutschen Zugspitze, der Dreithorspitze und dem Schlüsselkar am Ende erfolgreich meistern.

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© Whiteroom Productions


Ein Vorhaben, für das geübte Bergsteiger normalerweise mindestens 6-7 ambitionierte Tagestouren bräuchten. Dennoch bleibt das eigentliche Ziel unerreicht, den Wettersteingrat in weniger als 35 Stunden zu überschreiten. „Am Ende tust du es nicht mehr wirklich nur für dich selbst, sondern für das Team und für alle anderen, die so viel Energie und Zeit in dieses Projekt gesteckt haben“, begründet der Profialpinist sein Durchhaltevermögen. Auf die Frage hin, wieso man so etwas überhaupt macht und ob das nicht viel zu gefährlich sei, kommentiert der gebürtige Künzelsauer auch im Hinblick auf die erst kürzlich in Kanada verunglückten Bergsteigerkollegen mit einer klaren Antwort: „Wir sind Sportler und wir brauchen diese Herausforderungen. Manche Dinge kann man einfach nicht planen – egal wie gut man sich auch darauf vorbereitet.“
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© Whiteroom Productions

Disziplin, Durchhaltevermögen und ein gutes Team

Um sich bestmöglich auf die große Belastung vorzubereiten, hat sich Michi Wohlleben unter Anleitung von Freund und Trainer Alex Scherl über mehre Monate hinweg einem harten und strukturierten Training unterzogen. Dabei bedurfte es einer Menge Disziplin um die stets wiederkehrenden, sich sukzessive steigernden Einheiten mental wie auch körperlich überhaupt durchzuhalten. So musste der Extremsportler lernen, fokussiert und agil zu bleiben, auch wenn der Körper regelrecht vor Erschöpfung schreit. Die Zielstrebigkeit und den entsprechenden Dickschädel etwas konsequent durchzuziehen, bekam er nach eigenen Angaben bereits in die Wiege gelegt. Eine neue Sichtweise auf das Bergsteigen eröffnete ihm sein Kindheitsheld und späterer Trainingspartner Ueli Steck. Durch ihn aber auch durch die vielen Speed- und Non-Stopp-Begehungen am Watzmann, der Zugspitze, der Droites Nordwand oder am Fitz Roy bekamen Distanz und Zeit eine vollkommen neue Bedeutung.

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© Whiteroom Productions


Die Begeisterung für das Wetterstein Gebirge begründet sich durch die zahlreichen Touren, die Michi Wohlleben dort als Bergführer und während seiner Erstbegehungen wie „Stirb Langsam“, „Dornröschen“ oder „Optimist“ verbracht hat. Von oben betrachtet, bildet das Wetterstein Massiv ein gigantisches Hufeisen. „Über dieses Hufeisen eine Linie zu ziehen, war schon immer ein Traum von mir – allerdings nicht irgendwie, sondern so schnell wie möglich“, begründet der Alpinist seine Faszination über das Gebirge rund um Deutschlands höchsten Gipfel. Und so kommt es, dass er am 25.07.2018 um 01:30 Uhr in Schanz bei Garmisch gemeinsam mit seinem Freund David Bruder aufbricht. Die erste Hürde sind die mit dem Sonnenaufgang ansteigenden Temperaturen, die erst nach etwa 45km, 4.000 Höhenmetern und 18 Stunden bei den Gatterlköpfen durch aufkommende Quellbewölkung wieder sinken sollten. Damit einher ging aber auch ein nicht einkalkuliertes Gewitter, das ihn und seinen Begleiter Alex Scherl ganze sieben Stunden lang zu einem Notbiwak in einer kleinen Felshöhle zwingt.
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© Whiteroom Productions

Projekt gescheitert – oder geht da noch was?

Mit Blick auf die Uhr wird deutlich, dass das Vorhaben einer Begehung in unter 35 Stunden gescheitert ist. Auch wenn die Enttäuschung groß war, ging es dennoch im Eilschritt auf den Schneefernerkopf, weiter über den Grat auf die Zugspitze und auf den Jubiläumsgrat. Die letzte große Herausforderung erwartet den erfahrenen Alpinisten dann auf dem Blassegrat. „Mein Kopf funktionierte so langsam nicht mehr wirklich und ich fühlte mich ein bisschen wie ein Besoffener in einer fremden Stadt, der nicht weiß, welche U-Bahn er nehmen muss“ beschreibt der Extremsportler seinen Gemütszustand. Doch auch die letzte Hürde sowie die schwierigen Kletterpassagen werden problemlos gemeistert, um mit ungeahnter Energie die letzten 8km ins Tal abzusteigen.

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© Whiteroom Productions


Nach knapp 40 Stunden ist die Tortour vorbei und Michi Wohlleben überglücklich. Auf die Frage hin, ob er mit seiner Leistung zufrieden ist, antwortet er mit einem für ihn so typischen Schmunzeln: „Eigentlich wollte ich es ja in 28-35 Stunden schaffen. Ziehen wir die 7 Stunden im Biwak ab, war die Rechnung gar nicht so schlecht. Aber ich wäre kein echter Sportler, wenn ich mich mit dieser Zeit zufrieden geben würde“. So ist der junge Alpinist überzeugt davon, dass man den Wettersteingrat locker auch in unter 24 Stunden absolvieren kann – ob allerdings er selbst dieses Projekt angeht oder ein anderer es versucht, wird sich wohl in den nächsten Jahren zeigen. Was definitiv bleibt, sind eine beeindruckende Leistung und noch beeindruckendere Bilder.
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© Google Earth


Quelle: adidas TERREX