Ziele – Matterhorn: Heliskiing-Tourismus bedroht nationales Schutzgebiet am Matterhorn

von | 17. Juni 2013 | Allgemein

Im März 2013 tauchte in der Schweiz ein nationales Gutachten auf, das aktuell für viel Furore und teils blankes Entsetzen in der alpinen Bergsteiger- und Skifahrerszene sorgt. Darin kritisierte die Eidgenössische Natur- und Heimatschutzkommission (ENHK), dass der Gebirgslandeplatz Monte Rosa die Schutzziele des BLN-Gebietes gravierend beeinträchtige und Heliskiing als nicht kompatibel mit einem nationalen Schutzgebiet rund um das Matterhorn erachtet werde. Daher werde empfohlen, den Landeplatz aufzugeben bzw. nur noch für rund 50 Landungen pro Jahr zum Zwecke von Ausbildungsflügen zu nutzen. Doch anstatt auf den kommerziellen Ausbau des Heliskiing-Tourismus tatsächlich zu verzichten, überprüft die Gemeinde Zermatt aktuell gar eine mögliche Aufhebung des Schutzgebiets an dieser Stelle. Das Schlimme daran: das Vorhaben wird seitens des Schweizer Kantons Wallis sogar noch unterstützt. So forderte die CVP Oberwallis den Walliser Staatsrat nun jüngst in einer Motion dazu auf, sich für die Gebirgslandeplätze und das Heliskiing einzusetzen und die Gemeinde Zermatt beim Erhalt des Gebirgslandeplatzes aktiv zu unterstützen. Die Resolution wurde in der Folge mit sage und schreibe 91 zu 17 Stimmen bei 4 Enthaltungen angenommen – was bedeuten würde, dass das Parlament den Staatsrat des Kantons Wallis nun damit beauftragt, beim Bundesrat die Entlassung des Gebietes aus dem Inventar der Landschaften und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung (BLN) zu beantragen.
 

HeliSkiing-Tourismus vs. nationale Schutzgebiete

Im Zuge der hitzigen Diskussion wurde immer wieder die grosse Bedeutung das Heliskiing für die Region betont. Mit Blick auf die tatsächlichen Zahlen wird laut der Alpenbewegung Mountain Wilderness Schweiz schnell deutlich, dass Heliskiing tatsächlich nur von einem sehr kleinen Teil der Gäste in Anspruch genommen wird. Schließlich üben diese Form des „Extremsports“ zumeist nur versierte Skifahrer und Tiefschneefans aus. So fällt denn auch der auf das Heliskiing zurückzuführende Gesamtumsatz mit ca. 1% mehr als dürftig aus. Aus kantonaler Sicht sei es sogar vollkommen bedeutungslos, generiert es doch gemäss einem offiziellen Interessensnachweis des Kantons nur einen Tausendstel der gesamttouristischen Wertschöpfung [1]. Von absolut zentraler Bedeutung ist hingegen die Gebirgslandschaft – sie stellt das grösste und wichtigste Potenzial dar und begründet den internationalen Ruf der Gemeinde. Demnach braucht das Matterhorn keine Lärmkulisse, da sonst der Tourismus an dem Ast sägen würde, auf dem er sitzt. So ist zu vermuten, dass in erster Linie wirtschaftliche Interessen die Treiber dafür sind, den Gebirgslandeplatz Monte Rosa zu erhalten. Dem gegenüber stehen nationale – ja wahrscheinlich sogar internationale – Interessen, um eine weltweit einzigartige Gebirgslandschaft zu schützen. Eine Aufgabe, die eigentlich im Verantwortungsbereich des Kantons Wallis liegen sollte.
 

Widerstand regt sich gegen kommerzielle Interessen

Entscheidungen auf staatlicher Ebene verschaffen sich selbst nur recht selten Gehör oder werden nur von einem kleinen Teil der Öffentlichkeit wahrgenommen – wenn überhaupt. Doch nach Bekanntwerden des Gutachtens und der Überlegungen der Gemeinde Zermatt formiert sich inzwischen Widerstand gegen den Ausverkauf der Gebirgswelt. So sammelt bspw. die Alpenbewegung „mountain wilderness Schweiz“ gemeinsam mit anderen Umweltorganisationen mit ihrer Petition unter: www.matterhornforsale.com aktuell Unterschriften, um gegen die Aufhebung des Schutzgebiets vorzugehen. Die Initiative ist somit Teil eines Engagements, das sich für den Schutz der letzten intakten Gebirgsräume in den Alpen sowie für einen naturverträglichen und respektvollen Bergsport einsetzt. Immer mit dem Ziel, die zunehmende Kommerzialisierung der Bergwelt zu stoppen oder sie zumindest zu entschleunigen.
 
Quellen:
[1] www.vs.ch
[2] www.matterhornforsale.com
[3] www.mountainwilderness.ch