Wer auf der Brennerautobahn von Innsbruck aus gen Süden düst, der passiert mehr oder weniger unbemerkt das Wipptal. Spätestens an jener Stelle, wo die Steinacher Bergbahn unterhalb der Fahrbahn hindurchgondelt, befindet man sich quasi schon mittendrin. Weitaus attraktiver sind natürlich die tief eingeschnittenen Seitentäler wie das Stubaier Tal ganz am Anfang oder das ebenfalls westlich abzweigende Gschnitztal.
Allen gleich ist die unfassbar beeindruckende Landschaft und die rassigen Berge der Stubaier Alpen. Zu den besonders markanten Zielen zählen der Gipfel des Habicht (3.277 m) sowie der Gschnitzer Tribulaun, der mit seinen rund 2.946 Metern eine natürliche Grenze zwischen Österreich und Italien bildet. Weitere Infos und Tipps rund um die Urlaubsregion gibt’s beim Tourismusverband Wipptal.
Zu dessen Füßen befinden sich gleich zwei Schutzhütten, in denen Bergsportler sowohl auf Tiroler als auch auf Südtiroler Seite (Pflerscher Tribulaunhütte) einkehren und übernachten können. Hüben wie drüben ist die Berglandschaft noch nahezu unberührt, was auch daran liegen mag, dass sich die Region rund um die Bergsteigerdörfer Gschnitz und Trins dem nachhaltigen Tourismus verschrieben hat.
Gerade hier bieten sich zahlreiche Möglichkeiten, um unzählige „Fast-Dreitausender“ zu besteigen oder anspruchsvolle Rundtouren anzugehen. Eine davon führt vom Talort Gschnitz (1.242 m) über die Tribulaunhütte (2.064 m) hinauf zum Gipfel der Garklerin (2.470), bei der Frischluftfreunde voll und ganz auf Ihre Kosten kommen.
Los geht’s direkt am „Wanderparkplatz Feuerstein“ in Gschnitz, von wo aus es zunächst am Sandeswasserfalls im Mühlendorf vorbei langsam nach oben geht. Wer hier jedoch einen direkten Blick aus luftiger Höhe auf das spektakuläre Naturschauspiel werfen will, muss Eintritt zahlen. Sonst bleibt nur ein seitlicher Augenwink beim Passieren. Langsam führt der gut markierte Wanderweg durch immergrüne Kiefernwälder bis wir nach knapp einer Stunde allmählich in ein mit Latschenkiefern durchsetztes, gerölliges Terrain gelangen.
Hier eröffnet sich zum ersten Mal ein Blick auf die beiden Tribulaun Gipfel – denn neben dem Gschnitzer Tribulaun ragt auch der Pflerscher Tribulaun mit 3.097 m in den Himmel. Wer sich gen Norden umdreht, kann zudem den markanten Gipfel des Habichts genauer ins Auge fassen, bevor es dann stetig ansteigend und über serpetinartige Pfade immer weiter nach oben geht.
Nach rund 2 bis 2 1/2 Stunden ist das Tagesziel erreicht. Zumindest für jene, die lieber in Etappen das Naturschauspiel genießen wollen. Aber auch im Rahmen einer anspruchsvollen Tagestour ist die Gschnitzer Tribulaunhütte ein Besuch wert, gibt es in der Schutzhütte der Innsbrucker Naturfreunde doch eine willkommene Stärkung.
Wer dort übernachtet, muss sich den Schlafplatz lediglich mit 31 anderen Gästen teilen. Dadurch bleibt man mehr oder weniger unter sich und kann die Ruhe der umliegenden Berge in vollen Zügen genießen. Seit 1922 steht die Schutzhütte nun schon dort – musste aber nach mehreren Lawinenabgängen bereits mehrfach neu aufgebaut werden.
Ein Zeitzeuge dieser bewegenden Geschichte ist ein über 60 Jahre altes Gefährt des österreichischen Bundesheers, das noch bis heute die Pächter mit dringend benötigten Dingen aus dem Tal versorgt. Seit 2012 ist Verena Salchner hier die gute Seele, die damit die jahrelange Arbeit ihrer Eltern in zweiter Generation fortführt. Dementsprechend viele Geschichten weiß die Pächterfamilie auch zu berichten und hat nahezu für alle Fragen zu den verschiedenen Wanderzielen eine Antwort parat.
Nach erfolgreicher Stärkung bzw. Übernachtung geht’s anschließend weiter über den Weg Nr. 63 in Richtung Pflerscher Scharte, bevor der Pfad nach etwas mehr als einer halben Stunden rechter Hand hin zum Gipfel der Gargglerin abzweigt. Stetig weiter anstiegend, geht es über Schuttreisen und plattiges Geröll bis hinauf zum Wandfuss des schroffen Gipfelaufbaus.
Hier können wir uns nun entscheiden, ob es nach einer guten Stunde direkt hinunter nach Gschnitz oder über leicht ausgesetzte Pfade hinauf zum Gipfel der Gargglerin gehen soll. Zwar wird der Weg hier definitiv anspruchsvoller, aber den traumhaften Rundblick über die Stubaier Alpen von dort aus, sollte man sich definitiv nicht entgehen lassen.
Erhöhte Aufmerksamkeit ist beim Abstieg geboten! Nicht nur im oberen Teil des Gipfelaufbaus, sondern auch auf den schmalen Pfaden hinunter ins Gschnitztal. Gerade bei Regen oder klammen Bedingungen kann das Gras recht rutschig und der über Hochalmwiesen führende Weg mitunter schlammig werden. Noch anspruchsvoller wird es im Frühjahr, wenn Altschneefelder für erhöhtes Gefahrenpotenzial sorgen.
Das gilt auch für den in schier unendlich scheinenden Serpentinen ins Tal führende Pfad, wo Wurzelwerk und Platten für so manches Hindernis sorgen. Aber auch das ist nach rund zwei Stunden geschafft, bis wir die Talsohle erreichen. Anschließend geht’s auf gleichbleibender Höhe zurück zum Einstieg unserer Tour, um nach insgesamt sieben bis acht Stunden reine Gehzeit (!) zum Wanderparkplatz in Gschnitz zu gelangen.
Kaipara Green Trails – nachhaltige Touren mit „grünen“ Zielen
Diese Rundtour ist Teil der Kaipara Green Trails. Dabei handelt es um speziell ausgewählte Wanderungen und Bergtouren, die zu besonders nachhaltig geführten Hütten sowie durch Regionen und Ziele bevorzugt mit Bergsteigerdörfern führen, die ganz bewusst abseits vom Massentourismus auf eine sanfte Erschließung setzen.
“Grüne Wege”, die bei jedem Schritt durch Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein geprägt sind. Werte, für die auch die Outdoormarke Kaipara steht – eine deutsche Marke mit neuseeländischem Namen, die hochwertige Produkte aus reiner Merinowolle fertigt – vom federleichten T-Shirt bis hin zur Softshelljacke. Einen Testbericht zu ausgewählten Merinoteilen aus dem Sortiment von Kaipara findet ihr unter dem Link. Weitere „Kaipara Green Trails“ findet ihr auf Gipfelfieber.com
Die wichtigsten Infos zur Bergtour:
Anfahrt: ca. 1 Std. von Innsbruck über die A13 in Richtung Brenner, dann ab Steinach über die Landstraße L10 in Richtung Trins bzw. bis zum Talschluss bei Gschnitz
Startpunkt: Wanderparkplatz Feuerstein in Gschnitz
Niedrigster Punkt: Wanderparkplatz (ca. 1.281 Hm)
Höchster Punkt: Garklerin (2.470 m)
Einkehrmöglichkeit: Gschnitzer Tribulaunhütte (2.064 hm)
Aufstieg: zur Tribulaunhütte (ca. 2,5 bis 3 Std.) / Aufstieg von der Schutzhütte zum Gipfel (ca. 1,5 bis 2 Std.)
Abstieg: über Weg 63 (ca. 2 bis 2,5 Std.)
Höhenmeter / Wegstrecke gesamt: rund 1200 Hm / ca. 18 km
Reine Gehzeit: ca. 7 bis 8 Stunden (ohne Pausen)
Anspruch: mittelschwere Bergtour mit teils steilen, schlammigen Pfaden und kurzen ausgesetzten Passagen am Gipfelaufbau, sonst überwiegend breite Wanderwege
Voraussetzungen: festes Schuhwerk, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit, ausreichend Flüssigkeit, Proviant, ggbfs. Hüttenschlafsack + Impfnachweis
Kartenmaterial: kompass Wanderkarten, Band 83, Stubaier Alpen