Wir waren mal wieder mit einem Laufschuh in den Bergen und auf flachen Trails unterwegs, der uns freundlicherweise von CRAFT zur Verfügung gestellt wurde. Als Update des Vorgängermodells wollte unsere Testperson Franky wissen, inwiefern der CRAFT Pure Trail weiter verbessert werden konnte, um als „Allzweck-Laufschuh“ für mittlere bis ultralange Läufe zu dienen. Inwiefern der bis ins Detail überarbeitete Trailrunning-Laufschuh CRAFT Pure Trail Pro trotz des etwas gewöhnungsbedürftigen Ockerbraun-Designs wirklich überzeugen konnte, erfahrt ihr in unserem ausführlichen Testbericht.
CRAFT Pure Trail Pro – Kurzvorstellung:
Der Craft Pure Trail Pro ist laut Herstellerbeschreibung ein leistungsstarker Laufschuh, der speziell fürs Trailrunning mit schnellen Abhängen und anspruchsvollem, schlammigem Gelände in den Alpen entwickelt wurde. Egal ob anspruchsvolle Alpenmarathons, Trainingsläufe bei Regenwetter oder beim Durchqueren von Flüssen und Bächen, der Trailschuh soll jederzeit durch höchste Performance überzeugen.

Ein technisch-fortschrittlich konzipierter Trailschuh, der mit einer einzigartigen Cr Foam Pro™-Mittelsohle mit 15% PEBA und einem 6mm-Drop ausgestattet ist, um eine hervorragende Kombination aus Dämpfung, Stabilität und explosivem Rückprall bieten zu können. Die zur Herstellung des Schaumstoffs verwendete fortschrittliche Technologie stützt sich laut Herstellerangaben auf ein nicht-toxisches Verfahren, bei dem den Rohstoffen keine Chemikalien hinzugefügt werden.

Darüber hinaus wurde die griffige HyperGrip-Laufsohle des Laufschuhs in Zusammenarbeit mit Vittoria entwickelt, um bestmöglichen Halt in jedem Terrain und auf jedem Untergrund sicherzustellen. Von Syerra inspiriert, soll die Vittoria-Außensohle sowohl in An- und Abstiegen wie auch auf Felsen und Wurzeln optimalen Grip bieten.

Das Obermaterial des Laufschuhs besteht aus einem reißfesten, besonders robusten und atmungsaktiven Polyester-Ripstop, das zur besseren Haltbarkeit und für optimalen Schutz der Füße zusätzlich mit TPU verstärkt wurde.
Das aF-Fazit von Franky: leichter und gut gedämpfter Laufschuh mit Abzügen bei der Passform
Ich bin den CRAFT Pure Trail Pro in zweierlei Settings gelaufen: Die erste Runde war bei mir im Forst, also eher entspanntes Terrain mit befestigten Wegen, leichten Anstiegen und ein paar unbefestigten Abschnitten. Da habe ich knapp 20 Kilometer in 1:45 Stunden gemacht. Das zweite Setting fiel dann deutlich anspruchsvoller aus und wurde auch vom Tempo her schneller angegangen: Während es anfangs noch über Asphalt und Schotter stetig bergauf ging wurde es im Anschluss richtig technisch mit Singletrails, Wurzeln, Steinen und steileren Passagen – hoch wie runter.

Rein optisch gefällt mir der Laufschuh, nur die Farbe meines Testmodells – so eine eigenartige Melange aus Braun-Beige ist so gar nicht meins. Das kollidiert dann doch mit jeglicher Gestaltung des Lauf-Outfits. Und ich bin jetzt nun wirklich keine Diva, die vorm Spiegel steht, bevor es raus ins Freie geht. Da gefällt mir der Trailrunning-Laufschuh in Schwarz oder Schwarz-Orange deutlich besser.
Im Vergleich zum von uns ebenfalls getesteten Vorgänger-Modell „Craft Pure Trail“ lassen sich ein paar Änderungen feststellen: Das Obermaterial fällt nun deutlich dicker und robuster aus, ja fast schon etwas zu steif. Und leider ohne Effekte, dass es am unteren Fuß für mehr Halt sorgt. Neu sind die zusätzlichen Laminierungen, die an Zehen- und Fersenkappe für optimalen Schutz vor spitzen Steinen oder Stöcken sorgen.

Beim Hineinschlüpfen merkt man sofort, dass der Schaft recht schmal ausfällt und weit nach oben gezogen ist. Fast bis zum Knöchel. Das Rein- und Rauskommen fällt dadurch etwas mühsam aus, ähnlich wie beim von uns ebenfalls getesteten Xplor von Craft. Wenn man aber einmal drinsteckt, sitzt der Schuh im oberen Knöchelbereich einerseits recht eng und andererseits im unteren Fußbereich relativ locker. Dieses „oben fest, unten lose“-Gefühl ist meiner Meinung nach auch das größte Manko am Schuh. Was sich mit einer sehr engen Schnürung ein Stück weit korrigieren lässt.

Aber das sieht dann optisch nicht wirklich schön aus, weil das Mesh fast zusammenstößt, und obendrein macht es den Ein- und Ausstieg noch beschwerlicher. Vielleicht könnte man das mit einer anderen Einlegesohle reduzieren, ausprobiert habe ich das jedoch nicht. Das Problem mit den abfärbenden Laschen hat CRAFT hoffentlich gelöst, bei meinem Testmodell mit weißer Lasche war jedenfalls nichts Auffälliges zu beobachten. Auch das Laufgefühl ist etwas zweigeteilt: Die Zwischensohle bringt spürbar viel Dämpfung und ordentlichen Vortrieb. Vor allem auf weniger technischem Terrain läuft sich der Schuh angenehm und leichtfüßig.
Gleichzeitig bringt jedoch das steife Obermaterial ein komisches Gefühl mit sich. Man spürt regelrecht, wie das Material „knickt“. Das gibt sich zwar etwas mit der Zeit. Aber insgesamt hätte ich mir gewünscht: Wenn schon fester, dann auch straffer am Fuß. Das haben sie bei CRAFT irgendwie noch immer nicht so ganz hinbekommen. Im leicht, bis mittleren Terrain stört das alles nicht so sehr. In technisch anspruchsvollen Passagen mit Steinen Wurzeln und Kurven rutscht man allerdings im Laufschuh etwas hin und her. Dies vermittelt leider ein leicht unsicheres Gefühl.

Das absolute Highlight des Schuhs ist für mich die Vittoria-Außensohle. Die packt wirklich auf jedem Untergrund zuverlässig zu – egal ob Schotter, Wurzeln, feuchte Trails oder steile An- und Abstiege. Man spürt regelrecht, wie sich das Profil mit der perfekt abgestimmten Gummimischung in den Boden beißt bzw. am Stein klebt. Ich hatte in keiner Sekunde das Gefühl, dass ich irgendwie wegrutsche oder unkontrolliert ins Rutschen gerate – dieses Feeling macht einfach Spaß und gleicht den leicht schwammigen Sitz etwas aus.
Das Gesamtfazit zum Craft pure Trail Pro – die Vor- und Nachteile im Überblick:
Insgesamt ist der Craft Pure Trail PRO ein grundsolider Laufschuh mit viel Dämpfung, spitzen Vortrieb und unfassbarem Grip. Ich persönlich bin sicher über technisch anspruchsvolle Trails gekommen. Für Hobby-Trailrunner die nicht ausschließlich oder oft im alpinen Gelände unterwegs sind, die überwiegend auf mittleren Trails, Forstwegen und moderaten An- und Abstiegen unterwegs sind, ist der Schuh aber absolut passend.

Das „PRO“ im Namen deutet an, dass CRAFT eher Profis oder sehr ambitionierte Geländeläufer im Blick hatte. Ob das Modell allerdings im extrem alpinen Gelände wirklich die erste Wahl ist, mag ich bezweifeln. Wirklich schade ist, dass der Fuß nicht so fest fixiert wird, wie ich es mir wünschen würde. Zudem fällt die Sohle aufgrund der üppigen Dämpfung recht weich aus. Genau diese Punkte sorgen dafür, dass der Craft Pure Trail PRO in meinen Augen nicht so wirklich für technisches oder alpines Terrain eignet, da die Kontrolle ein Stück weit auf der Strecke bleibt.
Zumindest der Preis passt in die Profiklasse: Mit 189 Euro fällt der nämlich für meine Begriffe sehr hoch aus. Die überschaubaren Neuerungen im Vergleich zum Vorgängermodell und die Probleme bzgl. Passform und Halt rechtfertigen diesen hohen Preis aus meiner Sicht aber nicht wirklich. Unterm Strich hat mich der Craft Pure Trail PRO aber überzeugt, vor allem wegen seiner griffigen Laufsohle. Ich würde ihn aber nicht zusätzlich kaufen, da ich den Vorgänger nach wie vor gerne laufe.
+ robustes Obermaterial
+ ordentlich Vortrieb
+ optimales Fußklima
+
+ supergriffige Laufsohle
– schwieriger Ein- und Ausstieg aufgrund des schmalen Schafts
– keine optimale Passform
– etwas rutschige Laufsohle bei Feuchtigkeit
Die Details zum Craft Pure Trail Pro:
Besonderheiten: Vittoria-Außensohle inspiriert vom Syerra-Reifen, TPU-Verstärkungen in kritischen Bereichen, Craft Regular Fit
Obermaterial: Obermaterial aus strapazierfähigem Ripstop-Polyester (100% Thermoplastic urethanes)
Laufsohle: Midsole aus 100% EVA Supercritical Foam, Cr Foam Pro™-mit 15 % PEBA, Vittoria-Außensohle aus 100% Gummi, Ortholite™ Innensohle aus 20% Polyester und 80% Recycelter Polyester
Sprengung: 6 mm (Ferse 36 mm auf Vorfuß 30 mm)
Gewicht: 317g (bei Größe UK 8)
Größe: EU 36 – 47
Preis: 149,95 Euro (UVP)
*Hinweis der Redaktion zur Kennzeichnungspflicht: Die hier getesteten bzw. vorgestellten Produkte wurden uns vom jeweiligen Hersteller kostenlos zur Verfügung gestellt. Über den Produktwert hinaus flossen keine weiteren Zahlungen oder Gegenleistungen. Das Urteil der Redaktion ist dennoch unabhängig und die spezifischen Marken haben keinerlei Einfluss auf die Inhalte des Testberichts.
