Eine Übernachtung am Berg gilt wohl als eines der schönsten Outdoor-Erlebnisse für jeden Frischuftfan. Unter freiem Himmel das Lager aufzuschlagen und das gemütliche Federbett gegen Schlafsack und Isomatte einzutauschen, dass ist es, was für viele Outdoorsportler das wahre Abenteuer ausmacht. Wenn das Wetter allerdings nicht mitspielt und der Schlafsack bei fallenden Temperaturen nicht genügend Reserven bietet, kann aus dem großen Erlebnis schnell ein reiner Albtraum werden.
Damit es dazu gar nicht erst kommt, geben wir hier wertvolle Tipps, worauf es bei der Wahl der richtigen Schutzhülle ankommt und was man beim Kauf eines Schlafsacks generell beachten sollte. Wer noch die nötige Unterlage sucht, der findet im Ratgeber für Isomatten ein paar wertvolle Tipps.
Warum braucht es einen Schlafsack zum Übernachten am Berg?
Bei einer Übernachtung unter freiem Himmel sorgen vor allem Biwaksack oder Zelt für den nötigen Schutz vor Wind und Wetter. Doch gerade in den Nachtstunden kühlt die Luft zunehmend ab und es braucht ebenso Isomatte als auch Schlafsack, um sich vor der am Boden entlang kriechenden Kälte optimal schützen zu können. Der Schlafsack selbst verhindert, dass der Körper im Verlauf der Nacht allzu schnell auskühlt und die von ihm abgegebene Wärme gespeichert wird. Denn ohne die isolierenden Eigenschaften der Schlafhülle würde man bei knackigen Temperaturen innerhalb nur weniger Minuten zu frieren beginnen und bei wirklich extremen Bedingungen sogar ein lebensbedrohliches Risiko eingehen.
Für Abhilfe soll hier die jeweilige Füllung aus Kunstfasern oder Daunen bzw. Gänsefedern sorgen, die aus dem Schlafsack ein in sich geschlossenes System machen, das den Körper zuverlässig warm hält und ein molliges Klima erzeugt. Bei Kunstfaserschlafsäcken sind vor allem die Temperaturangaben ausschlaggebend, während bei Daunenschlafsäcken der Wert der Bauschkraft (cuin) eine wichtige Rolle spielt. Dieser gibt mehr oder weniger Auskunft darüber, welche Isoliereigenschaften die Hülle besitzt – desto höher der Wert, umso wärmer ist der Schlafsack. Auch der Reißverschluss (RV) sollte beim Kauf eines Schlafsacks berücksichtigt werden, der bei den meisten Modellen rechts- oder linksseitig angebracht ist – egal ob nun halblang oder durchgehend. Mittig platzierte RV sind eher die Ausnahme. Manche Modelle verfügen zudem über koppelbare RV, um in besonders kalten Nächten die gemeinsam erzeugte Wärme besser miteinander teilen zu können.
Was für Arten an Schlafsäcken gibt es?
Neben der generellen Unterteilung in Daunen- und Kunstfaserschlafsäcke werden die Schlafhüllen auch hinsichtlich ihrer Form differenziert. So gibt es Schlafsäcke in Mumienform, als gerade geschnittene Modelle, die aufgezippt auch als Decke dienen können, oder speziell auf den weiblichen bzw. kindlichen Körper zugeschnittene Wärmespender. Auch beim Reißverschluss (RV) gibt es wie bereits erwähnt entscheidende Unterschiede.
So werden Schlafsäcke mit durchgängigem, dreiviertel- oder halblangem RV angeboten, die entweder rechts- oder linksverlaufend platziert werden. Noch wichtiger als diese Grobeinteilung ist jedoch die Klassifizierung nach dem jeweiligen Einsatzgebiet und der Jahreszeit, in der die Schlafhülle für die nötige Wärme sorgen soll. Schließlich braucht es im Sommer deutlich weniger Reserven als im Winter.
Kunstfaserschlafsack:
Besitzen den entscheidenden Vorteil, dass sie gegenüber Feuchtigkeit wesentlich unempfindlicher sind als Daunenschlafsäcke und sogar im nassen Zustand noch wärmen. Dafür weisen sie aber wiederrum ein deutlich größeres Packvolumen auf und bieten generell ein weniger gutes Verhältnis aus Wärme zu Gewicht.
Daunenschlafsack:
Wie auch die meisten Federbetten sorgt diese Füllung für ein ausgezeichnetes Verhältnis aus Wärme und Gewicht. Vor allem hinsichtlich des recht kleinen Packmaßes können Daunenschlafsäcke punkten. Allerdings können die feinen Federn bei hoher Luftfeuchtigkeit oder bei von außen eindringender Nässe recht schnell verklumpen und verlieren dadurch ihre isolierende Wirkung.
3-Seasons-Schlafsack:
Wie der Name schon sagt, eignen sich Schlafhüllen dieser Art eher für mildere Temperaturen in Frühjahr, Sommer und Herbst. Zwar hält man es darin zur Not auch einmal bei kälteren Temperaturen aus, aber für knackige Winternächte reichen die Isolationseigenschaften längst nicht mehr aus.
4-Seasons-Schlafsack:
Dank der dickeren Füllung mit einer Bauschkraft ab 550 cuin sorgen diese Schlafhüllen auch in kälteren Nächten für ein mollig warmes Klima und bieten eine zuverlässige Wärmereserve für knackige Minusgrade.
Hüttenschlafsack:
Wer schon einmal auf einer Hütte übernachtet hat, der sollte wissen was dort Pflicht ist. Die dünne Hülle aus Baumwolle, Fleece oder Seide braucht es nicht nur aus Hygienegründen, sondern vor allem deshalb, weil die spärlich ausgestatteten Hütten nicht über die nötigen Voraussetzungen verfügen, um Decken und Kissen regelmäßig zu waschen.
Schlafsack-Inlet:
Wem ein Schlafsack nicht ausreicht und trotz dicker Füllung dennoch kalte Füße bekommt, der kann mit einem zusätzlichen Inlet oder einem Hüttenschlafsack eine weitere Schicht „drunterziehen“. Die Extrahülle aus Seide, Baumwolle oder Fleece besitzt zudem den praktischen Vorteil, dass der Schlafsack weniger schnell verschmutzt oder die vom Körper abgegebene Feuchtigkeit aufnimmt.
Biwaksack:
Hat nichts mit dem Schlafsack als solches zu tun, soll der Form halber hier aber dennoch mit aufgeführt werden. Denn hierbei handelt es sich vielmehr um eine wasserdichte Hülle, mit der sich Alpinisten gegenüber Wind und Wetter schützen. Die spärliche Notunterkunft bietet zwar deutlich weniger Komfort als ein Zelt, kann aber wiederrum in punkto Gewicht und Packvolumen punkten.
Was bedeuten die Temperaturangaben und der Komfortbereich?
Je nach Füllung und verwendeter Materialien bringt ein Schlafsack individuelle Wärmeeigenschaften mit. Welcher Temperaturbereich jeweils abgedeckt wird, darüber informiert ein in der Regel auf der Innenseite sowie auf dem Packsack angebrachtes Info-Label. Gut zu wissen: Bei den darauf vermerkten Angaben handelt es sich lediglich um im Labor getestete Werte, die in erster Linie als grober Richtwert dienen sollen. Gerade weil das tatsächliche Wärme- bzw. Kälteempfinden von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich ausfallen kann, sollte man sich vor allem am Komfortbereich orientieren. So sollte das Ausreizen der Extremtemperaturen doch eher die Ausnahme denn die Regel sein – sei es nun bei sommerlicher Hitze oder bei bitterkalten Minusgraden.
Komfortbereich (T comf): Bei diesen Temperaturen zeigt sich der Schlafsack von seiner besten Seite und besitzt noch jede Menge Reserven nach unten.
Grenzbereich / Limit (T lim): Auch wenn der Name etwas anderes suggeriert, bei diesen Temperaturen stößt die Schlafhülle noch längst nicht an ihre Grenzen, allerdings könnten Frostbeulen jetzt schon kalte Füße bekommen.
Extrembereich (T ext): Das Maximum sollte man eher selten in Anspruch nehmen, denn bei diesen Temperaturen kann es unter Umständen schon gefährlich werden. So dient diese Angabe nur als Richtwert, bis wann dich der Schlafsack noch die lebenserhaltenden Funktionen deines Körpers sicherstellt.
Was ist die richtige Größe bei einem Schlafsack?
Neben der Füllung und des Einsatzbereichs spielt auch die Wahl der richtigen Größe eine nicht unwichtige Rolle. Denn nur ein optimal passender Schlafsack kann auch die nötige Wärme spenden. Grund hierfür ist die Luftschicht zwischen Schlafsack und Körper, die mithilfe der bauschigen Füllung erzeugt wird. Ist der Schlafsack also zu klein, werden die Fasern oder Federn zusammengedrückt und sie verlieren dadurch ihre isolierende Funktion. Oder aber Teile des Körpers liegen frei und geben wertvolle Wärme an die Umgebung ab. Aber auch wenn die Schlafhülle zu groß ist, geht unnötig Energie verloren, da das „unausgefüllte Volumen“ erst aufgeheizt werden muss. Aus diesem Grund sind manche Modelle aus flexiblen Materialien gefertigt oder mit eingearbeiteten Gummizügen ausgestattet, um sich flexibel an die jeweilige Körperform anzupassen.
Breite: Hier muss jeder selbst entscheiden, was ihm lieber ist. Allerdings bieten Mumienschlafsäcke eine auf den Körper zugeschnittene Form – breit am Rumpf und schmal an den Beinen. Wer sich im Schlaf häufig dreht, sollte eher zu einer breiteren Passform greifen.
Länge: Die ideale Länge orientiert sich anhand der Körpergröße und sollte nicht mehr als 10 bis 20 cm darüber hinausgehen. In der Regel gibt es die Standardlängen Regular (bis ca. 195 cm) und Large (bis ca. 220 cm), wobei manche Hersteller auch extragroße Schlafhüllen anbieten und auch für Kinder oder kurzgewachsene Personen entsprechend kleinere Modelle (zwischen ca. 120 – 160 cm) im Programm haben.
Kann man einen Schlafsack eigentlich waschen?
Wenn irgendwie möglich, sollte man einen Schlafsack nicht waschen, sondern lediglich gut auslüften. Allerdings kann es nach mehrmaligem Einsatz natürlich sein, dass die Schlafhülle mit der Zeit doch unangenehm zu riechen beginnt. Um die Bauschkraft der Federn oder der Fasern möglichst zu schonen, braucht es einen sanften Pflegewaschgang oder man unterzieht den Schlafsack einer speziellen Textilreinigung beim Profi. Eine herkömmliche Reinigung sollte man tunlichst vermeiden, denn die dort verwendeten Chemiekeulen können für erheblichen Schaden sorgen. Wenn selbst eine Reinigung nichts mehr hilft, bleibt am Ende wohl nur der Kauf eines neuen Schlafsacks oder – wer es sich leisten kann – der Austausch der kompletten Füllung. Allerdings ist diese Lösung nicht bei jedem Modell möglich und aufgrund der komplizierten Kammerkonstruktionen zumeist recht aufwändig.
Generell gilt: Ein Kunstfaserschlafsack lässt sich in der Regel leichter reinigen als ein Daunenschlafsack. Vor allem weil die künstlichen Fasern schneller trocknen und sich selbständig wieder aufbauschen. Daunenfedern neigen hingegen dazu, im feuchten Zustand zusammenzufallen und zu klumpen. Dadurch trocknen sie nicht nur deutlich langsamer, sondern verlieren unter Umständen auch an Bauschkraft. Auch aus diesem Grund sollte man einen Daunenschlafsack lieber von Hand und unter Verwendung eines Spezialwaschmittels reinigen, anstatt ihn einfach in die Waschmaschine zu geben.
Idealerweise erst etwas einweichen lassen, nicht kneten oder stampfen und darauf achten, dass die Temperatur des Wassers möglichst niedrig ausfällt. Zum Trocknen kommen Daunen- wie auch Kunstfaserschlafsack auf die Leine. Bloß nicht direkt in die pralle Sonne und auf keinen Fall schleudern. Wem das Trocknen an der zu lange dauert, kann alternativ auch den Trockner auf der niedrigsten Wärmestufe nutzen. Ist die Füllung komplett durchgetrocknet, heißt es den Schlafsack kräftig aufschütteln, damit die Federn bzw. Kunstfasern sich wieder optimal in den Kammern verteilen können.
Wie lagert man am besten einen Schlafsack?
Auch wenn es platzsparender ist, sollte der Schlafsack nie über einen längeren Zeitraum im Packsack komprimiert gelagert werden. Zum einen leidet darunter die Bauschkraft und zum anderen kann evtl. vorhandene Feuchtigkeit nicht verdunsten. Auch die Gefahr von Schimmelbildung und die Entstehung unangenehmer Gerüche ist deutlich höher, als wenn die Schlafhülle sich frei entfalten kann. Deshalb sollte der Schlafsack nach jedem Einsatz gut durchgeschüttelt und gelüftet werden, um ihn dann in speziell dafür vorgesehenen und zumeist mitgelieferten Mesh-Netzsäcken an einem trockenen Ort aufzubewahren. Wer keinen Stausack besitzt, kann sich auch mit einem ausgedienten Bettbezug aushelfen.