Bergsteigerliteratur ist meistens geprägt durch heroische Gipfelsiege, größtmögliche alpine Meilensteine und den stetigen Kampf gegen Wind und Wetter in Regionen, wo der Mensch eigentlich nicht wirklich etwas verloren hat. Dass es auch anders geht, beweist der Autor Emil Zopfi mit seinem neuesten Buch: „Felsenfest – noch schöner als Fliegen“ das im April 2016 im AS Verlag erschienen ist. Darin zusammengetragen sind 50 Kurzgeschichten, in denen er mehr als 50 Jahre seines Lebens Revue passieren lässt, welches vor allem durch seine tiefgehende Leidenschaft zum Klettersport geprägt waren.
Wir haben das Buch gelesen und sind der Meinung, dass es nicht nur für Fans der Felskletterei ein echtes Schmankerl ist, sondern ebenso für Menschen, die gerne in Erinnerungen schwelgen, tief in sich alpine Sehnsüchte hegen und nach neuen Reisezielen in der Schweiz suchen.
Das steht drin: 50 Jahre und 50 Kurzgeschichten auf 192 Seiten
Noch schöner als Fliegen: Der Schweizer Schriftsteller und Bergsteiger Emil Zopfi hat in „FelsenFest“ insgesamt 50 alpine Kurzgeschichten zusammengetragen, die geprägt sind von der Sehnsucht nach dem Glück und den Hochgefühlen beim Gipfelerfolg. Ganze 50 Kletterjahre fasst der Autor in überaus kurzweiligen Erzählungen zusammen und hängt dabei seinen Erinnerungen und Gedanken nach – vorwiegend jenen, die eng mit seiner größten Leidenschaft verbunden sind: dem alpinen Klettersport. Arbeitete Zopfi anfangs noch an einer Werkbank, wechselte der inzwischen 73jährige schon früh sein Werkzeug und wurde zu einem über die Grenzen der Schweiz hinaus bekannten Schriftsteller, Bergsteiger und Sportkletterer.
Heute wie damals begleiten den x die Faszination genauso wie die Sehnsucht nach den Bergen und der dort vorhandenen Herausforderungen – sei es, um DIE eine Route zu klettern, welche als nicht kletterbar erscheint, oder sich eine bereits gemeisterte Route trotz hohen Alters noch einmal vorzuknöpfen. Was zählt ist allein das Glücksgefühl, das einen durchströmt, wenn man es geschafft hat. Denn oben auf dem Gipfel zu stehen, ist (fast) „noch schöner als Fliegen“. Von all dem berichtet Zopfi in seinen kurzen Annekdoten: Vom Bergfieber, dem Klettern im Tangotakt, aber auch vom Scheitern und dem Verlust von guten Freunden.
Daneben erinnert sich der Autor an unwirkliche Begegnungen, etwa mit Muhammad Ali, den er angeblich auf 3.842 Meter über dem Meer getroffen hat, oder sinniert über Orte, an denen Hermann Hesse sich der Nacktkletterei hingegeben haben soll. 50 Kurzgeschichten, die mehr als nur eine persönliche „Abrechnung“ mit den Kletterrouten seines Lebens darstellen, sondern eher einem unterhaltsam geschriebenen Tagebuch gleichen, das Anregungen für neue Reise- und Kletterziele bietet.
Das aF-Fazit von Veit: Kurzweiliger Lesespaß für alle Fans der Vertikalen
Zugegeben, Emil Zopfi zählt jetzt nicht gerade zu den bekanntesten Autoren im deutschen Sprachraum, und auch seine alpinistischen Großtaten holen sicher nicht jeden hinter dem Ofen hervor. Aber vielleicht ist es gerade dieser Punkt, der seine 50 Kurzgeschichten so authentisch macht und den Leser schnell Parallelen zum eigenen Leben finden lässt – sofern dieser sich fürs Klettern interessiert und alpinistischen Leidenschaften fröhnt. Dennoch sind die kurzen Erzählungen nicht nur für Anhänger des vertikalen Sports etwas, sondern dürften auch „Normalos“ eine Idee davon vermitteln, warum das Klettern jung hält und weltweit immer mehr Anhänger findet.
Gekonnt gelingt dem Auto der Spagat zwischen Vergangenheit und Gegenwart – ohne dabei allzu wehmütig und melancholisch zu wirken. Vielmehr ist es feiner Humor, welcher für ein äußerst kurzweiliges Lesevergnügen sorgt. Kurioserweise schafft es Zopfi auf subtile Art und Weise, den Leser zu fesseln oder sagen wir in seine Seilschaft einzugliedern. Denn nach nur wenigen Seiten beginnt man unweigerlich an die eigenen ersten Kletterrouten und alpinen Gipfelstürme zurückzudenken. Erinnerungen werden wach an alte Zeiten, Flüche, Ängste und Momente, die sich für immer in die Seele eingebrannt zu haben scheinen.
Und auch wenn man dafür vielleicht nicht unbedingt die Boxlegende Muhammad Ali getroffen haben muss, am Ende ist und bleibt das verbindende Element doch die Leidenschaft fürs Draußensein, für die Berge und den Fels. Dementsprechend ist das Buch durch und durch menschlich und langweilt interessanterweise nicht mit einer biografischen Abhandlung der alpinen Glanzleistungen des Autors. In erster Linie geht es um Liebe, Leidenschaft und gute wie auch gescheiterte Freundschaften und Menschen, die nur noch in den Erinnerung leben.
Über den Autor – Emil Zopfi:
Emil Zopfi, geboren 1943 im Schweizer Kanton Zürich, studierte ursprünglich Elektrotechnik und arbeitete später als Entwicklungsingenieur und Computerfachmann in der Industrie. 1977 erschien sein Debütroman „Jede Minute kostet 33 Franken“. Seitdem hat er mehrere Romane, Hörspiele und Kinderbücher verfasst sowie Reportagen, Kurzgeschichten und Kolumnen. Mittlerweile lebt der 73jährige als freischaffender Schriftsteller in Zürich und ist trotz seines Alters nach wie vor ein passionierter Sportkletterer. Für sein literarisches Schaffen wurde er bisher mit mehreren Preisen ausgezeichnet, u. a. von der Stadt und dem Kanton Zürich, der Kulturstiftung Landis & Gyr, der Schweizerischen Schillerstiftung, dem Kulturpreis des Schweizer Alpen Clubs sowie dem King Albert I Mountain Award.
Die Details:
Titel: FelsenFest. Noch schöner als Fliegen – 50 Kurzgeschichten
Autor: Emil Zopfi
Verlag: AS Verlag
Erstausgabe: April 2016
Umfang: ca. 192 Seiten, ca. 50 Abbildungen
Preis: € 26,90 | CHF 29,80