Für die eindrucksvolle Ski-Durchquerung von Kasern in Südtirol bis nach Kals in Osttirol benötigen „normale Tourengeher“ üblicherweise sechs Tage. Dabei werden mit dem Großvenediger (3.657 m) und dem Großglockner (3.798 m) zwei der schönsten und höchsten Gipfel der Ostalpen gemeistert. Am Ende stehen bei der Hochtirol ganze sechs 3.000er auf der Liste. Ein anspruchsvolles Abenteuer, dem sich auch Philipp Reiter und Francois D’haene gestellt haben. Allerdings benötigten die beiden passionierten Trailrunner und Skibergsteiger für die Gesamtstrecke von rund 90 Kilometern und mehr als 9.200 Höhenmetern lediglich 27 Stunden und 21 Minuten – absolute Rekordzeit.
Hoch-Tirol – die „Haute-Route Österreichs“
So viel steht fest: Die „Hoch-Tirol“ braucht sich vor dem Skitourenklassiker in den Französisch-Schweizer Alpen definitiv nicht zu verstecken. Bietet sie doch einen idealen Playground für den gebürtigen Münchner und Wahl-Bad Reichenhaller Philipp Reiter und seinen französischen Mitstreiter François D’Haene, der sich vor allem als Ultramarathon-Läufer einen Namen gemacht hat. Auf die Skidurchquerung in den Ostalpen war Reiter bereits bei seinem Projekt „Der lange Weg“ von Wien nach Nizza aufmerksam geworden, bei dem er gemeinsam mit einer kleinen Gruppe an Skibergsteigern einzelne Teilstücke absolviert hatte. Schnell war die Idee geboren, die anspruchsvolle Gesamtstrecke in einem Zug anzugehen.
Unter widrigen Bedingungen erreichten die beiden Bergsportler nach knapp 3,5 Stunden ihr erstes Zwischenziel, die Essener Rostocker Hütte. Anschließend ging es weiter über den Großen Geiger. Dann folgte die Abfahrt zur Johanneshütte, um dann wieder fast 2.000 Höhenmeter zum Großvenediger aufzusteigen, dem vierthöchsten Berg Österreichs. Diesen erreichten die Speedbergsteiger erst nach Einbruch der Dunkelheit, wurden aber mit einer sternenklaren Nacht belohnt. Nach einer Abfahrt mit über 2.000 Höhenmetern hinunter zum Matreier Taunerhaus ging es auf direktem Weg weiter in Richtung Großglockner, dem höchsten Gipfel Österreichs. Anders als in der originalen Route, die auf einen Transport mit Bus oder Taxi angewiesen ist, führte die Route hinein ins Ödenwinkelkees, rund um den Johannisberg und über die Romariswandköpfe – eine Gratkletterei im UIAA III/IV Schwierigkeitsgrad.
Beim finalen Aufstieg von der Adlersruhe aus betrug die Gehzeit bereits knapp 27 Stunden. Schon seit der Rudolfshütte hatte Philipp Reiter mit Magenproblemen zu kämpfen und spürte deutlich die Strapazen dieses Mammutprojekts. Kein Grund, abzubrechen. Unterstützt von einem Team und zahlreichen Freunden, welche die beiden Ausdauersportler während des gesamten Trips immer wieder begleiteten, war dann am Dienstag, den 26. Februar, um 12:41 Uhr das Ziel erreicht.
Quelle: Suunto