Jeder kann abseits der Pisten herrliche Skiabfahrten genießen. Die bayerische Trickskilegende Ernst Garhammer bringt mit seiner ABS-Technik auch ungeübten Wintersportlern das elegante Tiefschneefahren bei und ermöglicht ihnen dadurch faszinierende Naturerlebnisse abseits befestigter Skipisten. Wir stellen den Powderpapst und sein erfolgreiches Skiguide-Unternehmen kurz vor.
Wer etwas erleben will, muss früh aufstehen.
Ernst Garhammer ist leidenschaftlicher Frühaufsteher: „Notwendigerweise“, schränkt er gleich ein. „Aber wenn du in den Bergen etwas erleben willst, dann musst du eben früh raus.“ Da ist es also nicht ungewöhnlich, wenn um fünf Uhr morgens der Wecker daheim in München klingelt. Dann wird rasch die Skiausrüstung ins Auto gepackt und ab geht’s in Richtung Süden. „Gerade weil um diese Zeit kaum Verkehr ist, macht schon die Fahrt auf der Autobahn (A95) in Richtung Garmisch Spaß.“ Die frühe Freude hat überzeugende Gründe. Die Zugspitze leuchtet förmlich im Morgengrauen. Dann folgen die letzten Kilometer auf der kurvigen Straße von Grainau hinauf zum romantischen Eibsee, der im frühen Sonnenlicht noch geheimnisvoll funkelt. Um exakt sieben Uhr trifft sich Garhammer mit seinen Kunden und seinen Coaches, holt die Ausrüstung aus dem Kofferraum und dann geht’s erst einmal zum Frühstück ins Eibsee Hotel.
So beginnt in der Regel ein typischer Arbeitstag für Garhammer. Seit vielen Jahren bringt der versierte Skilehrer seinen Kunden die Kunst des Tiefschneefahrens bei. In den siebziger und achtziger Jahren war er zusammen mit seinem Bruder Fuzzy einer der wohl berühmtesten und erfolgreichsten Freestyler und Protagonisten der damaligen Trickskiszene. So wurde er mehrfacher Europameister und Weltcupsieger und holte sich sogar eine Trophäe beim Internationalen Skifilm Festival in New York. Angefangen hatte seine einmalige Karriere höchst bescheiden im heimatlichen Rottal in Niederbayern. Die ersten Schwünge absolvierten die Beiden an einem selbst ausgetretenen Hang vor dem eigenen Haus – ausgerüstet mit Ebereschen-Brettern, Riemenbindung und Holzschuhen. Nicht bequem vielleicht, aber fahrstabil. „Aus Bananenkisten haben wir die erste Schanze gebaut und die ersten Figuren gesprungen“, erinnert sich Ernst Garhammer. Der Treber Walter, der damalige Wirt der Maxlrainer Hütte, brachte sie zum Trickskifahren, das seinerzeit mit den wilden 68ern und mit der Hippie-Bewegung gut in die Zeit passte.
Ein Spaßhügel als Startrampe zu großen Erfolgen.
Aus seiner Leidenschaft hat der Ernst beizeiten ein seriöses Geschäft gemacht, das dazu noch viel Spaß macht. Garhammer Ski Tours heißt sein Unternehmen, das den Menschen zeigt, wie man elegant und souverän durch den hohen Pulverschnee kurven kann. Dafür hat der staatlich geprüfte Skilehrer seine eigene Technik entwickelt. ABS nennt er sie, was für Andrehen, Beugen und Strecken steht und was in der Praxis vor allem heißt, dass der Tiefschneekandidat beim Schwung nicht nur entsprechende Bewegungen macht. Praktisch ohne Stockeinsatz dreht er sich in jede Kurve, was wie ein eleganter Tanz wirkt und was den Skifahrern die Überwindung vor dem Schwungansatz im hohen Schnee nimmt. Das funktioniert nun verblüffend gut, was sich allein daran erkennen lässt, dass unter Garhammers Kunden sehr viele Nordlichter sind. Leute von der Nordsee, die bis dato wenig Erfahrung abseits der Piste sammeln konnten und nun ambitionierte Freerider sind. Bei Garhammer können auch sechsjährige Kinder das Tiefschneefahren lernen. Der älteste Teilnehmer war bisher ein 82jähriger Schwabe.
Du musst kein großartiger Skifahrer sein. Es sind auch keine riesigen Skigebiete mit hochmodernen Liften notwendig, ebenso wenig irgendwelche technischen Spielereien oder extreme Ausrüstungsdetails. „Die Faszination des Skifahrens ist so einfach“, sagt Ernst Garhammer, „du musst dich nur auf die Ursprünge besinnen, auf die Grundsätze der Skitechnik und auf die Begegnung mit der Natur.“ Eben diese Faszination der Natur, das Eintauchen in die ruhige Winterlandschaft, das sind ausschlaggebende Gründe dafür, dass die Zahl der Tiefschneeaspiranten in den letzten Jahren stetig gestiegen ist. „Abseits der Piste können die Leute den Stress vergessen. Sie müssen nicht aufpassen, dass sie mit anderen kollidieren und sie fallen im Notfall butterweich im Tiefschnee“, erklärt Garhammer die wachsende Sehnsucht nach Offpiste Ausflügen. Der Tiefschneetrend, der natürlich auch durch die werbliche Präsenz extremer Freerider befeuert wird, gehört auch zu den seit Jahren wachsenden Outdooraktivitäten. „Dieses intensive Gefühl, mitten in der Natur zu sein, dazu das ganz persönliche Erfolgserlebnis, eine bestimmte Abfahrt geschafft und besonders schöne Plätze erreicht zu haben, dies vermittelt das Tiefschneefahren sehr viel intensiver als das Skifahren auf der Piste.“
Powdern in aller Welt – von der Zugspitze bis zu den Lofoten.
Doch zurück zur Zugspitze. Oben am Berg steht erstes lockeres Aufwärmen auf dem Programm. Einsteigerkurse suchen sich leichte Hänge neben der Pisten. Andere verschwinden zu den Freeride Hotspots auf Deutschlands höchstem Gipfel. Garhammer arbeitet bei seinen Kursen mit erfahrenen Coaches, die teils als Ärzte und Physiotherapeuten viel sportliche Erfahrung haben und allesamt leidenschaftliche Skifahrer sind. Gute Tiefschneeschüler wagen sich dann schon mal Richtung Little Canada, einer spektakulären Variante vom Sonnalpin Richtung Weißes Tal, die Hänge zu bieten hat, die an die Rocky Mountains erinnern. Die Zugspitze ist nur eines von vielen Tiefschnee-Revieren der Garhammer Ski Tours. In Österreich, Südtirol, der Schweiz und sogar im fernen norditalienischen Piemont hat Garhammer seine Pulverschneegebiete. Mittlerweile wurde das Angebot deutlich ausgebaut, denn es gibt viele Stammkunden, die Sehnsüchte nach ganz besondere Aktivitäten entwickeln. Dazu gehören die Freeride-Kurse mit mit Garhammers Sohn Sebastian, einem der weltbesten Freeride-Profis, sowie Skitouren auf den norwegischen Lofoten und das Heliskiing im Kaukasus oder im sibirischen Kamtschatka. Auf dem Weg dorthin bietet er spezielle Skitourenkurse, Kinderkurse, Ladies Specials und Privatstunden an. „Das richtige Fahren im Tiefschnee hilft dir ja nicht nur dort“, sagt er, „damit bist du viel besser auf unterschiedlichste Schneeverhältnisse vorbereitet vom frischen Pulver bis zum gemeinen Bruchharsch.“
Am Ende des Kurstages sitzen sie dann alle zusammen im Hotel Eibsee, wenn der Ernst seine tägliche Videoanalyse vornimmt, bei der zwar einiges korrigiert und kritisiert wird, es aber sehr locker und unterhaltsam zugeht. Und das hat auch damit zu tun, dass jeder Tag mit etlichen sehenswerten Stürzen bestückt ist. Aber gerade diese Mischung aus Lerneffekt und Leidenschaft ist wohl das Erfolgsrezept des Garhammer Skikurse, die der Chef selbst allerbestens vorlebt. Denn auch nach mehreren Jahrzehnten Tiefschneekurse vermittelt er immer noch das Gefühl, dass das Fahren abseits der Piste einfach eine Riesengaudi ist. Was das Tiefschneefahren auch aus einem Flachländer machen kann, dafür hat er gleich ein berühmtes Zitat parat. Als Ernest Hemingway 1924 und 1926 zwei Winter im Montafon im Westen Österreichs verbrachte, entdeckte der Skianfänger bald seine Leidenschaft für Skitouren und Ausflüge im Tiefschnee: „Ich erinnere mich an den Duft der Tannen und das Schlafen in den Holzfällerhütten auf den Matratzen aus Buchenblättern und das Skilaufen durch den Wald, wenn wir Hasen- und Fuchsspuren folgten. Die Knöchel aneinandergedrückt, liefen wir ganz tief geduckt, überließen uns der Geschwindigkeit und glitten endlos, endlos im stillen Zischen des körnigen Pulverschnees. Es war schöner als jedes Fliegen oder sonst irgend etwas.“
Weitere Infos zum Kursangebot von Garhammer Ski Tours gibt’s unter: www.garhammer.com
Quelle: BMW AG