Ziele – Lago di Molveno: 4 Tage Rock’n’Roll in den Dolomiten des Trentino

von | 24. Juni 2014 | Destinationen, Wandertouren, Ziele

Der Gardasee ist nicht nur das größte Binnengewässer von Italien, sondern auch gefühlt das südlichste von Deutschland und Österreich. Denn wer sich in den Ferienzeit dorthin aufmacht, sieht auf dem Weg über die Brenner-Autobahn in erster Linie die Fahrzeuge von zwei Nationalitäten rollen, die sich Stoßstange an Stoßstange gen Süden schieben und spätestens kurz hinter Innsbruck bei Sterzing im Stau stehen – Privatisierung von Straßen und Maut sei Dank.

Würde man die Wartezeit für eine repräsentative Umfrage nutzen, dürfte ein Großteil der Reisenden den Lago di Garda, die Dolomiten oder den Kalterer See als das zu erreichende Ziel angeben. Kein Wunder, warten dort doch Sonne, Wasser und eine relativ kleine Sprachbarriere – ein Urlaubsparadies für ganz Bequeme also. Eher seltener bis gar nicht genannt wird hingegen die Region rund um das kleine Örtchen Molveno bzw. Andalo in der Nähe von Bozen, die mindestens genauso viel zu bieten hat.

Camping am Lago di Molveno – Eldorado für Frischluftfans, Outdoorsportler und Ruhesuchende

Der etwas beschwerlichere Weg über die zahlreichen Serpentinen lohnt sich aber durchaus – nicht nur, um den Massentourismus hinter- bzw. vor sich zu lassen, sondern vor allem wegen der sagenhaften Felsformationen der Dolomiti di Brenta. Wer also nicht wie wir eher zufällig auf den Lago di Molveno stößt, sollte dieses Kletter-, Wander- und Bike-Eldorado definitiv einmal gezielt ansteuern sowie eine der beiden von uns vorgestellten Wanderrouten ablaufen.

Ziele - Lago di Molveno: 4 Tage Rock'n'Roll in den Dolomiten des Trentino

Nicht ohne Grund bezog im Jahr 2013 die zweite Mannschaft des FC Bayern München hier Quartier, lässt es sich in der kühlen Höhenluft doch recht zurückgezogen von der Öffentlichkeit und selbst im Sommer bei recht angenehmen Klimabedingungen optimal trainieren. Inmitten der südlichen Kalkalpen von Norditalien und östlich der Adamellogruppe im Trentino gelegen, breitet sich der kleine Ferienort Molveno auf 864 Höhenmetern am Fuße der Brenta aus.

Übernachtung im Hotel, auf dem Campingplaz oder direkt auf der Schutzhütte

Neben einer Vielzahl an Hotels, Ferienwohnungen und privaten Wohnhäusern bietet auch das Camping Spiaggia Molvenosee den sich hierhin verirrenden Gästen die Möglichkeit, inmitten einer idyllischen Berglandschaft recht bodenständig übernachten zu können. Wer es noch rustikaler will, kann sich aber auch in eine der zahlreichen Hütten – den sogenannten Rifugios – direkt in den Bergen zurückziehen, um von dort aus bspw. den Cima Tosa (3.173m) zu erklimmen – den höchsten Gipfel der Region.

Ziele - Lago di Molveno: 4 Tage Rock'n'Roll in den Dolomiten des Trentino

Aber auch sonst kann Molveno bzw. die Gegend rund um das vor allem unter den italienischen Landsleuten beliebte Skiressort Andalo mit allem aufwarten, was das Herz eines jeden Frischluftfans höher schlagen lässt. Egal ob Sportklettern, alpines Bergsteigen, Wandern, Mountainbiken oder einfach nur zum Durchatmen – für sportlich Aktive gibt es zu jeder Jahreszeit schier unendliche Möglichkeiten und einen glasklaren Bergsee zum Abkühlen.

Bergtour 1: Andalo – Croz dell’Altissimo – Rifugio dell‘ Altissimo – Andalo (5-6 Std.)

Der Anstieg vom Molveno-See zur Brenta hinauf fällt mit fast 1.700 Höhenmeter enorm aus, wodurch sich selbst „einfache“ Routen zu wahren Tagesetappen mausern können. Je nach Kondition und Wetter sollte daher jeder selbst entscheiden, ob die Tour direkt vom Lago di Molveno aus gestartet wird, oder ob die ersten 500m hinauf zur Hochebene von Pradel doch lieber mit der Gondel gemeistert werden. Alternativ kann man aber auch bis zum Parkplatz „Val Biole“ oberhalb von Andalo fahren und dadurch gut eine Stunde an Zustiegszeit einsparen.

Von hier aus geht es ein kurzes Stück einen zum Teil asphaltierten Forstweg hinauf, bis rechts der Weg 352 abzweigt und stetig anstiegend durch Laub- und Kiefernwälder führt. Nach gut zwei Stunden sind die kargen Anhöhen der Gradecia erreicht und können wir einen ersten Blick zurück auf den im Tal türkisblau schimmernden Molveno-See sowie die nun grünen Hänge des Skigebiets von Andalo werfen. Hier wechseln wir auf den Weg 344B und steigen in ein von einstigen Gletschern durchfurchtes Felsgebiet weiter nach oben.

Nach knapp drei Stunden erheben sich vor uns gleich zwei Gipfelkreuze – eines davon steht auf dem Gipfel des Croz d’ell Altissimo (2.338m). Für den Zustieg braucht es etwas Schwindelfreiheit und Trittsicherheit, denn während auf der einen Seite sich die Hochebene auftut, stürzt sich auf der anderen Seite eine hunderte Meter hohe Steilwand ins „Val dele Seghe“ hinab.

Demgegenüber öffnet sich nordwestlich ein sagenhaftes Panorama auf die zum Teil schneebedeckte Gebirgskette der „Cima Brenta“. Der Abstieg führt uns über denselben Weg zurück bis zum Abzweig, an dem sich die Wege 344B und 352B kreuzen. Hier biegen wir rechter Hand ab und wandern gut eine Stunde über einen wunerschönen Grat bis hinunter zum Rifugio La Montanara (1.525m), wo wir unseren Durst mit einem frischen Radler stillen. Von hier aus sind es anschließend nur noch wenige Kilometer und wir erreichen nach rund 5-6 Stunden unseren Ausgangspunkt der Tour – allerdings führt die Strecke dabei zumeist über asphaltierte Zufahrtswege und maltretiert die müden Knochen zum Abschluss noch einmal.

Alternativ kann die Tour über den „Passo del Clamer“ und über den Weg 344 bzw. den Weg 322 über das Rifugio Croz d’ell Altissimo und den Weg 340 zu einer großen Roundtour ausgebaut werden. Allerdings hängt diese Variante von den aktuellen Wetterbedingungen und den Schneeverhältnissen ab, wodurch die Pässe sogar Ende Juni zum Teil noch unpassierbar sind.

Anforderung: gute Kondition, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit, ausreichend Trinwasser (2-3 Liter)
Kartenmaterial: kompass Wanderkarte Nr. 688
Höhenmeter: ca. 1.200m
Dauer: 5-6 Stunden
beste Zeit: Ende Juni bis Mitte Oktober

Bergtour 2: Molveno – Rifugio Pedrotti – Rifugio Selvata – Molveno (8-9 Std.)

Klettersteigfans müssen sich erst einen schweißtreibenden Weg und rund 1.500 Höhenmeter hinauf zum Rifugio Pedrotti (2.487m) kämpfen, bevor sie in den berühmten „Via Ferrata delle Bocchette Centrali“ einsteigen können. Etwas schneller und leichter erfolgt auch hier der Zustieg von der Hochebene Pradel aus. Wer es einsamer will, steigt direkt von Molveno über den Weg 326 aus durch das „Val di Ceda“ nach oben, wo man sich aufgrund ausgeblichener Markierungen den Pfad teilweise noch selbst suchen muss.

Steil ansteigend geht es anfangs durch Laubwälder und später immer am Fuße der Monte Cresole weiter nach oben. Die felsige Steilwand zur Rechten und das grüne Tal mit Blick hinunter zum Lago di Molveno zur Linken führt uns die Route teils steil ansteigend aufwärts, bis wir den Passo di Ceda (2.223m) erreichen. In dem sich vor uns ausbreitenden Kessel kann je unter Umständen noch weit in den Hochsommer hinein Schnee liegen und die Passage schier unmöglich gestalten.

Wenn es die Bedingungen zulassen, wechseln wir oberhalb des Sattels auf den Weg 320, von dem später der Weg 358 hinüber zur Schutzhütte und unserem eigentlichen Ziel abzweigt. Ganz Ungeduldige können alternativ auch über den Weg 320B noch den Via Ferrata Elio Palmieri meistern.

Da wir am Passo di Ceda durch die Schneemassen aus dem Winter 2013/14 jäh gestoppt wurden, mussten wir notgedrungen wieder bis auf eine Höhe von gut 1.500m absteigen und erreichten das Rifugio Selvata (1.630m) über die Wege 332A und 332, die wir bei einer möglichen Rundtour definitiv als Abstiegsvariante empfehlen können. Der eigentliche Abstieg erfolgt je nach Wetterlage entweder über das Rifugio Tosa und den Weg 319 hinunter bis zum Rifugio Selvata durch zum Teil recht felsiges Gelände.

Von hier aus können dann die Wege 332, 319 oder 340 gewählt werden, um nach Molveno zurückzugelangen – der Weg 319 ist dabei eher nicht zu empfehlen, da er sich größtenteils entlang eines asphaltierten Wirtschaftswegs ins Tal windet. Alles in allem eine konditionell anspruchsvolle und anstrengende Bergtour, die bei schönem Wetter im oberen Teil stark der Sonne ausgesetzt ist, was die Mitnahme von ausreichend Trinkwasser zwingend erforderlich macht. Die von uns gewählte Variante dauerte rund 7-8 Stunden, weshalb wir die benötigte Zeit für die gesamte Rundtour auf gut 8-9 Stunden einschätzen.

Anforderung: gute Kondition, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit, ausreichend Trinwasser (2-3 Liter)
Kartenmaterial:
kompass Wanderkarte Nr. 688
Höhenmeter: ca. 1.500m
Dauer: 8-9 Stunden
Beste Zeit: Mitte Juli bis Ende September

*alle Angaben zu den Touren ohne Gewähr, keine Haftung

Veit

…der Allrounder unter den Schreiberlingen ist stets unrasiert und versiert im Zehnfinger-Nahkampf, liebt: Outdoor-Klamotten, gute Texte und Singer/Songwriter-Musik. Seine freie Zeit verbringt er am liebsten draußen.