Rezension – Tyrolia Verlag: Als der Bär am Zelt anklopfte – mit dem Fahrrad auf Hochzeitsreise um die Welt

von | 26. März 2015 | Allgemein

Ein Jahr lang mit dem Fahrrad auf Hochzeitsreise, um sich und die Welt zu entdecken? Frisch verheiratet erfüllen sich Flo und Klara diesen lang gehegten Traum: Mit zwei Tourenrädern und einem Herzen voller Abenteuerlust begab sich das Paar ein ganzes Jahr lang auf Weltreise und legte dabei insgesamt 21.250 Radkilometer quer durch Island, die USA, Zentralamerika, Patagonien, Südostasien und Ostafrika zurück. Die unterwegs gesammelten Erfahrungen bündelten die beiden Globetrotter anschließend in einem Buch, das zum Nachahmen anregen soll und für Tagträumer so manche Idee bereithält. Wir haben den etwas anderen Reisebericht gelesen und durchaus Lust bekommen, auch endlich einmal die Fahrradtaschen zu packen und einfach loszudüsen.

Von anklopfenden Bären und fremden Kulturen:

Locker, humorvoll und offen erzählt das mittlerweile nicht mehr so frisch verheiratete Paar aus der jeweils ganz persönlichen Sicht von den emotionalen Höhen und Tiefen der langen Radreise und der einzigartigen Begegnung mit fremden Kulturen. So berichtet einmal der 32jährige Betriebswirt über seine Eindrücke und Befürchtungen über die Leistungsfähigkeit seiner vermeintlich schwächeren Gefährtin, während die gleichaltrige Pädagogin eher damit zu kämpfen hat, ihm immer wieder aufs Neue klar zu machen, dass sie mehr auf dem Kasten hat, als er vielleicht denken mag. Sozusagen im „monologischen Dialog“ beschreiben die beiden Radreisenden wie sie unter anderem von einem Bär am Zelt geweckt werden, sich in Afrika inmitten einer Elefantenherde wiederfinden und gleich drei Mal Neujahr feiern.
Unterwegs finden sie Unterschlupf in amerikanischen Feuerwehrzentralen, in kenianischen Schulhöfen und laotischen Tempelanlagen. Zelten in der winddurchtosten argentinischen Pampa, in der tierreichen Savanne Ostafrikas und im südostasiatischen Dschungel. Dabei lernen die Radnomaden in den unterschiedlichsten Sprachen zu grüßen und bei kambodschanischen Popliedern mitzuträllern. Jung, weltoffen und unbekümmert erleben sie auf diese Weise sich selbst als Teil einer großen Gemeinschaft auf diesem wunderbaren Planeten zu sehen, in der die Menschen mehr verbindet als sie trennt. Flankiert werden die Erzählungen durch beeindruckende Bilder und persönliche Tagebucheinträge, die den Leser quasi auf dem Gepäckträger mitfahren lassen.

Unser Fazit:

Locker und humorvoll ist der Erzählstil der Autoren und sorgen deren persönlichen Erlebnisse für jede Menge Schmunzeleffekte. Frisch heruntergeschrieben liest sich das Buch allerdings teilweise etwas langatmig, denn die Beschreibung der landschaftlichen Umgebungen ist an sich schon interessant. Wenn diese sich aber gefühlt über so viele Buchseiten erstrecken wie die auf dem Asphalt zurückgelegen Kilometer, wird das Lesevergnügen auf Dauer leider doch etwas auf die Probe gestellt. Auch der Erzählstil, im Zuge dessen jeder Protagonist separat etwas zur erlebten Situation beiträgt, mag am Anfang noch wirklich unterhaltsam sein.
Doch mit dem Verlauf der Reise wird es dem Leser vermutlich etwas zuviel des Guten. So drehen sich die Erzählungen zumeist über die Gefühle der Radreisenden und die unterwegs gemachten Beobachtungen, aber wirklich überraschende Aha-Effekte bleiben leider aus. Dahingehend haben wir schon deutlich spannendere Reiseberichte gelesen wie bspw. das Buch „Die große Reise“ von Susanne Bemsel & Daniel Snaider, in denen die Eindrücke wirklich fesselnd dokumentiert werden. Das „Tagebuch“ der beiden Jungautoren hingegen plätschert so seicht dahin wie die Räder ihrer Trekking-Bikes die Straße entlang rollen. Auch wenn viele Leser bisher äußerst begeistert waren von der 264 Seiten starken Liebesgeschichte. Für unseren Geschmack gibt es nicht viel mehr her als eine nette Anregung, um es ihnen gleich zu tun. Eine Frage bleibt allerdings noch offen: Ob man für solch eine Weltreise unbedingt zuvor heiraten muss? Am besten macht sich aber jeder selbst ein Bild – sei es nun anhand der Leseprobe oder dem Buch selbst. Oder aber man setzt sich direkt auf zwei Räder und fährt selbst einfach los.

Über die Autoren:

Florian Prüller (geb. 1983) ist Betriebswirt und Wirtschaftspädagoge und ehemaliger Spitzensportler. Als Autor mehrerer Reisereportagen schrieb er bisher unter anderem für die Magazine Trekkingbike und Laufsport-Marathon sowie für Reise-Mulitmediashows. Seine Ehefrau und Begleiterin Klara Prinz-Prüller (geb. 1983) ist Pädagogin, psychosoziale Beraterin und Lehrerin, die bisher den offiziellen Reiseblog: www.floundklara.wordpress.com betreute.

Die Details:

Titel: Als der Bär am Zelt anklopfte – mit dem Fahrrad auf Hochzeitsreise um die Welt
Autor: Florian Prüller; Klara Prinz-Prüller
Erstausgabe: August 2014
Umfang: 264 Seiten, 123 farbige Abb.
Preis: 24,95 Euro