Ganze 2 1/2 Stunden dauert die Fahrt mit dem Auto von München aus, um „Österreichs grünes Herz“ zu erreichen – die Steiermark. Vorbei an Salzburg, weiter in Richtung Bischofshofen und dann noch ein paar Höhenmeter nach oben und schon steht man vor ihm, dem höchsten Gipfel der Region. Bis auf 2.996m erhebt sich der Dachstein oberhalb von Schladming und zu dessen Füßen sich die beschauliche Gemeinde Ramsau ausbreitet. Gerade einmal 2.766 Seelen leben hier, bis im Winter die einzelnen Örtchen förmlich aus allen Nähten platzen und die Zahl der Bewohner zeitweise auf knapp 10.000 ansteigt. Doch noch liegt kein Schnee und noch ist die Zahl der Gäste überschaubar. Ende November eigentlich normal und eigentlich sollte trotzdem längst Schnee liegen. Eigentlich. Doch die ersten Vorboten des Winters in Form von zwei Meter Neuschnee haben sich längst wieder auf den Gletscher zurückgezogen, dessen bis zu 50 Meter tiefe Gletscherspalten genauso Teil eines der größten Skigebiete Europas sind, wie auch die schier unendlichen Abfahrten hinunter ins Tal.
„Quelle der Kraft“ und beliebtes Freeride- und Skitouren-Eldorado
So heißt es statt Ski amadé momentan leider noch eher Ski adé für jene, die auch in den Niederungen auf Schnee gehofft haben und bereits in der Vorsaison ein paar Schwünge in den frischen Powder setzen wollten. Dafür lockt die „Quelle der Kraft“, wie sich Ramsau am Dachstein selbst gern bezeichnet, aber umso mehr mit der berühmten Ruhe vor dem großen Sturm. Das beschauliche Fleckchen Erde scheint förmlich Luft zu holen für das, was da wohl noch kommen mag. Gewappnet ist die Region allemal und hat auch in diesem Jahr einiges für seine zahlreichen Gäste zu bieten – von 200km Loipe über 760km Skipiste im Ski Amadé Verbund bis hin zu 70 km Winterwanderwege und viele weitere Angebote für Groß und Klein. Ganz neu dabei ist in diesem Winter der erste „Tiefschnee-Pass“, der für mehr Sicherheit und noch mehr Spaß abseits der Piste sorgen soll. Ein Novum, denn für gewöhnlich versuchen Skigebiete die Wintersportler doch eher davon abzuhalten, die gesicherten Abfahrtswege zu verlassen.
Mehr Sicherheit bei Ausflügen abseits gesicherter Skipisten
Mit dem neuen Tiefschneepass will die Skiregion Ramsau auch den Einsteigern im Bereich Freeriding und Skitourengehen die Möglichkeit geben, ein paar Spuren im frischen Pulverschnee zu hinterlassen und abseits der befestigten Piste dahinzugleiten. Denn Skitourengehen wird immer beliebter und immer mehr Wintersportler entdecken die anspruchsvolle Aktivität für sich. „Früher hat man immer gsagt, des nur die Leit in die Berg zum Skitourengehen ganga san, die für den Strand zu schiach waren“ kommentiert Elias Walser, Geschäftsführer des Tourismusverbands Ramsau am Dachstein, die Entwicklung zum Trendsport mit einem gewissen Schmunzeln auf den Lippen. Klar, dass Ramsau als Skitouren-Eldorado in diesem Bereich eine Vorreiterrolle spielen will. Aber auch Tiefschneerouten wie das „Edelgrieß“ gelten in Insiderkreisen als die schönste Freeride-Abfahrten der Alpen. Doch in erster Linie soll das neue Angebot für mehr Sicherheit sorgen und weniger zu waghalsigen Abenteuern verleiten, da die Gefahren bei einem Ausflug in ungesichertes Gelände nicht zu unterschätzen sind.
Erster „Tiefschnee-Pass“ für noch mehr Tiefschnee-Spaß
Damit die Wintersportler die oft schwer erkennbaren Gefahren überhaupt identifizieren können, braucht es das nötige Basiswissen. So vermitteln ausgebildete Berg- und Skiführer aus der Region in den wöchentlich durchgeführten 1-Tages-Kursen, worauf es beim Freeriden und Tourengehen wirklich ankommt. Wer jedoch eine umfassende Einführung erwartet, ist hier fehl am Platz und sollte lieber gleich einen professionellen Freeridekurs besuchen. Der „Tiefschnee-Pass“ soll vielmehr als lehr- und erlebnisreicher Einführungskurs verstanden werden, um mögliche Gefahren in Zukunft zu minimieren. So stehen für die sechs bis sieben Kursteilnehmer neben Materialkunde, der korrekten Verwendung von LVS-Geräten, Wetter- und Schneekunde auch das Schneeprofillesen sowie Technikansätze auf dem Programm. Den Abschluss bildet je nach Können eine leichte Abfahrt ins Tal oder die erste Variantenabfahrt neben der gesicherten Piste. Das Ticket für die Adlerlifte sowie die Möglichkeit, eine entsprechende Sicherheitsausrüstung (LVS-Gerät, Lawinenschaufel, Sonde) und Tourenski mitsamt Skischuhen kostenlos auszuleihen, sind dabei im Preis von gerade einmal 69,- Euro inklusive.
Infos und Lehrinhalte des Einsteigerkurses „Tiefschnee-Pass“:
Die Einsteigerkurse für Jugendliche (ab 14 Jahren) und Erwachsene werden von 09.12.2014 bis Ende März 2015 angeboten und finden jeden Dienstag mit den Bergführern Ramsau sowie jeden Mittwoch mit der Skischule Ramsau statt. Der Einsteigerkurs „Tiefschnee-Pass“ zum Preis von 69,- Euro versteht sich dabei inkl. Leihausrüstung von FISCHER & PIEPS. Anmeldung im Tourismusverband Ramsau am Dachstein entweder telefonisch unter +43 3687 81833 oder direkt über die Website.
- Materialkunde (Skier, Felle, LVS-Geräte, Rucksäcke uvm.)
- Richtige Handhabung der Ausrüstung und Materialcheck
- Korrekte Verwendung von LVS-Geräten
- Wetter- und Schneekunde
- Lesen von Schneeprofilen und Einschätzen der Lawinengefahr
- Persönliche Tipps des Berg-und Skiführers
- Verhalten im Gelände
- Technikansätze
- Richtiges Verhalten, wenn etwas passiert ist.
Weiterführende Links: Reisebericht von Julia Großmann auf Geo.de, Erfahrungsbericht von Marisa Huber auf aufundab.eu