Testbericht – Craft Pure Trail: Schwedens erster Laufschuh im Trailrunning Segment hat (noch) Luft nach oben

von | 19. März 2024 | Trailrunning, Testberichte

Der schwedische Textilspezialist Craft hat sich in den letzten Jahren verstärkt auch im Trailrunning-Bereich aufgestellt und das eigene Portfolio konsequent erweitert. Teil dieser neuen Wachstumsstrategie waren denn auch gemeinsam mit Profi-Sportlern entwickelte Laufschuhe wie bspw. die von uns bereits getesteten Modelle Endurance Trail und Nortlite Ultra.

Diese waren allerdings vor allem durch ihren hybriden Charakter geprägt und kamen vorwiegend auf befestigten Wegen bzw. technisch weniger anspruchsvollen Trails zum Einsatz. Mit dem Craft Pure Trail folgte konsequenterweise der erste reinrassige Trailschuh. Ob der leichte Laufschuh mit seinem einlagigen Mesh-Obermaterial auch in technischem Terrain überzeugen kann, erfahrt ihr in unserem Testbericht.

Craft Pure Trail – Kurzvorstellung:

Der Craft Pure Trail ist laut Herstellerangaben ein erstklassiger Trailrunning-Schuh für die härtesten Ultratrail-Rennen der Welt – sowohl auf präparierten als auch auf technischen Trails. Der Pure Trail gilt als bisher fortschrittlichste Trail-Plattform der Schweden und wurde in Zusammenarbeit mit dem Crafts Elite Run Team entwickelt. Der Laufschuh kombiniert demnach den vom Nortlite Ultra bereits bekannten hochreaktiven CR-Schaum mit einem luftigleichten Mesh-Obermaterial und einer robusten, griffigen Außensohle.

Testbericht - Craft Pure Trail M: Schwedens erster Laufschuh im Trailrunning Segment hat noch Luft nach oben

Der hochwertige Laufschuh verfügt über eine durchgehende, superkritische und hochleistungsfähige Cr-Foam™-Zwischensohle mit ausgeprägtem Rebound-Effekt und 6mm Sprengung. Dadurch soll nicht nur für eine hervorragende Dämpfung und Stabilität gesorgt sein. Ebenso wird die aufgewendete Energie in einen explosiven Vorschub verwandelt. Zugleich wird auch das Gewicht der Zwischensohle auf ein Minimum reduziert und sorgt für ein „kissenweiches“ Laufgefühl.

Testbericht - Craft Pure Trail: Schwedens erster Laufschuh im Trailrunning Segment hat (noch) Luft nach oben

Für optimale Stabilität, Torsionssteifigkeit und Durchstichsicherheit der Laufsohle sorgt zudem eine freiliegende Rock Plate. Darüber hinaus verfügt der Schuh über eine traktionsstarke Gummisohle, die sich für den Einsatz auf unterschiedlichstem Terrain eignen und selbst auf den schwierigsten Untergründen ein sicheres Laufgefühl vermitteln soll.

Testbericht - Craft Pure Trail: Schwedens erster Laufschuh im Trailrunning Segment hat (noch) Luft nach oben

Dank Craft Regular Fit ist der Laufschuh besonders anschmiegsam im Fersen- und Mittelfußbereich, um für eine hervorragende Fixierung der Füße zu gewährleisten. Mehr Platz im Vorfußbereich sorgt zudem für höchsten Komfort und optimale Leistung. Das Obermaterial besteht aus einem einteiligen TPU-Mesh, das extrem leicht, flexibel und langlebig ist.

Das aF-Fazit von Veit: luftgleichter Laufschuh für sommerliche Tage und befestigten Untergrund

Nachdem ich bereits bei den beiden „Vorgängermodellen“ so meine Schwierigkeiten in technischem Gelände hatte, war die Hoffnung natürlich groß, dass mit dem Craft Pure Trail endlich ein reiner Trailschuh präsentiert wird. Nach der ersten Laufrunde durch die Chiemgauer Berge wurden meine Hoffnungen aber leider schnell enttäuscht. Aber fangen wir mit den positiven Eigenschaften an, von denen der Pure Trail jede Menge vorweisen kann.

Testbericht - Craft Pure Trail: Schwedens erster Laufschuh im Trailrunning Segment hat (noch) Luft nach oben

Direkt beim ersten Hineinschlüpfen bemerkt man das „hauchdünne“ und hochwertig verarbeitete Obermaterial, das regelrecht transparent ist und dem Blick auf die Laufsocken freigibt. Crazy, sowas habe ich zuvor tatsächlich noch bei keinem Laufschuh dieser Gattung gesehen. Dementsprechend viel Platz ist im Inneren geboten, wozu die großzügige Zehenbox ihren Beitrag leistet.

Die Passform fällt wunderbar komfortabel aus und auf den ersten Eindruck bietet das einlagige Mesh-Material einen relativ guten Halt. Was allerdings direkt auffällt, ist die verdammt rutschige Einlegesohle, wodurch ein Krallen regelrecht vorprogrammiert ist. Vermutlich kommt es dabei auch auf das Material der getragenen Laufsocken an. Aber ich war dann doch etwas froh, dass ich greundsätzlich rutschfeste Einlagen verwende.

Testbericht - Craft Pure Trail: Schwedens erster Laufschuh im Trailrunning Segment hat (noch) Luft nach oben

Nach den ersten Metern wird deutlich: Dieser Schuh ist trotz seiner üppigen, aber straffen Dämpfung verdammt schnell unterwegs. Was vermutlich am hohen Rebaound-Effekt des CR-Schaums liegt. Dadurch fliegt man auf befestigten Wegen förmlich dahin und wird mit ordentlich Vorschub belohnt.

Testbericht - Craft Pure Trail: Schwedens erster Laufschuh im Trailrunning Segment hat (noch) Luft nach oben

Auch die griffigen Außensohle mit ihrem ausgeprägten Stollenprofil unterstützt die Laufarbeit. Wobei das versprochene „kissenweiche“ Laufgefühl selbst nach mehreren Kilometern nicht reduziert wird. On top noch das atmungsaktive Mesh-Obermaterial, das an warmen Tagen ganze Arbeit leistet und nur bei nasskalten Tagen ziemlich schnell an seine Grenzen stößt.

Testbericht - Craft Pure Trail: Schwedens erster Laufschuh im Trailrunning Segment hat (noch) Luft nach oben

Dann folgt der eigentliche Härtetest: Einmal abgebogen in technisches Terrain wird es schon deutlich komplizierter. Wie bei den anderen Hybrid-Modellen von Craft verkehren sich die Vorteile des relativ weichen Obermaterials schnell in mangelhafte Stabilität. Es hat bei mir nicht lange gedauert und ein erstes Umknicken war geschehen. Dementsprechend unsicherer war ich im Anschluss unterwegs, weil das Vertrauen in die Reaktivität des Laufschuhs nicht mehr gegeben war. Schade, denn eigentlich liegt der Craft Pure Trail wirklich gut am Fuß. Hier muss unbedingt noch etwas nachgebessert werden, da die zahlreichen positiven Eigenschaften sonst überschattet werden.

Das Gesamtfazit – die Vor und Nachteile im Überblick:

Alles in allem ist der Craft Pure Trail ein gelungener Einstieg ins reine Trailrunning-Segment. Vor allem das luftigleichte Obermaterial macht richtig Spaß bei sommerlichen Temperaturen. Allerdings immer auch auf Kosten der Stabilität und Traktion. Denn im richtig technischem Terrain verzeiht die Leichtbauweise des Laufschuhs keinerlei Fehler. Zwar bietet die griffige Laufsohle ordentlich Grip, aber das einlagige TPU-Material kann die seitlich wirkenden Kräfte nicht auffangen bzw. unterstützen. Dadurch ist der Pure Trail weniger geeignet für richtig technische Trails und eher etwas für befestigte Forstwege.

+ angenehme Passform und luftig-leichter Tragekomfort
+ guter Rebound
+ ausreichend Platz in der Zehenbox
+ exzellentes Fußklima (auch an heißen Tagen)
+ guter Grip auf allen Untergründen
+ Hohe Qualität und Top-Verarbeitung

– rutschige Einlegesohle
– recht instabil in technischerem Terrain
– relativ teurer Anschaffungspreis

Die Details zum Craft Pure Trail:

Besonderheiten: Einteiliges TPU-Mesh-Obermaterial, Craft Regular Fit mit enger Paßform im Fersen- und Mittelfußbereich
Sohle: Cr Foam™-Zwischensohle, Ultra Rebound™ Einlegesohle, vibrant-tart Gummi-Traktionssohle mit eingesetzten Kontakteinsätzen und Felsplatte
Material: Obermaterial aus 93% TPU-Mesh und 7% TPU, Zwischensohle aus 100% kritischem EVA-Schaum, vibrant-tart Außensohle aus 100% Kautschuk
Sprengung: 6 mm (36mm Ferse auf 30mm Vorfuss)
Gewicht:  ca. 320 g (bei UK 8)
Farben: Orange, Grey, Black
Preis: 179,95 Euro (UVP)

*Hinweis der Redaktion zur Kennzeichnungspflicht: Die hier getesteten bzw. vorgestellten Produkte wurden uns vom jeweiligen Hersteller kostenlos zur Verfügung gestellt. Über den Produktwert hinaus flossen keine weiteren Zahlungen oder Gegenleistungen. Das Urteil der Redaktion ist dennoch unabhängig und die spezifischen Marken haben keinerlei Einfluss auf die Inhalte des Testberichts.