Interview – Flo Orley: Portrait über einen der besten Snowboard-Profis der Freeride World Tour

von | 25. November 2015 | Interviews und Potraits, Outdoornews

Flo Orley zählt zu den besten Freeridern der Welt. Er ist der Routinier der Freeride World Tour, der nicht nur mit den Besten um Platzierungen kämpft, sondern als Coach auch die Nachwuchsfahrer unterstützt. Und der den Freeride-Spirit lebt – bald mit Wellen statt Schnee unter den Füßen, wie er uns beim Sommer-Interview in seiner Heimat Innsbruck verriet. Egal, ob zu Wasser, zu Land oder in der Luft, Flo Orley beherrscht die drei Elemente. Freeriden, Drachenfliegen, Basejumping, Wellenreiten – der 40-Jährige bezeichnet sich selbst als sportfanatisch. Die Begeisterung für diverse Sportarten und der Wunsch, die Leidenschaft zum Beruf zu machen, mündeten in jungen Jahren in einem Sportstudium und schließlich der Professionalisierung als Freerider.

Mit 25 gehörte Flo Orley eher zu den spätberufenen Pro-Ridern der Szene – sein Sportmanagement-Studium hatte er damals zur Hälfte absolviert, was ihm durchaus beim Aufbau seiner Karriere geholfen hat. „Ich habe recht schnell verstanden, wie das ‚Radl‘ läuft. Sprich, dass man mit einer guten Selbstvermarktung und natürlich der entsprechenden Leistung dahinter sein Geld verdienen und seine Träume verwirklichen kann„, erzählt er. Das sei seit jeher seine Motivation gewesen, immer „mehr Gas zu geben“. Von seiner sportlichen Leidenschaft leben zu können, sei für ihn das Schönste und Motivation genug, auch noch mit frischen 40 Lenzen ganz oben mitmischen zu wollen.

„Freeriden hat keine Barrieren“.

Flo Orley, der seit über 15 Jahren im Freeride-Business erfolgreich ist, möchte seine Erfahrung mit dem Nachwuchs teilen. Der Extremsportler hat deshalb die Initiative „Line Camps“ (www.freeridecamps.at) gegründet: Dazu holt sich Orley andere Pros ins Boot und coacht mit ihnen Newcomer am Berg und – man kann es sich nur schwer vorstellen – im Klassenzimmer.

Wenn man auf der gleichen Welle schwimmt, ist es egal, ob da zehn oder 20 Jahre Altersunterschied dazwischen sind.“

Sein Ziel: „Die heranwachsenden Nachwuchsfahrer sollen schneller und einfacher höhere Leistungen bringen können„, beschreibt Orley. Klingt erstmal knallhart nach „höher, schneller, weiter“. Doch sicherlich vermittelt Flo den „jungen Wilden“ auch diesen einen Rat, den er selbst einst von Snowboard-Legende Peter Bauer bekam und der ihn geprägt hat: „Flo, egal, was du machst in diesem Sport: Es ist nicht das Wichtigste auf der Welt. Das Leben hat so viele Facetten und Freeriden ist eine davon.“ Dieser Rat habe sein Leben geprägt, das sich eben fast ausschließlich ums Snowboarden und Freeriden dreht. Dennoch, so resümiert Orley weiter, sollte er aufgrund einer Verletzung oder ähnlichem von einem Tag auf den anderen nicht mehr Freeriden können – dann sei dies eben so und es sei schön gewesen bis zu diesem Tag. Und dann mache er eben etwas anderes. Und da kommt sie wieder durch: Die bodenständige, sympathische Art des Österreichers, der zu den besten Freeridern der Welt zählt.

Träume verwirklichen – auch privat.

Nach 15 Jahren im Freeride-Zirkus verlässt das Ausnahmetalent voraussichtlich 2016 die Manege – zumindest die Freeride World Tour soll seine letzte Saison sein. Dann wird Flo Orley – dessen Leben sich zwischen Winter und Sommer, zwischen Profisport und Familie teilt – mit seiner Frau Nina und den Kindern Keano und Momo zu einem privaten Abenteuer aufbrechen. So soll es mit dem Segelboot mehrere Jahre auf See gehen. Als letztes wollten wir noch wissen, was er nach dem großen Segelabenteuer geplant hat. Ob Orley sich in Zukunft eher als Trainer oder Judge sieht. Seine Antwort: ein amüsiertes Lachen. „Start der Reise wird 2017/18 sein, dann sind wir ca. fünf Jahre auf dem Schiff. Danach werden wir eventuell mit einem Multimedia-Vortrag unsere Erlebnisse im deutschsprachigen Europa mit den Menschen teilen – das sind knapp zehn Jahre, die bereits geplant sind. Und das ist für mich eh schon sehr viel!