Ziele – Nationalpark Bayerischer Wald: Internationaler Tag zur Erhaltung der Artenvielfalt

von | 16. Mai 2019 | Destinationen, Ziele

In Deutschland existieren etwa 70.000 verschiedene Tiere, Pflanzen und Mikroorganismen – doch gut zehn Prozent davon gelten bereits als gefährdet oder sind sogar vom Aussterben bedroht. Tendenz steigend. Der Klimawandel, die stetig voranschreitende Zersiedlung sowie die Intensivierung der Landwirtschaft vernichten die Lebensräume vieler Organismen. Daher trägt der Bayerische Wald zum Schutz und Erhalt der Artenvielfalt bei, gilt dieser doch als der erste und damit älteste Nationalpark in Deutschland und feiert 2020 sein 50-jähriges Jubiläum.

Bedrohte Tier- und Pflanzenarten im Nationalpark Bayerischer Wald

Das Motto „Natur Natur sein lassen“ wird hier noch in Form von Wäldern, Mooren und ehemals bewirtschafteten Waldweiden authentisch gelebt, wobei die natürliche Dynamik bedrohten Pflanzen und Tieren einen vielleicht letzten Schutzraum und Rückzugsort bietet, an dem diese sich wieder ansiedeln können. Wir stellen einige der bedrohten Exemplare kurz vor. Mehr Infos zum Nationalpark Bayerischer Wald gibt’s unter: www.bayerischer-wald.de

Luchs – die größte Raubkatze Europas

Der Luchs findet im Bayerischen Wald optimale Bedingungen, denn der Nationalpark bietet der Raubkatze große Wald-Streifgebiete mit genügend Beutetierangebot. Die heutige Population des bis zu 25 Kilogramm schweren Einzelgängers basiert auf einem Wiederansiedlungsprojekt der 80er Jahre im tschechischen Teil des Böhmerwaldes. Um die Gebiete für den Luchs besonders attraktiv zu gestalten, wurde zum Beispiel die menschliche Jagd auf Rehe im Nationalpark flächendeckend eingestellt.

Auf die Jagd geht die Wildkatze als Ansitz- und Pirschjäger, der den „Überraschungsmoment“ nutzt. Er greift nie zweimal hintereinander am selben Ort an, um zu verhindern, dass die Beute auf seine Anwesenheit durch erhöhte Alarmbereitschaft reagieren kann. Daher sind große, ungestörte Jagdgebiete für den Luchs besonders wichtig. 

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© Rainer Simonis

Auerhuhn – der größte flugfähige Waldvogel Europas

Das Auerhuhn gilt als „Leitart” für den Artenschutz im Waldgebirge des bayerischen Nationalparks. Denn der Schutz des Auerhuhns erfasst zugleich auch die typischen Pilze, Pflanzen und Tiere, die denselben Lebensraum nutzen. Der etwa gänsegroße „Urhahn“ zählt zur ursprünglichen Tierwelt des Böhmerwald-Massivs. Auf der „Roten Liste“ der gefährdeten Tiere Bayerns und Deutschlands musste er inzwischen in die „Liste der vom Aussterben bedrohten Tiere˝ mit eingereiht werden. Zum Schutz und Erhalt des größten flugfähigen Waldvogels Europas wurden im Nationalpark sowie den angrenzenden Lebensräumen am Arber und Dreisessel extra Schutzzonen ausgewiesen, auf denen Wanderer die markierten Wege nicht verlassen dürfen.

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© Rainer Simonis

Habichtskauz – Europas zweitgrößte Eule

Der Habichtskauz ist das bislang erfolgreichste Auswilderungsprojekt des Nationalparks Bayerischer Wald. Begonnen wurde mit dem Auswilderungsprojekt in den 70er Jahren. Der Habichtskauz brütet natürlicherweise in großen, abgebrochenen Totholzstümpfen und hat hohe Ansprüche an seine Nistplätze, deshalb stellten sich erste kleine Erfolge nur mit Hilfe von künstlichen Nistkästen ein. Die erste Freilandbrut wurde allerdings erst 2007 im Nationalpark beobachtet. Grund dafür: Durch die Philosophie „Natur Natur sein lassen“, sind mittlerweile wieder vermehrt geeignete Totholzstümpfe vorhanden.

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© Rainer Simonis

Zitronengelbe Tramete – ein echter Urwaldpilz

Die Zitronengelbe Tramete zählt zur Gattung der Baumpilze. Voraussetzung für die Verbreitung des hellgelben Pilzes sind Wälder mit einem sehr hohen Totholz-Anteil, denn nur dort findet der Pilz den nötigen Lebensraum. Lange Zeit war diese extrem seltene Art deutschlandweit nur im Nationalpark Bayerischer Wald zu finden. Im Bayerwald ist inzwischen dank des großflächigen Prozessschutzes wieder eine Ausbreitung zu beobachten. 

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© Heinrich Holzer

Sonnentau – die fleischfressenden Pflanze

Beim Sonnentau stehen auch Insekten auf dem Speiseplan. Die rötlich schimmernde Pflanze ist ein wahrer Überlebenskünstler, der sich an die extremen Standortbedingungen in Mooren und Heiden angepasst hat. Wachsen kann die Pflanze allerdings nur auf dem Boden von intakten Torfmoosteppichen, allerdings wurden diese in Deutschland großflächig zerstört. Im Nationalpark Bayerischer Wald hingegen gibt es größere intakte Moorflächen wie zum Beispiel die Hochmoore Zwieselter Filz und Latschenfilz, dort kann die Pflanze nun ungestört kleine Insekten mit Hilfe von Klebefäden fangen.

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© Gregor Wolf

Quelle: Tourismusverband Ostbayern