Darf ich meine Regenjacke waschen und was passiert dabei mit der Imprägnierung? Wie schaffe ich es, dass meine Bekleidung auch nach vielen Jahren noch funktionsfähig ist? Viele Frischluftfreunde kennen das Problem: Da trägt man nun eine hochwertige Funktionsjacke und trotzdem fühlt sich das Klima im Inneren feucht an. Irgendwie scheint das Material den vom Körper abgegebenen Wasserdampf nicht mehr nach außen zu lassen. Gleichzeitig perlt der Regen nicht mehr wirklich ab und die Jacke saugt sich mit jeder Minute mehr und mehr voll. Woran könnte das wohl liegen? Vor einem Jahr war das irgendwie noch anderes….
Gerade im Zuge des aktuellen Trends zu mehr Nachhaltigkeit in der Outdoorbranche fällt häufig auch das Schlagwort Langlebigkeit. Schließlich gibt es für die Umwelt kaum etwas besseres als Produkte mit einer möglichst hohen Lebensdauer, die nicht nach wenigen Monaten im Gebrauch im Müll landen. Langlebigkeit ist aber auch bei hochwertigen und robusten Produkten kein Selbstläufer. Man muss sie genauso pflegen wie Alltagsbekleidung. Entgegen verbreiteter Vorurteile und Bedenken erhöht ein regelmäßiges Waschen und Imprägnieren nicht nur die Lebensdauer, sondern fördert damit auch die Nachhaltigkeit.
Da wir ja gerade sowieso keine größeren Outdoor-Aktionen unternehmen können und der Winter sich dem Ende neigt, ist jetzt genau die richtige Zeit, sich einmal mit der richtigen Pflege von Hardshell-Jacken und Hosen zu beschäftigen. Wir haben uns dazu mit Patrick Kaulen unterhalten, der als Head of Sales Central Europe bei der nachhaltigen Outdoormarke Klättermusen tätig ist. Die Schweden sind bekannt für ihre robusten und langlebigen Produkte – also genau die Richtigen für ein paar wertvolle Tipps!
Nachhaltige Pflege von Funktionsbekleidung – Tipps von Klättermusen
Soll man eine Hardshell überhaupt waschen und wenn ja, warum? Welches Waschmittel sollte verwendet werden?
Patrick: Viele glauben ja, dass man Hardshells möglichst selten waschen sollte. Aber das stimmt nicht. Der Grund: Schweiß, Fette und Schmutz verkleben auf Dauer die Poren der Membran. Darunter leidet dann vor allem die Atmungsaktivität und somit ihre Funktion. Außerdem können Schweiß und Hautfette die Tapes angreifen, wodurch sich wiederrum die Lebensdauer der Jacke verkürzen kann.
Als Waschmittel sollte man nur spezielles Funktionswaschschmittel verwenden, da Pulverwaschmittel die Poren der Membran verkleben können. Und ganz wichtig: Getreu dem Motto „Weniger ist mehr!“ sollte man die Menge des Waschmittels eher reduzieren.
Wie oft sollte man eine Hardshell waschen? Gibt es hierfür eine Faustregel?
Patrick Eine Faustregel gibt es nicht. Letztendlich hängt es davon ab, wie häufig eine Hardshell-Jacke getragen wird. Bergführer zum Beispiel können ihre Hardshell durchaus mehrmals im Monat oder in der Saison waschen. Gute und qualitativ hochwertige Materialien stecken das problemlos weg.
Darf eine Hardshell in den Trockner oder sollte man sie lieber an der Luft trocknen lassen?
Patrick: Man kann die Jacke entweder auf dem Kleiderbügel oder Kleiderständer an der frischen Luft oder sie bei milder Temperatur auch im Trockner trocknen lassen. Denn das bringt den Vorteil mit sich, dass dadurch gleichzeitig die DWR reaktiviert wird.
Wie steht es um die Imprägnierung? Wäscht sich diese dann mit raus und wie kann man die Imprägnierung wieder reaktivieren bzw. wann muss man nachimprägnieren? Gibt es ein Imprägniermittel, das ihr für Klättermusen-Bekleidung besonders empfehlen könnt?
Patrick: Oftmals reicht es, wenn die DWR (Durable Water Repelent) wieder „aktiviert“ wird, indem man entweder das Bekleidungsstück an eine Heizung hängt oder für einige Minuten bei milder Temperatur in den Trockner steckt. Es kommt natürlich auf die Art des Bekleidungstückes an.
Falls man das Produkt gewaschen hat oder unterwegs merkt, dass das Wasser nicht mehr abperlt, sollte man auf eine PFC-freie Imprägnierung zurückgreifen. Wir empfehlen hier grundsätzliche die Eco Produkte von Nikwax, haben aber auch sehr gute Erfahrungen mit Fibertec Eco Produkten gemacht. Am meisten Sinn macht hier ein Spray. Mehr als ein sogenanntes „Wash-in“, also eine Imprägnierung zum Einwaschen.
Die wasserabweisenden Ausrüstungen von Klättermusen sind übrigens bereits seit 2004 PFC-und PFOA-frei. Seit 2008 sind sämtliche Materialien frei von den potenziell schädlichen Fluorcarbonen. Die Alternative: Membran-Laminate aus Cutan®, einem von uns selbst entwickelten Polyurethan-Polyester-Membranlaminat mit Stretchanteil.
Gibt es Tipps zur Lagerung? Wie sollte man seine Winterjacke am besten aufbewahren, damit sie möglichst lange hält?
Patrick: Da oftmals Winter- oder Expeditionsjacken mit Daune oder Kunstfaser gefüllt sind, empfiehlt es sich, diese offen und nicht gestopft oder komprimiert zu lagern. Das erhält einerseits die Bauschkraft und andererseits schont es die Faser. Zudem sollte man darauf achten, dass der Ort trocken ist, an dem die Jacke gelagert wird. Ich empfehle hier meistens einen Kleidersack, den Bettkasten oder die Ablage oben auf den Schrank. Der Kleidersack sollte dabei etwa 4x so groß sein wie das Kleidungsstück selbst.
Was tun, wenn der Reißverschluss kaputt ist oder man ein Loch in der Jacke hat? Hast du vielleicht ein paar „Lifehacks“ für uns, wenn die Bekleidung auf Tour beschädigt wird? Wo kann man Outdoorbekleidung am besten reparieren lassen?
Patrick: Ich hab immer ein kleines Erste-Hilfe-Reparier-Kit dabei, da ist eine Tube „Seamgrip“, Nadel & Faden, 2-3 RV Läufer, Kordel, Kabelbinder und Gaffatape dabei. Mit diesen einfachen Gegenständen, kann man die meisten kleineren Schäden der eigenen Ausrüstung problemlos reparieren. Insbesondere „Seamgrip“ hat es mir angetan, damit kann man einfach und schnell kleine Löcher flicken, aber auch gerissenes Material zusammen kleben.
Natürlich ist es am besten, Outdoorbekleidung direkt beim Hersteller reparieren zu lassen. Viele Marken machen das auf Kulanz. Ansonsten kann ich sehr das Outdoor Service Team in Oranienburg, Berlin, empfehlen, mit denen arbeiten wir bei Klättermusen auch zusammen.
Wenn ich meine Jacke oder Hose wirklich gar nicht mehr gebrauchen und auch nicht spenden kann: Wohin damit?
Patrick: Für die Antwort auf diese Frage stellt man schon im Geschäft die Weichen: Es ist ganz wichtig, robuste Hardshells zu kaufen, die viele Jahre lang halten. Schon das allein entlastet die Umwelt. Außerdem kann man darauf achten, dass Materialien verwendet werden, die recycelbar sind. So wie unser Polyamid, dass aus Biomasse gewonnen wird, zu 100% recycelbar ist und so wieder in den Materialkreislauf aufgenommen werden kann.
Wenn das Kleidungsstück dann tatsächlich verschlissen ist und nicht mehr gespendet werden kann, sollte man es im Restmüll entsorgen. Das klingt zunächst sonderbar, macht aber im Vergleich zur Alternative am meisten Sinn. Zwar könntest Du die Sachen auch in den Altkleidercontainer geben. Allerdings müssen die Stoffe dann sehr aufwändig voneinander getrennt werden, bevor sie wiederverwertet werden können. Und das ist ökologisch nicht sinnvoll.
Ideal wäre es natürlich, wenn unsere Bekleidung sich nach Gebrauch sozusagen auflöst und rückstandrrei verschwindet. Mit unserer Daunenjacke „Farbaute“ machen wir genau das: Sie ist die erste zu 100% biologisch abbaubare Jacke. Im Erdreich oder dem Kompost beginnt sie sich nach ca. 3 Monaten abzubauen. Nach rund 9 Monaten ist sie komplett in den Biokreislauf der Erde zurückgekehrt.