Gerade Wintersportler sehen sich zunehmend vom Klimawandel konfrontiert, sind deren „Spielplätze“ doch durch die globale Erderwärmung enorm bedroht. Mit ein Grund, weshalb viele Skifahrer auf das deutlich umweltverträglichere Skitourengehen wechseln, um dem ungebremsten Energieverbrauch so mancher Skigebiete aus dem Weg zu gehen. Nun kommt ein kleiner, aber nicht unwichtiger Beitrag seitens des italienischen Schuh-Spezialisten Scarpa hinzu. So setzt das Unternehmen laut eigenen Angaben bei der Herstellung ausgewählter Skischuh-Modelle in Zukunft auf erneuerbare Rohstoffe wie bspw. das neue Material Pebax® Rnew®.
Dabei handelt es sich um einen überwiegend biobasierten Kunststoff, der zu einem Großteil aus Rizinusöl gewonnen wird und den Energieaufwand bei der Produktion um 29% sowie den CO2-Ausstoß um 32% reduzieren soll. Das neue Material steht dabei zugleich für Leichtigkeit, enorme Energierückgewinnung, Stossfestigkeit sowie Belastbarkeit und Flexibilität. Die perfekte Eigenschaften für Skitourenschuhe wie bspw. dem Scarpa Gea für Damen und dem Einstiegsmodell Scarpa Maestrale für Herren. Wir waren mit den „umweltschonenden“ Neuheiten sowie zwei neuen Highlight-Modellen für die Wintersaison 2019/20 auf Tour. Doch nicht nur beim Scarpa F1 mit Boa-Verschlussystem und dem Scarpa Gea RS waren wir enorm begeistert von deren Passform, Funktionalität und Performance.
Scarpa F1 – leichter Allrounder für anspruchsvolle Tourengeherinnen
Der vielseitigste Schuh der neuen SCARPA Tourenkollektion kommt im neuen Design daher, hat deutlich an Gewicht verloren und wird mit einem zusätzlichen Plus an Sicherheit ausgestattet. So ist der F1 nicht nur einer der leichtesten Skitourenschuhe im Sortiment von Scarpa, sondern auch einer der ersten, der mit der bewährten RECCO®-Technologie ausgestattet ist. Diese befindet sich im FBC Strap des rechten Skischuhs, um das Auffinden im Fall einer Lawinenverschüttung deutlich zu beschleunigen. Die ultraleichte Schale aus Primary HP Polyamide und die X-Cage Evo Technologie an der Hinterseite des Schafts sollen für erhöhte Steifigkeit sorgen und sowohl die Kraftübertragung auf den Ski als auch die Abfahrtsperformance verbessern.
Zusätzliche Stabilität verspricht der thermoverformbare Intuition®-Innenschuh in Verbindung mit dem praktischen BOA®-Schnürrsystem, das eine individuelle und stufenlose Anpassung ermöglicht. Weitere Unterstützung im Schaftbereich bietet das Fast Buckle Closure System (FBC), wobei über eine einzige große Schnalle und einen Velcro® Strap mit einer Referenzgrafik zwei Positionen gewählt werden können. Darüber hinaus kann eine zusätzliche Fixierung über den mit der Schuhzunge verbundenen Removable Strap erreicht werden.
Der neue F1 Lever Mechanismus ermöglicht ein einfaches und schnelles Umschalten vom Ski- in den Gehmodus. Das System wurde zudem um die Friction Free Technologie verbessert, wodurch keine Verbindung mehr zwischen Schale und Schaft besteht, um einen reibungslosen Bewegensablauf zu gewährleisten. Dazu trägt auch die “Evo Tongue” aus Pebax bei. Es besitzt ein geometrisches und spezifisches Design im mittleren Flex-Bereich, wobei das flexible obere Ende optimale Passform und ein natürliches Gehverhalten sicherstellen soll.
Last but not least ist der F1 von Scarpa mit zahlreichen Details ausgestattet. Sollten bspw. keine Stopper bei der Bindung verwendet werden, lässt sich der Ski ganz einfach mithilfe des Safety Strap Anchor und einer optimal erhältlichen Leash mit den Skischuhen verbinden. Für optimalen Halt auf Fels, Eis und Schnee ist die Laufsohle aus zwei unterschiedlichen Materialien gefertigt und bietet dank der Vibram UFO Evo Außensohle dauerhaft optimalen Grip. Damit eignet sich der Scarpa F1 für alle alpinen Skitouren-Aktivitäten, perfekt für den Aufstieg mit Steigeisen und einer gleichwertigen Abfahrtsperformance, auch bei frischem Schnee. Allerdings ist der F1 nur mit PIN Bindungen (TECH / TLT) kompatibel.
Das af-Testurteil von Kathrin: Perfekt für gewichtsorientierte Tourengeherinnen mit etwas breiteren Füßen
Der neue Scarpa F1 Tourenskischuh ist definitiv ein Hingucker, denn allein das Boa-Closure System zieht die Blicke auf sich, zählt es bei Skischuhen doch nicht gerade zu den Standard-Features. Doch nicht nur optisch macht das grazil wirkende Modell einiges her, sondern auch in puncto Aufstiegsperformance und Tragekomfort. So wirkt die Schale auf den ersten Blick zwar extrem schmal, überrascht aber beim Hineinschlüpfen durch jede Menge Platz im Vorfußbereich. Die Füße fühlen sich sowohl in geschlossenem als auch im geöffneten Zustand nicht einzementiert an und Druckstellen sucht man selbst bei ausgedehnten Traversen oder einer rassigen Abfahrt vergebens. Und das sogar ohne die individuelle Anpassung des thermoverformbaren Innenschuhs.
Mit gerade einmal 1.080 Gramm ist der F1 wunderbar leicht und spielt dadurch vor allem im Aufstieg seine Stärken aus. Die Bewegungsabläufe sind wunderbar geschmeidig, nichts hakt oder verkantet sich und die Stabilität des Schaft-Materials sorgt für beste Kraftübertragung auf die Ski-Kanten bei eisigen Bedingungen. Besonders gelungen ist die schnelle Umstellmöglichkeit vom Geh- in den Skimodus über den leicht zugänglichen Zughebel. Gleiches gilt auch für das Einschnallen-System, das sich in Kombination mit dem breiten Velcro-Band im Handumdrehen schließen lässt. Besonders praktisch ist dabei das BOA-Schnürsystem im unteren Bereich, wodurch der Ausstieg nach einer Tour schnellstmöglich erfolgen kann, ohne dass man erst unzählige Schnallen öffnen muss.
Nur in puncto Abfahrts-Performance macht sich die minimale Schnallen-Anzahl gerade bei weniger guten Skifahrern wie mich dann doch bemerkbar. Zwar sorgt der extrem steife Schaft aus aus Primary HP Polyamid in Kombination mit dem verstärkten Innenschuh für optimale Kraftübertragung. Dennoch reagiert der Skischuh eher gemächlich, da die Zug-Drähte des Boa-Verschlussystems für eine gewisse Elastizität sorgen und der große Schnallen-Velcro-Verbund die Energie nicht homogen über den gesamten Schaft verteilt.
In Anbetracht des hohen Komforts und bei entsprechenden Skills sollte dieses „Problem“ aber für versierte Skifahrer kein wirkliches Thema sein. Wohl eher das recht umständliche und mühsame Trennen von Innenschuh und Schale. Zwar lässt sich die Carbon-Hülle enorm weit auseinander klappen, dennoch braucht es gehörig Kraft, um den Innenschuh herauszuziehen und noch mehr Geduld, um ihn nach dem trocknen wieder zurückzustopfen. Als ein weiteres Manko muss noch die in der Breite etwas zu schmal geratene Zunge genannt werden, wodurch diese immer wieder seitlich aus dem Schaft herausrutscht.
+ hochwertig verarbeitet und robust
+ schmale Passform und dennoch ausreichend Platz für breitere Füße
+ geringes Gewicht und überraschend hohe Stabilität
+ hoher Tragekomfort durch individuelle Anpassungsmöglichkeiten
+ schnelle Umstellung von Geh- in den Skimodus
– Luft nach oben bei Kraftübertragung und Stabilität in der Abfahrt
– enormer Kraftaufwand zum Entfernen der Innenschuhe nötig
– Zunge etwas zu schmal und rutscht aus dem Schaft
– nur für PIN-Bindungen geeignet
Die Details:
Besonderheiten: Vibram UFO Evo Sohle, Pro Flex Evo Innenschuh, Skischuh Schaftrotation 62°, Gehfunktion, 2 Schnallen und Boa® Verschluss, 20° – 22° Vorlageeinstellung, auch als spezielles Damen-Modell verfügbar
Bindung: TLT-System
Material: Schale aus Primary HP Polyamide, Schaft aus Pebax®
Leistenbreite (Last): Medium (98-102mm)
Farbe: anthrazit/Pagoda Blue, Petrol Blue/Orange
Größe (Mondo Point): 22.5-27.0 (Damen), 25.5 – 31 (Herren)
Gewicht: 1.230 Gramm
Preis: 579,- Euro (UVP)
Scarpa GEA RS – die neueste Generation des abfahrtorientierten Skischuh-Klassikers
Der Scarpa Gea ist das weibliche Pendant zum Maestrale für Herren. Die beiden Modelle kann man fast schon als Klassiker unter den Skitourenschuhen bezeichnen. Seit vielen Jahren erfreuen sie sich in der Szene großer Beliebtheit und gelten als Allrounder schlechthin, mit denen man eigentlich nicht viel falsch machen kann. Zusätzlich zum normalen Modell gibt es sowohl den Gea als auch den Maestrale in der RS-Variante mit einer etwas größeren Steifigkeit bei nur minimal höherem Gewicht – sprich: noch besserer Abfahrtperformance ohne im Aufstieg merklich zu beschweren.
Nachdem die Gea/Maestrale-Reihe in der Wintersaison 18/19 ein grundlegendes Update erhalten hat, werden die Skitourenschuhe im kommenden Winter ein weiteres Sicherheits-Feature hinzubekommen: Künftig sind sowohl der normale Maestrale/ Gea als auch die RS-Modelle mit der RECCO®-Technologie ausgestattet. Die Reflektoren können im Falle eines Lawinenabgangs die Suche für die Einsatzkräfte erleichtern und erhöhen die Sicherheit für den Tourengeher zusätzlich.
Abgesehen von dieser Neuerung setzen der Gea wie auch Maestrale in der Wintersaison 19/20 aber auf bereits Bewährtes: Im Falle unseres Testschuhs, dem Gea RS, verspricht Scarpa die Grenze zwischen Skitouring und Freeriden deutlich zu verschieben – wenn nicht sogar gänzlich aufzuheben. Laut Hersteller ist der Dreischnaller leicht, stabil, funktional und komfortabel. Dank der Verwendung des neuen Carbon Grilamid®LFT und einem neuen Injektions-Verfahren soll die Unterschale eine unglaubliche Torsionssteifigkeit und high-performance Kraftübertragung erreichen.
Durch diesen Aufbau verspricht der Gea RS nicht nur steifer als sein Vorgänger zu sein, sondern auch deutlich leichter. Die neue Speed-Lock-Plus Mechanik, welche ein komplettes Lösen von Schaft und Schale (Friction Free) erlaubt, schafft eine Bewegungsfreiheit von 60° und damit hohen Komfort im Aufstieg. Der Flaschenzugeffekt des sogenannten Wave-Closure-Systems soll die Kraft der vordersten Schnalle gleichmäßig auf mehrere Punkte verteilen und so optimalen Halt bieten. In puncto Passform und Trittsicherheit sind die bewährte Cayman Pro Sohle sowie die Intuition-Innenschuhe unverzichtbare Komponenten des Skitouren-Systems.
Das af-Testurteil von Vroni: Starker Allrounder mit viel Komfort und satter Abfahrtsperformance
Wenn ein Klassiker überarbeitet wird, dann sind die Erwartungen oftmals sehr hoch und auch die Nörgler lassen meistens nicht lange auf sich warten. Schließlich war früher doch eh immer alles besser. Nicht so beim Scarpa Gea RS. Hier dürften selbst die notorischen Grantler und Berufskritiker recht lange suchen, um das Haar in der Suppe zu finden. Ich fahre selbst seit fünf Jahren ein älteres Modell des Scarpa Gea und war daher sehr gespannt auf „den Neuen“. Nach den ersten Touren steht für mich fest: Mit dem neuen Gea RS hat Scarpa eigentlich alles richtig gemacht. Gerade den weniger guten Skifahrern, zu denen auch ich gehöre, bietet der Schuh in der Abfahrt sicheren Halt, Stabilität und eine präzise Kraftübertragung.
Mit seinen 1.250 Gramm ist der Schuh deutlich leichter als sein Vorgänger und spielt in einer Liga mit den klassischen Touren-Allroundern, deren Stärken aber nicht unbedingt in der Abfahrt liegen. Die knapp 200 Gramm Gewichtsersparnis gegenüber dem älteren Modell (2014: 1410 Gramm pro Schuh) merkt man deutlich am Fuß, gerade bei langen Touren mit ordentlich Höhenmetern. Ein weiterer großer Vorteil des neuen Gea RS ist der überarbeite Ski-Walk-Mechanismus. Die frickeligen und versteckt platzierten Umlegehebel sind mir bei vielen Skitourenmodellen ein Rätsel und waren es stets auch beim alten Gea RS.
Das neue System ist simpel, aufgeräumt, einfach im Handling und dem ersten Eindruck nach deutlich weniger reparaturanfällig. Plus: Es macht den Aufstieg nochmal komfortabler, da eine größere Bewegungsfreiheit ermöglicht wird. Aber auch sonst überzeugt das Verschlussystem mit „Flaschenzugeffekt“ durch seinen hohen Komfort und eine gute Druckverteilung. Einziger Wermutstropfen für mich: Mit seinem 101 mm breiten Leisten ist der Schuh nicht so gut geeignet für schmale Füße wie die meinen. Dank des thermoverformbaren Intuition Liners – der im Übrigen auch sehr bequem ist – plus Einlegesohlen lässt sich diesem Fakt aber ein Stück weit entgegen steuern.
Auch wenn man dem Scarpa Gea RS seine Abfahrtsorientierung beim Gewicht kaum anmerkt, optisch tut man es sehr wohl. Der Skischuh wirkt nicht gerade filigran, sondern ziemlich massiv am Fuß. Die Sohlenlänge fällt im Vergleich mit vielen anderen Modellen recht lang aus, was man unbedingt im Kopf behalten sollte, wenn man den Schuh mit einem bereits gebohrten Ski einsetzen möchte. Kein Nachteil – nur ein wichtiger Hinweis. Ok, Halt. Ein bisschen nörgeln muss ich dann wohl doch noch.
Der Ein- und Ausbau des Innenschuhs zum Trocknen ist leider recht mühsam und erfordert einiges an Kraftaufwand. Vom „Wiedereinbau“ ganz zu schweigen. Geduld ist nicht meine Stärke – davon braucht es aber jede Menge, um den Innenschuh wieder ordentlich in die Schale zurückzustopfen. Ohne aufgeschürfte Fingerknöchel ist es mir bislang leider noch nicht gelungen. Aber Übung macht ja bekanntlich den Meister
+ top Abfahrtsperformance
+ hohe Torsionssteifigkeit bei geringem Gewicht
+ große Bewegungsfreiheit im Aufstieg
+ cleverer Ski-Walk-Mechanismus
+ komfortabler, thermoverformbarer Liner
+ Vibram Sohle mit sehr gutem Grip
– relativ breiter Leisten
– generell etwas klobig am Fuß
– Ein- und Ausbau des Innenschuhs recht unbequem
Die Details:
Besonderheiten: Speed-Lock-Plus-Mechanik für komplettes Lösen von Schaft und Schale; 60° Schaftrotation; 3 Schnallen + Power Strap; Wave Closure Verschluss, Scarpa Cayman Pro Sohle mit Vibram; Neigungswinkel 16° +- 2°
Bindung: Pin- und Rahmenbindung
Material: Schale und Schaft aus Grilamid; Zunge Pebax
Leistenbreite: 101 mm
Farbe: White Black Flame
Größe: 22 – 27 (mondo point)
Gewicht: 1.250 Gramm (Größe 25,5)
Preis: 559,- Euro (UVP)
Scarpa Maestrale – leichter Allrounder für Einsteiger und Genuß-Tourengeher
Der Maestrale von Scarpa ist die Neugestaltung eines Klassikers für Skitouren-Einsteiger und Genuß-Tourengeher, der in erster Linie durch viel Komfort und weniger Gewicht überzeugen soll – egal ob im Aufstieg oder bei der Abfahrt. Ursprünglich hat Scarpa die Maestrale Serie mit dem Ziel entwickelt, den leichtesten Skitourenschuh mit 4 Schnallen zu fertigen – inzwischen besteht das Konzept nur noch aus drei THOR-Magnesium-Schnallen.
Hauptmerkmal des Maestrale ist jedoch die Axial Alpine Technology, die für extreme Steifigkeit und optimale Kraftübertragung sorgen soll. Die Kombination von Schale und Schaft aus Pebax® Rnew Material und Wave Closure Schnallensystem bietet laut Scarpa zudem maximale Bewegungsfreiheit und Stabilität. Außerdem sorgt die asymmetrische T-WING Zunge für maximalen Komfort und beste Kontrolle sowie eine bessere Unterstützung bei der Abfahrt.
Der robuste und thermoverformbare Innenschuh Cross Fit Intuition Pro Flex G trägt sein Übriges dazu bei, dass der Maestrale vor allem auf dem Weg zurück ins Tal jederzeit eine optimale Performance abliefern soll. Ergänzt wird das alles noch durch einen höhenverstellbaren asymmetrischen Spoiler sowie einen breiten Power Strap, um die Füße perfekt im Skischuh zu fixieren. Der Speed Lock Plus Mechanisums erlaubt darüber hinaus die schnelle Umstellung vom Ski- in den Walk-Modus – sogar in der Bewegung. Die Schaftrotation reicht dabei bis zu 60° im entriegelten Modus beim Gehen sowie 20° nach vorne und 40° nach hinten.
Abgerundet wird das durchdachte Konzept nur noch durch die leichte Cayman Vibram® Sohle, die dank waagerecht und senkrecht angeordneter Nuten optimalen Grip auf Eis, Schnee und Fels vrspricht. Für eine optimale Performance empfiehlt Scarpa die Kombination der Skitouren-Schuhe mit 75 – 95 mm breiten Ski. Das Update des Maestrale ist zudem mit der RECCO®-Technologie ausgestattet, um die Sicherheit zusätzlich zur Standard LVS-Ausrüstung noch zu erhöhen.
Das af-Testurteil von Veit: Perfekter Skitourenschuh für Einsteiger und maximalen Komfort auf Tour
Vroni hat im Grunde genommen zum Klassiker schlechthin bereits fast alles gesagt, mit dem Unterschied, dass der Scarpa Gea RS etwas steifer, schwerer und abfahrtsorientierter ist. Der Scarpa Gea (ohne den Zusatz RS) ist das weibliche Pendant zum Scarpa Maestrale. Die Herrenversion besticht genauso wie das Damen-Modell durch maximalen Komfort und beste Passform. Als absoluter Einsteiger kann ich bewusst sagen, dass der Maestrale die wohl beste Wahl ist, um das Skifahren auf und abseits der Piste überhaupt zu lernen und dann sukszessive auszubauen.
Einmal in den thermoverformbaren Schuh geschlüpft wird deutlich, wie gemütlich das Touren-Modell doch ist. Der gesamte Fuß wird komfortabel eingefasst und sitzt bombenfest in der Schale – das ist allerdings durchaus positiv gemeint. Mithilfe der drei Schnallen kann der Schuh zudem optimal und individuell an die eigenen Anforderungen angepasst werden.
Das Ergebnis: Die aufgebrachte Kraft wird direkt auf den Ski übertragen – egal ob nun im Aufstieg oder bei der Abfahrt. Indem der Ski unmittelbar anspricht, wird ein allzu schnelles Abrutschen oder Verkanten deutlich reduziert und (Anfänger-bedingte) Fehler weitesgehend verziehen. Somit können sich Einsteiger wie ich mehr auf die Umsetzung und Erlernung einer sauberen Skitechnik konzentrieren, anstatt ständig Angst zu haben, sich bei jeder Kurve oder bei eisigen Traversen auf die Nase zu packen.
Besonders hervorzuheben ist die einfache und schnelle Umstellung zwischen Ski- und Gehmodus über den großzügigen Hebel-Mechanismus. Selbst mit Handschuhen lässt sich dieser problemlos umlegen und ein nerviges Herumfummeln gehört endlich der Vergangenheit an. Auch die Stabilität der Schale in Kombination mit dem Innenschuh fällt phänomenal aus, wobei mir persönlich der Innenschuh einen Tick zu weit hochgezogen ist. Gerade bei Skifahrern mit einer ausgeprägten Wadenmuskulatur wie ich sie besitze, kann es hier durchaus etwas eng werden.
Das gilt auch für den Leisten, der bei recht breiten Füßen für seitliche Druckstellen sorgt und alteingesessenen Splitboard-Kollegen wie mir ein weiteres Argument liefert, dann doch wieder zurück aufs Brettl zu wechseln. Nichtsdestotrotz ist der Scarpa Maestrale die perfekte Wahl für alle, die komfortabel auf Tour gehen oder endlich den Einstieg ins Skitourengehen wagen wollen.
+ hochwertig verarbeitet
+ wunderbar komfortabel im Aufstieg
+ optimale Stabilität und perfekte Kraftübertragung
+ einfacher Wechsel zwischen Geh- und Ski-Modus
– etwas zu hoch gezogener Innenschuh, der bei ausgeprägter Wadenmuskulatur einengt
– recht voluminös dimensionierter Skischuh
Die Details:
Besonderheiten: Speed Lock Plus System zur Umschaltung von ski/walk, Wave Closure Verschluss, 3 Thor Buckle Schnallen und Power Strap Lite, Scarpa Cayman Pro Sohle mit Vibram,m höhenverstellbarer asymmetrischer Spoiler, 16° +- 2° Skischuh Vorlage und 60° Schaftrotation
Bindung: TLT-System und Rahmenbindung
Material: Grilamid® Schale und Zunge aus Pebax® RNew
Leistenbreite (Last): 101 mm
Farbe: Mango / Black
Größe: 25.5 – 32 (mondo point)
Gewicht: 1440 g (Gr. 27 ½) bzw. 1250 g (Gr. 25 ½)
Preis: 559,- Euro (UVP)
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