„Ich bin froh, die Berge noch erleben zu dürfen. (…) Der Kreis schließt sich. Dort wo ich angefangen hab, dort hör ich auch irgendwann wieder auf.“ Solche Sätze können eigentlich nur von einem kommen: Peter Habeler. Denn kaum ein anderer Alpinist gibt sich so bescheiden, sympathisch und zurückhaltend zugleich in seiner ganzen Persönlichkeit wie der Tiroler.
Dabei ist er definitiv kein Unbekannter, hat er doch gemeinsam mit dem Südtiroler Reinhold Messner im Jahr 1978 erstmals den Mount Everest ohne zusätzlichen Sauerstoff bestiegen und damit Alpingeschichte geschrieben. Am 20. Juli 2022 feierte der österreichische Bergsteiger bereits seinen 80. Geburtstag. Grund genug, in Form eines kurzweiligen Buches auf ein ereignisreiches Leben zurückzublicken – niedergeschrieben, biographiert oder besser in wunderbare Worte verpackt von der Autorin und Alpinistin Marlies Czerny.
Auf den gefährlichsten Bergen der Welt: Aus dem Leben des österreichischen Extrembergsteigers Peter Habeler
Zwar machte die Besteigung des Mount Everest den bis dato recht unbekannten Peter Habeler über Nacht weltberühmt. Doch dieser Moment war nur eine von vielen Stationen in seinem Leben für die Berge. Peter Habeler feierte jüngst seinen 80. Geburtstag – und kann nach wie vor nicht von den luftigen Höhen lassen. Noch immer kraxelt er – zumindest soweit es ihm körperlich möglich ist – auf die Gipfel rund um seinen Heimatort.
Doch nicht nur bei diesen Wandertouren blickt er auf sein erlebnisreiches Leben zurück. Auch gemeinsam mit Marlies Czerny lässt der Tiroler so manchen Moment Revue passieren und plaudert aus dem Nähkästchen über seine ungebrochene Liebe für den Bergsport. Den damit verbundenen zahlreichen Herausforderungen, Erfolgen und Rückschlägen genauso wie den Krisen – von den ersten Touren über die Achttausender dieser Welt bis hin zur Trennung von seiner eigenen Familie.
„Die Quintessenz meines Lebens ist, dass ich immer die besten Leute kennenlernen durfte.“
Heimische Bergführer aus dem Zillertal legten den Grundstein für Peter Habelers Karriere. Später war er mit berühmten Bergsteigern im Hochgebirge auf der ganzen Welt unterwegs. Stark geprägt haben ihn auch persönliche Beziehungen, die fernab von hohen Gipfeln eine bedeutende Rolle in seinem Leben spielen sollten. Im Gespräch mit der Autorin Marlies Czerny erinnert sich der Alpinist dabei an zutiefst menschliche Momente auf seinem Weg zu den höchsten Gipfeln in aller Welt.
Auf diese Weise bekommt der Leser die Möglichkeit, in eine bewegende Vergangenheit einzutauchen. Um so einen Rückblick auf mehr als ein halbes Jahrhundert Alpingeschichte mit Peter Habelers Wegbegleitern und Seilpartnern zu werfen. Auf die guten Seiten des Lebens wie auch die Schlüsselstellen und traurigen Verluste. Sein Blick richtet sich aber nicht nur zurück, sondern vor allem nach vorn. Mit maximalem Enthusiasmus und noch mehr Fernweh. Mit einem Augenzwinkern verrät er dabei das ein ums andere Mal, wie ihn die Liebe zu den Bergen jung gehalten hat – und welche Berge er noch zu versetzen plant!
Das Fazit von Veit: Alles andere als ein Bergsteiger-Tagebuch mit stupide aneinander gereihten Tourenberichten
Zugegeben, ich habe das Buch mit ein paar Vorschusslorbeeren zur Hand genommen. Denn Marlies Czerny hat seit unserem ersten Treffen bei einem Multivision-Vortrag in Trostberg einen großen Sympathiebonus in der Tasche. Weil sie trotz so mancher Gipfelerfolge stets bodenständig geblieben ist und das Leben gemeinsam mit Ihrem Lebenspartner Andreas Lattner so wunderbar unpretentiös genießt, dass man regelrecht neidisch werden könnte.
Wobei ich ehrlich gesagt nicht dauerhaft in einem Camper leben wollen würde. Ganz unabhängig davon war mir das erste Buch von Marlies noch im Gedächtnis, das herrlich leicht und kurzweilig zu lesen war. Dementsprechend lag die Messlatte zwar hoch, aber irgendwie auch wieder nicht. Denn für bzw. über einen „Dritten“ zu schreiben, ist immer noch einmal etwas anderes als die eigenen Erlebnisse in Worte zu fassen.
Dennoch drückte ich zunächst meiner Mutter letzten Sommer das Buch in die Hand und meinte: „Lies mal, ist zwar nicht ganz dein Metier, aber die Marlies schreibt wirklich toll. Vielleicht taugt es dir ja!“. Dazu muss man wissen, dass meine Eltern regelrechte „Lesejunkies“ sind, die einen wirklich exzellenten Blick für gute Literatur haben und durchaus kritisch sind.
So kam es, dass meine Mutter das Buch kurz anlies, zufrieden schmunzelte und dann an nur zwei Tagen durchgeschmökert hatte. Bis sie es mir zufrieden grinsend wieder in die Hände drückte. Ihr Fazit: „ungemein kurzweilig, angenehm zu lesen und so gar keine klassische Aneinanderreihung von Lebensereignissen„. Also quasi der Ritterschlag für Marlies. Glückwunsch, das haben noch nicht viele Autorinnen und Autoren geschafft.
Bis auf ein paar für meinen Geschmack zu vielen Metaphern und übertrieben oft verwendeten Floskeln kann ich mich ihrer Meinung definitiv anschließen. So hält man als Leser ein überaus persönliches Buch in den Händen, das so viel mehr ist als nur eine Biographie zu einen der bekanntesten Alpinisten unserer Zeit. Es ist eine Mischung aus Anekdoten, Lebenserfahrungen und tiefen Einblicken in das Leben von Peter Habeler.
Eine in sich geschlossene Erzählung, die weder langweilt noch tröge irgendwelche Fakten aneinanderreiht. Oder um es kurz zu machen: Ein sympathischer Rückblick wie er sprichwörtlich im Buche steht. Und mindestens genauso sympathisch geschrieben ist wie Peter Habeler sich selbst als Mensch präsentiert. Damit setzt die Autorin ihm ein feines literarisches Denkmal.
Über die Autorin: Journalistin und Alpinistin Marlies Czerny
Die Journalistin Marlies Czerny arbeitete jahrelang hauptberuflich für Tageszeitungen und Magazine in Österreich und der Schweiz. Zwischen Großereignissen wie Ski-WM und Beachvolleyball-Grand-Slam begann sie vor zehn Jahren als Ausgleich zum Schreibtischjob mit dem Wandern und lernte die Berge, das Klettern und Paragleiten lieben. Mittlerweile ist sie staatlich geprüfte Instruktorin für Hochtouren und Skitouren und ist eine der ersten Frauen, die alle 82 Viertausender der Alpen erfolgreich bestiegen hat.
Was anfangs nur als Zeitvertreib herhalten musste, weil sie zu viel Urlaub hatte, wurde am Ende zu ihrem persönlichen Lebensprojekt. In ihrem Buch lässt sie den Leser nicht nur an ihren Touren teilnehmen – sie erzählt frisch und ehrlich, wie die höchsten Gipfel der Alpen ihr Leben verändert haben.
Die Details:
Verlag: BERGWELTEN Verlag, 1. Auflage 2022
Autorin: Marlies Czerny
Format: 21 x 14.5 cm
Inhalt: 216 Seiten, Hardcover, inkl. farbige Abbildungen und Fotos
EAN: ISBN-13 9783711250254
Preis: 22,- Euro