Am Berg zu übernachten, besitzt seinen ganz eigenen Reiz. Wer dabei allerdings auf ein Zelt verzichten und direkt unter freiem Himmel nächtigen will, dem bleibt nur noch der Biwaksack. Da das Zelten in den meisten Regionen ohnehin verboten und nur ein Not-Biwak erlaubt ist, bleibt zumeist sowieso nur diese eine Option. In der Regel sind Biwaksäcke jedoch nur als einfache „Plastikhüllen“ zu bezeichnen, die zum Schutz vor Wind und Wetter über den Schlafsack gezogen werden. Komfort steht dabei eher an zweiter Stelle – so müssen Rucksack und Schuhe leider draußen bleiben. Wer es etwas bequemer haben möchte, der greift zum Einmannzelt oder zu etwas luxuriöser ausgestatteten Bivy-Modellen wie die von uns getesteten Outdoor Research Bivys. Ansonsten empfiehlt es sich, immer auch ein Tarp dabei zu haben, um nicht dem Wetter komplett ausgesetzt zu sein.
Während früher ein Großteil der Biwaksäcke aus Leinen oder luftundurchlässigem Polyester gefertigt wurden, werden mittlerweile robuste, aber ultraleichte Materialien mit zum Teil atmungsaktiven Membranen wie z. B. GoreTex verwendet. Denn aufgrund des unmittelbaren Kontakts mit dem Schlafsack ist eine Zirkulation der Luft kaum mehr möglich und Kondenswasser fast zwangsweise die Folge. Da wir immer wieder im Zuge von Mehrtagestouren mit unserem Einmannzelt unterwegs waren, wollten wir bei einem gemeinsam mit den Jungs von alpinfieber.net geplanten Winterbiwak unterhalb des Pürschlings (Ammergauer Alpen) diesmal möglichst auf unnötiges Gewicht verzichten. Die Bergfreunde stellten uns dafür den ultraleichten Biviybag Uno UL von Exped zur Verfügung, der uns bei -8 Grad klirrender Kälte durch die winterliche Nacht bringen sollte. Die Testperson ist 1,74 m groß, wiegt rund 74 kg und verfügt über eine sportliche Statur.
Die Fakten:
Der ultraleichte Notfall-Biwaksack von Exped bietet einen einfachen Schutz vor Wind und Wetter, wenn der Weg bis zur Hütte doch zu weit geworden ist oder die Naturgewalten überraschend zuschlagen sollten. Er überzeugt durch sein ausgesprochen niedriges Gewicht und sein kompaktes Packmaß, das kleiner als eine 1-Liter Flasche ausfällt. Dementsprechend passt der Biwaksack in jeden noch so vollgestopften Rucksack und sollte auf keiner mehrtägigen Bergtour durch unwirtliches Gelände fehlen. Der Bivybag Uno UL besteht aus einem extrem leichten Nylonmaterial, das dank seiner Ripstop-Verarbeitung äußerst robust ausfällt. Zudem sind sämtliche Nähte von innen getapped, wodurch der Biwaksack absolut wasser- und winddicht sein soll. Zudem verfügt er über einen Zwei-Wege-Reißverschluss sowie über ein Zugsystem zur Anpassung der Kapuze.
Wie bei vielen Produkten von Exped kann der Bivybag im Schlafsack auch als VBL-Liner (Vapour Barrier Liner – Dampfsperre) direkt am Körper getragen werden. Dabei verhindert der Bivy, dass die Daunenfüllung durch Schweiß verklumpt und somit an Wärmeleistung verliert. In besonders kalten Nächten sorgt das „Ganzkörperkondom“ somit für eine Art „Wärmevakuum“, aus dem die eigene Körperwärme nicht entweichen kann.
Das Fazit:
Bereits nachdem wir unsere aufblasbare Vaude Norrsken Isomatte im Biwaksack verstaut hatten, war uns klar, dass es ziemlich eng werden würde. Doch als wir dann noch den bauschigen Daunenschlafsack von Mountain Equipment mit untergebracht hatten, stieß der Bivybag absolut an seine Grenzen. Somit ist er doch nur eine Lösung für den Notfall und als komfortabler Biwaksack eher ungeeignet. Denn aufgrund des Platzproblems ist es schier unmöglich, sich auch nur ansatzweise auf die Seite zu drehen oder den Reißverschluss komplett zu schließen. Da die Isomatte nur bis zur Schulter platziert werden kann, muss der Kopf in der Kapuze zwangsweise ohne Isolierschicht darunter platziert werden – aber auch das ist nur bedingt möglich, da das Kopfteil des Schlafsacks gar nicht erst hineinpasst. Dementsprechend regungslos liegt man am Ende auch im Biwaksack und Platzangst macht sich unter Umständen breit.
Dem nicht genug ist das Kopfteil alles andere als formstabil. Wodurch nicht nur der ins Gesicht rieselnde Schnee den Schlaf stört, sondern auch die ständig in sich zusammenfallende Kapuze. Der größte Nachteil ist jedoch die durch das mangelnde Platzangebot verringerte Bauschkraft des Schlafsacks und die doch geringe Atmungsaktivität des Materials. So war uns während der Nacht alsbald kalt, der Schlafsack am nächsten Morgen relativ klamm und die Innenseiten des Biwaksacks vom Kondenswasser klatschnass. An erholsamen Schlaf war da natürlich kaum zu denken. Damit fällt der Bivybag zumindest als komfortables Nachtlager durch und eignet sich kaum mehr als Notlösung für ungeplante Übernachtungen am Berg – ohne jegliches Equipment. Lediglich in punkto Packvolumen und Gewicht konnte der Bivybag punkten, das mit gerade einmal 210 g zu Buche schlägt. Damit lässt er selbst unser ultraleichtes Vaude Hogan Ultralight Einmannzelt (rund 1,4 kg) weit hinter sich, das auch beim Packmaß deutlich mehr Platz braucht. Alles in allem waren wir recht unzufrieden mit dem Biwaksack, hatten aber offensichtlich dessen Funktion überstrapaziert. Dementsprechend werden wir bei unserer nächsten Tour wohl wieder auf unser Zelt zurückgreifen oder den Bivy besser einzusetzen wissen. Das Plus an Gewicht nehmen wir dabei gerne in Kauf – aber wenigstens können wir dann durchschlafen.
Die Details:
Extras: anatomisch geschnittene Kapuze mit Kapuzenschild / 2-Wege-Reißverschluss / nahtbandverschweißt
Material: 15D Ripstop Nylon / 100% Polyamid / PU-Beschichtung / Silikonimprägnierung (außen)
Packmaß: ca. 17 x 8 cm
Gewicht: ca. 210 g (+12 g Packsack)
Preis: € 99,95
Mehr Infos: www.exped.com