Testbericht – Ternua Spituk Downjacket: Stylisches Wärmewunder für Mädels aus recycelter Daune

von | 28. Februar 2016 | Bergsteigen, Klettern, Skitour, Testberichte

Am Thema Nachhaltigkeit führt in der Outdoorbranche seit langer Zeit kein Weg mehr vorbei. Während die meisten Frischluftfreunde hierzulande wahrscheinlich als erstes an die großen Player wie Patagonia oder Vaude denken dürften, hat sich im Süden Europas schon längst eine andere Outdoormarke den Ruf gesichert, Vorreiter in punkto nachhaltiges Denken und Handeln zu sein. Die Rede ist vom baskischen Familienunternehmen Ternua. Bei deutschen Bergsportlern derzeit noch eher als Geheimtipp gehandelt, gilt Ternua in Spanien schon längst als einer der führenden Hersteller für Bergsport- und Outdoorbekleidung. Die Firma wurde 1994 von Eduardo Uribesalgo gegründet, der bis heute als Innovation Director in der Geschäftsführung tätig ist und sich seit 2015 als Vorstandsmitglied der EOCA (European Outdoor Conservation Association) engagiert. Der Name Ternua soll dabei an die legendären baskischen Walfänger erinnern, die bis nach Neufundland (baskisch: Ternua) segelten, um dort zu fischen. Sie galten als unerschrocken und mutig, lebten im Einklang mit der Natur und gingen respektvoll mit anderen Kulturen um. Als Hommage an sie ist die Walflosse Teil des Logo und findet sich in Form von geschwungenen Linien und Nähten auch in abstrahierter Form in den Designs wieder.
Recyceln statt Rupfen: Nachhaltigkeit mal anders
Bei allen Prozessen– vom Design hin zur Fertigung – soll der Einfluss auf Natur und Umwelt so gering wie möglich gehalten werden. So verwendet das Unternehmen seit 2009 überwiegend Textilien mit bluesign®- Zertifizierung. Darüber hinaus werden rund 70% der Produkte aus recycelten oder wiederverwertbaren organischen und funktionellen Rohstoffen hergestellt. Als erster Outdoorbekleidungshersteller setzt Ternua bei seinen Daunenjacken ausschließlich auf wiederaufbereitete Daunen – Recyceln statt Rupfen lautet die Devise. Wir wollten herausfinden, ob die „Recyclingdaunen“ aber nicht nur für ein gutes Gewissen sorgen, sondern auch funktional überzeugen können. Und so ging die Spituk Daunenjacke für Mädels mit uns auf große und kleine Wanderschaft durch Eis und Schnee.

Ternua Spituk – Recyclingdaune im Einsatz gegen Frostbeulen

Die technische Kapuzenjacke Spituk aus der Ternua Trekking Linie ist mit 140 Gramm recycelter Neokdun® Gänsedaune gefüttert, welche eine Bauschkraft von 800 cuin besitzt. Die Daunen stammen aus Füllungen von Bekleidung oder Betttextilien, die am Ende ihres Gebrauchszyklus angelangt sind. Da Federn und Daunen aber üblicherweise eine deutlich längere Haltbarkeit haben als die entsprechenden Produkte, die mit ihnen befüllt sind, bekommen sie bei Ternua nach einem aufwändigen Aufbereitungsprozess eine zweite Chance. Zunächst werden die Daunen von den textilen Anteilen getrennt, ehe sie den vorgeschriebenen Reinigungsprozess durchlaufen. Dabei kommt ausschließlich umweltfreundliche Seife zum Einsatz, wohingegen auf schädliche Chemikalien vollständig verzichtet wird. Am Ende der Aufbereitung werden die Daunen dann entsprechend ihrer Qualität klassifiziert, um anschließend erneut verarbeitet zu werden. Übrigens: Wie wir auf der ISPO 2016 erfahren haben, werden ab der kommenden Wintersaison auch imprägnierte Neokdun® Daunen verwendet.
Hohe Wärmeleistung, reduzierte Features und geringes Gewicht
Bei der Spituk Kapuzenjacke wird auf hochwertigste Daunen mit sehr hoher Fillpower gesetzt, welche über das beste Wärme-Gewichts-Verhältnis verfügen. Konzipiert ist das Jacket als zweite Lage unter einer Hardshell, kann bei trockenem und kaltem Wetter aber auch als erste Schicht getragen werden. Denn die Außenschicht ist wasserabweisend, aber eben nicht wasserdicht und die Daune selbst (noch) nicht imprägniert. Auch wenn die Spituk selbst nur 335 Gramm auf die Waage bringt, so verspricht sie die Trägerin dank ihrer hohen Wärmeleistung doch zuverlässig vor Kälte zu schützen. Der Schnitt ist figurbetont und die Jacke insgesamt eher schlicht gehalten. Elastische Manschetten an den Ärmeln und ein verstellbarer Gummizug am Bund der Jacke sollen dafür sorgen, dass die Wärme nicht verloren geht. Zu den weiteren Features zählen zwei seitliche Einschubtaschen mit Reißverschluss sowie die eng anliegende Kapuze. Laut Hersteller lässt dich die Daunenjacke sehr klein komprimieren und im dafür vorgesehenen Packbeutel wunderbar mit auf Tour nehmen.

Das aF-Testurteil: Schick, mollig warm und nachhaltig – der perfekte (Daunen-)Dreiklang für den Winter

Ternua? Noch nie gehört! Bis vor rund 1,5 Jahren war auch uns die Marke mit der Walflosse kein Begriff. Doch nachdem wir uns im letzten Winter von den Qualitäten des Uigur Longsleeves überzeugen durften, hatten die Spanier mit ihrer Kombination aus Nachhaltigkeit, stylischer Optik und hoher Funktionalität definitiv unser Interesse geweckt. Auch bei der Spituk Daunenjacke sollten wir dahingehen nicht enttäuscht werden. Die Idee, Daunen zu recyceln anstatt diesen hochwertigen Rohstoff einfach auf den Müll zu werfen, war eigentlich schon längst überfällig. Führt man sich den umfangreichen Aufbereitungsprozess und seine vielen Schritte etwas näher vor Augen, dann wird jedoch schnell klar, dass das Konzept vielleicht einfach und logisch klingt, aber auch mit sehr viel Aufwand und Arbeit verbunden ist. In der Summe ist der Prozess dennoch umweltschonender als die Verarbeitung frisch gerupfter Daune, denn es werden weniger Reinigungsschritte benötigt, da die tierischen Bestandteile bereits für den ersten „Einsatz“ in Betten, Kissen und Co. entfernt wurden. Auch wenn sich auf diese Weise natürlich nicht nachvollziehen lässt, ob die Daune ursprünglich ethisch einwandfrei gewonnen wurde, so finden wir den Weg von Ternua dennoch absolut begrüßenswert.
Überzeugende Funktionalitäten und stylische Optik
Die Spituk konnte uns aber nicht nur durch ihren Nachhaltigkeitsaspekt begeistern. Auch bei der Wärmeleistung und der Optik blieben fast keine Wünsche offen. So schützt die hochwertige Daunenfüllung selbst bei eisigen Temperaturen zuverlässig vor dem Auskühlen. Dank des figurbetonten Schnitts, der schlanken Passform und der reduzierten Features eignet sich die Daunenjacke hervorragend als zweite Schicht. Die Kapuze ist dabei angenehm enganliegend geschnitten und wunderbar warm gefüttert. Trotz der hohen Bauschkraft der Füllung wirkt die Daunenjacke nicht zu aufgeplustert. Die Spituk kann daher auch im Alltag problemlos getragen werden, ohne dass man gefragt wird, wann die nächste Expedition ins Haus steht. An dieser Stelle sei jedoch darauf hingewiesen, dass die Jacke wirklich sehr klein ausfällt. Der Testperson mit einer Größe von 1,71 Metern und sportlicher Figur war die Größe M gerade noch so ausreichend. Ein paar Zentimeter mehr an den Ärmeln und bei der Gesamtlänge hätten aber nicht geschadet. Besonders Mädels mit eher „nordischem“ Körperbau würden wir unserer Erfahrung nach dazu raten, die Jacke doch eine Nummer größer zu wählen.
Last but not least möchten wir noch ein paar Worte zum Design der Daunenjacke verlieren. Auch wenn wir Lila, Pink, Rosa, Aubergine und wie die „typischen Mädchen-Outdoor-Farben“ auch alle heißen mögen, eigentlich langsam nicht mehr sehen können: Die Spituk gilt hier definitiv als Ausnahme! Die Kombination aus kräftigem Violet mit auffällig grünen Akzenten sorgt für einen ganz eigenen Look, der einfach frisch wirkt und gute Laune macht. Daumen hoch für das gelungene Design mit absolutem Wiedererkennungswert.

Die Vor- und Nachteile im Überblick:

+ Tolle Wärmeleistung
+ Nachhaltig dank ausschließlich recycelter Daune
+ Körperbetonter Schnitt
+ schicke Optik mit farblichen Akzenten
+ hoher Tragekomfort
+ sehr gutes Preis- Leistungsverhältnis
– fällt sehr klein aus

Die Details:

Besonderheiten: zwei seitliche Einschubtaschen, elastische Manschetten, klein komprimierbar im mitgelieferten Packbeutel
Material: Außenschicht: wasserabweisendes 100% Nylon 15D, PFOA/PFOS frei; Füllung: 140g Neokdun® Gänsedaune mit 800 cuin Bauschkraft; Innenfutter: 100% Nylon 20D
Farben: Violett, Pistazie
Größe: XS – XL
Gewicht: 335 Gramm
Preis: 230,00 Euro (UVP)
 
 

Vroni

…die dauerlaufende Perfektionistin unter den Frischluftmädels tut das, was sie am besten kann – kommunizieren. Sie liebt: farbenfrohe Outdoor-Klamotten, Fernreisen und gutes Essen. Ihre freie Zeit verbringt Sie am liebsten in luftigen Höhen.